Klein, groß oder beides? Bei der Frage nach der richtigen Laufradgröße steht ihr vor der Wahl zwischen 27,5”- und 29”-Laufrädern oder einem Mullet: dem Mix aus beiden. Aber was genau ist ein Mullet und welche Laufradgröße ist die beste? Das haben wir mit drei brandneuen Canyon Spectral 2022 für euch herausgefunden.

Spectral vs. Spectral vs. Spectral: Das neue Canyon Spectral gibt es in drei Rahmenversionen von 27,5” über Mullet bis hin zum 29”-Modell.

26” is dead! Obwohl die Diskussion über den alten, goldenen Laufrad-Standard in den letzten Jahren endlich für beendet erklärt wurde, wird die Frage nach der richtigen Laufradgröße immer komplexer. Denn aus den zwei verbleibenden Laufradgrößen 29” und 27,5” bleiben drei mögliche Laufradkonzepte zur Auswahl. Das Zauberwort heißt Mullet: Hier werden das große 29”-Vorderrad mit dem kleineren 27,5”-Hinterrad in einem Bike kombiniert. Das Konzept um zwei unterschiedlich große Laufräder im Rahmen ist nicht neu und wurde bereits zu 26”er-Zeiten umgesetzt. Auch in der E-Mountainbike-Welt sind Mullets schon lange etabliert und spätestens seit die UCI ihre Regularien über unterschiedlich Große Laufräder gelockert hat sind einige EWS und Downhill Weltcup Profis auf einem Mullet unterwegs. Doch macht das Ganze auch ohne Stoppuhr Sinn? Wo liegen die Vor- und Nachteile? Welches Laufradkonzept macht auf dem Trail am meisten Spaß und welches ist das Beste für euch? Mit dem Launch des neuen Canyon Spectral 2022 können wir euch all diese Fragen endlich beantworten.

Groß oder klein? Kann sich das 27,5” Spectral gegen die Modelle mit großem 29”-Vorderrad durchsetzen, oder gibt es vielleicht zu Recht fast keine reinen 27,5”-Bikes mehr auf dem Markt?
Das große 29”-Hinterrad ist in diesem Battle nur einmal vertreten.

Die neuen Canyon Spectral 2022 Test-Bikes

Für 2022 hat Canyon die Modellpallette des Spectral ordentlich aufgebohrt und bietet insgesamt bis zu 13 verschiedene Modelle in unterschiedlichen Ausstattungs- und Laufrad-Konfigurationen an. Basis für den Showdown der Laufradgrößen bilden das Canyon Spectral CF 8 mit kleinen 27,5”-Laufrädern, das Spectral CF 8 CLLCTV, das vorne auf ein großes 29”- und hinten auf das kleinere 27,5”-Laufrad setzt, und das Topmodell Spectral CFR in der 29”-Variante.

Canyon Spectral 27.5 CF 8 | 160/150 mm (v/h) | 27,5” | 4.399 € | Hersteller-Website
Canyon Spectral Mullet CF 8 CLLCTV | 160/150 mm (v/h) | 29”/27,5” | 3.999 € | Hersteller-Website
Canyon Spectral 29 CFR | 160/150 mm (v/h) | 29” | 6.499 € | Hersteller-Website

Zwischen den drei Kandidaten liegen im Serienzustand nicht nur 2.500 € Preisdifferenz, sondern auch ganz unterschiedliche Ausstattungsdetails. So kommen das 27,5” Spectral CF 8 und das 29” Spectral CFR mit einem vergleichbaren FOX -Fahrwerk mit 160 mm 36-Federgabel und FLOAT X-Luftdämpfer und zeigen eine fast identische Performance auf dem Trail. Das Spectral CF 8 CLLCTV mit gemischter Laufradgröße tanzt mit seinem FOX DHX-Stahlfederdämpfer aus der Reihe und verändert die Charakteristik des Fahrwerks enorm. Für eine bessere Vergleichbarkeit der drei Bikes – bzw. Laufradgrößen – haben wir dem Mullet auch den FOX FLOAT X-Luftfederdämpfer spendiert. Auch das schicke einteilige Carbon-Cockpit und die DT Swiss XMC 1200 Carbon-Laufräder des 29”-Topmodells mussten für die Vergleichbarkeit daran glauben und wurden kurzerhand durch Canyons traditionelles Cockpit und den DT Swiss XM 1700 Alu-Laufradsatz ersetzt.

