Ende vergangenen Jahres hat Trek mit der überarbeiteten Version ihres Slash-Modells den Enduro-Klassiker neu aufgelegt. Und zwar mit einem High-Pivot-Hinterbau, der auffälligen Kettenumlenkung, 170 mm Federweg vorne und hinten sowie gemischten Laufradgrößen. Doch wie schlägt es sich gegen die 13 Konkurrenten in unserem Vergleichstest?
Das Trek Slash wurde letztes Jahr grundlegend überarbeitet. Dabei behielt es seine ikonische Formsprache bei, erhielt jedoch zahlreiche Detailverbesserungen. Die wohl größte und offensichtlichste Änderung: Der High-Pivot-Hinterbau, der an der 6. Generation des Enduro-Bikes Verwendung findet. Auch der Federweg hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell am Heck um 10 mm erhöht. Das Trek Slash 9.8 XT, das nicht das Topmodell ist, verfügt nun sowohl vorne als auch hinten über 170 mm Federweg. Schon ab Werk liefert der Hersteller das Slash im Mullet-Setup, sprich mit 29”-Vorderrad und 27,5”-Hinterrad, aus – das Bike lässt sich aber durch separat erhältliche Dämpferaufnahmen auch im 29er Setup fahren. In Größe L bringt unser Testrad 16,1 kg auf die Waage und liegt damit nur leicht über dem Durchschnitt im Test. Beim Kauf des Enduro-Bikes gehen 7.899 € flöten, was ziemlich genau unserem Durchschnittspreis im Test entspricht.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2024 – Die 14 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest
Das Trek Slash 9.8 XT 2024 im Detail
Optisch macht sich sofort die auffällig silberne „Argent-Drizzle”-Lackierung bemerkbar, in der sogar die Abdeckung des Staufachs im Unterrohr lackiert ist. Das Staufach bietet neben einem guten Schließmechanismus auch viel Platz im Unterrohr und eure Trail-Essentials passen gut in die eingeschobenen Taschen. Wer Schlauch, Werkzeug und Co. jedoch lieber in Griffweite haben will, kann diese auch am Toolmount auf der Unterseite des Oberrohrs montieren. Zwei Anschraubpunkte auf der Abdeckung des Staufachs lassen einen Flaschenhalter anbringen. Ein Multitool im Steuersatz, wie am Top-Modell, gibt es leider nicht. Für Einstellungen auf dem Trail muss der 6er Inbus in der Steckachse reichen, der aber immerhin leicht zu entnehmen ist.
Das Staufach bietet neben einem guten Schließmechanismus auch viel Platz im Unterrohr und eure Trail-Essentials passen gut in die eingeschobenen Taschen.
Der großzügige Kettenstrebenschutz schützt vor den wilden Peitschen eurer Kette und soll zusammen mit dem Unterrohrprotektor sowie dem Shuttle Guard Beschädigungen am Carbon-Rahmen verhindern. Die Protektoren am Unterrohr lassen sich im Falle eines Bruchs einfach abschrauben und austauschen. Clever! Der große Fender am Hinterrad ist an den Sitzstreben montiert und soll euer Bike bei der Fahrt auf losem Untergrund vor umherfliegenden Steinen bewahren. Alle Leitungen am Slash verschwinden durch Öffnungen hinter dem Steuerrohr in den Carbon-Rahmen, sind beim Eintreten aber weder geklemmt noch durch Gummistopfen verschlossen, was zu einem nervigen Klappern führt. Zu sehen sind die Leitungen erst wieder am Übergang zwischen Hauptrahmen und Hinterbau und schließlich am Wirkungsort.
Die Ausstattung des Trek Slash 9.8 XT 2024
Trek setzt am Slash 9.8 XT auf ein RockShox-Fahrwerk, bei dem beide Federelemente aus der Select+-Serie stammen. So arbeitet an der Front eine RockShox ZEB Select+-Federgabel mit Charger 3-Kartusche, während am Heck der RockShox Vivid Select+-Dämpfer Unebenheiten ausfedert. Die Select+-Serie von RockShox, die am Slash 9.8 XT verbaut ist, bietet in puncto Trail-Performance und Anpassungsfähigkeit fast das gleiche Niveau wie die Ultimate-Modelle. Die einzigen Unterschiede liegen in den fehlenden Buttercups in der Gabel und den etwas reduzierten Einstellungsmöglichkeiten am Dämpfer. Wie der Name schon vermuten lässt, wurde beim Slash 9.8 der Fahrradkomponenten-Hersteller Shimano mit ins Boot geholt und Teile aus deren XT-Modellreihe verbaut. So verzögern Shimano XT-Stopper mit 200 mm großen Bremsscheiben vorne und hinten das Enduro-Bike aus Waterloo. Ein 12-fach Shimano DEORE XT-Schaltwerk sorgt für präzise Schaltvorgänge, während das Bashguard mit Kettenumlenkrolle euer Kettenblatt vor nervigen Aufsetzern bewahrt. An der Kettenführung inkl. Umlenkrolle wurde an unserem Modell bereits nachgebessert, um das bekannte Problem der abwerfenden Kette zu vermeiden.
