Das war knapp! Florian Nicolai ging beim letzten Rennen der Enduro World Series in Zermatt mit einem kleinen Punktevorsprung an den Start – und wurde vom letztjährigen Gesamtsieger Sam Hill jedoch auf der letzten Stage noch eingeholt. Wir haben uns das Canyon Strive CFR des zweitplatzierten Supersportlers näher angesehen.

Die Rennmaschine von Flo Nicolai: Canyon Strive CFR in Größe L mit 170/155 mm Federweg und 29”-Laufrädern

Bevor wir mit dem Bike-Check beginnen, hier noch ein kleiner Saisonrückblick

Dem Canyon Factory Racing Team gelang 2019 in ihrer siebten EWS-Saison ein Meisterstück: Zum dritten Mal belegten sie den begehrten ersten Platz beim Team Ranking. Flo hatte natürlich maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg: Im letzten Jahr errang Flo beim EWS-Championship den dritten Platz der Gesamtwertung. Und auch sein Start in die Saison 2019 begann sehr vielversprechend. Beim ersten Rennen der EWS-Saison in Rotorua/Neuseeland landete er auf Platz 2 und unterstrich damit seine Titelambitionen, die nicht lange auf sich warten ließen: Im darauffolgenden Rennen in Derby/Australien errang Flo seinen ersten EWS-Sieg, weitere Top 10-Platzierungen folgten. Beim letzten Rennen der Enduro World Serie 2019 in Zermatt konnte er so mit einem Vorsprung von 60 Punkten an den Start gehen. Das Rennen war an Dramatik nicht zu überbieten. Erst auf der letzten Stage konnte Sam Hill durch die Zusatzpunkte für den Gewinn der Queen Stage das Championat gewinnen. Der fünfte Platz beim TRAILLOVE Festival in Zermatt bescherte Florian dann den zweiten Platz im Gesamtklassement – natürlich noch immer eine Riesen-Leistung!

Das Canyon Strive CFR von Florian Nicolai im Detail

In der EWS-Saison 2019 setzt Canyon auf das neue Strive CFR, mit 29”-Laufrädern, überarbeiteter Geometrie und einem verbesserten Shapeshifter, das auch unseren Highend-Vergleichstest für sich entscheiden konnte. Bei den Race-Bikes des Teams weicht die Ausstattung, wie bei fast allen Teams, von der Serienausstattung ab, ähnelt aber dem CFR 9.0 Team am ehesten. Mit einer Körpergröße von 183 cm fährt Florian das Strive in Rahmengröße Large.

