Wenn bei einer Präsentation ständig Worte wie „flacher“, „länger“, „tiefer“ und „aggressiver“ fallen, wird schnell klar, dass es sich beim neuen Fuel EX um eine etwas andere Spezies handelt als bei seinem Vorgänger. Doch bleibt es seinen Trailbike-Wurzeln treu? Wir waren in Squamish, Kanada, um uns das neue Trek Fuel EX 29 und das neue Remedy anzuschauen.

Update Juli 2017: Ausführlicher Test des Trek Fuel EX 9.8 29

The new Fuel EX has supercharged the versatile trail bike, longer, lower and meaner it's now more capable, but is it still an allrounder?
Trek hat das vielseitige Fuel-Trailbike aufgemotzt. Nun ist es länger, tiefer, aggressiver und definitiv potenter – doch ist es noch immer ein Allrounder?

Was ist anders am 2017er Trek Fuel EX?

Was also ist anders am neuen Fuel EX? Einiges! Aber keine Angst – alles, was das ursprüngliche Fuel ausmachte, ist noch da: die per Mino-Link einstellbare Geometrie, der Full Floater-Hinterbau inkl. dem mit Penske Racing entwickelten RE:aktiv-Dämpfer und das Active Brake Pivot-System, damit das Fahrwerk auch beim Bremsen aktiv bleibt. Doch es wurden auch einschneidende Veränderungen vorgenommen. Dank der markanten Silhouette mit dem gewölbten Oberrohr und dem ungewöhnlichen Straight-Shot-Unterrohr hebt sich das Fuel EX von der Masse ab.

Lesern mit Adleraugen wird auf den ersten Blick aufgefallen sein, dass das Unterrohr nun so gerade ist, dass die Krone der Federgabel sich nicht mehr um 360° drehen kann, sondern am Unterrohr anstoßen würde. Doch Trek hat eine Lösung gefunden: Der „Knock Block“-Lenkanschlag sorgt mit einem speziellen Steuersatz dafür, dass der Lenker sich nicht komplett im Kreis drehen kann und schützt damit das Oberrohr vor Schäden durch die Bedienelemente und das Unterrohr vor der Gabelkrone. Es ist ein einfaches mechanisches System, das durch die Anschaffung eines speziellen Spacers auch mit Nicht-Bontrager-Vorbauten kompatibel gemacht werden kann. Für den Fall, dass der Knock Block versagt, ist am Unterrohr außerdem eine Rahmenschutzplatte angebracht.

Man könnte meinen, das sei ganz schön viel technischer Aufwand, nur um ein gerades Unterrohr hinzukriegen und das ist auch nicht ganz falsch. Doch laut Trek geht es hierbei um mehr als nur eine Frage der Ästhetik. Die gerade Verbindung zwischen Tretlager und Steuerrohr verbessert die Rahmenstärke erheblich, und so ist die Steifigkeit beim Tretlager und Steuerrohr hier Trek zufolge höher als beim aktuellen „Bike fürs Grobe“, dem Slash mit 160 mm Federweg.

Das Fuel EX kommt jetzt mit 10 mm mehr Federweg als der Vorgänger, also mit 130 mm.
Das Fuel EX kommt jetzt mit 10 mm mehr Federweg als der Vorgänger, also mit 130 mm.
Auch der Lenkwinkel ist flacher geworden, 67° in der Low-Einstellung.
Auch der Lenkwinkel ist flacher geworden, 67° in der Low-Einstellung.

Das Trek Fuel EX ist jetzt länger, tiefer und aggressiver!

Das neue Fuel EX hat natürlich mehr zu bieten als bloß eine neue Silhouette. Es verdeutlicht eine neue Denkweise bei Trek: Durch die gesamte Palette hindurch werden die Bikes mit mehr Federweg ausgestattet. Alle neuen Modelle wurden weiterentwickelt, um auf anspruchsvollem Gelände mehr Sicherheit zu vermitteln. Trek hat außerdem die Auswahl an Laufradgrößen vereinfacht und bietet das Fuel EX in einer 29er- und einer 27.5 Plus-Version an. Das Remedy kommt nur als 27.5er. Beim Fuel EX ist der Federweg um 10 mm gewachsen, von 120 mm auf 130 mm, und der Reach ist 5 mm länger geworden. Auch der Lenkwinkel wurde überarbeitet und von 68° beim Vorgängermodell auf 67,7° bzw. 67° reduziert, je nachdem, welchen Modus (High oder Low) man wählt. Die Einstellung erfolgt nach wie vor über das Mino Link-System. Diese Veränderungen haben das einst laufruhige, potente Trailbike in ein überaus souveränes Abfahrtsbike verwandelt.