Der Rest der Ausstattung am Slash 9.8 XT stammt aus eigener Hand von der Hausmarke Bontrager. So setzt Trek am Slash auf eine Bontrager Line Elite-Dropper mit 200 mm Hub, die sich ganz im Sitzrohr versenken lässt und bei unseren Testern aufgrund der guten Haptik der Remote am Lenker positiv aufgefallen ist. Der Bontrager Line Pro-Lenker ist aus Carbon gefertigt und misst eine Breite von stolzen 820 mm. Das ist selbst für die größeren Tester im Team viel zu breit und hier empfehlen wir auf jeden Fall, die kürzere Version zu wählen – besonders, wenn ihr zu den kleineren Rahmengrößen greift, die die gleiche Lenkerbreite verbaut haben. Dabei müsst ihr allerdings im Hinterkopf behalten, dass sich auch die Flexeigenschaften des Lenkers ändern und er wesentlich steifer wird. Das Slash rollt auf Bontrager Line Elite 30-Carbon-Laufrädern mit 29”-Vorderrad und 27,5”-Hinterrad. Geschützt werden die Laufräder von Reifen der Eigenmarke. Ein Bontrager SE6 Team Issue an der Front generiert den nötigen Grip, während der Bontrager SE5 Team Issue für ein gutes Abrollverhalten sorgt. Beide Reifen bestehen aus der gleichen Dual Compound TM-Grip-Gummimischung und setzen auf die 120 TPI Core Strength-Karkasse. Bei unserem Test im steinigen San Romolo musste der Hinterreifen jedoch einige Platten kassieren und die Carbon-Felge harte Durchschläge wegstecken. Hier empfehlen wir euch, auf Reifen mit dickwandiger Karkasse, wie den Bontrager G5 Team Issue, für mehr Pannen- und Durchschlagschutz aufzurüsten – den Laufrädern und eurem Geldbeutel zuliebe.
Trek Slash 9.8 XT
7.899 €
Specifications
Fork RockShox ZEB Select+ 170 mm
Rear Shock RockShox Vivid Select+ 170 mm
Seatpost Bontrager Line Elite 200 mm
Brakes Shimano XT 200/200 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Bontrager 40 mm
Handlebar Bontrager Line Pro 820 mm
Wheelset Bontrager Line Elite 30 Carbon 29"/27,5"
Tires Bontrager SE6 Team Issue/Bontrager SE5 Team Issue 2,5/2,5
Technical Data
Size S M M/L L XL
Weight 16,1 kg
Specific Features
Staufach
Tool Mount
Flip Chip
Tuning-Tipp: Reifen mit dickwandiger Karkasse für höheren Pannen- und Durchschlagschutz nachrüsten
Die Geometrie des Trek Slash 9.8 XT 2024
Das Trek Slash ist in fünf Größen, S, M, M/L, L und XL, erhältlich und soll so für Fahrer von 1,55 m bis 1,95 m die passende Größe bereitstellen. Während die Größe S noch auf 27,5”-Laufräder vorn und hinten setzt, kommen alle Bikes ab Größe M mit großem 29”-Laufrad vorne und lassen sich wahlweise auch am Heck mit einem 29” großen Hinterrad fahren. Dazu müssen die unteren Dämpferaufnahmen ausgetauscht werden, die für 34,99 € zusätzlich erworben werden müssen. In beiden Dämpferaufnahmen ist direkt ein Flip Chip integriert, der die Progression des Hinterbaus verändern lässt, wodurch ihr das Bike an verschiedenes Gelände, unterschiedliche Fahrstile oder einen anderen Dämpfer anpassen könnt. Auch Lagerschalen sind separat erhältlich und lassen den Lenkwinkel um +/- 1° anheben oder absenken. Der Reach ist mit 488 mm in Größe L eine der längeren im Test, aber noch moderat. Durch die Kombination aus kurzem Sitzrohr mit 435 mm und voll versenkbarer Dropper, habt ihr maximale Bewegungsfreiheit in der Abfahrt. Top!
