Aus dem Magazin | Testbericht: 5 Bike Transporttaschen im Vergleich
Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie ihr das erste Mal mit eurem Bike an einen unbekannten Ort gereist seid? Wie ihr in Trails eingebogen seid, ohne zu wissen, was euch dort erwartet? Wann habt ihr zuletzt Schilder in einer Sprache gesehen, die ihr nicht verstanden habt oder ein Bier getrunken, von dem ihr vorher noch nie gehört habt? Für die meisten von uns ist jetzt Winter und trockene Trails existieren nur in der Erinnerung – dabei sind viele Abenteuer nur wenige Flugstunden entfernt.
Das Bike im Flugzeug mitzunehmen ist mittlerweile so einfach wie noch nie und es gibt eine breite Auswahl an Transporttaschen, deren Zweck es ist, euer geliebtes Rad beim Transport bestmöglich zu schützen. Zwar tut es zur Not auch ein Bikekarton vom Händler, aber mit einem eigens dafür gebauten Case macht das Reisen gleich viel mehr Spaß. Eine gute Transporttasche sollte einfach zu packen sein, das Rad schützen und dabei möglichst leicht und beweglich sein, um den Transport so stressfrei wie möglich zu gestalten. Wir haben fünf der beliebtesten Modelle auf dem Markt für euch getestet.
Chain Reaction Pro Bike Bag
Preis: 310,49 € Gewicht: 8,6kg
Die Chain Reaction Pro-Tansporttasche ist mit einem Preis von 310 € die günstigste im Test. Sie verfügt über Achsen, die anstelle der Naben in der Federgabel und am Rahmen verbaut werden, um das Rad sicher in dazugehörigen Schaumblöcken am Boden der Tasche zu fixieren. Die Tasche lässt sich problemlos auch für 29”-Räder verwenden. Sie verfügt über 12 Fixiergurte sowie eine integrierte Polsterung der Federgabel, sodass am Ende wirklich alles gut gesichert ist und nichts aneinander scheuert. Besonders gut gefallen uns die großen Rollen, durch die man die Tasche auch auf unbefestigtem Untergrund ziehen kann. Das Gewicht von 8,6 kg ist vergleichweise niedrig. Die Tasche bietet die meisten Features ihrer teurerer Konkurrenten, jedoch zu einem niedrigeren Preis. Sie lässt sich außerdem schnell ein- und wieder auspacken und erwies sich im Gebrauch als robust. Wie bei den Modellen von EVOC und Polaris ist der Seitenschutz gut, aber nicht so üppig wie bei der Biknd oder der Bike Box.
EVOC Bike Travel Bag
Preis: 352,94 € Gewicht: 8,6kg
Die EVOC Bike Travel Bag ist seit Jahren eine der beliebtesten Softbags – und das nicht ohne Grund. Spezielle Plastikstangen zum Einschieben halten die Tasche beim Packen in einer aufrechten Position, sodass man alles sehr schnell verstauen kann. Auch ohne spezielle Protection-Inserts für den Rahmen ist die Tasche sehr robust und hochwertig verarbeitet. Im Inneren verfügt die EVOC-Tasche über zahlreiche Gurte zum Fixieren der Einzelteile, womit sie sich bereits bei unzähligen unserer Abenteuern bewährt hat. Das Beste ist, dass beide Laufräder im hinteren Teil der Tasche verstaut werden, sodass der Großteil des Gewichts über den beiden Rollen liegt. Diese Gewichtsverteilung sorgt in Kombination mit den großen Rollen (die besten im Test) dafür, dass es eine wahre Freude ist, die Tasche hinter sich herzuziehen. Auch unwegsames Gelände lässt sich mit ihr entspannt bewältigen und Flughäfen sind mit ihren glatten Böden sowieso ein Kinderspiel. Für alle, die auf ihren Reisen auch einmal längere Strecken zu Fuß zurücklegen müssen, ist die EVOC Bike Travel Bag die richtige Wahl.
Polaris Axial
Preis: 299,99 € Gewicht: 8,8kg
Polaris stellt seit vielen Jahren Hardcases her und hat diese Expertise nun auch in die Entwicklung des Axial-Softbags einfließen lassen. Die ausgeprägte Liebe zum Detail ist deutlich erkennbar: Die Axial-Tasche strotzt nur so vor tollen Design-Features. Herausnehmbare Stangen halten sie zum Packen aufrecht und lassen sich im Anschluss im EVA-Boden der Tasche verstauen. Beim Packen merkt man schnell, dass die Anordnung der Fixiergurte sehr gut gewählt ist. Schaumstoffeinlagen schützen das Tretlager, der gesamte Aufbau ist gut durchdacht. Laut Anleitung sollte man die Sattelstütze demontieren und in eine dafür vorgesehene Innentasche packen, aber das ist mit einer Vario-Stütze bekanntlich oft gar nicht so einfach. Bei unseren Tests ließ sich das Bike jedoch auch mit Sattelstütze bequem in der Tasche verstauen. In den zwei gepolsterten Laufradtaschen an der Seite ist auch genug Platz für 29 “-Räder. Die Axial lässt sich gut ziehen. Da aber beide Laufräder auf derselben Seite untergebracht sind, muss man beim Packen schon etwas mehr Zeit investieren, damit die Gewichtsverteilung der Tasche am Ende auch stimmt. Ein Tipp für alle, bei denen Platz zu Hause Mangelware ist: Die Axial lässt sich von allen Taschen im Test am kleinsten zusammenfalten und dadurch sehr einfach aufbewahren.
