Strong, Light, Cheap – Pick Two. Sollte sich die alte Mountainbike-Weisheit bewahrheiten, müssten die ACROS ENDURO RACE Carbon-Laufräder eigentlich bei der ersten Ausfahrt auseinanderfallen, denn ihr Preis-/Gewichtsverhältnis ist rekordverdächtig. Ob sie auch in der Praxis überzeugen und halten, verraten wir euch in unserem Test.
Kaum ein Teil am Rad wird mehr unterschätzt als die Laufräder, doch gerade dieses Bauteil hat einen wesentlichen Einfluss auf die Fahreigenschaften. Hohe Steifigkeit sorgt für präzises Handling, lange Haltbarkeit schont die Nerven und leichtes Gewicht spart Kräfte und erhöht die Agilität. ACROS bietet mit dem ENDURO RACE Carbon-Laufradsatz eine interessante Upgrade-Option und wir wollten herausfinden, ob die leichten Räder halten was sie versprechen.
Die ACROS ENDURO RACE Carbon Laufräder im Detail
Im Herzen des ACROS ENDURO RACE Laufradsatzes stecken die hauseigenen NINETEEN BOOST-Naben. Diese schwarzen CNC-Schönheiten sind Made in Germany und setzten auf eigens entwickelte, doppelt gedichtete Edelstahl Schrägkugellager. Die 19 mm Alu-Achsen sollen den besten Kompromiss aus aus hoher Steifigkeit und niedrigem Gewicht bieten. Die Vorderrad-Nabe kommt auf 145 g, die Hinterrad-Nabe auf 240 g – damit liegen die ACROS NINETEEN auf Augenhöhe mit anderen Highend-Produkten wie den DT Swiss 240s-Naben. Die NINETEEN BOOST-Naben kommen mit einem neuen Ratchet-Freilaufsystem mit 38 Zähnen, der Auslösewinkel fällt damit durchschnittlich aus und ist zu keiner Zeit störend. Das axiales Spiel der Nabe lässt sich mit dem beigelegten Tool einstellen, das war während unseres Tests aber nicht notwendig.
Die ACROS i29 Carbon-Felgen verfügen über eine Innenbreite von 29 mm und eine Höhe von 27 mm, und sind damit für Reifen bis 2,5” ausgelegt. Die Speichenlöcher sind asymmetrisch angeordnet, das soll die unterschiedlichen Speichenwinkel und -spannungen angleichen und damit für mehr Steifigkeit sorgen. Das Felgenhorn kommt im Hookless-Design und soll so Durchschläge besser wegstecken.
Zusammengehalten werden die Laufräder von 28 SAPIM CX-Ray-Speichen, die Laufräder werden per Hand in Deutschland eingespeicht. ACROS betont, dass bei der hohen Steifigkeit der heutigen Carbon-Felgen 28 Speichen völlig ausreichen und bei Tests keine Nachteile gegenüber 32 Speichen hatten – einen Standpunkt den auch andere Laufradbauer vertreten. ACROS geht sogar noch einen Schritt weiter und verzichtet auf ein Gewichtslimit.
Unser 29”-Testlaufradsatz mit XD-Freilauf blieb mit einem Gewicht von 1.493 g sogar knapp unter der Herstellerangabe, ein starker Wert für den anvisierten Einsatzbereich. Wer jetzt ein Preisschild über 2.000 € vermutet, wird angenehm überrascht: die ACROS ENDURO RACE-Laufräder kosten mit 1.199 € so viel, wie bei manchen Konkurrenten allein das Vorderrad. In diesem Segment eine echte Kampfansage!
Die ACROS ENDURO Carbon Laufräder im Test
Wir haben einen Satz der ACROS ENDURO RACE Carbon-Laufräder in einem Norco Sight C 9.2 über eine volle Saison getestet. Das Norco rollt in Serie auf Race Face AR 30-Felgen und XT-Naben und kommt damit wie viele Komplettbikes der mittleren Preisliga mit relativ schweren Laufrädern. Daher spart der ACROS ENDURO Carbon-Laufradsatz satte 618 g ein, der obligatorische Tubeless-Umbau bringt weitere Einsparungen.
Der Umbau vom Shimano auf den XD-Freilauf erfordert etwas Geschick, da die Achse dazu ebenfalls getauscht werden muss, gelingt mit der entsprechenden Anleitung aber ohne Probleme. Die Tubeless-Montage der Schwalbe Magic Mary und Nobby Nic-Kombo gelang beim ersten Versuch, allerdings benötigten die ACROS-Felgen am Anfang einige Zeit um den Luftdruck zu halten. Nach ein paar Ausfahrten gelang es der Dichtmilch aber die letzten Poren zu schließen und das Problem war Geschichte.
Bereits nach den ersten Metern wird schnell deutlich, warum Carbon-Laufräder zu den begehrtesten Tuning-Upgrades gehören. Nach der Gewichtskur fühlt man sich als hätte man zwei Wochen EPO-Infusionen hinter sich. Mit der geringeren rotierenden Masse beschleunigt das Bike deutlich spritziger und animiert zu schnellen Zwischensprints und flinken Richtungswechseln. Auf langen und gleichmäßigen Anstiegen ist der Effekt weniger deutlich spürbar, doch auf Dauer sparen die leichten Laufräder auch hier deutlich Kräfte ein.
Die Felgen sind sehr steif und ermöglichen versierten Fahrern ihr Bike sehr präzise zu steuern. Die hohe Steifigkeit der Carbon-Felgen bringt jedoch auch Nachteile mit sich, denn sie fahren sich oft etwas harsch und verfügen über weniger Eigendämpfung als Alu-Felgen. Hier machen auch die ACROS-Felgen keine Ausnahme, doch diese Eigenschaften sind weniger ausgeprägt als bei vielen anderen Modellen und stören in der Praxis kaum. Wer noch nie selbst Carbon-Felgen gefahren ist, sollte sich dieser Fahreigenschaften jedoch vor dem Kauf bewusst sein.
Soweit so gut, doch halten die Fliegengewichte auch einem Kampf über die volle Distanz stand? Wir haben die ACROS-Räder nicht geschont und das vielseitige Norco nicht nur auf Touren und gemäßigten Hometrails bewegt, sondern auch auf Shuttle-Runs in Latsch und im Bikepark malträtiert. Nach zwei Monaten hatte das hintere Laufrad einen leichten Seitenschlag, dieser ließ sich jedoch ohne Probleme durch die Anpassung der Speichenspannung wieder beseitigen. Seitdem laufen beide Räder wie frisch aus dem Karton und ließen sich auch durch verpatzte Landungen und fiese Steinfelder nicht aus der Ruhe bringen. Klar, wer es darauf anlegt, bekommt jedes Laufrad zerstört und ein ungünstiger Fahrfehler kann auch die Besten in die Knie zwingen – doch unsere Testlaufräder halten bisher allen Strapazen stand – wir sind begeistert!
Fazit
Strong, Light, Cheap – Take it all! Die ACROS ENDURO RACE Carbon-Laufräder überzeugen mit einem starken Gesamtpaket ohne echte Schwächen. Die Gleichung aus Preis, Gewicht und Haltbarkeit geht voll auf, egal wie man sie dreht und wendet. Wer seinem Bike einen spürbaren Leistungsschub gönnen möchte, wird mit den ACROS-Laufräder viel Freude haben.
Mehr Infos auf der ACROS Website
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Text: Fotos: Valentin Rühl