RAAW hat sich in kurzer Zeit zu einer echten Kultmarke entwickelt und mit dem Jibb V2 präsentieren sie bereits die zweite Generation ihres Trail-Bikes. Es soll spritziger und vielseitiger sein als sein Vorgänger. Doch wie schlägt sich das RAAW Jibb V2 im direkten Vergleich gegen die Bikes in unserem Testfeld? Wir haben es auf Herz und Nieren geprüft.

15,3 kg in Größe L | 8.400 € | Hersteller-Website
RAAW ist eine kleine deutsche Marke mit einem klar definierten Markenprofil und hohem Wiedererkennungswert. Ihr Fokus liegt auf Aluminium-Bikes im schlichten Design, ausgelegt auf maximale Trail-Performance, Haltbarkeit und einfache Servicierbarkeit. Das Jibb ist der Trail-Bike-Kandidat in ihrem Portfolio, das sich mit 150 mm Federweg vorne und 141 mm hinten perfekt neben dem DH- und Enduro-Modell der Marke einreiht.
Die zweite Generation des Jibb bietet zahlreiche Einstellmöglichkeiten, um Geometrie und Fahrverhalten individuell anzupassen. Zudem ist es kompatibel mit dem UDH-Schaltaugen-Standard, allerdings mit einigen Einschränkungen. Komplettbikes gibt es nicht – das Rahmenset mit Dämpfer kostet 3.245 €, die von uns getestete Ausstattung kommt auf etwa 8.400 €. Mit 15,3 kg gehört das Jibb V2 zu den schwereren Bikes im Test, liegt für ein robustes Alu-Bike jedoch voll im Rahmen – höhö.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2025 – Die 16 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest



Das RAAW Jibb V2 im Detail
Das RAAW Jibb V2 bleibt mit seinen klaren, flachen Rahmenlinien und dem auffällig glänzenden Raw-Alu-Look unverkennbar ein RAAW-Bike. Im Vergleich zum Vorgänger wurden die Linien noch flacher und geradliniger gestaltet, was dem Bike einen modernen und markanten Look verleiht.
Die außenverlegten Züge sind typisch für RAAW und bieten praktische Vorteile: So muss Bremse beim Service oder Austausch nicht auseinandergebaut werden, was wiederum neues Entlüften erfordern würde. Eine funktionale Lösung, die durch die saubere Verlegung der Züge auf dem Unterrohr dem Bike dennoch einen aufgeräumten Look verleiht. Sie sind dort präzise geklemmt, was zusammen mit dem großzügigen, mit Kabelbindern fixierten Kettenstrebenschutz für ein insgesamt leises Fahrerlebnis sorgt. Ein Toolmount unter dem Oberrohr ermöglicht es euch, wichtige Trail-Essentials zu verstauen, ein integriertes Staufach gibt es im robusten Alu-Rahmen des Jibb V2 allerdings nicht. Damit das Unterrohr Dreckbeschuss nicht schutzlos ausgeliefert ist, hat das Jibb einen robusten Kunststoff-Protektor im Tretlagerbereich verpasst bekommen.



Die Ausstattung des RAAW Jibb V2
Das RAAW Jibb V2, das wir im Test hatten, ist mit einer durchdachten und hochwertigen Ausstattung bestückt, die auf maximale Trail-Performance ausgelegt ist. An der Front arbeitet die FOX 36 Factory mit 150 mm Federweg und der bewährten GRIP2-Dämpfungskartusche. Obwohl es inzwischen ein neueres Modell gibt, bietet sie weiterhin Top-Performance und umfassende Einstellmöglichkeiten für Low- und Highspeed-Compression sowie -Rebound. Der FOX FLOAT X Factory-Luftdämpfer verwaltet die 141 mm am Heck.

Mit 210 mm Hub bietet die OneUp V2-Dropper Post reichlich Bewegungsfreiheit. Damit sich das Bike auch ordentlich in den Boden schält und euch sicher zum Stehen bringt, sind Shimano XTR Bremsen mit 200 mm Scheiben vorne und hinten verbaut – ein Garant für kraftvolles und präzises Bremsen.

