Das Orbea WILD ist das E-Mountainbike fürs Grobe des spanischen Herstellers. Es sieht nicht nur verdammt schnell aus, sondern wurde von unseren Kollegen bei E-MOUNTAINBIKE auch mehrfach zum besten E-MTB des Jahres gekrönt. Beste Voraussetzungen also, um es gegen 13 der heißesten Enduro-Bikes zu testen.

22,3 kg in Größe L | 12.030 € | Hersteller-Website
In diesem Test startet das Orbea WILD als klarer Außenseiter, denn es ist das einzige E-Mountainbike im Test. Dementsprechend ist es mit einem Preis von 12.030 € auch mit Abstand das teuerste Bike im Testfeld. Die Ausstattung – und somit den Preis – des Bikes kann man aber im ausführlichen MyO-Konfigurator selbst auswählen. Mit einem Gewicht von 22,3 kg ist es natürlich auch das schwerste Bike im Test und liegt über 5 kg über dem zweitschwersten Bike im Test. Im E-Bike-Testfeld lag es mit diesem Wert allerdings im Mittelfeld. Der Federweg des Orbea WILD ist dafür wieder klassisch für ein Enduro-Bike mit 170 mm an der Front und 160 mm am Heck. Wie wird es sich also im analogen Testfeld schlagen? Und welche Vor- und Nachteile kommen mit dem Motor?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2024 – Die 14 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest



Das Orbea WILD M-LTD im Detail
Schweinchen Babe trifft auf Starship Enterprise. So könnte man den Look unseres Orbea WILD am kürzesten beschreiben. Denn die knallige rosa Lackierung ist gemischt mit dem modernen, kantigen Look des Rahmens. Die Züge verlaufen durch ein von Orbea entwickeltes System durch den Steuersatz in den Rahmen. Das Motorsystem bestehend aus einem Bosch Performance Line CX Race-Motor und einem fest verbauten Bosch PowerTube-Akku mit 625 Wh Kapazität ist sauber in die Rahmenform integriert und verleiht dem Bike einen schlanken Look. Zumindest für E-Bike-Verhältnisse. Denn im Vergleich zu den analogen Bikes im Test ist das WILD natürlich trotzdem sehr bullig. Die Steuerung des Motors erfolgt über eine diskrete Mini Remote am Lenker links, den aktuellen Akkustand und die gewählte Unterstützungsstufe kann man am Bosch System Controller auf dem Oberrohr ablesen. Die Kettenstrebe und das Unterrohr sind gut geschützt, das sorgt zusammen mit den sauber geklemmten Kabeln für einen angenehm leisen Ride. Für ein Staufach ist im Unterrohr des WILD durch den Akku natürlich kein Platz, aber auch auf einen Toolmount verzichtet Orbea. Schade, so ist man auf längeren Touren immer auf eine Hipbag oder einen Rucksack angewiesen.

Die Kabel verlaufen durch den Steuersatz mit einem eigens von Orbea entwickelten System.

Der Bosch CX Race-Motor schiebt bergauf ordentlich an, egal ob auf dem Schotterweg oder einem Uphill-Trail – so schnell wart ihr noch nie am Traileinstieg.
Die Ausstattung des Orbea WILD M-LTD
Wie bei über der Hälfte des Testfelds arbeitet auch am Orbea WILD eine FOX 38 Factory-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche. Passend dazu ist am Heck ein FOX FLOAT X2 Factory-Dämpfer verbaut. Beide Parts bieten maximale Einstellbarkeit und top Trail-Performance. Gebremst wird das E-Bike mit Shimano XTR-Stoppern, die mit 200 mm großen Galfer-Scheiben an Front und Heck kombiniert sind. Die Schaltung kommt aus dem Hause SRAM mit der elektronischen High-End XX Eagle Transmission. Diese wird direkt am Rahmen montiert und ermöglicht auch Schalten unter Last – besonders am E-Bike, bei dem der Motor zusätzlich Last auf die Kette ausübt, ist das ein sehr nützliches Feature. Bei Cockpit, Dropper und Laufrädern setzt Orbea auf Teile ihrer Eigenmarken OC und OQUO. Der OC Mountain Control MC 21-Dropper hat dabei sage und schreibe 230 mm Hub und lässt sich trotzdem voll im Rahmen versenken. Mehr Bewegungsfreiheit geht nicht! Und wem das zu lang ist, der kann ohne Probleme im Konfigurator eine kürzere Dropper auswählen.