Noch nie war ein Battle so vergleichbar. Die drei Canyon Spectral-Test-Bikes sind die ideale Basis für einen fairen Showdown der Laufradkonzepte.

Der Stahlfederdämpfer am Mullet-Spectral musste daran glauben. Um die Laufradkonzepte besser vergleichen zu können, bekommen alle drei Bikes ein Luftfahrwerk spendiert.
Das schicke einteilige Carbon-Cockpit des 29” Spectral CFR musste für unseren Test ebenfalls weichen …
… sodass die Vergleichbarkeit zu den klassischen Vorbau-Lenker-Kombinationen des 27,5” und Mullet-Test-Bikes gegeben ist.
Auch die steifen DT Swiss XMC 1200-Laufräder haben einen riesigen Einfluss auf die Traktion. Deshalb haben wird auf einen Alu-Laufradsatz gewechselt, um das Handling bzw. die Lenkpräzision des Spectral unter identischen Bedingungen testen zu können.

Zumindest in der 29”-Variante ist das Spectral ein alter Bekannter und wurde in unserem großen Vergleichstest zum besten Mountainbike 2021 gekürt. Auch das Canyon Spectral CF 8 CLLCTV konnten wir bereits in seiner Serienausstattung für euch testen.

Die Theorie: Überrollverhalten, Kontaktfläche, Massenträgheit und Co

Fast alle Bike-Hersteller versuchen, euch die Vor- und Nachteile der verschiedenen Laufradgrößen und -Konzepte schmackhaft zu machen. Neben dem Offensichtlichen – dem Größenunterschied – fallen dabei vor allem immer wieder Begriffe wie Überrollverhalten, Kontaktfläche, Massenträgheit. Aber was bedeuten all diese Begriffe eigentlich? Um den theoretischen Zusammenhang der Laufradgröße auf diese Kennwerte zu verstehen, gehen wir von vergleichbaren Komponenten wie Reifen, Felge, Speichen, Nippel und Co aus.

Fangen wir mit dem Massenträgheitsmoment an. Auch wenn das zunächst super kompliziert klingt, ist es eigentlich ganz einfach. Denn eines ist klar: Das größere 29”-Laufrad ist bedeutend schwerer als das 27,5” Pendant und ein Großteil der Masse (Felgen und Reifen) ist auch weiter von der Achse entfernt. Vereinfacht gesagt gibt das Massenträgheitsmoment an, wie viel Kraft bzw. Drehmoment benötigt wird, um das Laufrad zu beschleunigen oder abzubremsen. Wichtig: Der Einfluss des Radius (also des halben Laufrad-Durchmessers) ist nicht linear, sondern quadratisch. Verdoppelt sich der Radius, vervierfacht sich auch das Massenträgheitsmoment. Zu kompliziert? Kein Problem: Je größer das Laufrad ist, desto größer ist sein Massenträgheitsmoment. Auf dem Trail bedeutet das, dass es mehr Kraft benötigt, das 29”-Laufrad von 0 km/h auf 10 km/h zu beschleunigen als das 27,5” Laufrad. Doch auch bergab und ganz ohne Pedalieren ist das spürbar. Das gilt zum Beispiel auch für die Energie, die ihr beim Pushen über Wellen sprichwörtlich ins Bike pumpt. Es gibt aber auch einen anderes Aspekt: Ebenso wichtig wie der Widerstand gegen das Beschleunigen ist auch der größere Widerstand gegen das Entschleunigen des 29”-Laufrads, das deshalb seinen Schwung besser hält.

An dem Punkt, an dem euer Reifen Kontakt mit dem Boden hat, wird der „Fußabdruck“, den er dort hinterlässt, als Kontaktfläche bezeichnet. Die Größe und Form dieser Kontaktfläche wird von vielen verschiedenen Faktoren bestimmt, wie etwa Reifendruck, Aufbau des Reifens und den Dimensionen von Reifen und Felge. Je niedriger der Luftdruck, desto mehr kann sich euer Reifen deformieren und um das Terrain „herumwickeln“, über das ihr fahrt, wodurch sich die Kontaktfläche vergrößert. Grip und Reibung gehen Hand in Hand und daher gilt: Je größer die Kontaktfläche des Reifens, desto mehr Grip. In unserem Szenario mit identischem Reifen und Luftdruck hat der Laufraddurchmesser aber einen viel kleineren Einfluss auf Größe der Kontaktfläche, als uns so manche Marketingabteilung glauben lassen möchte. Denn mit einigen Verallgemeinerungen ist die Kontaktfläche des 29”-Laufrads nur etwa 2 % bis 3 % größer als die des kleineren 27,5”-Rads. Relevanter als die Größe ist die Form der Kontaktfläche und wie sie zum Reifenprofil passt. Doch in Summe sind beim Thema Grip die entscheidenden Faktoren nicht der Laufraddurchmesser, sondern der Reifen mit den Faktoren: Karkasse, Reifendruck, Profil und Gummimischung.