Die Schaltvorgänge übernimmt die elektrische SRAM X01 Eagle Transmission, die direkt am Rahmen montiert ist und selbst unter Last präzise und zuverlässig arbeitet. Die zweite Generation des RAAW Jibb rollt auf den neuen NEWMEN Phase 30 Light Carbon-Felgen in 29 Zoll, die geringes Gewicht mit hoher Steifigkeit kombinieren sollen. Bereift ist das Bike mit einem MAXXIS ASSEGAI in weicher MaxxGrip-Gummimischung an der Front und einem MAXXIS Minion DHR II in härterer MaxxTerra-Gummimischung am Heck. Beide kommen in der EXO+ Karkasse. Eine top Reifenkombination für ein Bike wie das Jibb. Wer es besonders hart angeht, sollte für mehr Pannenschutz am Heck ein Upgrade auf die Doubledown-Karkasse in Betracht ziehen.

RAAW Jibb V2
8.400 €
Specifications
Fork FOX 36 Factory GRIP2 150 mm
Rear Shock FOX FLOAT X Factory 141 mm
Seatpost OneUp Dropper Post V2 210 mm
Brakes Shimano XTR 200/200 mm
Drivetrain SRAM X01 Eagle Transmission 1x12
Stem OneUp 50 mm
Handlebar OneUp Carbon Handlebar 800 mm
Wheelset NEWMEN Phase 30 Light 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI MaxxGrip EXO+/Minion DHR ll MaxxTerra EXO+ 2,5"/2,4"
Technical Data
Size S M L XL XXL
Weight 15,3 kg
Specific Features
Toolmount
Flip Chip
Progression Chip
Mullet-Umbau
Tuning-Tipp:
– keiner

Die Geometrie des RAAW Jibb V2
Das RAAW Jibb V2 ist in fünf Größen von S bis XXL für Fahrergrößen von 158 cm bis 208 cm erhältlich. Die Geometrie-Anpassungen, die sich bereits am Yalla! und dem Madonna finden, haben jetzt auch ihren Weg an das Jibb gefunden und bieten durch das Toolbox-Kit umfangreiche Feintuning-Möglichkeiten. Damit könnt ihr die Kettenstrebenlänge, die Tretlagerabsenkung, die Hinterbauprogression und den Lenkwinkel jeweils individuell anpassen. Die Teile für das Toolbox-Kit müsst ihr allerdings separat erwerben, sie sind jedoch mit allen RAAW-Bikes kompatibel – falls ihr einen ganzen Stall an RAAW-Bikes euer Eigen nennt.
Außenverlegte Züge und ein wartungsfreundlicher Rahmen machen das Jibb V2 zur ersten Wahl für Schrauber.
Die Anpassungen mit dem Toolbox-Kit funktionieren wie folgt: Der Lenkwinkel beträgt standardmäßig 64,5° und kann mithilfe von Headset-Schalen von Works Components um +/- 1° verändert werden. Die Kettenstrebenlänge lässt sich durch den Austausch des Rear Axle Kits um +/- 5 mm variieren. Unabhängig davon wächst die Kettenstrebenlänge mit den Rahmengrößen mit. Die Standardlängen im mittleren Setting betragen 445 mm für die Größen S und M, 450 mm für Größe L und 455 mm für XL sowie XXL. RAAW bietet den Hinterbau sowohl mit als auch ohne UDH-Kompatibilität an. Allerdings entfällt bei den UDH-Sitzstreben die Möglichkeit zur Anpassung – unser Test-Bike ist also auf die Kettenstrebenlänge von 450 mm festgesetzt.
Die Tretlagerabsenkung und die Hinterbauprogression können durch den Austausch der unteren Dämpferaufnahmen unabhängig voneinander angepasst werden. Im Standard-Setting liegen sie bei 35 mm Absenkung und 25 % Progression und sind jeweils um 3 mm bzw. 3 % veränderbar. Darüber hinaus gibt es eine spezielle Dämpferaufnahme, mit der ihr das Bike auf ein kleineres 27,5″-Hinterrad wechseln könnt, ohne die Geometrie oder Kinematik zu verändern. In diesem Fall ist jedoch eine Anpassung der Tretlagerabsenkung und Progression nicht mehr möglich.
Größe | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 395 mm | 420 mm | 445 mm | 470 mm | 470 mm |
Oberrohr | 577 mm | 607 mm | 620 mm | 648 mm | 673 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 115 mm | 130 mm | 145 mm | 145 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 76° | 76° | 77° | 77° | 77° |
Kettenstrebe | 445 mm | 445 mm | 450 mm | 455 mm | 455 mm |
BB Drop | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm |
Radstand | 1192 mm | 1224 mm | 1260 mm | 1296 mm | 1321 mm |
Reach | 420 mm | 445 mm | 470 mm | 495 mm | 520 mm |
Stack | 621 mm | 635 mm | 649 mm | 662 mm | 662 mm |
Das RAAW Jibb V2 auf dem Trail
Das RAAW Jibb V2 zeigt im Uphill eine komfortable, aufrechte Sitzposition und eignet sich somit gut für lange Touren. Der Hinterbau wippt bergauf allerdings etwas mit und attestiert dem Jibb keine besonders spritzige Uphill-Performance. Dadurch reiht es sich in der Bergauf-Wertung im Mittelfeld ein, ähnlich wie das Santa Cruz Bronson.
Die Balance zwischen Vorder- und Hinterrad ist gelungen, und man steht gut im Bike integriert. Trotzdem braucht es Eingewöhnungszeit, um sich auf dem Jibb V2 richtig wohlzufühlen und ordentlich Gas geben zu können: Auch wenn die hohe Front – besonders in steilem oder ruppigem Gelände – viel Sicherheit vermittelt, ist das Handling des RAAW Jibb V2 ziemlich fordernd und man muss mit hoher Konzentration fahren, um nicht unerwartet aus der Bahn geworfen zu werden..