Durch die Reifen mit dicker DH-Karkasse und weicher MaxxGrip-Gummimischung an Front und Heck ist das WILD auf Abfahrt getrimmt – hoher Verschleiß inklusive.

Mit 230 mm Hub ist der OC Mountain Control-Dropper am Orbea der längste im gesamten Testfeld. Und das an einem E-Bike!

Auf der schlichten Anzeige im Oberrohr kann man den aktuellen Akkustand und den Unterstützungsmodus ablesen.
Auf die OQUO Mountain Control MC 32 TEAM-Alu-Laufräder sind vorne ein MAXXIS ASSEGAI und hinten ein MAXXIS DHR II gezogen. Beide kommen in superrobuster DH-Karkasse und in weicher MaxxGrip-Gummimischung. Dadurch habt ihr mega Grip! Aber eben auch viel Verschleiß, vor allem am Hinterrad, der zusätzliche Rollwiderstand ist am E-Bike dagegen zu vernachlässigen. Apropos Verschleiß: Die OQUO-Alu-Laufräder haben einiges an Liebe gebraucht, um den Vergleichstest über rund zu rollen.
Der umfangreiche Online-Konfigurator ermöglicht euch, das Bike ganz nach euren Wünschen anzupassen – mega!

Orbea WILD M-LTD
12.030 €
Specifications
Motor Bosch Performance Line CX Race 85 Nm
Battery Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch System Controller
Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2 Factory 160 mm
Seatpost OC Mountain Control MC21 230 mm
Brakes Shimano XTR 200/200 mm
Drivetrain SRAM XX Eagle Transmission 1x12
Stem OC Mountain Control MC10 50 mm
Handlebar OC Mountain Control MC10 Carbon 800 mm
Wheelset OQUO Mountain Control MC32TEAM Alu 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI, DH Casing, MaxxGrip/MAXXIS Minion DHR II, DH Casing, MaxxGrip 2,5/2,4
Technical Data
Size S M L XL
Weight 22,3 kg
Perm. total weight 140 kg
Max. payload (rider/equipment) 117 kg
Trailer approval nein
Kickstand mount nein
Specific Features
E-Bike
Range-Extender
Tuning-Tipps: Wenn ihr maximale Trail-Performance wollt, könnt ihr euch an unserer Ausstattung orientieren

Die Geometrie des Orbea WILD M-LTD
Das Orbea WILD wird in vier Größen von S bis XL angeboten. Das Sattelrohr ist dabei mit einer Höhe von 435 mm bei einer Reach von 480 mm schön niedrig, wodurch ihr den langen Hub des Droppers voll ausnutzen könnt. Vor allem bei E-Bikes ist das alles andere als selbstverständlich. Die Kettenstreben sind über alle Rahmengrößen hinweg 448 mm lang und passen sich nicht an den wachsenden Hauptrahmen an. Auch auf sonstige Anpassungen der Geometrie mit Flip Chips oder ähnlichem verzichtet Orbea.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Reach | 435 mm | 455 mm | 480 mm | 505 mm |
Stack | 621 mm | 630 mm | 639 mm | 648 mm |
Kettenstrebe | 448 mm | 448 mm | 448 mm | 448 mm |
Tretlagerhöhe | 353 mm | 353 mm | 353 mm | 353 mm |
Sattelrohr | 415 mm | 415 mm | 435 mm | 460 mm |
Lenkwinkel | 64° | 64° | 64° | 64° |
Sitzwinkel | 77,5° | 77,5° | 77,5° | 77,5° |
Oberrohr | 573 mm | 595 mm | 622 mm | 649 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Radstand | 1223 mm | 1247 mm | 1277 mm | 1306 mm |
Das Orbea WILD M-LTD auf dem Trail
Geht es darum, möglichst schnell und einfach zum Traileinstieg zu kommen, ist das Orbea WILD natürlich außer Konkurrenz. Der kraftvolle Bosch CX Race-Motor schiebt euch auch die steilsten Rampen hoch – und zwar richtig schnell und ohne große Anstrengung. Im Race-Modus ist der Motor allerdings sehr aggressiv abgestimmt und E-Bike-Einsteigern raten wir, auf jeden Fall mit einer schwächeren Unterstützungsstufe anzufangen. Wenn ihr für den Weg bergauf nicht die Schotterstraße nehmt, sondern stattdessen einen Uphill-Trail wählt, kann der Weg hoch sogar richtig Bock machen – und ganz neue Herausforderungen auf dem Bike bieten. Hier sorgen der sensible Hinterbau und der weiche Reifen für viel Grip am Heck, aber auch wenn es bergauf entspannt zugeht, eignet sich die komfortable Sitzposition mit der hohen Front auch für lange Tage im Sattel.


