In den Alpen ist es einfach, einen großartigen Bikepark anzulegen: Man muss ja nur in der Nähe von irgendeinem Skilift einen Trail ins Tal bauen. Gepaart mit der großartigen Landschaft drumherum lässt es sich fast nicht vermeiden, dass der geil wird. Was aber, wenn man in einer Gegend lebt, wo die Berge eher an Maulwurfshügel erinnern?
Hier in Großbritannien haben wir keine 3.000 m hohen Gipfel und kein ausgedehntes Netzwerk an Skiliften. Was wir allerdings haben, ist eine enthusiastische Mountainbike-Community mit ausgeprägter Can-do-Mentalität. Die Zeiten, in denen Großbritannien im Sport führend war, sind vorbei. Tennis? Naja, vielleicht. Fußball? Nicht mehr. Cricket? Wen interessiert das? Doch im Mountainbikesport können wir uns noch immer behaupten. Wie kommt es, dass diese relativ flache Insel legendäre Champions hervorbringt? Und warum gibt es hier so viele Mountainbike-Verrückte? Alpines Gelände haben wir hier nicht – aber wir haben Trailcenter.
Ein Trailcenter ist genau das, wonach es sich anhört: ein Bikepark ohne Skilifte, voll von langen, mit viel Liebe angelegten Singletrails, aufregenden Abfahrten und spaßigen Anstiegen. Hier findet ihr ausgewiesene Trails, die sich ganzjährig gut fahren lassen, eine übersichtliche Beschilderung weist euch den Weg, und eine Menge attraktiver Features, Sprünge und Drops sorgen für Nervenkitzel. Das ist Mountainbiken für die Generation Xbox, es ist maximaler Spaß in konzentrierter Form.
Es begann 1997, als in Coed-Y-Brenin in Wales das wohl erste Trailcenter eröffnet wurde. Red Bull sponserte damals den Bau eines 11 km langen Trails, der auf riesiges Interesse stieß und zum Mekka für Fahrer aller Altersgruppen wurde. Wer damals den Red-Bull-Trail nicht gefahren war, war kein echter Biker. Damit war der Grundstein gelegt und das Konzept verbreitete sich wie ein Lauffeuer. In den nächsten 18 Jahren schossen überall im Land die Trailcenter wie Pilze aus dem Boden und verwandelten einst verschlafene Waldstücke in actionreiche Locations, wo Freudenschreie und Bremsengeheul zwischen den Kiefern erschallen.
Weil sie eine breite Auswahl an Trails an einem Ort boten, wurden Trailcenter schnell ein ideales Reiseziel für Gruppen aus Fahrern mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Endlich drohte freundschaftlichen ebenso wie romantischen Beziehungen nicht mehr ein böses Ende, weil die „weniger enthusiastischen“ Fahrer eine beschwerliche 40-km-Strecke entlanggeschleppt wurden. Überall gab es Wahlmöglichkeiten und Chicken Lines und so ließ sich die Tour auch noch unterwegs problemlos anspruchsvoller oder einfacher gestalten. Eltern konnten ihren Kindern beim Shredden auf dem Übungs-Parcours zusehen und dann heimlich selbst eine Runde drehen, während die Kids sich im Café wie hungrige Raubtiere über ihre Ofenkartoffeln hermachten. Zum ersten Mal konnten Fahrer aller Niveaus ihre Liebe zum Biken gemeinsam ausleben, an einem Ort – der Himmel auf Erden!
Möglich, dass Trailcenter unsere Fähigkeit ruinieren, mit Karten umzugehen, und es mag Fahrer geben, die mit ihren Bikes gar nichts mehr jenseits der von Menschen gebauten Trails entdecken. Aber machen wir uns nichts vor: Wir haben immer weniger Freizeit und wenn wir fahren gehen, wollen wir so viel Spaß wie möglich erleben. Außerdem hat man hier immer die Möglichkeit, am Ende zugeschlammt und mit einem fetten Grinsen im Gesicht in einem gut bestückten Trailcenter-Café einen dampfend heißen Kaffee oder ein leckeres Essen zu genießen.