Größe | S | M | M/L | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Reach | 430 mm | 448 mm | 468,1 mm | 488,1 mm | 513,2 mm |
Stack | 587,7 mm | 623,1 mm | 632,1 mm | 641,1 mm | 659 mm |
Kettenstrebe | 429 mm | 429,2 mm | 434,2 mm | 434,2 mm | 439,2 mm |
Tretlagerabsenkung | 10 mm | 27 mm | 27 mm | 27 mm | 27 mm |
Sattelrohr | 390 mm | 400 mm | 420 mm | 435 mm | 470 mm |
Lenkwinkel | 63,5° | 63,3° | 63,3° | 63,3° | 63,3° |
Sitzwinkel | 78,1° | 77,8° | 77,3° | 77,1° | 76,7° |
Oberrohr | 547,5 mm | 577,8 mm | 605,4 mm | 627,9 mm | 658,1 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 100 mm | 110 mm | 120 mm | 140 mm |
Radstand | 1195,1 mm | 1223,8 mm | 1253,2 mm | 1277,7 mm | 1311,6 mm |
Das Trek Slash 9.8 XT 2024 auf dem Trail
Dass das High-Pivot-Bike beim Aufstieg auf der Forststraße nicht besonders gut abschneidet, war zu erwarten und der Uphill gestaltet sich mit dem Slash 9.8 XT nicht ganz so effektiv. Der Hinterbau wippt beim Pedalieren nur leicht mit, generiert bei technischen Anstiegen aber gute Traktion. Für Fahrer, die einem langen Aufstieg auf der Schotterstraße entgegenblicken, lohnt sich der Griff zur Plattformdämpfung am Vivid, um den Uphill etwas effizienter zu gestalten.
Ist man am Trail-Einstieg angekommen und startet seine Fahrt in Richtung Tal, macht sich auf den ersten Metern das einfache Handling des Bikes bemerkbar, das Lenkimpulse direkt umsetzt. Wird man, wie wir am Anfang unserer Teststrecke in San Romolo, nach großen Rock-Rolls in harte Kompressionen gedrückt, muss man durch die, wenn auch nur leicht spürbare, Längung des Bikes am Slash für Kontrolle arbeiten und verliert etwas Druck auf der Front. Nimmt der Trail aber an Geschwindigkeit und Schwierigkeitsgrad zu und ihr fahrt plötzlich mit hohem Tempo ins Steinfeld, belohnt das Trek Slash mit sehr hoher Laufruhe und der tief integrierte Stand auf dem Bike vermittelt euch ein hohes Sicherheitsgefühl. Überschlagsgefühle kommen so erst gar nicht auf. Der High-Pivot-Hinterbau durchläuft bei Schlägen auf dem Hinterrad eine Auf- und Rückwärts-Bewegung und trägt so zur Laufruhe des Slash bei. Nur das Rocky Mountain Altitude, Orbea Wild und Ibis HD6 übertreffen hier das Slash mit noch etwas mehr Laufruhe. In der Abfahrt hat leider ein hörbares Klacken bei Stufen und Kompressionen den Fahrspaß deutlich reduziert, was wir auf das Anschlagen der Sperrklinken – durch den Kettenzug – im Freilauf zurückführen. In roughen Sektionen punktet das Fahrwerk mit guter Traktion und genug Gegenhalt. Durch den ausreichenden Support im mittleren Federwegsbereich kann man mit dem Slash 9.8 auch auf dem geraden Stück getrost an einer Wurzel oder Steinkante abziehen. Auf langsamen und engen Trail-Passagen kostet euch das Slash jedoch ordentlich Kraft und auch an Agilität muss es im Vergleich zu seiner Konkurrenz etwas einbüßen.
Für wen ist das Trek Slash 9.8 XT 2024?
Trek richtet sich mit dem Slash 9.8 XT an jeden, der es bergab ordentlich krachen lassen will und dabei auf möglichst viel Laufruhe Wert legt. Fahrer, die also den direktesten Weg ins Tal nehmen, finden hier mit ein paar Upgrades in der Ausstattung, wie Reifen mit dickwandigerer Karkasse, einen potenten Gefährten.
Das Fazit zum Trek Slash 9.8 XT
Durch die auffällige Optik ist das Trek Slash 9.8 XT direkt als High-Pivot-Bike zu erkennen. Wie zu erwarten, liefert es auf dem Trail mit viel Laufruhe und einem traktionsstarken Fahrwerk ab. Wird es eng und langsam, kostet euch das Slash aber viel Kraft und auch bergauf lassen sich mit dem Enduro-Bike keine neuen Bestzeiten erreichen. Der hohe Geräuschpegel in Kombination mit den pannenanfälligen Reifen lässt noch etwas Platz nach oben.
Tops
- hohe Laufruhe auf dem Trail
- clevere Detaillösungen
- intuitives Handling
Flops
- wenig Agilität
- laut in der Abfahrt
Mehr Infos auf der Website von Trek.
Das Testfeld
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Text: Benedikt Schmidt Fotos: Peter Walker