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An diesem Wochenende wurde im österreichischen Ischgl die Overmountain Challenge ausgetragen. Knapp 250 Fahrer und Fahrerinnen kämpften um den begehrten Titel des ersten inoffiziellen Enduro Europameisters – schließlich war das Event in Ischgl ein Testlauf für die nächstes Jahr dort stattfindende UEC Europameisterschaft. Entsprechend hochkarätig besetzt war auch das Startfeld: Zahlreiche große Namen aus der europäischen Enduro-Szene versprachen ein spannendes Rennen.

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Mit hochalpinem Gelände bietet die Silvretta Bike Arena zwischen Ischgl und dem schweizerischen Samnaun beste Voraussetzungen für technisch anspruchsvolle, lange Enduro Stages – schließlich kratzen viele der Gipfel rund um Ischgl (auf 1360m) an der 3000er Marke.

Immer wieder zogen die Wolken auf und ließen einzelne Sonnenstrahlen durch
Immer wieder zogen die Wolken auf und ließen einzelne Sonnenstrahlen durch

Anders als geplant sollte es während des Rennens dann doch nicht ganz so hoch hinaus gehen: Aufgrund von mehreren Zentimetern Neuschnee mussten zwei der ursprünglich sechs geplanten Stages abgesagt werden. Doch auch die verbleibenden vier Stages boten über gut 1300 Tiefenmeter abwechslungsreiche Trails – zumal sich das Wetter während Training und Rennen deutlich besser als vorhergesagt präsentierte.

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Bevor es ins alpine Gelände ging, wurde bereits am Samstag Abend der Incity-Prolog im Zentrum des Ortes ausgetragen. Auf einem kurzen Rundkurs galt es zunächst Sprintstärke zu beweisen, um dann über verschiedene Holzelemente und kleine Sprünge schnellstmöglich ins Ziel zu schießen. Während der Wallride das Highlight vieler Zuschauer und Fahrer war, hatten einige Starter mit dem für Endurorennen doch eher unüblichem Element ihre Probleme – zum Glück gab es die Umfahrung.

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Cube Action Pilot Nicolas Lau brannte mit 1:00,17 die schnellste Zeit in den Asphalt und verwies seinen Teamkollegen Gustav Wildhaber und Marco Widmer (SR Suntour) auf die Plätze zwei und drei. Schnellste Dame im Prolog war Ines Thoma vor Pauline Dieffenthaler und Anita Gehrig.

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Der Sonntag – Raceday! – startete für die Fahrer zunächst mit einem Uphill von knapp 300 Höhenmetern zur ersten Stage des Tages. Diese präsentierte sich als steil und technisch anspruchsvoll – der nächtliche Regen verschärfte den Schwierigkeitsgrad zusätzlich. Jerome Clementz kam mit der Mischung aus engen Kehren, nassen Wurzeln und feuchten Steinen am besten zurecht und sicherte sich mit einer Zeit von 1:43 den ersten Etappensieg. Schnellste Dame am Berg war Ines Thoma mit einer Zeit von 2:23.

Der rutschige Untergrund sorgte für einige Abgänge
Der rutschige Untergrund sorgte für einige Abgänge
Maxi Dickerhoff und Ines Thoma in der Silvrettabahn
Maxi Dickerhoff und Ines Thoma in der Silvrettabahn

Die komfortablen Gondeln der Silvrettabahn brachten die Fahrer auf 2.321 Meter zum Start der zweiten Stage. Auf dieser wurden die Fahrer gnadenlos daran erinnert, dass Enduro von “Endurance” – englisch für Ausdauer – abgeleitet ist: Nach der Hälfte des langen, sich flach hinziehende Singletrail wartete ein steiles Tragestück auf die Athleten, das ordentlich Körner kostete – über mehr als 50 Höhenmeter galt es, das Bike zu schultern. Oben angekommen blieb keine Zeit zum Verschnaufen, denn auch die zweite Hälfte der Stage war mit kleineren Gegenanstiegen gespickt, bevor der Trail zum Ziel hin steiler wurde.

