Einfach, robust und auf das Nötigste reduziert. Mit seinem einzigartigen Alu-Rahmen und dem 4-Bar DW-Link wurde das Atherton S.200 speziell für den Bikepark gemacht. Wir haben dem neuen Atherton HQ und dem Dyfi-Bikepark in Wales einen Besuch abgestattet, um herauszufinden, ob das Konzept rund um das neue Atherton S.200-Downhill-Bike aufgeht.

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Atherton S.200 | | 200/200 mm (v/h) | 18 kg in Größe 7 | Mullet | 6.325 € netto| Hersteller-Website

Während die erfolgreiche Atherton-Familie und ihre Bike-Brand keine weitere Vorstellung benötigen, bedarf die noch recht junge S-Serie etwas mehr Erklärung. Im Portfolio der Bike-Marke aus Wales gibt es zwei unterschiedliche Rahmenmaterialien, die sich auch im Herstellungsprozess unterscheiden. Während alle A-Modelle (additiv) auf Carbonrohre setzten, die mit 3D gedruckten Titan-Muffen verklebt werden, setzten die S-Modelle (subtractive) auf Alu-Rohre und CNC gefräste Alu-Muffen. Das macht die Bikes besonders stabil und die Athertons werben mit dem „Chuck it in the van maintenance“- System ;).

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Die jeweiligen Modelle – in diesem Fall das S-Modell – bekommen dann noch eine Zahl dahinter, die für den Federweg des Bikes steht. Das Atherton S.200 ist also das DH-Bike im Alu-Portfolio und setzt auf 200-mm-Federweg an Front und Heck. Wie alle Bikes der Athertons setzt es auf einen DW-Link-Hinterbau. Allerdings kommt bei den S-Modellen ein weniger komplexer 4-Bar DW-Link zum Einsatz, während die A-Modelle auf einem 6-Bar DW-Link aufbauen. Zudem kommt das S.200 im Mullet-Setup und soll durch seinen attraktiven Preis vor allem als Park-Bike eine gute Figur machen. Den ersten Build gibt es bereits ab 5.019 €, während die Top-Spec-varianten – wie unser Test-Bike – für 6.325 € über die Theke rutschen. Außerdem gibt es ein Frame-Kit für 2.810 € inklusive Dämpfer. Aber Vorsicht: Das sind die Nettopreise, die Mehrwertsteuer kommt noch obendrauf. Von lokalen Zollgebühren ist das Atherton allerdings entbunden, da es in Wales hergestellt wird und somit als Ursprungserzeugnis gilt.

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Die Details des Atherton S.200

Das Atherton S.200 setzt auf abgesägte 7075er Alu-Rohren. Aufgrund ihrer Härte lässt sich die Legierung nur sehr schwer schweißen, da sie bei der Hitzeentwicklung spröde werden kann und so die Stabilität der Schweißnaht gefährdet wäre. Das stört die Entwickler von Atherton allerdings wenig, denn die Rohre werden mit den gefrästen Alu-Muffen verklebt, die ebenfalls aus der 7075er-Legierung sind. So sollen die Rahmen besonders robust und langlebig sein. Wie beim Atherton S.150 – was erst vor Kurzem unseren begehrten Kauftipp geholt hat – besteht der Hinterbau aus zwei CNC-gefrästen Teilen, die mit den Hinterbau-Links verschraubt sind. Zum Anpassen der Steifigkeit wurde viel Material abgenommen, was gut ersichtlich ist, wenn man das Bike auf den Kopf stellt. Schick ist auch das kleine eingefräste Logo am Steuersatz.

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Auf die ausgefrästen Streben wird dann ein dünner Kettenstrebenschutz geklebt, der das Bike zwar meistens ruhig hält, im Vergleich zu vielen anderen Bikes aber eher spärlich ausfällt. Alle Leitungen laufen durch gebohrte Löcher in den Rahmen. An Ein- bzw. Ausgang sind die Leitungen nicht zusätzlich geklemmt, haben aber an unserem Testbike dennoch nicht geklappert. Am Unterrohr befindet sich dann noch ein kleiner Schutz, der euren Rahmen vor Steinschlägen bewahren soll. So bleibt das S.200 clean und ohne viel Schnickschnack, erfüllt aber genau das, was von einem Bikepark-Bike zu erwarten ist.

