Als Mountainbiker kann man im Winter mehr machen, als stumpf die Fitness auf der Rolle zu trainieren. Wir zeigen euch fünf coole Wege, wie ihr eure Fahrtechnik-Skills in der dunklen Jahreszeit verbessern könnt. So seid ihr top vorbereitet, wenn endlich der Frühling kommt.

Sprünge auf dem Pumptrack oder im Skatepark

Ihr möchtet an euren Airtime-Skills arbeiten, aber im Wald besteht alles nur aus Matsch und Schlamm. Warum nicht mal den nächsten Skatepark ausprobieren? Entspannte Roll-ins und perfekte geshapte Transfers machen den Park zum idealen Ort, um Sprünge zu üben und Selbstvertrauen zu gewinnen. Hardtails sind im Park die beste Lösung, aber ihr müsst euch kein neues Bike zu kaufen. Wobei: Ein Singlespeed-Jumpbike mit 26” kostet euch weniger als ein anständiger Satz Lampen und ihr könnt euer großes Bike für die großen Tage aufsparen. Viele Parks haben Zeiten, die für Biker reserviert sind, damit sich keiner vorkommen muss wie ein Opa, der mit pubertären Scooter-Kids abhängt, um sich wieder lebendig zu fühlen. Durch Wiederholungen verbessert ihr eure Sprung-Skills. Beim Fahren auf dem Pumptrack geht’s um Flow und den optimalen Bewegungsablauf. Beobachtet BMXer, wie sie scheinbar unmögliche Sachen machen und sie völlig mühelos aussehen lassen. Versucht es ihnen nachzumachen, lasst die Absprungkante die Arbeit für euch machen. Denkt immer dran: Smooth fahren heißt schnell fahren.

Hier findet ihr alles rund ums Thema “Pumptrack”: Pump it up – MTB Wintertraining auf dem Pumptrack

Drops im urbanen Terrain

Ihr werdet bei Drops schnell nervös, oder ihr wollt üben, um euch in Zukunft an größere ranzutrauen? Die Fähigkeiten und das nötige Selbstvertrauen könnt ihr auch ohne Dreck unter den Reifen trainieren – vielleicht sogar direkt vor eurer Haustür. Viele Elemente städtischer Infrastruktur sind gute Abbilder natürlicher Trailfeatures und es ist nicht schwer, etwas zu finden, das einen Drop ersetzt. Ihr müsst euch beim Üben nicht um Matsch, Wurzeln oder Bäume scheren, die das Manöver nur verkomplizieren würden. Die Lernkurve verläuft steiler im Betondschungel, wo sich Features leicht wiederholen lassen. Ihr könnt eure Drop-Skills zunächst an einer gewöhnlichen Bordsteinkante verbessern und euch dann langsam vortasten, bis ihr bereit seid für die steilen Treppenfluchten der brasilianischen Favelas.

  Viele Elemente städtischer Infrastruktur sind gute Abbilder natürlicher Trailfeatures.

Downhill fürs Tempo

Wenn ihr schneller werden wollt, setzt auf Downhill. Eine Abfahrt immer wieder zu wiederholen macht euch insgesamt schneller, denn ihr könnt Selbstvertrauen aufbauen, indem ihr verschiedene Lines ausprobiert und Passagen intensiv kennenlernt, die ihr auf einer normalen Tour nur einmal fahren würdet. Wer in der glücklichen Lage ist, eine Strecke mit Lift oder Shuttle in der Nähe zu haben, kann so das Maximum an Shred-Zeit aus dem Winter rausholen, und wer sich nicht den Berg hochquälen muss, kommt oben mit frischen Beinen an und hat mehr Kraft zum Runterheizen. Wenn ihr euch dabei noch (selbst-)sicherer fühlen wollt, greift zum Fullface-Helm. Praktisch ist auch, dass ihr nach jeder Runde die Möglichkeit zum Essen, Trinken und nasse Klamotten Wechseln habt. Alternativ (sofern ihr es euch leisten könnt und Zeit habt) könnt ihr dem Winter die kalte Schulter zeigen und euch in wärmere Gefilde begeben, z. B. nach Finale Ligure, Portugal oder Madeira. Bucht euch einen Shuttleservice und ihr werdet nicht nur 100 % Adrenalin aus eurem Urlaub rausholen, sondern auch in einer Woche mehr DH-Runs fahren als sonst den ganzen Winter.

Nutzt die Dunkelheit, um euch mit „der Macht“ vertraut zu machen

Klar, wir wissen es natürlich auch, Nightrides vereinen alles, was am Winter nervt: Dunkelheit und Kälte. Aber sie bieten auch die ultimative Möglichkeit, sich den Abend zurückzuerobern. Plant regelmäßige Ausfahrten mit Freunden, geht danach zusammen was trinken, Spaß haben und euch aufwärmen, und im Nu werdet ihr eine merkwürdige Art von Vorfreude darauf verspüren. Abgesehen vom sozialen Aspekt könnt ihr Dunkelheit nutzen, um Skills ganz anders auszubauen, als es tagsüber möglich wäre. Wie schon Obi-Wan Kenobi sagte: „Deine Augen können dich täuschen. Traue ihnen nicht.“ Biken im Dunkeln trainiert eure Reaktionszeit und zwing euch, loose zu fahren. Um schnell zu sein, müsst ihr euch ganz auf den Trail vor euch konzentrieren und ihr müsst das, was gerade unter euren Reifen ist, „der Macht“ überlassen, also dem unbewussten Bombardement von Motoneuronen, das wir als „Gefühl“ bezeichnen. Im Dunkeln werden ganz zahme Trails zu EWS-Stages, das ist Fakt. Wenn das Tageslicht dann endlich zurückkehrt, werdet ihr Trails effektiver „lesen“ können, euch mit eurem Bike mehr im Einklang fühlen und schneller und kontrollierter fahren.

Hier findet ihr alles rund ums Thema “Night-Ride”: Gefangen im 9-to-5-Job – Tagträumer und Night Rider

Gravel für den Feinschliff

Wenn ihr im Winter Kilometer fressen und euer fahrerisches Können verbessern wollt, dann probiert’s mal mit Gravel Riding. So ziemlich überall lässt sich eine brauchbare Gravel-Tour zusammenstellen, vor der Tür oder auf dem Heimweg von der Arbeit. So maximiert ihr eure Bike-Zeit und schärft eure Fähigkeiten. Ihr braucht dazu kein neues Bike, aber wenn ihr die 160-mm-Federgabel und 2,5”-Reifen gegen eine Starrgabel aus Carbon und 37-mm-Reifen tauscht, wird euch wieder einfallen, was Fahren mit Feingefühl bedeutet. So könnt ihr nicht einfach grobschlächtig überall durchpflügen – eure Präzision ist gefordert. Ihr werdet die technische Herausforderung von vermeintlich einfachen Trails zu schätzen lernen und hinterher von einem Ohr zum anderen grinsen. Auf die Traktion könnt ihr euch dabei nie verlassen, bremsen ist nicht immer eine Option, und es geht ganz um euer fahrerisches Können, nicht darum, wie perfekt abgestimmt euer Bike ist. Wenn ihr dann wieder auf eurem normalen Endurobike sitzt, wird es sich fast zu einfach anfühlen!

Das waren jetzt einige Tricks, aber eigentlich kommt es nicht drauf an, wie ihr euch weiterentwickelt oder wo ihr im Winter fahrt – probiert einfach verschiedene Sachen aus und habt Spaß! Der Winter ist vor allem in eurem Kopf und der Frühling wartet schon. Versprochen.

Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #032

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