Ihr braucht wieder ein Bike, habt aber nicht genug Geld für ein neues? Kein Problem, der Gebrauchtmarkt boomt zur Zeit! Damit ihr mit eurem neuen Gebrauchten auch wirklich glücklich werdet, haben wir hier die wichtigsten Tipps für den Kauf zusammengestellt.

Wenn ihr euch über euer Budget im Klaren seid, stellt sich beim Gebrauchtbikekauf als Nächstes die Frage nach euren Skills als Schrauber. Kommt ihr mit allen technischen Tücken selbst zurecht oder vertraut ihr lieber auf das Können eures örtlichen Händlers? Zusätzlich solltet ihr euch Gedanken über den Einsatzzweck eures Bikes machen, um Federweg und Laufradgröße möglichst schon vorab als Auswahlkriterium anzulegen. 26″ sollte pauschal ausscheiden, da die Geometrien veraltet sind und die Ersatzteilversorgung immer schwieriger wird. Grundsätzlich sollte euer neues Bike also auf dem möglichst neuesten technischen Stand sein. Kauft außerdem NIE ein Rad, ohne es euch selbst anzuschauen, und eine Probefahrt zu machen.

Vor dem Kauf eines gebrauchten Bikes sollte man es einmal ordentlich durchchecken. Wir verraten euch worauf es zu achten gilt.
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Der Rahmen

Herzstück und Grundlage für euer neues gebrauchtes Bike ist der Rahmen. Stellt er eine solide Basis dar und ist technisch in einwandfreiem Zustand, werdet ihr auch an einem gebrauchten Bike noch lange Freude haben. Achtet besonders auf Risse im Lack und an Schweißnähten. Auch bei Carbonrahmen gilt die Faustregel: Wenn ihr keine krassen Beschädigungen seht, sollte er in der Regel okay sein. Abrieb durch Schlamm am und im Hinterbau sowie Steinschläge und eventuelle Dellen geben Hinweise darauf, ob das Rad oft in rauem Gelände und im Schlamm genutzt wurde, wodurch der gesamte Verschleiß deutlich erhöht wird.

Das Fahrwerk

Kratzer sind meist kein Drama und gehören zu jedem Bike das gefahren wird, sie bieten allerdings eine gute Verhandlungsgrundlage.

Ist der Rahmen in Ordnung, kommen die nächsten entscheidenden Bauteile: Dämpfer und Gabel. Für beide wichtig: Wurde je ein Service gemacht und wenn ja, wann? Sollte ein Service fällig sein, legt man pro Federelement noch mal gute 100 € extra hin. Gibt es durch Schmutz bedingten Abrieb der Beschichtung an Standrohren oder am Dämpferkolben oder gar tiefere Kratzer? Sind Buchsen ausgeschlagen? Einfacher Trick hier: Drückt das Hinterrad auf den Boden und zieht das Bike am Hauptrahmen nach oben. Klappern und Klacken sind keine guten Zeichen. Achtet auch darauf, ob beim Einfedern Geräusche wie z. B. ein Quietschen entstehen, und checkt, ob alle Einstellknöpfe vorhanden sind. Außerdem solltet ihr bei der Probefahrt auf ein sauberes Ansprechverhalten achten und ein paar Mal Dämpfer und Gabel komplett durchfedern. Funktioniert der Rebound oder fühlt sich das Rad an wie ein Pogo-Stick?

Jackpot! Erst kürzlich hat der Verkäufer ein edles FOX-Factory-Fahrwerk nachgerüstet.
Besitzt das Rad Spiel im Hinterbau? Drückt einfach das Hinterrad nach unten und zieht am Hauptrahmen. Wenn etwas klappert oder wackelt ist entweder nur eine Verschraubung locker oder echte Arbeit angesagt.

Die Teleskopsattelstütze

Drückt von oben auf die Teleskopstütze, senkt sie sich einige Millimeter ab, ist ein Service fällig.

Aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken – auch nicht vom Gebrauchtbike – ist die Teleskopsattelstütze. Sie ist jedoch auch ein sehr empfindliches Bauteil, das öfter mal einen Defekt aufweist und deshalb eurer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Achtet auf ein Absacken bei Belastung, einwandfreies Ein- und Ausfahren, Spiel in der Kolbenstange sowie auf eine unbeschädigte Beschichtung und einen einwandfreien Zug. Gerade bei mechanischen Stützen ist die Zuglänge oft entscheidend für eine einwandfreie Funktion.

Der Antrieb

Ist die Kette schon zu lang auf dem Rad kann es zu erhöhten Verschleiß bei den Ritzeln kommen. Ersatz ist dann teuer.