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Die Ausstattung des Atherton S.200

Während das erste Kürzel im Bike-Namen für das Fertigungsverfahren des Alu-Rahmens und die Zahl für den Federweg steht, gibt es noch eine dritte Nummer, welche die Ausstattungsvariante beschreibt. Für unseren ersten Test sind wir das Atherton S.200.1 gefahren, was dem Top-Spec der Modellreihe entspricht. Hier rollt das DH-Bike dann mit einem FOX Factory-Fahrwerk, bestehend aus einer FOX 40-Federgabel mit GRIP2-Kartusche und einem DHX2-Stahlfederdämpfer. Sowohl bei der Gabel als auch beim Dämpfer gibt es bereits neuere Modelle von FOX, was jedoch der starken Trail-Performance und Einstellbarkeit keinen Abbruch tut.

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Gebremst wird mit einer Hayes Dominion A4-Bremse und 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck. Die Dominion hat erst im letzten Jahr unseren großen Bremsen-Vergleichstest gewonnen und liefert eine top Performance, auch an einem DH-Bike. Die sieben Gänge werden mit einem SRAM X0 DH-Schaltwerk verwaltet und das Kettenblatt wird von einem Bashguard inklusive Kettenführung geschützt, wie es sich für ein solches Bike gehört. Die Continental Kryptotal-Reifen mit Downhill-Karkasse sind auf einen robusten Stan’s NoTubes Flow EX3 Alu-Laufradsatz montiert. An der Front kommt eine passende SuperSoft-Gummimischung zum Einsatz, während am Heck die etwas härtere Soft-Mischung für bessere Haltbarkeit sorgen soll. Alle weiteren Komponenten – wie Lenker, Vorbau und Sattel – kommen von FSA.

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Atherton S.200

6.325 €

Specifications

Fork FOX 40 Factory GRIP2 200 mm
Rear Shock FOX DHX2 Factory 200 mm
Seatpost mm
Brakes Hayes Dominion A4 203/203 mm
Drivetrain SRAM X01 DH 1x7
Stem FSA Gradient 50 mm
Handlebar FSA Gradient Alu 780 mm
Wheelset Stans Flow EX3 29"/27,5"
Tires Continental Kryptotal FR, SuperSoft, DH/Continental Kryptotal RE, Soft, DH 2,4"/2,4"

Technical Data

Size 1 - 12

Die Geometrie des Atherton S.200

Typisch für die Bikes der Athertons ist die enorme Größenauswahl. Auch wenn euch bei den S-Modellen – im Vergleich zu den A-Modellen – lediglich die Hälfte der Größen zur Verfügung stehen, könnt ihr aus 12 unterschiedlichen Rahmengrößen wählen. So viele Möglichkeiten gibt es bei keinem anderen Hersteller. Die Größen unterscheiden sich dabei in 10-mm-Reach-Schritten und gehen von 410 mm bis 520 mm. Das Sitzrohr bleibt hingegen bei allen Rahmengrößen konstant bei 420 mm, was vor allem bei den größeren Größen sehr kurz ist, aber auch bei einem kleinen Rahmen noch eine niedrige Überstandshöhe generiert. Der Lenkwinkel liegt – wie bei den meisten modernen DH-Bikes – bei 63°. Auf Flip-Chips verzichtet das Atherton S.200 komplett.

Größe 1 8 12
Sattelrohr 420 mm 420 mm 420 mm
Steuerrohr 100 mm 120 mm 120 mm
Lenkwinkel 63° 63° 63°
Sitzwinkel 76° 76° 76°
Kettenstrebe 445 mm 455 mm 455 mm
BB Drop 5 mm 5 mm 5 mm
Radstand 1221 mm 1321 mm 1361 mm
Reach 410 mm 470 mm 520 mm
Stack 628 mm 645 mm 645 mm
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Helm ABUS HiDrop | Goggle ABUS Buteo | Jacke ION Shelter 2L
Hose ION Ionic LT | Schuhe Unparallel UpLink

Das Atherton S.200 im ersten Test

Für unseren ersten Test des Atherton S.200 sind wir direkt nach Wales geflogen, haben ein paar entspannte Nächte in der Staylittle Lodge verbracht, das neue Atherton HQ besichtigt und den quasi hauseigenen Dyfi Bikepark unsicher gemacht. Zwei Tage, zwei Typen, zwei Testbikes und einen Bikepark, der nur für uns geöffnet war. Perfekte Bedingungen also für einen ausführlichen ersten Test. So hatten wir auch die Möglichkeit, das S.200 im direkten Vergleich zum A.200-Modell zu fahren.

