Aus dem Magazin | Salsa Horsethief 2014 Testbericht

Das Leben im Wilden Westen Mitte des 19. Jahrhunderts war kein leichtes. Siedler aus dem Osten, die ihr Glück in der Weite des Landes suchten, mussten damals oft endlose Strecken bewältigen. Tage-, wochen- bzw. monatelang ritten sie mit ihren Pferden und Planwagen durch die Prärie, immer auf der Suche nach nahrhaftem Weideland oder einem geeigneten Lebensraum für sich und ihre Familie.

In der heutigen Zeit, in der nahezu jeder Flecken Erde erschlossen ist, erleben wir die großen Abenteuer nicht mehr beim täglichen Überlebenskampf gegen Indianer oder Gesetzlose, sondern in unserer Freizeit. Dabei spielen Sport und das Reisen für Viele die größte Rolle, um dem Alltag zu entfliehen und wieder etwas Nervenkitzel zu erleben. Die amerikanische Kultschmiede Salsa Cycles verspricht eben für genau diesen Anwendungsbereich das perfekte Bike im Programm zu haben – das Salsa Horsethief. Ein Rad zum Pferde stehlen, mit dem man seine Umwelt völlig neu erkunden und aus ganz anderen Blickwinkeln wahrnehmen kann.

Beim Horsethief handelt es sich um ein 29er-Trailbike mit 130 mm Federweg an der Front und 120 mm am Heck. Der Fokus bei der Entwicklung des Rades lag dabei weniger darauf, bergauf oder bergab Bestzeiten zu knacken, sondern vielmehr dem Fahrer ein zuverlässiges, komfortables und spaßiges Bike für lange, ausgedehnte Touren zur Verfügung zu stellen. Egal ob anspruchsvoll bergauf oder technisch fordernd bergab, mit dem Horsethief soll der Fahrer für sämtliche Situationen bestens gerüstet sein.

Entscheidend an der Entwicklung beteiligt war unter anderem der Fahrwerksexperte Dave Weagle, dessen patentierter Split Pivot™-Hinterbau auch bei den neuesten Salsa-Modellen Anwendung findet. Bei diesem Konzept ist der Drehpunkt des Hinterbaus konzentrisch, sprich direkt auf der Hinterradachse, wodurch Antriebseinflüsse und das Verhärten des Hinterbaus beim Bremsen minimiert werden soll.
Die Vorteile dieses Systems sind bereits nach wenigen Metern auf dem neuen Horsethief deutlich spürbar. So ist die zuschaltbare Plattformdämpfung des verbauten FOX-FLOAT-CTD Dämpfers nahezu komplett überflüssig. Das Rad fährt sich auch mit geöffneter Druckstufe an den Federelementen sehr antriebsneutral und bietet gleichzeitig viel Traktion. Speziell im technisch anspruchsvollen Uphill begeistert das System.

Dank der kompakten aber sehr zentralen Sitzposition (Rahmengröße Medium, Körpergröße 1,80 m) kann man auch in steilem Gelände entspannt pedalieren, ohne im Sattel sonderlich weit nach vorne rutschen zu müssen. Das Vorderrad hält stets Bodenkontakt.

Die verbaute 2×10-Schaltung, bestehend aus einem SRAM-X.7/X.9-Komponentenmix, stellt dem Fahrer eine ausreichend große Übersetzungsbandbreite zur Verfügung und erledigt Gangwechsel schnell und präzise. Hier gab es im Test ebenso wenig zu bemängeln wie an den kräftig zupackenden Avid-Elixir-7-Trail-Bremsen, welche auch bei langen Abfahrten nicht überhitzen und in allen Situationen ausreichend Bremspower bieten.
Apropos Bremsen, auch hier bietet Weagles Hinterbaukonzept einen entscheidenden Vorteil und verhärtet beim Anbremsen spürbar weniger, was zu mehr Kontrolle und einem stabileren Fahrverhalten führt. Fernab jeglicher Zivilisation ist ein schlechter Ort um sich zu verletzen und Highspeed-Eskapaden daher unangemessen – das wussten offensichtlich auch die Ingenieure von Salsa.





Das Fahrverhalten des leuchtend grünen Horsethief wird daher grundlegend von den 437 mm kurzen Kettenstreben, dem 68,1° steilen Lenkwinkel sowie dem 51 mm langen Offset geprägt. Wendig und agil lässt sich das Salsa bereitwillig selbst durch engste Streckenabschnitte navigieren. Die 29″-Laufräder und der durch Spacer 2 cm höher gelegte 750 mm breite Lenker bringen bei Absätzen ebenso wie in unbekannten Terrain viel Sicherheit.
Mit 120 mm Federweg am Heck bügelt das Salsa selbstredend nicht alles platt, nimmt aber speziell kleine und mittlere Schläge sanft auf. Nur im mittleren Federwegsbereich hätten wir uns von dem FOX-FLOAT-Dämpfer noch etwas mehr Feedback vom Untergrund gewünscht. Gegen Ende verhindert dann eine ordentliche Portion Endprogression effektiv Durchschläge. Die FOX-FLOAT-Evolution-Federgabel passt von ihrer Charakteristik insgesamt gut ins Gesamtbild des Rades. Doch auch ihr würde eine effektivere Druckstufen-Dämpfung gut zu Gesicht stehen, um beim Anbremsen oder an Stufen nicht zu tief in den Federweg zu tauchen. Aus diesem Grund nahmen wir kleinere Komforteinbußen in Kauf und fuhren die Gabel die meiste Zeit im Trail-Modus.
Fazit
Das Salsa Horsethief ist tatsächlich ein Bike zum Pferde stehlen. Für einen Preis von 3.399 € erhält man ein Rad, mit dem man, dank komfortabler Sitzposition und gutmütigen sowie souveränen Fahreigenschaften, für alle Situationen fernab der Zivilisation bestens gerüstet ist.
Infos
Preis: 3.999 € | Gewicht: 12,8 kg | Webseite: salsacycles.com
Ausstattung
- Federgabel: FOX F29 FLOAT CTD Evolution
- Dämpfer: FOX FLOAT CTD
- Schaltung: SRAM X9 / X7
- Bremsen: Avid Elixir 7 Trail
- Sattelstütze: Truvativ T20
- Vorbau: Salsa Guide Stem
- Lenker: Salsa Rustler Riser, 750 mm
- Reifen: Schwalbe Nobby Nic, 29 x 2,35″
- Naben: SRAM MTH
- Felgen: NoTubes ZTR Rapid
Geometrie
Größen: S; M (getestet); L; XL | Oberrohr horizontal: 610 mm | Sitzwinkel: 73,5° | Kettenstrebenlänge: 437 mm | Lenkwinkel: 68,1° | Radstand: 1.151 mm | Reach: 428 mm | Stack: 614,5 mm
Text & Fotos: Christoph Bayer
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