Ihr wollt eure Kinder anfixen und auch bikesüchtig machen? Dann besorgt ihnen ein Downhill-Bike und einen Liftpass und zückt jetzt schon mal den Stift! Denn wir geben euch die besten Tipps, wie man die kleinen Shredder für den Bikepark begeistert und sie dabei trotzdem sicher und glücklich hält.

Frische Luft und Bewegung in den Bergen sind super für die Kids
Frische Luft und Bewegung in den Bergen sind super für die Kids

Challenge accepted! Das war das vorherrschende Gefühl, als letztes Jahr die Downhill-Testbikes für die ENDURO-Kids in die Redaktion gerollt kamen. Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir es mit normalen Trailbikes und Bikeparks mit Lift versucht, die Rüben wurden damit aber nicht so richtig glücklich – und wir dadurch auch nicht. Und das, wo man sich in Süddeutschland fast schon der Blasphemie schuldig macht, wenn man die Nähe zu den Alpen und ihren grandiosen, an bewaldeten Hängen liegenden Bikeparks nicht ausnutzt. Jetzt konnte es endlich richtig losgehen!

Mit einem Standardbike geht es unter Umständen auch, aber Scheibenbremsen und Vollfederung sind schon deutlich besser.
Mit einem Standardbike geht es unter Umständen auch, aber Scheibenbremsen und Vollfederung sind schon deutlich besser.

Und wow, haben wir mit den Mini-Downhillern viel gelernt! In welchem Gang läuft’s gut? In welchem nicht? Welche Zusatzausrüstung müssen wir anschaffen? Lest weiter und erspart euch einige der Schwierigkeiten, mit denen wir zu kämpfen hatten.

Wie die Großen – nur kleiner. Das 20 Zoll-Propain Frechdax ist für die Kurzen designt.
Wie die Großen – nur kleiner. Das 20″-Propain Frechdax ist für die Kurzen designt.

Das Bike

Viele Herausforderungen haben wir bereits in ENDURO-Ausgabe #018 im letzten Sommer besprochen. Damals hatten wir uns auf die fünf Bereiche konzentriert, die für die Wahl des richtigen Bikes für euer Kind wichtig sind:

  1. gute Passform
  2. geringes Gewicht
  3. konstante Bremsen mit guter Dosierbarkeit
  4. hochwertige, einstellbare Federung
  5. einfache Wartung

Um einfach nur in der Gegend herumzufahren, braucht man nicht viel mehr als grundlegende Funktionalität und Robustheit. Doch sobald man sich in die Welt der Bikeparks begibt, sieht die Sache ganz anders aus – besonders, wenn der Fahrer vielleicht noch nicht im Stande ist, zu äußern, was gut funktioniert und was nicht. Jede Komponente bringt Vorteile mit sich, die gegen mögliche Nachteile abgewogen werden müssen.

Sogar 20 Zoll-Laufräder werden mit Steinen fertig, wenn das Fahrwerks-Setup passt.
Sogar 20″-Laufräder werden mit Steinen fertig, wenn das Fahrwerks-Setup passt.

Bremsen

Bremsen sind von entscheidender Bedeutung, wenn es mit den Kids auf dem Berg gut klappen soll. Die Kleinen verstehen noch nicht richtig, was Muskelerschöpfung bedeutet, also kann passieren, dass sie die Bremsen einfach komplett loslassen. Und es ist ja nun wirklich nicht der Sinn der Sache, dass ein Sechsjähriger ungebremst den Trail runterfliegt, weil die kleinen Hände durch Armpump unbrauchbar geworden sind! Die Bremsen müssen gut funktionieren und die Hebelweite muss für die kurzen Finger richtig eingestellt sein. Felgenbremsen können für die Stadt ganz gut passen, aber für längere Abfahrten sind Scheibenbremsen ideal.

Die kleinen Hände werden schnell müde, die Bremsen müssen also kraftvoll sein.
Die kleinen Hände werden schnell müde, die Bremsen müssen also kraftvoll sein.

Laufradgröße

Die Laufradgröße orientiert sich üblicherweise an der Passform des Bikes, doch sie hat auch einen großen Einfluss darauf, wie sich das Bike auf dem Trail verhält. Wenn ihr schon findet, dass zwischen einem 26″- und einem 27.5″-Rad Welten liegen, dann stellt euch erst den Unterschied zwischen einem 20er- und einem 24er-Rad vor! Größere Laufräder machen es dem Kind leichter, über Steine und Wurzeln zu fahren, aber nur, wenn es dabei noch innerhalb seiner Komfortzone ist. Wenn die größeren Räder und die größere Seitenhöhe eher einschüchternd wirken, dann habt ihr auf dem Berg ein Problem. Im Zweifelsfall ist es uns wichtiger, die Selbstsicherheit der Kleinen zu stärken, anstatt auf optimale Performance zu setzen – aber das ist eine persönliche Entscheidung der Eltern und der kleinen Fahrer. Lasst euer Kind auf mehreren Größen Probe sitzen. Wenn das Bike eher groß ist, dann verbringt ein paar Tage damit auf normalen Trails, damit sich das Kind dran gewöhnen kann, bevor ihr euch auf den Weg in den Bikepark macht.