Das neue Straight-Shot-Unterrohr verbessert die Steifigkeit – laut Trek ist das neue Fuel EX sogar steifer als das aktuelle Slash.
Das neue Straight-Shot-Unterrohr verbessert die Steifigkeit – laut Trek ist das neue Fuel EX sogar steifer als das aktuelle Slash.

Die Geometrie des neuen Trek Fuel EX

Größe 15,5 17,5 18,5 19,5 21,5
Lenkwinkel [L]67°
[H]67,7°
[L]67°
[H]67,7°
[L]67°
[H]67,7°
[L]67°
[H]67,7°
[L]67°
[H]67,7°
Sitzwinkel [L]74°
[H]74,7°
[L]74°
[H]74,7°
[L]74°
[H]74,7°
[L]74°
[H]74,7°
[L]74°
[H]74,7°
Reach [L]390 mm
[H]399 mm
[L]426 mm
[H]433 mm
[L]443 mm
[H]450 mm
[L]458 mm
[H]465 mm
[L]480 mm
[H]487 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 100 mm 100 mm 110 mm
Sitzrohr 394 mm 419 mm 440 mm 470 mm 510 mm
Tretlager Höhe [L]335 mm
[H]344 mm
[L]335 mm
[H]344 mm
[L]335 mm
[H]344 mm
[L]335 mm
[H]344 mm
[L]335 mm
[H]344 mm
Kettenstrebe 433 mm 433 mm 433 mm 433 mm 433 mm
Radstand [L]112 cm
[H] 112 cm
[L]115 cm
[H] 114 cm
[L]117 cm
[H] 116 cm
[L]119 cm
[H] 118 cm
[L]121 cm
[H] 121 cm
Stack [L]609 mm
[H]603 mm
[L]609 mm
[H]603 mm
[L]609 mm
[H]603 mm
[L]609 mm
[H]603 mm
[L]618 mm
[H]612 mm

Die Ausstattung des neuen Trek Fuel EX 9.9 29

Wir fuhren die Top-Ausstattungsvariante des Trek Fuel EX 9.9 29er, und – wie man es bei einem Bike für 7.999 € erwarten kann – strotzte es vor High-End-Komponenten. Wir alle wissen, wie sehr es bei einem 29er auf die Laufräder ankommt, und daher gefielen uns die DT Swiss XMC 1200-Carbonfelgen, die in Kombination mit den Bontrager XR4 Team Issue-Reifen (XR3 ist die Standardausstattung) ein leistungsstarkes Gesamtpaket ergaben. SRAM war auch gut vertreten mit einer X01/XX1 Eagle 12-fach-Antriebsgruppe mit 10–50-Zahn-Kassette, und schön fanden wir auch die SRAM Guide Ultimate-Bremsen. Um die Federung kümmerten sich die 130 mm FOX Factory 34 FLOAT und der FOX FLOAT EVOL-Dämpfer mit RE:aktiv-Ventil, der eigens für Trek entworfen wurde und 130 mm fein ansprechenden, gut ausbalancierten Federweg liefert.

