Das Trek Slash 8 hat sich in unserem letztjährigen Vergleichstest günstiger Enduro-Bikes den Kauftipp geholt. Doch statt sich leise zur Ruhe zu setzen, ist das Slash 8 zurück und bereit, wieder in den Ring zu steigen. Doch kann das Mittelgewicht auch ein Jahr später noch gegen die anderen Schwergewichte über 12 Runden gehen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste 2020er Enduro-Bike unter 3.500 € – 9 Bikes im Test

Trek Slash 8 29 | 160/150 mm (v/h) | 14,4 kg in Größe L | 2.999 € | Hersteller-Website

Das Trek Slash 8 im Detail

Im Jahr 1981 gab ein gewisser Bill Gates angeblich folgendes Statement von sich: „640 kB sollten eigentlich genug für jeden sein.“ Heutzutage besitzt das neuste iPhone 11 beinahe eine 10.000-mal so hohe Kapazität an Arbeitsspeicher. Dasselbe gilt auch für Bikes: Als Trek 2016 das Slash veröffentlichte, mit einem für diese Zeit massiven Federweg von 160/150 mm und aggressiver Geometrie, waren wir hin und weg – es war ein Monster. Tja, die Zeiten haben sich geändert und in diesem Vergleichstest wirkt das Trek Slash 8 ein wenig schwach auf der Brust. Doch in seinen alten Knochen steckt noch immer eine Menge Leben und das Trek ist noch lange nicht bereit für die Rente. Nachdem es sich bei unserem letztjährigen Test den Kauftipp-Titel geholt hat, wollten wir das Slash 8 für eine weitere Runde in den Ring schicken, um zu sehen, ob es noch immer wie ein Champion kämpft. Die günstige Aluminium-Version des Slash besitzt eine etwas längere und modernere Geometrie (8 mm längerer Reach und 0,8° steilerer Sitzwinkel) als sein Carbon-Pendant. Das 2.999 € günstige Slash 8 besitzt eine 160 mm RockShox Yari RC-Federgabel sowie einen RockShox Deluxe RT3 RE:aktiv-Dämpfer mit Treks einzigartiger Thru Shaft-Technologie. Ein SRAM GX Eagle-Antrieb kümmert sich um die Schaltvorgänge, während SRAM Guide R-Bremsen mit 200/180 mm-Scheiben den Spaß in Zaum halten – leider in mehrerlei Hinsicht. Der Rest des Cockpits kommt von Treks Hausmarke Bontrager, wie auch die 150-mm-Teleskopsattelstütze und die XR4-Reifen.

Knock Block
Den Knock Block, der das Straight-shot-Unterrohr vor einer Kollision mit der Federgabel schützt, spürt man auf dem Trail nicht. Nur wenn ihr das Bike in euer Auto laden wollt, nervt er.
Einfach nur nein
Die SRAM Guide R-Bremsen sind an diesem Bike völlig fehl am Platz – ihnen fehlt einfach die nötige Power, um mit der Performance des Bikes mithalten zu können
Erstklassig
Die Kennlinie des Hinterbaus vom Trek Slash 8 ist perfekt auf das Bike abgestimmt. Nicht so progressiv, dass es sich bei niedrigen Geschwindigkeiten zu straff anfühlen würde, aber mit einer ausreichend stark ansteigenden Kurve für viel Gegenhalt.

Trek Slash 8 29

2.999 €

Specifications

Fork RockShox Yari R 160 mm
Rear Shock RockShox Deluxe RT3 RE:aktiv Thru Shaft 150 mm
Seatpost Bontrager Line 150 mm
Brakes SRAM Guide R 200/180 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle 1x12
Stem Bontrager Line Knock Block 50 mm
Handlebar Bontrager XR Elite 780 mm
Wheelset Bontrager Line Comp 29"
Tires Bontrager XR4 Team Issue 2,4"/2,4"