Biknd Jetpack
Preis: 450,00 € Gewicht: 8,0kg
Das Biknd Jetpack hat eine Menge tolle Features und das Packen geht hier mit Abstand am effizientesten und schnellsten vonstatten. Auf beiden Seiten lässt sich der Reißverschluss bis nach ganz unten öffnen, sodass man das Bike von allen Seiten gut erreichen kann. Uns gefiel besonders, wie Vorder- und Hinterachsen durch verstellbare Streben an dem starren Rahmen im Inneren befestigt werden können, was nicht nur Sicherheit bietet, sondern auch beim Ein- und Auspacken hilfreich ist. Am Anfang dauert es einige Zeit, bis man sich an das Handling mit dem Gestänge gewöhnt hat, und falls das Bike sehr lang ist, muss man eventuell etwas Luft aus dem Dämpfer lassen – mit ein bisschen Übung geht das Ganze aber sehr fix. Um das Gewicht (mit 8 kg ist das Jetpack Klassenbester) niedrig zu halten, setzt Biknd auf aufblasbare Kissen als Seitenschutz – eine schlaue Idee, die für ein Plus an Sicherheit sorgt. Mit im Lieferumfang enthalten ist auch leicht anzubringender Rahmenprotektor, der den Lenker fixiert und Platz für einen Satz Inbusschlüssel bietet. Die Tasche ist für viele unterschiedliche Räder ausgelegt, von Rennrädern bis hin zu Downhill-Bikes findet alles Platz. Fertig bepackt ist sie von allen Taschen im Test die kompakteste und lässt sich zur Aufbewahrung zu Hause schön klein zusammenfalten. Beim Ziehen ist sie allerdings nicht ganz so stabil wie die in dieser Hinsicht hervorragende EVOC Bike Travel Bag, was vor allem auf die etwas zu kleinen Rädern und den zu weit vorne gelegenen Schwerpunkt zurückzuführen ist. Auf Asphalt schlug sie sich aber dennoch tapfer. Die Jetpack ist die mit Abstand am einfachsten zu packende Tasche und wir haben sie schon für diverse Flugreisen verwendet. Mit ihren einzigartigen Designlösungen bietet sie eine bei Softbags ansonsten unerreichte Sicherheit und sichert sich so den Testsieg.
Bike Box
Preis: 546,00 € Gewicht: 11,2kg
Für alle, die hundertprozentigen Schutz wollen, ist die Hartschalen-Bikebox zweifellos das beste Modell im Test. Sie wird in Großbritannien von Hand gefertigt, hat 10 Jahre Garantie und ist die erste Wahl vieler Olympioniken und Straßenteams. Dank der Hartschale und der Verstärkungsstrebe aus Stahl kann man sicher sein, dass das Bike heil und wohlbehalten am Zielort ankommt. Diese Sicherheit geht natürlich auf Kosten der Praktikabilität. Bei einem Hardcase dauert es einfach länger, bis alles vorbereitet und eingepackt ist. So muss man bei diesem Modell als einzigem im Test die Federgabel ausbauen. Es werden keine speziellen Abdeckungen für die Gabel und den Lenker mitgeliefert, daher empfiehlt es sich, alles nochmals mit Kleidung oder ähnlichem abzusichern, damit es im Koffer keinen Kontakt geben kann. Unser Medium-Bike passte nur gerade so in die Box, falls ihr also ein Modell in Größe L oder größer habt, müsst ihr es vielleicht noch ein bisschen weiter auseinandernehmen oder die Luft aus dem Dämpfer lassen. Im Gebrauch ist die Box sehr stabil und gut ausbalanciert, die integrierten Griffe sind recht praktisch und hochwertige Sicherheitsverschlüsse sorgen dafür, dass euer Equipment auch im Koffer bleibt. Auf Flughäfen lässt sich das Hardcase mit den vier Rollen super manövrieren, doch auf unwegsamerem Untergrund sind auch sie überfordert. Immerhin: Die vielen Sicherungsgurte und die Qualität der Verarbeitung überzeugt! Die Bike Box erfordert beim Packen etwas mehr Zeit und Schrauber-Skills, ist dafür aber das sicherste Case im Test.
Fazit
Alle getesteten Taschen sind als Transportmöglichkeit sehr viel komfortabler und sicherer als der gemeine Bike-Karton. Uns haben sie alle beeindruckt und wir können jede bedenkenlos zum sicheren Transport eurer geliebten Bikes empfehlen. Wenn man den Fokus auf die absolute Sicherheit legt, ist die Bike Box definitiv die beste Lösung. Dafür ist sie aber unhandlicher und unkomfortabler zu transportieren als die anderen Taschen. Die Axial Polaris hat einige tolle Lösungen und lässt sich kompakt zusammengefaltet zu Hause am einfachsten unterbringen. Die Chain Reaction Pro bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und verfügt über nahezu alle Features, die man auch an den teuren Taschen findet. Schlussendlich machen aber die EVOC Bike Travel Bag und das Biknd Jetpack den besten Gesamteindruck. Die EVOC-Tasche ist am komfortabelsten zu ziehen und sichert sich dank des schicken Designs und des attraktiven Preises unseren KAUFTIPP. Durch die innovativen Schutzlösungen, den super praktischen 360°-Zugang und die hochwertige Verarbeitung räumt die Biknd Jetpack am Ende den begehrten TESTSIEG ab.
Text & Bilder: Trevor Worsey
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