Ohne ihn geht gar nichts! Ein funktionierender Antrieb ist essenziell – ein defekter die reinste Spaßbremse. Hier raten wir euch im Vorfeld zu einer kleinen Investition in Form einer Kettenlehre. Dieses kleine Tool zeigt auf einen Blick den wirklichen Zustand der Kette, den man mit bloßem Auge nur schwer erkennen kann. Und es gibt auch gleich Auskunft darüber, ob bei der angegebenen „Laufleistung“ eventuell über ein paar Kilometer hinweggesehen wurde. Ist die Kette stark verschlissen, kann man leider davon ausgehen, dass auch Kettenblätter und Kassette die besten Zeiten hinter sich haben. Denkt auch daran, euch das Schaltwerk, das Schaltauge und den Trigger genauer anzuschauen – alles Bauteile, die bei Stürzen schnell und oft leiden. Grundsätzlich solltet ihr auf eine Probefahrt bestehen, alle Gänge durchschalten und auf Knacken im Tretlagerbereich achten. Ist ein Knacken zu vernehmen, ist entweder das Tretlager nicht richtig eingestellt oder die Lager sind hinüber. Im besten Fall sind jedoch „nur“ die Kettenblattschrauben locker.

Die Bremsen

Wenn man den Bremshebel bis zum Griff ziehen kann ist das kein gutes Zeichen! Hier muss entlüftet werden.

Wer bremst, verliert – aber wer nicht bremsen kann, kann auch nicht gewinnen! Verschleißteil Nummer 1 am Bike sind die Bremsen. Bremsbeläge und Bremsscheiben werden bei jeder Ausfahrt beansprucht, bei Regen und Schlamm besonders stark. Ein einfacher Blick in den Bremssattel genügt, um festzustellen, wie viel noch von den Belägen übrig ist. Riefen in den Bremsscheiben sowie starke Verfärbungen zeigen deren Zustand. Außerdem solltet ihr darauf achten, dass ein kräftiger Druckpunkt vorhanden ist.

Die Laufräder

Ein einfacher Schraubenschlüssel reicht um den Rundlauf der Laufräder zu checken.

Size matters? Egal ob 26″, 27,5″ oder 29″ – bei Laufrädern kommt es immer zu denselben Defekten: Dellen im Felgenring, Spiel in den Lagern der Nabe, Verlust von Speichenspannung und daraus folgende Seiten- oder Höhenschläge. All diese Mängel sind zum Glück leicht zu ermitteln, so könnt ihr z. B. einen Seitenschlag ganz einfach feststellen, indem ihr einen Kabelbinder an der Kettenstrebe anbringt und beobachtet, ob der Kontakt zum Felgenring gleichmäßig oder unregelmäßig ist. Oft haben auch die montierten Reifen einen Seitenschlag, obwohl das Laufrad absolut in Ordnung ist.

Das Cockpit und die Kontaktpunkte

Ordentlich verschlissen – die Griffe sind hinüber und müssen ersetzt werden. Nicht teuer, aber am Ende summieren sich gerne einmal Kosten.

Das Cockpit und die anderen Kontaktpunkte sind in der Regel auch die Teile, die bei einem Crash als Erstes einschlagen und dementsprechend stark oder weniger stark gezeichnet sind. Lenker, Vorbau, Griffe und Sattel sollten zumindest augenscheinlich und technisch einwandfrei sein. Allerdings werdet ihr sie vermutlich ohnehin bald euren individuellen Vorlieben anpassen und austauschen.

Die Reifen

Reifen abgefahren? Hier werden schnell einmal über 100 € für einen Satz neue fällig.
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Fahrspaß hat viel mit dem richtigen oder falschen Reifen für den Einsatzzweck zu tun! Generell wird beim Verkauf von Gebrauchtbikes, gerade bei den Reifen, gerne das montiert, was noch im Keller lag und sowieso nie wieder zum Einsatz gekommen wäre. Achtet einfach darauf, dass der generelle Verschleiß nicht zu gravierend ist und nutzt die schlechten Reifen als Verhandlungsgrundlage, um noch etwas am Preis zu feilen.

Die Random-Facts

Fragt nach den folgenden Punkten: Was war der Haupteinsatzzweck des Bikes? Wie oft wurde es im Bikepark gefahren? Wie viel auf Rennen? Steht euch der Erstbesitzer gegenüber? Welche Umbauten wurden vorgenommen? Rechnet aber damit, dass ihr nicht zwingend die Wahrheit erfahrt.
Außerdem sollte das Bike am Besichtigungstermin perfekt dastehen. Wenn das Bike extrem schmutzig ist, solltet ihr darüber nicht hinwegsehen, sondern euch neben erheblichen Preisnachlässen auch Gedanken darüber machen, ob durch den Schmutz nicht eventuelle Defekte verborgen werden sollen. Schaut also noch viel genauer hin!

Das Zusatzbudget

Kalkuliert zu eurem Budget immer noch ein Extra von mind. 300 € dazu. Schließlich wollt ihr nach dem Kauf noch etwas Spielraum haben, um ein Cockpit nach euren Vorstellungen und die passenden Reifen für euren Einsatzzweck anzuschaffen. Auch ein Check durch den Händler eures Vertrauens ergibt absolut Sinn und sollte einberechnet werden.

+1 Ein letzter Tipp

Verschleiß ist das Normalste der Welt und die wenigsten der oben aufgeführten Punkte können nicht irgendwie behoben werden. Aber sie dienen wunderbar als Verhandlungsgrundlage, um ein wenig den Preis zu drücken. Ach ja, schnappt euch euren besten Kumpel und bittet ihn, mitzukommen. Immerhin sehen vier Augen mehr als zwei!

Und jetzt: Viel Spaß mit eurem neuen gebrauchten Bike!


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Text: Felix Diehl Fotos: Christoph Bayer