Technical Data

Size S M ML L XL
Weight 14,4 kg

Specific Features


Einzigartiges Design
Beim Thru Shaft-Dämpfer wandert die Kolbenstange beim Einfedern nach unten aus dem Federbein. Dadurch wird kein Öl durch sein Volumen verdrängt und man braucht keinen Ausgleichsbehälter mit IFP. Das verbessert die Traktion trotz des insgesamt straffen Setups.
Nur Durchschnitt
Den Bontrager XR4-Reifen fehlen aggressive Seitenstollen und somit der Biss in Kurven und auf losem Untergrund. Dafür rollen sie schnell.
Schweigen ist Gold
Das Kabelmanagement des Trek Slash ist vorbildlich und flüsterleise, wenn ihr den Trail hinunter hämmert. Die einzigen Geräusche, die man bei der Fahrt hört, sind daher eure Freudenschreie.

Die Geometrie des Trek Slash 8

Das Trek Slash 8 besitzt eine Geometrieverstellung namens Mino-Link, die es erlaubt, das Bike flacher oder steiler einzustellen. Wir sind das Bike in der flachen Einstellung gefahren und haben diese auch nicht verändert. Verglichen mit den restlichen Bikes in unserem Testfeld fällt das Trek am konservativsten aus, mit einem kurzen Reach von 453 mm, einem Radstand von 1.219 mm und kurzen 434-mm-Kettenstreben. Anhänger radikaler Geometrien dürften von dem 65,1°-Lenkwinkel und dem 74,4° flachen Sitzwinkel enttäuscht sein. Ein Stack von 621 mm und eine Tretlagerabsenkung von 28 mm runden die Geometrie ab.

Größe S M ML L XL
Sattelrohr 394 mm 419 mm 445 mm 470 mm 521 mm
Oberrohr 582 mm 597 mm 613 mm 627 mm 653 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 105 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 65,1° 65,1° 65,1° 65,1° 65,1°
Sitzwinkel 65,6° 65,6° 65,6° 65,6° 65,6°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
BB Drop 28 mm 28 mm 28 mm 28 mm 28 mm
Radstand 1.172 mm 1.187 mm 1.204 mm 1.219 mm 1.248 mm
Reach 410 mm 425 mm 440 mm 453 mm 475 mm
Stack 612 mm 612 mm 617 mm 622 mm 635 mm

Wendig, direkt und ausgewogen – es ist eine wahre Freude, wie sich das Trek von Line zu Line steuern lässt, als würde es zwei Kilogramm weniger wiegen.

Helm FOX Dropframe | Jersey FOX Defend | Shorts FOX Flexair Lite | Schuhe FiveTen Impact VXi

Präzise und verspielt – Das Trek Slash 8 auf dem Trail

Man spürt die Evolution des Trek Slash 8 direkt nach dem Aufsteigen. Die Sitzposition ist vertraut und entspannt und auch wenn der kurze Hauptrahmen kompakt erscheint, sorgt der flache Sitzwinkel dafür, dass man ordentlich Platz hat. Schiebt man den Sattel komplett nach vorn, um den Sitzwinkel für Anstiege so steil wie möglich zu gestalten, bringt einen dies relativ nah an den Lenker und ermöglicht eine hohe, aufrechte Sitzposition. Mit 14,4 kg ist es das leichteste Bike im Test und mit den schnell rollenden Bontrager XR4-Reifen fühlt es sich bergauf spritziger an als der Rest der Bikes in diesem Test. Es wirkt mehr wie ein Trail-Bike mit viel Federweg als ein Enduro-Bike. Das Trek generiert eine Menge Traktion, auch in technischen Uphill-Passagen, und seine kompakten Abmessungen helfen dabei, das Vorderrad am Boden zu halten. Der Anti-Squat fällt moderat aus, daher griffen wir öfter zum Climb Switch des RockShox Deluxe RT3 RE:aktiv-Dämpfers, um das Wippen des Hinterbaus in den größeren Gängen auf längeren Schotter-Anstiegen unter Kontrolle zu halten. Alles in allem war das Trek jedoch das Bike im Test, mit dem es sich am entspanntesten nach oben pedalieren ließ.

