Christian Textor ist in der internationalen Enduro-Szene noch ein eher unbeschriebenes Blatt. Der dreifache Deutsche Enduro Meister ist 2019 erstmalig die komplette Enduro World Series gefahren und hat auch 2020 einiges vor. Wir haben uns sein BULLS WILD CREED Team näher angeschaut.

Bereit zum nächsten Angriff – das BULLS WILD CREED von Christian Textor

Wer ist Christian Textor?

Texi, wie ihn seine Freunde nennen ist, hat 2019 erstmals die Weltbühne des Enduro Mountainbike Sports betreten und als Pro Rider an allen Rennen der Enduro World Series teilgenommen. Doch der Reihe nach: Nach seinem Deutschen Enduro Meister-Titel 2016 und 2018 sowie dem Deutschen Vizemeister-Titel im Downhill konzentrierte sich Texi im Jahr 2019 voll auf Enduro-Rennen. Als Team- und Testfahrer bei BULLS hat er an der Entwicklung seines Enduro Race Bikes, dem BULLS WILD CREED Team, aktiv mitgewirkt. Zunächst jagte er das Bike im Prototypen-Status über die Trails der EWS, bevor er ab dem Rennen im kanadischen Whistler auf das finale Bike umstieg. Texi ist glücklich verheiratet und hat einen kleinen Sohn, als Familienmensch wurde er von beide auf den meisten EWS-Rennen begleitet. Mit Erfolg: Seinen Deutschen Enduro Meister-Titel konnte Texi 2019 verteidigen und neben seinem Hauptsponsor BULLS auch seinen Heimatverein, den MTB Siegerland e.V., mit Stolz erfüllen.

Die erste EWS-Saison von Christian Textor – ein kleiner Rückblick

Von den Ergebnissen her gesehen hat die EWS-Saison für Texi eigentlich erst beim dritten Rennen in Madeira begonnen. Dort war er erstmals mit einem Prototyp des BULLS WILD CREED Team unterwegs und erreichte den 27. Platz. Bei den vorherigen Rennen in Rotorua/Neuseeland bzw. Derby/Australien musste er sich noch mit technischen Problemen herumschlagen, es reichte letztendlich nur für die Plätze 44 und 42. Dann aber, nach einem 31. Platz beim vierten EWS-Rennen im italienischen Val di Fassa, kam er beim Rennen im französischen Les Orres in Schlagdistanz zu den Champions der EWS und erreichte am Ende des zweiten Renntages mit dem 14. Platz seine bislang beste Platzierung. Position 6 nach der Stage 1 und Position 7 bei der Stage 6 sind eindeutige Belege für die fahrerischen Qualitäten, die Texi in den französischen Alpen hinlegte. Beim nächsten EWS-Rennen in Whistler zeigte Texi erneut, was in ihm steckt, und landete ebenfalls auf Rang 14. Das Rennen in Kalifornien beendete er auf Platz 21. Beim letzten EWS-Rennen der Saison 2019 beim TRAILLOVE Alpine Mountainbike Festival in Zermatt kam er dann über Platz 27 nicht hinaus. Die erste EWS-Saison konnte Texi dann mit einem respektablen Platz 21 der Gesamtwertung beenden.

Auf die Frage, welches sein eindrucksvollstes EWS-Rennen 2019 war, konnte Texi zunächst keine Antwort geben, um gleich darauf zu sagen: „Alle. Jedes EWS-Rennen war für mich Neuland, außer bei der Trophy of Nations in Finale Ligure kannte ich keine der Strecken. Mein stärkster Ergebnis konnte ich mit dem 14. Platz in Whistler einfahren – OK, das war dann wohl doch mein persönliches Highlight.“

Das BULLS WILD CREED Team von Christian Textor im Detail

An der Entwicklung des neuen BULLS WILD CREED wirkte Texi maßgeblich mit und unterstützte den Produktentwickler Daniel Plath. Aus Ingenieurssicht stand die Frage im Vordergrund: Was will der Fahrer? Texi zielte auf ein Enduro-Bike ab, das verspielt fährt und souverän und zuverlässig funktioniert. Er ist kein Fan von super langen Bikes. Auch seine weiteren Wünsche wurden konsequent umgesetzt: eine Verstaumöglichkeit für einen Ersatzschlauch und eine große Trinkflasche tief im Tretlagerbereich, ein Steinschlagschutz aus festem Gummi am Unterrohr, um den Carbon-Rahmen zu schützen und die interne Zugverlegung.