Eines der gängigsten Argumente zugunsten von 29″-Laufrädern lautet, dass diese besser über Hindernisse rollen. Doch stimmt das? Zumindest in der Theorie haben sie das bessere Überrollverhalten: Ein Rad mit einem größeren Durchmesser bleibt weniger wahrscheinlich in einer Steinkante oder an einer Wurzel hängen. Lässt man das Fahrwerk und die Deformation des Reifens für eine Sekunde außer Acht, dann gilt: Wenn ein Rad auf ein Hindernis trifft, formt es eine virtuelle Rampe. Stellt euch das Ganze als Linie vor, die den höchsten Punkt des Hindernisses mit der Kontaktfläche des Reifens verbindet. Diese Rampe gibt die Richtung vor, in die das Rad sich bewegen muss, um nach oben und über das Hindernis hinweg zu gelangen. Je steiler diese Rampe ist, desto schwieriger ist es für das Rad, das Hindernis zu überwinden. Trifft das Laufrad auf ein Hindernis (z. B. eine Steinkante), ist die Kontaktfläche des 29”-Laufrads weiter von der Steinkante entfernt als die Kontaktfläche des 27,5”-Rads und die virtuelle Rampe ist entsprechend flacher. So überrollt das 29”-Laufrad die Steinkante, während das kleinere 27,5” Laufrad spürbar an der Kante hängen bleibt.

All diese physikalischen Grundgegebenheiten lassen sich in der Theorie wunderbar anhand von Formeln und Gesetzen erklären. Doch sie beziehen sich immer nur auf die Vor- und Nachteile der Laufradgröße selbst und vergessen dabei, dass die Laufräder in einem physikalisch enorm komplexen Konstrukt – dem Mountainbike – stecken. Anstelle all dieser isolierten Kennwerte befassen wir bei ENDURO uns immer mit dem Mountainbike als Ganzes und können vorab schon sagen: Der Einfluss der Laufradgröße auf die Geometrie und Kinematik des Mountainbikes hat einen viel größeren Einfluss auf das Fahrverhalten als alle theoretischen Werte zusammen!

Der Einfluss der Laufradgröße auf die Geometrie und Kinematik des Mountainbikes hat einen viel größeren Einfluss auf das Fahrverhalten als alle theoretischen Werte zusammen!

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag: Sobald ein Fully einfedert, geht es am Heck verdammt eng zu. Vor allem zwischen Reifen und Sitzrohr bzw. Sattel passt beim Durchschlag kaum ein Blatt. Klar, dass die Bike-Konstrukteure für das größere Laufrad Platz schaffen müssen, oder – im Umkehrschluss – ein kleineres Laufrad näher am Tretlager positionieren können. In der Geometrietabelle lässt sich dieser Zusammenhang an der Kettenstrebenlänge ablesen. Während Canyon bei den 29” Spectral auf 437 mm lange Kettenstreben setzt, fallen die Kettenstreben mit kleinerem Hinterrad (27,5” und Mullet) 5 mm kürzer aus. Und obwohl wir jetzt bereits über den Tellerrand hinausgeblickt haben, bleibt der wesentliche Faktor bis jetzt noch unberührt: IHR! Denn den größten Einfluss auf das Mountainbiken hat noch immer der Mountainbiker selbst. Der Laufraddurchmesser sollte auch zu euren Körperproportionen passen. Während das für den Durchschnittstypen weniger ein Problem darstellt, können besonders kleine Fahrerinnen und Fahrer mit einem 29”-Hinterrad so ihre Probleme haben. Denn ebenso wie beim Rahmen kann auch der Platz zwischen Hintern und Reifen je nach Fahrsituation verdammt knapp werden.

