>> Seit Cesar Rojo die Entwicklungsarbeit bei Mondraker übernommen hat, strotzen die Spanier quasi vor Innovationen. Der Downhiller schlug nicht nur wegen Fabien Barels Worldcup-Sieg im slovenischen Maribor ein, nein auch vor allem wegen seines geringen Gewichtes und einer der besten und variabelsten Geometrien, welche der Status Quo der Downhill-Bikes zu bieten hat. Auf dem gleichen Konzept baut das Zenith XR auf und bietet für das Endurosegment ein paar spezielle Features. Doch Veränderung bedeutet nicht immer Fortschritt. Sie bietet aber zumindest die Möglichkeit dafür. Wir testeten das Zenith auf heimischem spanischem Boden.

Das Herzstück des Aluminium-Rahmens bildet der Zero-Hinterbau. Ein VPP-System mit schwimmend gelagertem Dämpfer, der von beiden Linkages komprimiert wird. Im Vergleich zu Bikes gleicher Klasse anderer Marken, empfiehlt Mondraker einen sehr hohen SAG. Rund 35 % sind die Ansage für die 170mm Federweg am Heck, was 22mm Hub am Dämpfer entspricht. Diese Besonderheit hat folglich nicht nur Auswirkungen auf das Fahr-
verhalten, sondern auch die Art und Weise, wie der Dämpfer abzustimmen ist.

Eine weitere Besonderheit ist, dass mittels Lagerschalen der Lenkwinkel verändert werden kann (64° – 68°). An der Ausstattung sieht man sofort, dass der Fokus auf dem Fahrwerk liegt.

Die Fox 36 FLOAT RC2 FIT und der DHX Air 5.0 bieten in der Kashima-Ausführung die besten Voraussetzungen für eine superbe Suspension-Performance.

Die übrige Ausstattung ist mit Laufrädern der hauseigenen Marke OnOff, sowie den weiteren Anbauparts unauffällig. Die Rock Shox Reverb Sattelstütze verrichtet ihre Dienste wie gehabt tadellos, der Auszugs-Spielraum der Sattelstütze aus dem Rahmen geht in Ordnung.

Auf den ersten Metern fällt sofort die kompakte, zentrale Position auf. Dies unterstreichen die Geometriedaten mit einem kurzen 575 mm Oberrohr. Die Sitz- und Tretposition ist trotz der Kürze des Bikes gut und lässt einen guten Tritt zu. Allerdings neigt der Hinterbau mit Kette auf dem kleinen Kettenblatt zu merklichem Wippen, was allerdings nicht stört, da das Zenith keine Bergziegenansprüche hat, sondern vielmehr auf Abfahrtsperformance getrimmt ist. Es wäre vielmehr wünschenswert die Federgabel absenken zu können, um eine tiefere Front und einen steileren Lenkwinkel zum Klettern zu erreichen. Denn mehr Ruhe bei Aufstiegen würde der Mondrakete durchaus stehen, vor allem wenn man den Lenkwinkel via Lagerschalen flacher eingestellt hat. Nach einer etwas unruhigen Auffahrt, sind wir auf die Abfahrt gespannt.

Die kompakte Geometrie lädt sofort zum Spielen ein, das tiefgezogene Oberrohr vermittelt dabei ein hohes subjektives Sicherheitsgefühl. Dank des flachen Lenkwinkels und der relativ langen Kettenstreben wird das Bike auch bei Highspeed nicht nervös. Lediglich die Reifen mit schlecht abgestützten Mittelstollen sorgen für ein etwas schwammiges und unpräzies Fahrverhalten. Aber diese kann man ja bekanntlich leicht austauschen.

Aufgrund der relativ linearen Kennlinie des Hinterbaus und des vielen SAGs nahmen wir – wenn auch mühsam, da im Rahmen schlecht zugänglich – die Bottom-Out-Einstellung des Fox DHX 5.0 Air vollständig in Anspruch. So erreichten wir eine sinnvolle Endprogression, die harte Durchschläge effektiv verhinderte. Als kleines Manko, wäre noch eine fehlende, 2-fach Kettenführung zu nennen, welche in solchen Federwegsklassen selbstverständlich sein sollte.

Fazit: Trotz einiger durchdachter Features plagen das Zenith letzten Endes noch ein paar kleine Details. Das weniger wippneutrale Fahrverhalten geht für den Einsatzbereich in Ordnung, wird in deutschen Gefilden, wo Effizienz viel bedeutet, aber für etwas Unmut sorgen. Bergab ist es jedoch definitiv ein sehr spaßiges und verspieltes Bike.

Mehr Info: www.mondraker.com Foto: Sebas Romero Text: Robin Schmitt


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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.