Texi fährt bei einer Körpergröße von 183 cm einen Rahmen in Größe L. Das BULLS WILD CREED hat eine Kettenstrebenlänge von 435 mm und einen Reach von 470 mm. Der Lenkwinkel beträgt 65,5° und der Sitzwinkel 75,5°.

An der Fahrwerksabstimmung hat Texi die ganze Saison über nur minimal etwas geändert. So fuhr er die FOX 36 FLOAT GRIP2 mit einem Druck von 80 psi (5,5 bar), den Hinterraddämpfer mit einem Druck von 145 psi. Sein Vorderrad pumpte er immer mit 1,5 bar (22 psi) und das Hinterrad mit 1,75 bar (25 psi) auf.

Ab dem Frühjahr 2020 soll das neue BULLS WILD CREED in drei Rahmengrößen (M, L, XL) sowie in zwei Ausstattungsvarianten auf den Markt kommen. Das Einsteigermodell soll dann ab ca. 3.000 € verfügbar sein, für das Topmodell sind ca. 4.500 € aufzubringen.

Die Enduro-Waffe von Christan Textor: BULLS WILD CREED Team in Größe L mit 170/160 mm Federweg und 29”-Laufrädern
Christian Textor | Jahrgang 1990 | Nationalität: Deutscher| Größe 1,83 m | Gewicht 75 kg
Das Vorderrad wird von einer FOX 36 FLOAT GRIP2, mit 170 mm Federweg und 44 mm Vorlauf, gedämpft. In Zermatt fuhr Texi mit einem Druck von 80 psi (5,5 bar).
Ein Schwalbe Magic Mary in der Größe 29 x 2,35 hat Texi am Vorderrad als tubeless aufgezogen. Der lila Streifen auf der Lauffläche bzw. der lila unterlegten Schriftzug ADDIX auf der Reifenwand verrät: Es handelt sich um die weichste Gummimischung von Schwalbe, die sich in Kombination mit der Super Gravity-Karkasse ideal als Vorderreifen am Enduro-Bike eignet. Texi fährt den Reifen mit einem Druck von 1,5 bar (22 psi).
FOX FLOAT X2-Dämpfer der Factory Series hat 160 mm Federweg und wurde von Texi in Zermatt mit einem Druck 145 psi gefahren. Die ultraleichte Tune-Sattelklemme Schraubwürger ist mit einer 175 mm FOX Transfer-Dropper Post kombiniert.
Die Aufhängung des FOX FLOAT X2-Dämpfer ist tief im Oberrohr integriert
Sowohl der Rahmen als auch der Hinterbau des BULLS WILD CREED Team sind aus Carbon gefertigt. Nur der Umlenkhebel besteht aus Aluminium.
Der Antrieb stammt von Shimano. Eine XTR-Kurbel mit 170 mm Kurbellänge und ein Direct-Mount-Kettenblatt mit 32 Zähnen fuhr Texi die ganze Saison über. Mit dem Narrow-Wide-Zahnprofil des XTR-Kettenblattes, sollte eigentlich ein erstklassiger Kettenhalt garantiert sein, doch eine zusätzliche Kettenführung von E*thirteen sorgt dafür, dass die Kette dort bleibt, wo sie hingehört. Das Chainsuck Plättchen an der Kettenstrebe soll die Strebe bei Kettenklemmern vor Beschädigungen schützen. Ein selbstgebastelter Kettenstrebenschutz in Wellenform unterbindet wirkungsvoll das Kettenschlagen sowie Beschädigungen der Kettenstrebe.
Das Shimano 12-Gang XTR M9100-Schaltwerk ist mit einer 10–45Z-XTR-Kassette kombiniert. Bei den Felgen vertraut Texi auf die bewährten DT Swiss SPLINE ONE-Alufelgen mit 30 mm Innenweite. Auch auf dem Hinterrad ist ein Magic Mary von Schwalbe in der Reifengröße 29 x 2,35 aufgezogen – allerdings, im Gegensatz zum Vorderrad, mit der ADDIX-Soft-Gummimischung. In Zermatt fuhr er mit einem Reifendruck von 1,75 bar (25 psi). Mehr Infos über die Schwalbe Mountainbike Reifen findet ihr in unserem großen Vergleichstest.
Texi war in Zermatt mit der Startnummer 33 unterwegs und landete auf Platz 27. Griffe und Sattel stammen von Ergon. Text hat die Ergon GD1-Griffe in Slim-Variante gewählt, da diese mit kleinen Händen besser zu umfassen sind. Statt dem Enduro-Sattel hat Texi zum Ergon SMD2 aus der Gravity-Downhill-Serie gegriffen, da ihm dieser Sattel mehr Bewegungsfreiheit auf dem Bike bietet. Das End-Plug des Lenkers deutet darauf hin, dass sich dahinter das Tubeless Reparatur-Set Sahmurai S.W.O.R.D. befindet.
Lenker und Vorbau stammen von FSA. Der Alu-Lenker FSA Gradient ist 780 mm breit und hat einen Rise von 25 mm. Die Vorbaulänge beträgt 45 mm. Um das Kabelklappern auszuschalten, hat Texi die Brems- und Schaltzüge mit mehreren blauen Kabelbinder zusammengebunden.