27,5” vs. Mullet vs. 29” auf dem Trail

Kein Trail ist wie der andere: Deshalb ist es wichtig, die Laufradkonzepte auf vielen unterschiedlichen Trails miteinander zu vergleichen, um die Vor- und Nachteile in jedem Terrain zu erfahren. Doch wir wären nicht ENDURO, wenn wir uns nicht vor allem auf den Trailspaß bergab konzentrieren. Deshalb haben die drei Canyon Spectral-Bikes ihr Laufradbattle auf den sehr abwechslungsreichen Trails des Kronplatz ausgetragen. Neben Flowtrails und fetten Jumplines haben sie natürliche Singletrails und so manche waschechte und steile Enduro-Stages unter die verschieden großen Reifen genommen. Neben richtig viel Fahrspaß zeigen alle drei Bikes vor allem ganz klare Unterschiede in ihrem Handling und dem Charakter auf dem Trail.

Fuß raus und rum ums Eck: Das Spectral mit 27,5”-Laufrädern ist in Kurven super ausbalanciert und einfach zu handeln. Wer will, kann mit ihm aber auch spielerisch ums Eck driften.

Je flowiger, desto besser ist das Motto des 27,5” Spectral. Auf glatten Trails mit Wellen und Sprüngen fühlt es sich am wohlsten uns meißelt seinem Fahrer das größte Grinsen ins Gesicht. Vor allem in offenen Kurven und in Anliegern zeigt das „kleine“ Spectral, wie gut es ausbalanciert ist, und lässt sich super einfach und von allen drei Bikes am intuitivsten steuern. Davon profitieren nicht nur Einsteiger, sondern auch erfahrene Biker, die sich spielerisch an den Grenzbereich herantasten und den Kurvenradius durch Pushen problemlos noch enger machen können.

Das Stichwort heißt Balance. Vor allem auf flowigen Trails ist das super ausgewogene 27,5” ein waschechter Kurvenräuber.

Im Unterschied zum 29” Spectral – in Kurven ebenfalls sehr ausgewogen – schießt das 27,5”-Bike aber am liebsten im Manuell aus dem Anlieger und lädt so an jeder Bodenwelle zum Stylen ein. Einzig das Mullet-Bike kann vor allem auf rutschigem Untergrund in offenen Kurven nicht an den beiden anderen Bikes dran bleiben und erfordert eine saubere Fahrtechnik. Auf ihm muss aktiv nach vorne gearbeitet werden, um genug Druck am Vorderrad zu generieren. Wer das schafft, wird vor allem in Anliegern für seinen Körpereinsatz belohnt. Wer mag, kann das Mullet-Bike spielerisch durch Pushen in einen Drift bringen. So schnalzt das Mullet-Bike unter einem erfahrenen Biker am liebsten auf der Inside-Line in einen Anlieger, um ihn unter einem lauten Braap in eine Staubwolke zu verwandeln.

Danger Zone: Richtig schnelle und verblockte Trails sind nicht die Paradedisziplin des 27,5” Spectral. Dafür glänzt es auf Flowtrails und Jumplines.

Sobald die gebauten Trails schneller und vor allem die Bremswellen größer werden, muss das 27,5” Spectral die Konkurrenz mit großem Vorderrad ziehen lassen. Die Schläge von so manchem „Waschbrett“ vor einem Anlieger werden mit dem kleinen Vorderrad heftiger an den Oberkörper weitergeleitet. Während das 29” Spectral mit Highspeed durch die Bodenwellen donnert und sich von den Schlägen kaum aus der Ruhe bringen lässt, erfordert das 27,5” Spectral hier eine kreative Linienwahl, um die heftigsten Schlaglöcher zu umfahren. Vor allem in der Anfahrt zu größeren Sprüngen sind das Mullet und 29”-Bike deshalb sicherer und mit dem passenden Speed unterwegs. Auch in der Luft liegen sie stabiler und bieten so mehr Sicherheit: Es klingt konträr, aber sowohl das Mullet als auch das 29”-Bike geben mehr Selbstvertrauen und laden deshalb eher zum Querstellen und Stylen ein als das eigentlich agilere 27,5”-Bike.

Vor allem in offenen Kurven fordert das Mullet-Spectral einen aktiven Fahrstil mit viel Druck auf der Front, um das Vorderrad auf Kurs zu halten.