Das Cube Action Team beim Training
Das Cube Action Team beim Training
Hike & Bike auf Stage 2
Hike & Bike auf Stage 2

Jerome Clementz trat am kräftigsten, kletterte am schnellsten und ließ mit einer beeindruckenden Zeit von nur 9:53 Minuten den Zweitplatzierten Gustav Wildhaber (10:17) mit Abstand zurück. Der Etappensieg bei dem Damen ging mit einer Zeit von 12:29 erneut an Ines Thoma vom Canyon Team.

Fabian Scholz auf dem neuen Focus SAM Enduro
Fabian Scholz auf dem neuen Focus SAM Enduro

Als Gegenpol zur zweiten Stage wurde auf Stage drei wieder mehr die Fahrtechnik der Starter abgefragt: Steil ging es über zahlreiche, durch den Regen äußert rutschige Holzstufen und über aufgeweichte Wiesenstücke hinab. Diesmal blieb die Zeit bei Nicolas Lau am ehesten stehen, der sich mit 1:18 knapp vor Gustav Wildhaber (1:19) und Jerome Clementz (1:20) positionierte. In der Damenklasse unterbrach Pauline Dieffenthaler die Serie an Bestzeiten von Ines Thoma mit einer Zeit von 1:44.

Start von Stage 3
Start von Stage 3

Zur vierten Stage ging es erneut mit der Gondel, gefolgt von 400 Höhenmetern per Bike. Nach kurzer Stärkung an der üppig ausgestatteten Verpflegungsstation mit warmem Tee und Snacks hieß es, nochmal alles geben! Ruppig, gespickt mit zahlreichen Anliegern und kleineren Sprüngen lieferte die vierte und letzte Stage ein wahres Flow-Feuerwerk ab, verlange durch ihre Länge jedoch auch Ausdauer – ein würdiges Finale für die erste Ischgl Overmountain Challenge!

Insgesamt kam Favorit Jérôme Clementz mit den kalten Temperaturen und den anspruchsvollen Streckenbedingungen am besten zurecht und hatte nach den Tretpassagen auf den Verbindungsetappen noch genügend Kraft, um die Bremsen auf den gezeiteten Stages offen zu lassen.

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„Es hat Spaß gemacht! Der Untergrund auf Stage eins und drei war sehr rutschig, aber ich habe es geschafft, nicht zu stürzen. Ich habe mein Bestes gegeben und nicht zu viele Fehler gemacht. Ich bin wirklich glücklich mit dem Ergebnis.“ Der aktuell Führende der Enduro World Series nahm dem Zweitplatzierten Gustav Wildhaber (SUI) vom Cube Action Team gut zwanzig Sekunden ab und kürte sich mit seiner herausragenden Leistung zum Sieger der ersten Ischgl Overmountain Challenge. Nicolas Lau (Cube Action Team, FRA) konnte trotz technischem Deffekt noch die drittbeste Zeit ins Ziel bringen und komplementiert das Podium.

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Bei den Damen überzeugte die beste deutsche Enduro-Fahrerin Ines Thoma mit einer starken Leistung (25:38,59 Minuten) und verwies mit ihrer Bestzeit Pauline Dieffenthaler aus Frankreich (Cannondale Overmountain Team) und die Schweizerin Anita Gehrig (Specialized Twins Racing) klar auf die Plätze.

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In der Klasse Masters spielte der Niederländer Wilfred Van de Haterd (Team Nicolai) seine Erfahrung aus, profitierte gleichzeitig von der Disqualifikation des bislang Führenden und konnte sich am Ende über die beste Zeit in der Mastersklasse freuen.

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Die kompletten Ergebnislisten finden sich hier.

Endlose Trails, traumhaftes Bergpanorama, Spaß mit Freunden und hochkarätige Enduro- Mountainbike-Action – die erste Ischgl Overmountain Challenge 2013 ermittelte in einem hochkarätigen Mountainbike-Event die schnellsten Enduro-Fahrer des Kontinents und trotzte auch dem verfrühten Wintereinbruch.

Text: Aaron Steinke | Fotos: Christoph Bayer


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Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!