Selbstsichere Kids sind glückliche Kids!
Selbstsichere Kids sind glückliche Kids!

Fahrwerks-Setup

Angenommen, euer Kind wiegt ein Viertel von dem, was ihr auf die Waage bringt, dann wird das Fahrwerk zwingend viel weicher eingestellt sein, als ihr es gewohnt seid. Stellt die Federung nach denselben Kriterien ein, wie ihr es bei einem Bike für Erwachsene tun würdet. Das Setup wird so weich sein, dass es euch vielleicht vorkommt, als könne es gar nicht effektiv sein – aber messt trotzdem einfach den SAG und nehmt die notwendigen Einstellungen vor. Wenn das Setup zu weich ist, werdet ihr es merken und könnt ein bisschen Luft oder Federvorspannung zugeben, damit es keine Durchschläge gibt. Die Alternative ist eine zu straffe Federung, und die wird sich in schlechter Performance und ineffizientem Bremsverhalten äußern. Wenn ihr die Wahl zwischen Luft- und Stahlfederdämpfern habt, empfehlen wir Luft, wegen der leichteren Einstellbarkeit. Kinder wachsen schnell und alle paar Monate die Federn zu wechseln, ist teuer und kompliziert.

Luftdämpfer können leicht angepasst werden, wenn sich das Gewicht des Kindes ändert.
Luftdämpfer können leicht angepasst werden, wenn sich das Gewicht des Kindes ändert.

Schaltung oder Singlespeed

Auf dem Trail zeigt sich sofort, wie simpel und bequem ein Singlespeed-Bike ist. Doch leider schränkt es ein, wenn man auch an Locations fahren will, die keinen Sessel- oder Gondellift haben. Ein Singlespeed ist leichter, weniger kompliziert und möglicherweise auch günstiger, doch ihr werdet damit beim Shredden mit den Kleinen weniger Optionen haben. Diese Entscheidung hängt also vor allem davon ab, wo ihr fahren wollt.

Singlespeed ist schön einfach, bedeutet aber, dass ihr bergauf öfter mal schieben müsst.
Singlespeed ist schön einfach, bedeutet aber, dass ihr bergauf öfter mal schieben müsst.

Sattelhöhe

Wenn Kinder die ersten Male auf DH-Trails fahren, wollen sie sich oft hinsetzen. Mit viel Geduld und Unterstützung lernen sie irgendwann, dass das keine so gute Idee ist, doch bis dahin muss man sie ganz genau im Auge behalten. Wenn sie ängstlich werden, senken sie ihren Hintern Richtung Sattel ab und wollen instinktiv die Füße ausstrecken, um noch etwas mehr Bremskraft zu haben. Im Sitzen ist die Gefahr aber größer, dass sie vom Pedal rutschen und sich an den Beinen wehtun, oder dass sie bei einem Schlag den gefürchteten „Seat Bounce“ hinlegen und über den Lenker segeln. Auch hier ist die Passform entscheidend, denn wenn das Bike zu groß ist und der Sattel nicht weit genug abgesenkt werden kann, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Sattelkontakts. Es ist daher besser, den Sattel aus dem Weg zu haben.

Der Sattel muss so niedrig sein, dass er bei Sprüngen nicht im Weg ist.
Der Sattel muss so niedrig sein, dass er bei Sprüngen nicht im Weg ist.

Fazit

Einige dieser Tipps mögen offensichtlich klingen, aber es ist erstaunlich, wie kompliziert und verwirrend es werden kann, wenn ihr erst mal mit euren Kids im Bikepark steht. Genau wie ihr werden sie aufgeregt sein und vielleicht ein bisschen ängstlich. Vielleicht sehen sie eure Leidenschaft und wollen sie teilen, vielleicht lodert in ihnen schon eine stille Begeisterung, vielleicht sind sie bisher noch skeptisch und wollen langsam machen – das Wichtigste ist, dafür zu sorgen, dass alle Spaß haben. Wenn ihr all unsere Tipps im Kopf behaltet, wird es nicht lange dauern, bis ihr mit euren Kurzen so richtig am Shredden seid. Und bleibt dran, in Teil 2 dieser Serie erfahrt ihr mehr über die Sicherheitsausrüstung, die eure Kids auf dem Trail haben sollten!


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Text: Evan Philips Fotos: Noah Haxel, Valentin Rühl