Bikeparks und Trail-Center sind das eine, aber wie schlagen sich die drei Canyon Spectral auf natürlichen Singletrails und richtig steilen Enduro-Stages? In der Kurzfassung: Je verblockter das Gelände, desto besser funktioniert das 29”-Vorderrad! Was das 27,5” Spectral schon an Bremswellen im Bikepark angekündigt hat, offenbart sich, sobald die Schläge von fiesen Wurzeln und Steinkanten aufs Vorderrad dreschen. Im Gegensatz zu den Bremswellen ist es aber nicht die Intensität des Schlags, sondern vielmehr das ruckartige Abbremsen des Bikes, das von seinem Fahrer so einiges abverlangt. Während Mullet und 29”-Bike einfach auf und über größere Steinbrocken rollen, bleibt das 27,5”-Bike an demselben Hindernis hängen und erfordert mehr Körperspannung und eine saubere Fahrtechnik. Am Hinterrad ist genau dieses Phänomen nicht so stark ausgeprägt. Das zeigt der direkte Vergleich im Überrollverhalten zwischen 29” und Mullet-Bike, die ungefähr gleich schnell aus einem Wurzelteppich oder Steinfeld schießen.

Auf der Überholspur zieht das 29” Spectral an der Konkurrenz vorbei. Es hat einfach den größten Einsatzbereich.

Neben den offenen Kurven und Anliegern zeigt sich der größte Unterschied zwischen den beiden auf richtig steilen Trails und bei Highspeed. Je höher die Geschwindigkeit auf dem Trail wird, desto sicherer wird das Spectral mit den 29”-Laufrädern. Die schnell rotierenden großen Laufräder sorgen für mehr Stabilität bei seitlichen Schlägen und verbessern in Kombination mit dem minimal längeren Radstand den Geradeauslauf und die Stabilität, während das Mullet-Bike am Heck etwas früher ausbricht. In Spitzkehren und an Stufen spielt das kürzere Heck des Mullet dafür seine Stärken aus. Ein beherzter Zug an der hinteren Bremse und schon driftet es durch die enge Kehre und lässt das sperrigere 29” Spectral hinter sich.

Je steiler, desto geiler ist das Credo des Mullet-Bikes. Während es auf flachen Trails fordernd ist, liefert es auf steilen Trails super viel Sicherheit und lässt sich mit Leichtigkeit manövrieren.

An Stufen, die gerollt werden, schiebt das 29” Spectral seinen Fahrer immer dann weiter über die Front, wenn das Vorderrad schon unterhalb und das Hinterrad noch oberhalb der Stufe über den Trail rollen. Das liegt zum einen am längeren Radstand und zum anderen an der geringeren Bewegungsfreiheit zwischen Hintern und Hinterreifen. Hier bietet das Mullet vor allem kleineren Fahrern mehr Freiraum und Sicherheit.

Vom Spezialisten zum Generalisten: Mit zunehmendem Laufraddurchmesser wächst auch der Einsatzbereich des Canyon Spectral. Das 29”-Bike macht einfach überall eine gute Figur.

Unsere ENDURO-Testcrew ist im Durchschnitt 1,85 m groß und alle sind sich einig: Für sie ist 29” die beste Laufradgröße. Denn das Canyon Spectral mit den großen Laufrädern deckt im Test den mit Abstand größten Einsatzbereich ab und lässt sich obendrein sowohl bei gemächlicher Fahrweise als auch bei Highspeed immer intuitiv handeln. Beeindruckend ist das 27,5”- Bike vor allem in Kurven auf flowigen Strecken. Doch abseits perfekt gepflegter Flowtrails kann es nicht mit der Konkurrenz mithalten. Nein, das Mullet-Bike kombiniert nicht das Beste aus beiden Welten. Stattdessen sorgen die gemischten Laufräder für ein ganz neues Fahrverhalten, von dem aber nur versierte Fahrer profitieren können.

Fazit

29”! So lautet die kurze Antwort auf die Frage nach der besten Laufradgröße. Das 29” Canyon Spectral performt einfach auf jedem Trail und unter jedem Fahrer. Während viele theoretische Argumente kaum einen spürbaren Einfluss auf das Fahrverhalten haben, zeigt sich, dass vor allem das Überrollverhalten am Vorderrad und die Balance in Kurven den Charakter des Bikes maßgeblich bestimmen. Wer einen Spezialisten sucht oder mehr Bewegungsfreiheit auf dem Bike braucht, kann natürlich auch zu den anderen Laufradgrößen greifen.


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Text: Fotos: Peter Walker