Für alle Fälle – Die Tools und Ersatzteile am BULLS WILD CREED

Der Stauraum für Werkzeug und Ersatzschlauch befindet sich oberhalb des Tretlagers und ist schwerpunktmäßig goldrichtig gewählt. Darüber befindet sich der Platz für den Flaschenhalter.
Das Sahmurai S.W.O.R.D. Tubeless Reparatur Kit hat Texi zur Sicherheit immer dabei
Die wichtigste Utensilien in Texis Ersatzteilmäppchen sind neben Schaltzug, Schaltauge, Kettenöl, Tubeless-Milch … seine Sonnenmilch „Skimmies“, die sich im Starterpaket des ersten EWS-Rennens der Saison (Neuseeland) befand. Kabelbinder hat Texi übrigens im Tretlager versteckt.
Im Steuerrohr versteckt sich das OneUp Components EDC Tool
Für seine FOX Transfer Factory-Dropper Post mit 175 mm Auszug hat Texi einen Remote-Hebel von Shimano gewählt. Dieser ist seiner Meinung nach u. a. wegen seiner gummierten Traction-Pads wesentlich besser als der Original-Remote-Hebel – und für ihn der derzeit beste auf dem Markt.
Das Vorderrad wird von einer Shimano XTR-Vierkolben-Scheibenbremse mit 203 mm Durchmesser wirkungsvoll verzögert
Am Hinterrad hat Texi eine Scheibe mit nur 180 mm verbaut! Auf die Frage, warum er nicht die sonst übliche 203-mm-Scheibenbremse fährt, antwortete Texi: „Weil ich damit klar komme. Bei 200 mm würde mir die Sensibilität fehlen, die Bremse würde mir zu schnell zumachen.“
Texi rockt die Trails mit Shimano SAINT PD-M820-Klickpedalen. Warum die Pedale als Kauftipp ausgezeichnet wurden, könnt ihr im Vergleichstest nachlesen.
Als Deutscher Enduro Meister 2019 ist Texi natürlich mit dem entsprechenden Trikot unterwegs. Er hat eine super Saison hinter sich und ist der einzige Deutsche unter den Top 100-Fahrern der EWS.
Texi auf dem BULLS WILD CREED Team beim letzten Rennen der Enduro World Series in Zermatt

Wir haben Texi nach seinen Zielen für 2020 befragt
Seine eindeutige Antwort war: Klare Fokussierung auf die Enduro World Serie und dort Top-10-Ergebnisse einfahren. Außerdem natürlich die Verteidigung seines Titels bei der Deutschen Enduro Meisterschaft.


Wir wünschen Texi für die Saison 2020 alles GUTE!

Wenn ihr über Texis Aktivitäten auf dem Laufenden sein wollt, dann folgt ihm auf Instagram.


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Text: Manne Schmitt Fotos: Manne Schmitt, Boris Bayer

Über den Autor

Manne Schmitt

Als stolzer Daddy von Robin und Max-Philip ist Manne der Mann der ersten Stunde und die „graue Eminenz“ im Redaktionsteam. Sein erstes Rad-Rennen gewann er im Grundschulalter beim Schulfest. Nach weniger erfolgreichen Versuchen im Fußball fand er über den Ausdauersport (Marathon) im Jahr 1989 seine Passion fürs Biken! Das Thema Racing verfolgt ihn noch immer, niemand im Team kennt die EWS-Profis besser als Manne. Als ehemaliger Chef-Analyst einer Landesbehörde weiß er, wie man richtig recherchiert, und findet exklusive News, die sonst niemand hat. Als Prokurist unterstützt er seine Söhne erfolgreich im Alltag – viva la familia!