Trailcenter definierten eine neue Art von Mountainbiken und haben dafür gesorgt, dass Großbritannien auch ohne riesige Berge einen festen Platz auf der Mountainbike-Weltkarte erhielt. Falls ihr eine Reise auf die Insel plant und euch ein Trailcenter mal genauer ansehen wollt, haben wir hier eine handverlesene Auswahl unseres UK-Teams, die unbedingt auf eurer Reiseroute stehen sollte!
Trailcenter BikePark Wales: Merthyr Tydfil, Wales
Der BikePark Wales ist noch relativ neu, hat sich aber schnell zu einem der beliebtesten im Land entwickelt. Er bietet eine enorme Vielzahl an Trails mit genügend Abwechslung, um auch die fittesten Fahrer für mehrere Tage zu beschäftigen. Es gibt 29 ausgewiesene Trails, ein super Café und einen voll ausgestatteten Bikeshop. Vom Anfänger bis zum ehrgeizigen Profi bietet dieses Trailcenter für jeden Geschmack etwas. Und für alle, die ihren Fokus voll auf die Abfahrt legen, gibt es auch ein schnelles Bus-Shuttle. BikePark Wales – einmal hin, alles drin. (Website)
Trailcenter Cannock Chase: Cannock, England
Im Herzen der Midlands gelegen hat Cannock Chase nicht so viel in Sachen Steigung zu bieten, doch der neue, 24 km lange „Monkey Trail“ oder der Klassiker, der 11 km lange „Follow the dog“, holen maximalen Spaß aus den Hügeln raus und bieten jede Menge Action auf mittlerem Niveau. Eine Offenbarung für alle, die weit weg von den üblichen MTB-Zielen leben, und immer einen Ausflug wert. Und für alle, die ein bisschen Airtime schätzen: Die DH-Trails von Stile Cop sind auch nicht weit weg. (Website)
Trailcenter Glentress: Peebles, Schottland
Das Original und noch immer ein Klassiker. Glentress hat über 65 km angelegte Trails, über 300.000 Besucher jedes Jahr und bietet Fahrern aller Levels Entertainment vom Feinsten. Die rote „Spooky Woods“- Abfahrt ist legendär und der Freeride-Park sowie der großartige blaue Trail machen dieses Trailcenter zum absoluten Muss. Einen gut ausgestatteten Bikeshop und ein Café gibt’s auch noch, alle Kriterien für ein perfektes Wochenendziel sind also erfüllt! (Website)
Trailcenter Hopton Woods: Shrewsbury, England
Im bikeverrückten Shrewsbury ist Hopton Woods das Mekka der Szene. Das Center bietet ein für Trailcenter oft eher untypisches, natürlicheres Fahrgefühl. Hier findet ihr eine XC-Strecke, einen blauen Trail und Vollgas-DH-Trails, auf denen ihr den Lenker besser fest umklammern solltet. In Hopton Woods gibt’s große Sprünge ebenso wie einen hohen Spaßfaktor für jedermann. Der Tipp unserer englischen Kollegen? „Ride your Bike like you stole it and you will have a great time!“ (Website)
Trailcenter Laggan Wolftrax: Laggan, Schottland
Wenn ihr verblockte, natürliche Trails liebt, wird das Laggan Wolftrax euch völlig umhauen. Der berüchtigte 6,4 km lange schwarze Trail hat einige der anspruchsvollsten natürlichen Steinfeatures im ganzen Land, und auf dem roten (15,2 km) und dem anspruchsvollen orangen Trail (3,6 km), die beide mit Steinbrocken und Sprüngen übersät sind, könnt ihr wahre Shred-Orgien zelebrieren. Laggan ist so nah an natürlichem Mountainbiken, wie es nur geht, und hat doch den Luxus eines Cafés unten im Tal. Es gibt noch einen versteckten braunen Trail, aber pssst: Nicht verraten, dass ihr das von uns habt! (Website)
Text & Bilder: Trev Worsey
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