Das Standardbike kommt mit Bontrager XR3 Team Issue-Reifen, die gute Allrounder sind. Etwas aggressivere Fahrer werden sich an die XR4 halten.
Das Standardbike kommt mit Bontrager XR3 Team Issue-Reifen, die gute Allrounder sind. Etwas aggressivere Fahrer werden sich an die XR4 halten.
Die FOX Factory 34 FLOAT FIT4-Federgabel wurde überarbeitet und etwas straffer gemacht, um weniger tief im Federweg zu stehen – der Plan geht auf!
Die FOX Factory 34 FLOAT FIT4-Federgabel wurde überarbeitet und etwas straffer gemacht, um weniger tief im Federweg zu stehen – der Plan geht auf!
Die neue Bontrager Drop Line 125-Sattelstütze funktionierte gut, aber ein Modell mit 150 mm wäre noch besser gewesen.
Die neue Bontrager Drop Line 125-Sattelstütze funktionierte gut, aber ein Modell mit 150 mm wäre noch besser gewesen.
Die eigens entwickelte RE:aktiv-Kartusche des FOX EVOL-Dämpfers lässt die Performance des Hinterbaus so richtig zur Geltung kommen.
Die eigens entwickelte RE:aktiv-Kartusche des FOX EVOL-Dämpfers lässt die Performance des Hinterbaus so richtig zur Geltung kommen.
Mit 432 mm ist das Heck des Fuel EX kompakt und agil, ohne dass man dafür Abstriche bei der Laufruhe machen müsste.
Mit 432 mm ist das Heck des Fuel EX kompakt und agil, ohne dass man dafür Abstriche bei der Laufruhe machen müsste.

Fahreindrücke zum Trek Fuel EX 9.9 29

Wir hatten nicht viel Zeit, die Grenzen des neuen Fuel EX 9.9 29 auszutesten, doch die technischen Trails in Squamish brachten seinen Charakter sehr wohl zum Vorschein und zeigten, dass es sich zu einem anderen Kaliber entwickelt hat.

Bergauf auf dem Trek Fuel EX 9.9 29

Das Vorgängermodell des Fuel war ein Bike für alles, legte den Fokus jedoch vor allem auf epische Bergtouren und weniger auf die wilde Abfahrten. Nach einem langen Tag auf den Pedalen können wir bestätigen, dass auch das 2017er Fuel EX bergauf keine Schnecke ist, sondern leichtfüßig nach vorne drängt. Anstiege nahmen wir meist in der straffsten Plattform-Einstellung in Angriff: Das Fahrwerk spricht so noch immer fein genug an, um hervorragende Traktion zu bieten, Wippen wird trotzdem effektiv reduziert. Die neue XX1 Eagle-Antriebsgruppe von SRAM mit ihrer 10–50er-Kassette macht auch aus langen Anstiegen ein Kinderspiel, aber man merkt doch, dass man nun auf einem langhubigeren Bike sitzt. Das Fuel EX ist keineswegs langsam, es fühlt sich immer noch leicht und agil an, doch es hat einen neuen Einsatzzweck und neue Absichten: Mit 11,7 kg ist es jetzt mehr Boxer als Marathonläufer – float like a butterfly, sting like a bee!

Das Trek Fuel EX drängt mit Elan nach vorn und setzt den Input des Fahrers effizient in Vortrieb um.
Das Trek Fuel EX drängt mit Elan nach vorn und setzt den Input des Fahrers effizient in Vortrieb um.

Bergab auf dem Trek Fuel EX 9.9 29

Sollte das Fuel EX irgendwas in Sachen Kletterstärke verloren haben, so macht es das mit seiner verbesserten Downhill-Kompetenz mehr als wett. Es ist ein echtes Monster, das den Trail mit Kontrolle und Haltung hinunterjagt und sich mühelos sein Potenzial erschließt. Die teuren DT Swiss XMC1200-Laufräder leisten hier definitiv ihren Beitrag, präzise und direkt halten sie mit Leichtigkeit auch aggressive Linien. Die SRAM Guide Ultimate-Bremsen funktionierten super und geben Sicherheit – doch es sind die Geometrie und der RE:aktiv-Dämpfer, die beim neuen Fuel wirklich der Knaller sind. Mit dem verlängerten Oberrohr und dem flacheren Lenkwinkel ist das Fuel EX geometrietechnisch wieder up to date und fühlt sich durch und durch wie ein modernes Trailbike an. Aggressiv und selbstbewusst fordert es den Fahrer geradezu dazu auf, die Grenzen des eigenen Könnens neu auszuloten.

Auch in steilem Gelände liegt das Fuel EX satt und sicher, die FOX Factory 34 FLOAT liefert das richtige Maß an Support und sackt nie unangenehm weg, während der Full Floater-Hinterbau feinfühlig selbst das ruppigste Terrain ausbügelt. Das ABP-System hält selbst bei harten Bremsmanövern guten Bodenkontakt und wirkt einem Verhärten des Fahrwerks effektiv entgegen. Insgesamt ist das Fahrgefühl sehr ausbalanciert. Der RE:aktiv-Dämpfer bewegt sich ohne spürbare Reibung durch den Federweg und liefert dabei genau das richtige Maß an Feedback vom Boden – ein Traum! Zum Ende des Federwegs geht der Hinterbau in eine wohldefinierte Progression über, sodass harte Durchschläge ausbleiben. Ein Bike, perfekt für die verspielte Trailhatz, wendig und präzise, aber dennoch nie nervös oder gar unberechenbar. Selbst in Terrain, über das man definitiv zwei Mal nachdenkt, fühlten wir uns nie schlecht ausgestattet und wären auch auf einem 160-mm-Bike nicht schneller gefahren.

Das neue Fuel EX hat für technische Trails das nächste Level erreicht: der flachere, aggressivere Rahmen macht es zu einem wahren Trail-Slayer.
Das neue Fuel EX hat für technische Trails das nächste Level erreicht: der flachere, aggressivere Rahmen macht es zu einem wahren Trail-Slayer.
Das Trek Fuel EX ist nun kein sanftmütiges Trailbike mehr, sondern eine Feuer speiende Bestie.
Das Trek Fuel EX ist nun kein sanftmütiges Trailbike mehr, sondern eine Feuer speiende Bestie.

Die ersten Eindrücke vom neuen Trek Fuel EX 9.9 29

Mit diesen Überarbeitungen hat Trek das neue Fuel EX auf den aktuellen Stand gebracht und es definitiv in Richtung aggressiverer Trailfahrer gepusht. Es ist dem alten Remedy sehr ähnlich – nur besser. Es gibt nicht viele andere Bikes, die ein so stimmiges Allround-Paket für Fahrer bieten, die den Berg ohne viel Aufhebens hochkommen und dann alles, was geht, aus der Abfahrt rausholen wollen. Ja, ein wenig von der Kletterkompetenz des Vorgängers ist verloren gegangen. Aber bewegt sich das Fuel EX abwärts, werden euch die Sicherheit, die es vermittelt, und die pure Geschwindigkeit, die es ermöglicht, ein Lächeln ins Gesicht zaubern wie bei Kindern an Weihnachten. Das Fuel EX repräsentiert die nächste Generation superpotenter 29er, die die Langstrecken-Qualitäten und Verspieltheit eines Trailbikes mit der Abfahrtskompetenz eines Enduros verbindet. Wie früher das edle Remedy erweist sich auch das neue Fuel EX als das perfekte Bike für die anspruchsvollen Trails von Squamish und wir sind ziemlich sicher, dass wir hier auch auf einem 160-mm-Enduro nicht schneller gewesen wären. Unseren kompletten Bericht könnt ihr schon bald in Ausgabe #023 lesen!

Soll ich das Trek Fuel EX kaufen oder das Trek Remedy?

Das ist eine schwierige Frage und eine, über die sich wohl viele potenzielle Käufern den Kopf zerbrechen werden. Das Trek Fuel EX ist ein fantastisches Bike, es kommt der „Ein-Bike-Lösung“ so nah wie schon lange keins mehr und das 2017er-Modell dreht in Sachen Vielseitigkeit richtig auf. Für alle, die sich die zusätzliche Verspieltheit eines kleineren 27,5″-Laufrads wünschen, ist das neue Remedy natürlich ein sehr potentes Bike. Wenn ihr aber einfach nur sehr schnell fahren und dabei eine Menge Spaß haben wollt, kann das Fuel EX ganz schön was ab.

Informationen zu den weiteren Ausstattungsvarianten findet ihr in unserer Übersicht und auf der Trek Website.

Update Juli 2017: Ausführlicher Test des Trek Fuel EX 9.8 29


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Text: Fotos: Trev Worsey, Margus Riga