Bergab ist das Trek ein Musterbeispiel an Balance und Spritzigkeit. Es fährt sich spürbar wendiger als die anderen Bikes in diesem Test, trifft Lines äußerst präzise und hebt bereits beim kleinsten Ziehen am Lenker vom Boden ab. Der moderat progressive Hinterbau bleibt dank des ABP-Drehpunkts um die Hinterradachse selbst bei harten Bremsmanövern aktiv. Das verleiht einem mehr Selbstvertrauen, mit Geschwindigkeit in harte Sektionen zu brettern – schließlich weiß man, dass der Hinterbau für Traktion sorgt, wenn man den Speed verringern muss. Es ist allerdings besser, nicht zu sehr Gas zu geben, denn die schwachen SRAM Guide R-Bremsen bieten nur mäßige Bremspower. Das Trek Slash fährt man am besten ein wenig anders als die weiteren Bikes im Test: Statt „Augen zu und durch“ steuert man von einem zum nächsten Absprung und pumpt sich zwischen den besten Lines hin und her. Wenn es richtig hart zur Sache geht, geht dem Hinterbau der Federweg aus und genau wie beim MERIDA ONE-SIXTY hat die Yari RC dann zu kämpfen und taucht immer weiter weg. Die Bontrager XR4-Reifen bieten guten Grip, allerdings fehlen ihnen aggressive Seitenstollen für schlammige Bedingungen. Insgesamt sind wir auch ein Jahr später noch immer wirklich beeindruckt vom Trek Slash 8. Es ist das perfekte Do-it-all-Bike für Fahrer, die auf einfachen Trails genauso Spaß haben wollen, wie bei einem Ausflug in den Bikepark, einem Enduro-Rennen oder einer langen Tour in den Alpen.

Wie schlägt sich das Trek Slash 8 im Vergleich zu den anderen Bikes in diesem Test?

Der engste Rivale des Trek Slash ist das Propain Tyee CF. Beide Bikes sind deutlich agiler als ihre Konkurrenz in diesem Vergleichstest und bieten viel Pop, um massig Airtime zu sammeln. Das Trek ist dabei das noch wendigere Bike, mit dem es sich noch besser durch Wellen pushen lässt, aber das Propain Tyee ist der effizientere Kletterer und besitzt die bessere Federgabel sowie mehr Reserven. Wenn es auf dem Trail richtig zur Sache geht, zieht es dem Slash davon.

Tuning-Tipps: Bontrager XR4-Reifen sind bei Nässe nichts | Tokens in der Yari für mehr Support montieren | Bremsen-Upgrade auf SRAM CODE oder Guide RE

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Bei seiner Rückkehr als Titelverteidiger beweist das Trek Slash 8, dass es noch immer nicht bereit für die Rente ist. Wenn ihr ein vielseitiges Enduro-Bike sucht, das auf möglichst vielen Trails möglichst viel Fahrspaß vermittelt, dann ist das Trek Slash 8 noch immer eine sehr gute Wahl. Sein ausgewogenes Handling und sein agiler Charakter machen mit jedem Skill-Level Spaß. Auf harten Trails gerät das Rad allerdings schneller aus der Ruhe als die Konkurrenz.

Tops

  • genial, um mit dem Trail zu spielen
  • ABP-Hinterbau arbeitet auch bei starkem Bremsen
  • vielseitig und wendig

Flops

  • schwache Bremsen
  • Yari-Federgabel im groben Terrain überfordert

Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste 2020er Enduro-Bike unter 3.500 € – 9 Bikes im Test

Alle Bikes im Test: Canyon Torque AL 6.0 (Zum Test) | GIANT Reign SX 29 (Zum Test) | Ibis Ripmo AF Coil (Zum Test) | MERIDA ONE-SIXTY 700 (Zum Test) | Nukeproof Mega 290 Expert (Zum Test) | Privateer 161 (Zum Test) | Propain Tyee CF (Zum Test) | Trek Slash 8 29 | YT Capra Comp 29 (Zum Test)


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Text: Fotos: Trev Worsey, Finlay Anderson