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Wenn man auf das Atherton S.200 aufsteigt, vermittelt das Bike genau das, was man von einem Bikepark-spezifischen Downhill-Bike erwartet. Es fühlt sich schon nach wenigen Metern intuitiv und vertraut an und vermittelt besonders in schnellen und ruppigen Passagen Sicherheit. Das S.200 positioniert seinen Fahrer zentral im Bike und tief im Federweg. Trotz eines schluckfreudigen Fahrwerks lässt es sich an Kanten gut in die Luft bringen und liefert ausreichend Pop, um kleine Hindernisse zu gappen oder bei Sprüngen ordentlich Airtime zu generieren. Auch harte Landungen steckt das Bike solide weg, ohne Durchschläge an den Fahrer weiterzureichen. Zudem ist die Geräuschkulisse angenehm ruhig und lediglich bei richtig harten Hits ist ein leichtes Kettenschlagen zu vermerken, was durch etwas extra Slappertape aber leicht behoben ist.

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Während das S.200 enge und langsame Kurven souverän und mit hoher Präzision meistert, muss man sich in schnellen Kurven mit stärkeren G-Kräften etwas mehr konzentrieren. Denn der 4-Bar DW Link liefert – im direkten Vergleich zum A.200 – einen etwas undefinierten Gegenhalt und lässt sich dadurch nicht ganz so präzise steuern. Das gilt auch für High-Speed-Sektionen, bei denen das S.200 laufruhig unterwegs ist, allerdings nicht ganz so viel Feedback vom Untergrund liefert, wie sein Carbon-Pendant. Für all diejenigen, die nicht auf Sekundenjagd sind, sondern einfach einen geilen Tag im Bikepark genießen und möglichst viele Runs rausholen wollen, stellt das allerdings kein Problem dar. Erst wenn das S.200 richtig geraced wird, fällt die fehlende Sensibilität und Feedback im Vergleich zum A.200 auf.

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So sieht das Atherton S.200 nicht nur schick und massiv aus, sondern vermittelt im Bikepark-Einsatz auch genau das, was man von einem solchen Bike erwarten würde. So kann man es auf dicken Jumps und High-Speed ordentlich krachen lassen.

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Für wen ist das Atherton S.200?

Wer auf der Suche nach einem robusten und einzigartigen Bikepark-Bike ist, wird mit dem Atherton S.200 fündig. Während das A-Modell für super aktive Fahrer und Racer die bessere Alternative ist, liefert das S.200 ein intuitives und sicheres Handling, ein schluckfreudiges Fahrwerk und ausreichend Pop für Luft-Akrobatik. Also alles, was man für einen gelungenen Tag im Bikepark braucht. Um es dann danach sorgenfrei in den Van zu „feuern“ und anschließend bedenkenlos wieder in die Garage zu stellen, bevor es zum nächsten Park-Einsatz geht.

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Das Fazit zum Atherton S.200

Das Atherton S.200 erfüllt, was es verspricht. Es ist robust, simpel und auf das Nötigste reduziert. Im Bikepark vermittelt es viel Sicherheit und man fühlt sich schon nach wenigen Metern richtig wohl. Steinfelder und Bremswellen bügelt es einfach nieder, das Fahrwerk liefert ausreichend Pop, auch wenn es nicht mit der höchsten Sensibilität glänzt. So kann man auf dem S.200 ohne viel Eingewöhnung eine Menge Spaß haben und das Bike fährt sich so robust und einfach, wie es aussieht.

Tops

  • einfaches Design
  • robuster Rahmen und Ausstattung
  • kurze Eingewöhnungszeit
  • schluckfreudiges Fahrwerk

Flops

  • leichtes Kettenschlagen
  • wenig Feedback vom Fahrwerk

Alle weiteren Infos findet ihr auf der Website von Atherton-Bikes.

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Text & Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!