Neigt sich der Trail dann in Richtung Tal, fühlt man sich auf dem Orbea WILD schnell wohl, auch wenn man davor noch kein E-Bike gefahren ist. Es lässt sich intuitiv steuern und setzt Lenkimpulse direkt um, wobei das hohe Gewicht es natürlich etwas träger macht. In Sachen Agilität belegt das WILD deshalb die unteren Plätze, denn wird der Trail enger, ziehen fast alle analogen Enduros vorbei, weil es einfach viel Kraft kostet, das Rad vom Boden und um enge Kurven zu bekommen. Trotzdem ist es noch eine Spur spritziger als das Rocky Mountain Altitude. Die fehlende Wendigkeit macht das Orbea WILD dafür mit Laufruhe wett. Egal, wie schnell ihr fahrt und wie groß die Löcher, Wurzeln und Steine werden, das Orbea kann nichts so schnell aus seiner angepeilten Linie werfen und man fühlt sich zu jeder Zeit sicher und in Kontrolle. Hier kann es sogar locker mit dem Testsieger Ibis HD6 und dem Yeti SB160 mithalten. Einen großen Teil dazu trägt auch das sehr gut abgestimmte Fahrwerk bei. Denn das spricht sensibel auf kleine Schläge an und bietet dadurch viel Grip, trotzdem habt ihr guten Gegenhalt, um durch Pushen in Anliegern oder Wellen schön Speed zu generieren. Auf schnellen Baller-Passagen liegt das WILD satt, ruhig und vermittelt neben viel Grip auch eine Menge Selbstvertrauen, um es ordentlich laufen zu lassen. Bergab kann es durch das träge Fahrverhalten allerdings nicht mit den Allround-Eigenschaften der besten Enduros mithalten.
Das Fahrwerk des Orbea WILD ist eine seiner großen Stärken. Es schafft den Spagat aus Feinfühligkeit, Gegenhalt und Endprogression sehr gut.



Für wen ist das Orbea WILD M-LTD?
Das Orbea WILD ist eine gute Wahl für alle, die es bergab gerne richtig laufen lassen, aber keine Lust haben, viel Energie für den Uphill zu verschwenden. Es ist ein E-Bike mit sehr hohem Allround-Potenzial, das auf jeder Art von Trail Bock macht, durch sein zusätzliches Gewicht aber träger zu steuern ist und ein weniger agiles Fahrverhalten bietet.

Das Fazit zum Orbea WILD M-LTD
Als einziges E-MTB im Test ist das Orbea WILD bergauf ohne Konkurrenz. Hier ermöglicht es durch die Motorunterstützung ein anderes Fahrerlebnis, inklusive der Möglichkeit Uphill-Challenges zu fahren. Bergab punktet es durch das hohe Gewicht und das sehr starke Fahrwerk zwar mit extrem hoher Laufruhe, büßt aber spürbar an Agilität ein. Durch den umfangreichen Online-Konfigurator habt ihr die Möglichkeit, das Orbea WILD ganz nach euren Wünschen anzupassen – sowohl vom Look als auch von der Ausstattung.

Tops
- macht auch bergauf Bock
- brutale Laufruhe
- sehr starkes Fahrwerk

Flops
- kann nicht mit Agilität der analogen Bikes mithalten
- fest verbauter Akku
Mehr Infos findet ihr auf der Website von Orbea.
Das Testfeld
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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker