Wer bislang geglaubt hat, die Schweizer Edelmarke Bold baue nur schicke, aber konservative Bikes, der wird nun eines Besseren belehrt. Das brandneue Bold Unplugged mit seiner radikalen Geometrie bietet jede Menge Konfigurationsmöglichkeiten – doch man sollte wissen, was man tut!

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2019 – 14 Bikes im Vergleichstest

Bold Unplugged | 170/165 mm (v/h) | 14,46 kg | 7.939 €

Das Bold Unplugged ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Nicht nur, dass der Dämpfer im Inneren des Rahmens integriert ist. Auch die progressive Geometrie, die vielen smarten Details und die Vielzahl an Konfigurationsmöglichkeiten sucht man bei anderen Bikes vergebens. Anders als beim bisherigen Modell Linkin Trail kann man im Unplugged auch einen Dämpfer mit Ausgleichsbehälter verbauen. In unserem Test-Bike kam ein RockShox Super Deluxe zum Einsatz. Im Bold-eigenen Online-Shop lässt sich das Rad ganz individuell zusammenstellen. Dabei hat man nicht nur die Wahl zwischen verschiedensten Komponenten, sondern kann auch Einfluss auf die Geometrie nehmen. Es gibt drei verschiedene Steuersatz-Settings, die den Lenkwinkel beeinflussen, und mithilfe zweier verschiedener Flip-Chips lassen sich die Tretlagerhöhe und die Kettenstrebenlänge in vier Positionen variieren. Bold hat auch an den Details gearbeitet, um das Setup des Dämpfers im Inneren zu erleichtern. Außerdem haben die Schweizer dem Bike einen XXL-Kettenstrebenschutz spendiert, der bis auf die linke Kettenstrebe reicht und dort Lackschäden verhindert.

Das Bold Unplugged im Detail

Federgabel FOX 36 FLOAT Factory GRIP2 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPS Factory 165 mm
Bremsen SRAM Code RSC
Schaltung SRAM X01 Eagle
Sattelstütze Kind Shock LEV 175 mm
Vorbau Race Face Turbine R 32 mm
Lenker Race Face Next R 800 mm
Laufradsatz DT Swiss EX 1501 Spline One 29″
Reifen MAXXIS Assegain DD 2,5″
Gewicht 14,46 kg
Preis 7.939 €

Variabel
Der NEWMEN-Steuersatz ermöglicht zwei Setups: Einfach die Lagerschalen drehen und schon kann man zwischen 63,3° und 65,9° wählen. Außerdem bietet Bold noch eine neutrale ACROS-Variante, die genau in der Mitte liegt – sie wäre unsere Wahl.
Einfach
Der SAG-Indikator an der Umlenkwippe erleichtert das Setup.
Anpassbar
Die Kettenstrebenlänge und die Tretlagerhöhe lässt sich mithilfe der Inserts am Hinterbau variieren. Hier hat man die Wahl zwischen vier verschiedenen Settings.
Gut erreichbar
Über eine große Klappe am Unterrohr sind das Ventil und die Rebound-Verstellung des Dämpfers einfach zu erreichen. Ein kleines Sichtfenster am Sitzrohr gibt außerdem Aufschluss darüber, wie viel Federweg man maximal nutzt.
Sehr durchdacht
Bold hat den Kettenstrebenschutz bis auf die gegenüberliegende Strebe gezogen, um so auch den vorderen Teil effektiv vor Beschädigungen zu schützen.

Die Geometrie des Bold Unplugged

Größe S M L
Oberrohr 559 – 565 mm 599 – 605 mm 641 – 647 mm
Steuerrohr 90 mm 90 mm 110 mm
Lenkwinkel 63,3 – 65,9° 63,3 – 65,9° 63,3 – 65,9°
Sitzwinkel 75,5 – 77,4° 76,5 – 78,3° 76,5 – 78,3°
Kettenstrebe 433 – 444 mm 433 – 444 mm 433 – 444 mm
Tretlager Höhe 8,4 – 27,3 mm 8,4 – 27,5 mm 8,7 – 28 mm
Radstand 1.175 – 1.203 mm 1.226 – 1.254 mm 1.274 – 1302 mm
Reach 407 – 424 mm 458 – 475 mm 498 – 514 mm
Stack 600 – 612 mm 600 – 612 mm 618 – 631 mm
Helm Giro Switchblade | Goggle 100% Accuri | Jersey Troy Lee Designs Sprint Jersey | Short Troy Lee Designs Ruckus

Bold Unplugged auf dem Trail

Mit einer Körpergröße von 180 cm sitzt man bergauf angenehm aufrecht und sehr zentral. Dreht man den RockShox TwistLoc, lässt sich der Hinterbau effektiv verhärten und das Unplugged klettert trotz der schweren MAXXIS Assegai-Reifen willig bergauf. Leider war die verbaute KS-Sattelstütze mit 175 mm für unsere 180 cm großen Tester auch komplett versenkt zu lang – Fahrer mit kurzen Beinen sollten im Konfigurator besser zu einer 150-mm-Version greifen. Trotz schwerer Double Down-Reifen ist das Gesamtgewicht des Unplugged mit 14,42 kg angenehm gering. Unser Test-Bike in Größe Large wurde mit der flachen Lenkwinkel-Einstellung und einem 35 mm kurzen Vorbau geliefert. In diesem Setup fällt es auf flachen Trails schwer, genügend Grip am Vorderrad zu genieren.

Beim Unplugged hat man mehr Wahlmöglichkeiten als am Drive-in-Schalter! Mit ihm kann man garantiert alle Geometrietrends der nächsten sieben Jahre mitmachen. 😅

Außerdem kann es durch den sehr großen Abstand vom Lenker zum Vorderrad und den damit fehlenden Hebel vorkommen, dass das Vorderrad bei seitlichen Schlägen leicht wegkippt. Durch die tiefe Front hat man im Steilen obendrein das Gefühl, nicht ausreichend integriert im Bike zu stehen, und der lange Reach zieht den Fahrer stark nach vorne. Ein Lenker mit deutlich mehr Rise, ein steileres Lenkwinkel-Setup und ein minimal längerer Vorbau (45 mm) schaffen allerdings Abhilfe. Mit diesen Einstellungen fühlten wir uns deutlich sicherer und konnten das Potenzial des Bikes besser nutzen. Der Hinterbau arbeitet sehr feinfühlig und bietet gleichzeitig wirklich guten Gegenhalt. Durch seine enorme Länge ist das Rad außerdem sehr laufruhig. Enge Sektionen und schnelle Richtungswechsel erfordern dadurch jedoch einiges an Kraft. Wer zwischen zwei Größen steht, greift besser zu kleineren.

Tuningtipp: Vor der Bestellung des Bikes unbedingt mit den Jungs von Bold über eure Vorlieben sprechen

Fazit

Das Bold Unplugged ist ein gutes Rad für alle, die genau wissen, was sie wollen. Es bietet unglaublich viele Konfigurationsmöglichkeiten und lässt sich so perfekt an die eigenen Vorlieben anpassen. Wer sich nicht sicher ist, bekommt kompetente Hilfe vom Bold-Team. Mit dem richtigen Setup überzeugt das Unplugged mit enormer Laufruhe und einem sehr guten Hinterbau – ganz zu schweigen von dem einzigartigen Design und der Schweizer Detailliebe. Enge, verwinkelte Trails sind aber nicht gerade seine Stärke.

Tops

  • hochgradig individuell anpassbar
  • hohe Laufruhe durch enorme Länge
  • viele smarte Rahmendetails

Flops

  • richtiges Geometrie-Setup erfordert Know-how
  • sehr tiefe Front
  • mit langem Rahmen wenig agil

Uphill

Downhill

Stability

Agility

Value for money


Mehr Infos findet ihr unter: boldcycles.com

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2019 – 14 Bikes im Vergleichstest

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