Seit dem drittletzten Rennen der Enduro World Series in Whistler ist das Canyon Factory Racing Team mit der neuen Lackierung auf den Trails – brandheiß!
Florian Nicolai | Jahrgang 1993 | Nationalität: Franzose | Größe 1,83 m | Gewicht 72 kg
Lars („Larry“) Hartwich, Teammanager beim Canyon Factory Enduro Team, hat uns in seiner Funktion als Florians persönlicher Mechaniker alle Details von dessen Race-Enduro gezeigt. Zum Renntag bekam Flo von RockShox eine schwarze Federgabel mit Regenbogen-Decals statt der roten spendiert.
Das G5-Cockpit, die Hausmarke von Canyon, verfügt über einen 40-mm-Vorbau und einen 780 mm breiten Lenker mit 20 mm Rise. Die Griffe und der Sattel sind von Ergon. Die RockShox Reverb-Sattelstütze lässt sich um 170 mm absenken.
Der Shapeshifter, der die Geometrie und Kinematik des Strives auf Knopfdruck verändert, bildet das Herzstück des Canyon Strive
155 mm Federweg des RockShox Super Delux Air-Dämpfers sollen den Kontakt zum Untergrund nicht abreißen lassen und somit für ständigen Vorschub sorgen. Larry achtete auf den genauen Luftdruck von 155 psi (10,7 Bar).
Am Vorderrad bügelt eine RockShox Lyrik Ultimate mit 180 mm Federweg alle Unebenheiten weg. Florian fuhr in Zermatt mit einem Luftdruck von 90 psi (6,2 Bar). Eine SRAM CODE RSC mit einer 200-mm-Bremsscheibe sorgt für kraftvolle Verzögerung am Vorderrad. Was die SRAM CODE RSC, unser Testsieger beim großen Vergleichstest mit 19 Modellen, tatsächlich kann, könnt ihr hier nachlesen.
Das neue SRAM Eagle AXS-Schaltwerk sorgt für blitzschnelle Gangwechsel. Auch uns hat die Schaltung schon überzeugt und wir haben 13 gute Gründe zusammengestellt, warum Elektronik am Bike die Zukunft ist.
Der Akku für das kabellose elektronische Schaltwerk wird geclipst und wurde von Larry zusätzlich mit einem Klebeband gesichert
Auch am Hinterrad kommt eine SRAM CODE RSC mit einer 200-mm-Bremsscheibe zum Einsatz
Fast alle Fahrer verwenden einen schnöden Kabelbinder, um ihre Startnummer am Bike zu befestigen
Larry hingegen beweist Liebe zum Detail. Auch bei der Startnummer. Durch seine Konstruktion sitzt sie bombenfest, ohne auf den Trails zu scheppern.
Kettenschutz Marke Eigenbau! Larry zeichnet sich für diesen massiven Kettenschutz aus einem sehr weichen Gummi aus, der laute Kettenschläge wirkungsvoll unterbindet. Leise Bikes sind schneller, so sein Credo!
Die Flüssigkeitszunahme ist an einem langen Renntag essenziell. Seit Larry an der Innenseite des Flaschenhalters ein Griptape angebracht hat, hat Flo auch auf den krassesten Trails dieser Welt keine Trinkflasche mehr verloren.
Was sucht der Akku an dieser Stelle? „Sicher ist sicher“, sagt sich Larry und schickt Flo nur mit Ersatz-Akku für das elektronische Schaltwerk auf die Trails. Larry hat weniger Angst um die Akkulaufzeit, die ca. 20 Stunden betragen soll, als daß Flo bei einem Crash das gute Stück verloren geht.
Flo hat am Vorderrad einen MAXXIS ASSEGAI DH aufgezogen, den er mit 1,75 Bar fuhr. Nur ein paar ausgewählte Racer waren mit einem MAXXIS Test Pilot-Reifen, bei dem angeblich mit der Reifenmischung experimentiert wird, auf den Trails von Zermatt unterwegs.
Am Hinterrad war auf der DT Swiss EX 1501-Felge mit 30 mm Innenweite ein MAXXIS Minion DHR II aufgezogen. Flo war in Zermatt mit 1,9 Bar am Start.

Auch der Daumenhebel der drahtlosen Eagle AXS-Schaltung wurde von Larry für einen definierteren Kontakt mit einem Griptabe versehen
Florian war mit einem Prototyp des Ergon GE 1 Evo unterwegs. Das Gummimaterial fühlt sich in der Handinnenfläche sehr angenehm, leicht klebrig an und lädt zum Fahren ohne Handschuhe ein. Auch an den SRAM CODE RSC-Bremshebeln hat Larry zum besseren Grip ein entsprechendes Klebeband angebracht.
Ein besonderes Augenmerk legt Flo auf die sehr flache Einstellung der Bremshebel. Unter dem Lenker sitzt der Standard Shapeshifter und ein klassischer Reverb-Hebel.
Die Kettenführung E*thirteen LG1/TRS sorgt zuverlässig dafür, dass die Kette dort bleibt, wo sie hingehört
Die Crankbrothers Mallet DH-Pedale haben kürzlich ein Update erfahren und erinnern an die Crankbrothers Mallet E-Pedale, die Testsieger in unserem Vergleichstest von 7 Klickpedalen. Die SRAM X0 Eagle-Kurbel ist 165 mm kurz und reduziert dadurch die Wahrscheinlichkeit von Aufsetzern.

Wird Florian Nicolai Gesamtsieger der EWS 2020? Nach dem dritten Platz 2018 und dem zweiten Platz 2019 wäre dies durchaus möglich! Wir drücken ihm für die neue Saison die Daumen!


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Text & Fotos: Manne Schmitt

Über den Autor

Manne Schmitt

Als stolzer Daddy von Robin und Max-Philip ist Manne der Mann der ersten Stunde und die „graue Eminenz“ im Redaktionsteam. Sein erstes Rad-Rennen gewann er im Grundschulalter beim Schulfest. Nach weniger erfolgreichen Versuchen im Fußball fand er über den Ausdauersport (Marathon) im Jahr 1989 seine Passion fürs Biken! Das Thema Racing verfolgt ihn noch immer, niemand im Team kennt die EWS-Profis besser als Manne. Als ehemaliger Chef-Analyst einer Landesbehörde weiß er, wie man richtig recherchiert, und findet exklusive News, die sonst niemand hat. Als Prokurist unterstützt er seine Söhne erfolgreich im Alltag – viva la familia!