„Wer hat’s erfunden?“ – diese Frage steht nicht nur für Kräuterbonbons aus dem Alpenraum: Mit dem neuen Bold Cycles Unplugged Ultimate 2023 stellt die kleine Schweizer Firma Bold Cycles ihr langjähriges Know-how für Bikes im Stealth-Look mit integriertem Dämpfer und cleveren Details unter Beweis. Doch wie fährt sich das neue Enduro-Bike?
Das oberste Credo und Markenzeichen der Schweizer ist Integration – was Bold Cycles anhand des komplett überarbeiteten Unplugged 2023 mit innenliegendem Dämpfer in dritter Generation zeigt. Das kleine Entwicklerteam von Bold Cycles stellte bereits 2018 als erste Firma ein Enduro-Bike mit unsichtbar im Rahmen versteckter Federung vor und hat sich seither weiterentwickelt. Beim neuen Bold Cycles Unplugged 2023 wird – wie bereits beim neuen Linkin – der Dämpfer nun waagerecht im Unterrohr platziert, was für einen tiefen Schwerpunkt, verbesserte Kinematik und viel Stauraum sorgen soll.
Das neue Bold Cycles Unplugged Ultimate 2023 im Detail
Wie bereits beim kleinen Bruder, dem Linkin 135 Ultimate, entsteht durch den innenliegenden Dämpfer eine sehr cleane Optik mit viel Platz für lange Sattelstützen und eine große Trinkflasche. Durch einen simplen, aber effektiven Druckknopf nimmt man den großen Unterrohrschutz ab und erhält so schnell und werkzeuglos Zugang zum Dämpfer und Staufach. Hier versteckt sich das Save The Day-Kit mit wichtigen Essentials, um euch den Tag auf dem Trail zu retten: Multitool, Schlauch, Pumpe, Reifenheber und ein Kettenschloss.
Kleinere Reifenpannen lassen sich auch direkt mit den im Lenker integrierten Tire Plugs beheben, die man mit dem dazugehörigen Messer auch gleich kürzen kann. Zudem gibt’s am Heck ein weiteres kleines Tool: Verborgen hinter dem Griff der Steckachse liegt ein T25, T30 und 6er-Inbus. So viel Integration findet sich an den wenigsten Bikes und macht die Mitnahme eines Rucksacks oder Hip Bags obsolet.
Um die Kette im Zaum zu halten, spendiert der Hersteller ab Werk eine dezent integrierte, aber wirkungsvolle Kettenführung, die sich unauffällig an die Sitzstrebe schmiegt. Der Kettenstrebenschutz sorgt für ein ruhiges Fahren, ohne zu klappern.
Am Cockpit findet sich das einteilige System aus Syncros Hixon iC Carbon-Lenker und Vorbau, welches zugleich die hintere Bremsleitung durch den Steuersatz in den Rahmen führt sowie die Kabelzüge der TracLoc-Remote für Sattelstütze und Dämpfer. Die Leitungen liegen klapperfrei im Rahmen und kommen erst kurz vor dem Bremssattel wieder zum Vorschein. Einen Cable-Port für die Schaltung sucht man übrigens vergebens: Bold Cycles setzt 2023 komplett auf kabelloses Schalten durch die SRAM AXS-Schaltgruppen. Was allerdings für saubere Optik sorgt, hat nicht nur Vorteile: Während man zum einen sehr limitiert in der Wahl seiner Schaltung ist, wird im Falle eines Defekts die Reparatur zu einer kostspieligen Angelegenheit. Denn elektronische Schaltwerke sind bislang weitaus teurer als die analogen Alternativen. Wenn nur das Schaltauge den Geist aufgibt, hat man allerdings gute Chancen, schnell wieder zu rollen: Bold Cycles nutzt am Unplugged 2023 das universelle SRAM UDH – cool, denn das gibt es nahezu in jedem Shop.
Der FOX FLOAT X Nude-Dämpfer und die TracLoc-Remote
Bold Cycles als Tochterfirma von SCOTT profitiert unter anderem vom Know-how des Mutterkonzerns. So kommt beim Bold Cycles Unplugged 2023 der speziell entwickelte FOX FLOAT X Nude-Dämpfer zum Einsatz, der auch am neuen SCOTT Genius zu finden ist. An den Dämpfer gelangt man ebenfalls über den abnehmbaren Unterrohrschutz: Sämtliche Einstellmöglichkeiten finden sich auf der Vorderseite und sind so ohne Werkzeug zu erreichen. Man könnte meinen, dass sich der richtige Luftdruck durch den innenliegenden Dämpfer nur schwer einstellen lässt. Doch es gibt hier eine smarte Lösung, die wir bereits vom Linkin kennen: der SAG-Indicator. Beim Einfedern wird ein kleiner Magnet auf der Außenseite des Rahmens verschoben, der dann auf einer Skala exakt den genutzten Federweg anzeigt. Bei der Dämpferwahl ist man allerdings auf die FOX Nude-Modelle limitiert, da andernfalls ein Set-up nur extrem umständlich zu machen ist.
Angesteuert wird der Dämpfer beim Bold Cycles Unplugged 2023 über die TracLoc-Remote am Lenker. Hier kann zwischen den drei Modi Climb Mode, Ramp Control und Descend ausgewählt werden. Im Climb Mode wird die Kompression am Dämpfer geschlossen, damit im Uphill weniger Energie im Fahrwerk verloren geht. Im Modus Ramp Control wird hingegen eine der beiden Luftkammern des Dämpfers blockiert. Durch das geringere Volumen erhält man eine höhere Progression – ähnlich wie mit einem Volumenspacer. Laut Bold Cycles soll euch das die Möglichkeit geben, auf flacheren Abschnitten mehr zu pushen und ähnlich wie auf einem Pumptrack Speed zu generieren. Der Descend Modus für die Abfahrt entspricht dann dem ganz normalen offenen Setting, wie man es auch von anderen Dämpfern kennt. Am Anfang muss man sich an den TracLoc-Hebel gewöhnen: Man drückt gern mal den falschen Hebel oder ist sich während der Fahrt doch nicht ganz sicher, in welchem Modus man gerade unterwegs ist. Zusätzlich stören die weiteren Hebel und Leitungen am Cockpit das sonst sehr cleane Gesamtbild des Unplugged.
Die Ausstattungsvarianten des neuen Bold Cycles Unplugged Ultimate 2023
Das Unplugged ist 2023 in zwei Ausstattungsvarianten und einem Frame-Set verfügbar. Die Unterscheidung der Komplett-Bikes fällt leicht, da es sie in einer jeweils fest definierten Farbe gibt. Preislich liegen die beiden Varianten bei 8.999 € bzw. 10.999 €. Beide Modelle bestehen aus dem gleichen Rahmen mit HMX-Carbonfasern und unterscheiden sich – neben den Farben – lediglich in den Anbauteilen. Der FOX FLOAT X Nude PE EVOL-Dämpfer mit Ausgleichsbehälter wird jedoch in beiden Varianten verbaut.
Das 8.999 € teure Bold Cycles Unplugged Pro 2023 verfügt über eine FOX 38 FLOAT Performance Grip-Federgabel und Shimano SLX-Vierkolbenbremse mit 203 mm Scheibengröße vorne und 180 mm hinten. Der Antrieb wird durch die komplett kabellose und elektrische SRAM GX Eagle AXS-Schaltgruppe bestritten. Das Pro-Modell rollt auf dem hauseigenen Syncros Revelstoke 2-Alu-Laufradsatz und MAXXIS Minion DHF EXO+ Reifen vorne wie hinten. Das Gesamtgewicht liegt laut Bold bei 15,8 kg inklusive Save The Day-Kit.
Grundsätzlich ist sowohl die Gabel als auch die Bremse solide, allerdings ist das Preisschild bei einer solchen Ausstattung – die sonst eher an Einsteiger-Bikes zu finden ist – happig.
Wer mehr Spielraum für Individualität möchte, kann auf das 5.999 € teure Frameset in den Farben „Carbon Raw“ und „Warm Grey“ zurückgreifen. Im ersten Moment klingt das nach sehr viel Geld, aber man bekommt nicht wie bei vielen anderen Herstellern nur Rahmen und Dämpfer, sondern einiges an Zubehör: Neben dem FOX FLOAT X Nude-Dämpfer gibt es die dazugehörige TracLoc-Remote, die Syncros Hixon iC Carbon Lenker/Vorbau-Kombination und einen Acros Pro-Steuersatz. Das Save The Day-Kit mitsamt der Hinterradachse ist ebenfalls dabei. Standardmäßig werden die L- und XL-Rahmen mit der 200 mm langen Syncros Duncan 1.5-Sattelstütze ausgeliefert. Bei den S- und M-Rahmen findet man 150 mm bzw. 170 mm Hub. Laut Bold Cycles liegt das Gewicht beim Rahmen mit Dämpfer, ohne Save The Day-Kit, bei 3.899 g.
Unser Test-Bike: Das Bold Cycles Unplugged Ultimate 2023
Bold Unplugged Ultimate 2023
10.999 €
Specifications
Fork Öhlins RXF 38 m.2 170 mm
Rear Shock FOX FLOAT X Nude PE EVOL 160 mm
Seatpost Syncros Duncan 1.5 200 mm
Brakes Shimano XTR 200/180 mm
Drivetrain SRAM X01 AXS 1x12
Stem Syncros Hixon iC Carbon 40 mm
Handlebar Syncros Hixon iC Carbon 780 mm
Wheelset Syncros Revelstoke 1.5 Alu 29"
Tires MAXXIS Minion DHF, EXO+, MaxxTerra/MAXXIS Minion DHF, EXO+, MaxxTerra 2,5"/2,5"
Technical Data
Size S M L XL
Specific Features
Staufach im Unterrohr
Integriertes Tool
Flip Chip
Das 10.999 € teure Topmodell Unplugged Ultimate 2023 ist mit der Öhlins RXF 38 M.2-Federgabel ausgestattet und bringt laut Bold Cycles 15,4 kg auf die Waage. Die Gabel benötigt etwas mehr Liebe für ein perfektes Setup: Öhlins nutzt zwei getrennt voneinander arbeitende Luftkammern in der Gabel. Während die Hauptkammer mit dem Luftdruck präzise auf das Fahrergewicht und den SAG eingestellt wird, übernimmt die zweite Kammer die Funktion von Volumenspacern und bestimmt maßgeblich die Endprogression. Das kommt vor allem Fahrern zugute, die auch gerne die direkte Linie über große Stufen nehmen und nicht smooth drumherum fahren. Wenn die Kammern nicht exakt eingestellt sind, kann das schnell zu einem unausgewogenen Fahrgefühl kommen. Hat man seine Einstellungen jedoch gefunden, funktioniert die Gabel tadellos.
Verzögert wird mit der Shimano XTR-Vierkolbenbremse. Die ist zwar top, wird aber leider durch eine 180-mm-Scheibe am Heck stark limitiert. Nicht nur die Bremskraft ist etwas geringer als bei einer 200-mm-Scheibe, sondern auch die Hitzebeständigkeit: Bei langen Abfahrten neigt die Hinterradbremse zum Überhitzen und es kann zu Fading kommen. Bei einem ausgewachsenen Enduro-Bike mit solchem Potenzial sind 180-mm-Bremsscheiben nicht mehr zeitgemäß.
Geschalten wird mit der SRAM X01 Eagle AXS Schaltung, die präzise und schnell die Gänge platziert. Wer mit der Standardbelegung des Triggers nicht zufrieden ist, kann mit der SRAM AXS-App die Reihenfolge der Schaltwippen ändern und nach Belieben anpassen.
Die Syncros Duncan 1.5-Sattelstütze lässt sich wie auch der Dämpfer über die TracLoc-Remote bedienen. Durch den tief liegenden Dämpfer kann die Stütze mit 200 mm Hub komplett im L- und XL- Rahmen versenkt werden – top! So erhaltet ihr maximale Bewegungsfreiheit. Das Cockpit besteht aus dem Syncros Hixon iC Carbon-Lenker mit integriertem Vorbau. Was in Sachen Gewicht und Konstruktionsmöglichkeiten Vorteile bringt, schränkt allerdings in der Individualität ein. Wem der vorgegebene Rise des Lenkers und die Vorbaulänge nicht zusagt, der kann daran erst einmal nichts ändern – außer man kauft ein zweiteiliges Set, bei dem die Kabelführung ebenfalls unter dem Vorbau in den Steuersatz führt. Wir sind jedoch mit dem 780 mm breiten Lenker gut zurechtgekommen. Der leichte Flex des Lenkers harmoniert gut mit dem sonst recht steifen Rahmen.
Das Bold Cycles Unplugged Ultimate 2023 wird mit dem Syncros Revelstoke 1.5 Aluminium-Laufradsatz und MAXXIS Minion DHF-Reifen vorne wie hinten ausgeliefert. Ähnlich wie beim Lenker bieten die Alu-Felgen durch eine nicht zu hohe Steifigkeit ein angenehmes Fahrgefühl, denn das Vorderrad springt so nicht nervös bei losem Untergrund hin und her. Hier trübt allerdings die Reifenwahl etwas die Performance: Durch die pannenanfällige EXO+ Karkasse der Reifen solltet ihr etwas mehr Luftdruck fahren, um so Durchschlägen vorzubeugen. Zudem verschenkt ihr durch die härtere MaxxTerra-Gummimischung am Vorderrad Grip. Wir empfehlen euch eine robustere Karkasse wie etwa MAXXIS Doubledown, um Pannen vorzubeugen und um weniger Luftdruck fahren zu können. Zudem bekommt ihr mit der weicheren MaxxGrip-Gummimischung mehr Grip am Vorderrad.
Tuning-Tipp:
- Reifen mit robusterer Karkasse wie MAXXIS Doubledown
- Vorderreifen mit weicherer MaxxGrip-Gummimischung
- 200-mm-Bremsscheibe am Heck
Die Geometrie des neuen Bold Cycles Unplugged 2023
Auch in der dritten Generation des Bold Cycles Unplugged gibt es wieder viele Möglichkeiten, das Bike auf sich individuell anzupassen: Die Lagerschalen des Acros-Steuersatzes können um 180° gedreht werden, sodass der Lenkwinkel um 1° steiler oder flacher wird. In Kombination mit einem Flip-Chip an der Sitzstrebe wird das Tretlager um 5 mm abgesenkt und man erhält einen tieferen Schwerpunkt im Bike. Der Flip-Chip dient nicht nur dem Feintuning, sondern wird auch benötigt, um zwischen 27,5”- und 29”-Hinterrad zu wechseln. Denn auch das ist am neuen Unplugged möglich. Dabei wird auch dieser um 180° gedreht, um den Größenunterschied der verschiedenen Laufräder auszugleichen.
Das Unplugged kommt in vier Größen von S bis XL. Dabei werden standardmäßig die Größen S und M als Mullet ausgeliefert. L und XL gibt’s ab Werk als Full-29er. Alle Größen können jedoch nach Gusto mit der hinteren Laufradgröße der Wahl gefahren werden.
Alle vier Rahmengrößen besitzen die gleiche Kettenstrebenlänge von 437 mm, sodass im XL-Bike die Kettenstrebe relativ kurz und im S-Bike verhältnismäßig lang wirken kann. Auch diese Herangehensweise ist etwas veraltet, da die meisten Hersteller inzwischen auf mitwachsende Kettenstreben setzen, um das Handling über alle Größen hinweg gleich halten zu können.
Die Geometrie des Bold Unplugged Ultimate mit 29″
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Oberrohr | 548 mm | 596 mm | 628 mm | 661 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 105 mm | 120 mm | 135 mm |
Lenkwinkel | 63.2°/64.5° | 63.2°/64.5° | 63.2°/64.5° | 63.2°/64.5° |
Sitzwinkel | 78.6° | 77.8° | 77.8° | 77.8° |
Kettenstrebe | 437 mm | 437 mm | 437 mm | 437 mm |
BB Drop | 33/25 mm | 33/25 mm | 33/25 mm | 33/25 mm |
Radstand | 1.203/1.193 mm | 1.244/1.235 mm | 1.281/1.271 mm | 1.317/1.308 mm |
Reach | 425 mm | 460 mm | 490 mm | 520 mm |
Stack | 617 mm | 631 mm | 644 mm | 658 mm |
Der Reach bewegt sich von 425 mm bis 520 mm, allerdings sind zwischen den einzelnen Rahmengrößen die Sprünge groß. So steigert sich der Reach zwischen S und M um ganze 35 mm, bei M bis XL um jeweils 30 mm. Das schränkt die richtige Größenwahl etwas ein, da es viele Fahrer geben wird, die eine Größe bevorzugen, die irgendwo dazwischen liegt. Vorteil haben dafür sehr große oder kleine Fahrer. Die Herstellerempfehlung für ein Bike in Größe L hat jedoch für unseren Tester mit einer Körpergröße von 181 cm gut gepasst.
Das neue Bold Cycles Unplugged Ultimate 2023 auf dem Trail
Das erste Losrollen mit unserem Test-Bike im Low-Setting ist zunächst erstaunlich unaufgeregt. Der steile Sitzwinkel sorgt für eine angenehme Sitzposition auf dem Rad, ohne dass zu viel Druck auf den Händen lastet. Für ein Enduro-Bike klettert das Bold Cycles Unplugged Ultimate 2023 erstaunlich leichtfüßig. Das Vorderrad ist auch im steilen Gelände gut kontrollierbar und steigt nicht, selbst ohne die Verwendung des TracLoc.
Im Descend Mode des Dämpfers ist nur ein minimales Wippen des Hinterbaus spürbar, welches sich aber durch einen schnellen Griff zum richtigen Hebel des TracLoc-Systems beseitigen lässt. Im Climb-Modus ist der Dämpfer nahezu komplett gesperrt. Was auf steilen Asphaltanstiegen funktioniert, hat woanders Nachteile: Im technischen Uphill geht so wichtige Traktion am Hinterrad verloren, wenn ihr über größere Unebenheiten oder Stufen rollt. Im Modus Ramp-Control sitzt man – wie auch im Climb Mode – höher im Federweg, da die Luftkammer des Dämpfers verkleinert wird. Der Dämpfer bleibt allerdings aktiver und nimmt so Unebenheiten des Bodens gut auf.
Sobald man den Sattel absenkt und der Trail die Neigung ändert, zeigt das Unplugged seine wahren Stärken: Das Bike liegt satt und ausgewogen auf der Strecke. Die Balance zwischen vorderen und hinteren Rahmendreieck ist bei Rahmengröße L gut gelungen. So geht das Unplugged leicht aufs Hinterrad, ohne an der Front unruhig zu werden. Auch in der flachen und tiefen Einstellung lässt sich genug Druck am Vorderrad generieren, sodass sich offene Kurven mit hoher Geschwindigkeit fahren lassen.
Der tiefe Schwerpunkt des Bikes kommt dem Handling entgegen und vermittelt im groben Gelände hohe Sicherheit. Einmal die Linie angepeilt, kann man dieser präzise folgen. Wenn doch eine Korrektur erforderlich ist, setzt das Unplugged Lenkbewegungen direkt und ohne Kraftaufwand um, sodass schnelle Linienänderungen möglich sind.
Bemerkenswert ist der gute Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich, denn der Bereich, in dem man z. B. zum Bunnyhop abzieht oder seine Linie verändert, ist relativ straff. So kann mit wenig Input aktiv gefahren werden und das Bike verhält sich agil und wendig. Vom Untergrund bekommt man stets ein gutes Feedback vermittelt. Erst bei langsamen und verwinkelten Stellen muss man durch den langen Radstand etwas mehr Arbeit leisten.
Selbst stumpfe Landungen bringen das Bike und den Piloten nicht aus dem Konzept. Die Kinematik erzeugt eine gute Endprogression, sodass wir selbst mit wenig Druckstufeneinstellung im Dämpfer keine spürbaren Durchschläge produzieren konnten.
Gebremst – oder eben auch nicht – wird das Unplugged allerdings durch seine Ausstattung. Denn die kleine 180-mm-Bremsscheibe hat ordentlich Hitze erzeugt und den Bremspunkt der Hinterradbremse regelmäßig verändert. Zudem sind die Reifen mit der pannenanfälligen Karkasse nicht mehr zeitgemäß an einem Enduro-Bike mit solchem Potenzial.
Unser Fazit zum neuen Bold Cycles Unplugged Ultimate 2023
Mit dem Unplugged Ultimate 2023 stellt Bold Cycles ein Bike vor, das vor Integration nur so strotzt. Ein Rucksack oder ein Hipbag wird durch integrierte Tools und Gadgets obsolet. Allerdings limitiert der cleane Look auch die Wahl der Ausstattung und der Einstellmöglichkeiten. Ein echter Hingucker ist das Unplugged allemal, und kombiniert auf dem Trail ein hohes Sicherheitsempfinden mit einem potenten Fahrwerk. Mit kleinen Änderungen in den Specs könnt ihr dem durchweg gelungenen Bike noch mehr Potenzial entlocken.
Tops
- cleaner Look mit hoher Integration
- praktische Detaillösungen wie Save The Day-Kit
- ausgewogenes Handling
- starkes Fahrwerk
Flops
- Reifen passen nicht zum Einsatzgebiet
- hintere Bremsscheibe zu klein
- limitiert in der Ausstattungswahl und den Einstellmöglichkeiten
Weitere Informationen findet ihr auf der Website von Bold Cycles.
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Text: Timo Walter, Peter Walker Fotos: Andreas Vigl