Laufruhe und Agilität sind insgesamt ausgewogen, erreichen jedoch keine Spitzenwerte. Vor allem in puncto Laufruhe muss sich das Jibb im hinteren Drittel des Testfelds einordnen und liegt so auf Höhe des Pivot Switchblade und des MERIDA eONE-SIXTY SL.
Wer reine Trail-Performance sucht, findet stärkere Alternativen – das Jibb V2 ist eher ein Bike für Tüftler und Individualisten.
Das Fahrwerk macht hingegen vieles richtig und bietet mit seiner straffen Abstimmung guten Gegenhalt, wodurch ihr auf Rollern oder in Anliegern ordentlich Speed generieren könnt. Dennoch generiert das RAAW Jibb guten Grip und lässt sich auch von großen Schlägen nicht aus der Ruhe bringen. Lediglich viele hintereinander folgende, schnelle Schläge bringen den Hinterbau aus der Ruhe.
Insgesamt ist das Jibb V2 ein gutes Trail-Bike mit zuverlässiger Performance, das jedoch etwas unspektakulär bleibt und im direkten Vergleich mit den besten Bikes im Testfeld nicht mithalten kann.



Für wen ist das RAAW Jibb V2?
Das RAAW Jibb V2 ist ideal für Biker, die ein High-End Alu-Trail-Bike suchen und gerne am Setup experimentieren. Mit seiner anpassbaren Geometrie und Progression bietet es zahlreiche Tuning-Möglichkeiten. Selbstschrauber werden die außenverlegten Züge schätzen, die Wartung und Service erleichtern. Wer jedoch den Fokus auf herausragende Trail-Performance mit hoher Agilität und Laufruhe legt, findet in diesem Bereich leistungsstärkere Alternativen.

Das Fazit zum RAAW Jibb V2
Das RAAW Jibb V2 ist ein durchdachtes High-EndAluminium-Trail-Bike, das mit solider Performance und hervorragender Servicefreundlichkeit punktet. Seine umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten für Geometrie und Progression machen es besonders interessant für Fahrer, die gerne ihr Setup optimieren. Auf dem Trail bietet es ein gut abgestimmtes, straffes Fahrwerk und eine ausgewogene Balance, bleibt jedoch in puncto Agilität und Laufruhe hinter den besten Bikes im Test zurück. Für Selbstschrauber und Individualisten ist es dennoch eine spannende Wahl.

Tops
- umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten
- Fokus auf Servicebarkeit und Haltbarkeit
- gutes Fahrwerk

Flops
- mittelmäßige Uphill-Performance
- forderndes Handling
- keine hohe Laufruhe
Mehr Infos auf der Website von RAAW.
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2025 – Die 16 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest
Alle Bikes im Test: Atherton S.150 | Canyon Spectral CF LTD | Canyon Spectral:ONfly CF LTD | Ibis Ripmo XT | MERIDA eONE-SIXTY SL | Norco Optic C1 | Orbea Rise LT M-LTD | Pivot Switchblade Team X0 Transmission | RAAW Jibb V2 | Rocky Mountain Instinct C70 | Santa Cruz Bronson CC X0 AXS RSV | Santa Cruz Hightower CC X0 AXS RSV | Specialized S-Works Stumpjumper 15 | Transition Sentinel X0 AXS | Trek Top Fuel 9.8 GX AXS | YT JEFFSY CORE 5 CF

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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker