Das Cannondale Jekyll ist ein Bike mit viel Historie. Mit ihm hat Jerome Clementz 2013 als erster Fahrer überhaupt die Enduro World Series gewonnen. Mittlerweile wurde das Rad grundlegend überarbeitet. Den früheren Pull-Shock Dämpfer sucht man vergebens, doch das Jekyll steckt noch immer voller Besonderheiten.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Crème de la Crème – 9 Highend-Enduro-Bikes 2018 im Vergleich

Cannondale Jekyll 1
170/165 mm (v/h) | 13,30 kg | 7.499 €

Zugegeben, es ist keine Liebe auf den ersten Blick mit dem Jekyll: Der große leere Raum unter dem Rocker und der weit oben positionierte Dämpfer wirken unausgewogen. Doch es gilt „Form follows Function“ und spätestens, wenn man im Uphill nach der Trinkflasche greift, ist man froh, dass Cannondale den Raum so gestaltet hat. Aber das Jekyll besitzt noch mehr smarte Details. Cannondale verbaut einen asymmetrischen 148-mm-Hinterbau und rückt den Antrieb sechs statt nur drei Millimeter nach rechts. Das soll für stabilere und steifere Laufräder sorgen und ermöglicht es obendrein, superkurze Kettenstreben zu verbauen (420 mm). An der Front besitzt das Jekyll satte 170 mm Federweg. Am Heck stehen entweder 165 mm oder 130 mm Federweg zur Verfügung, die via Lenker-Remotehebel am speziell entwickelten Gemini-Dämpfer gewählt werden können. Die Ausstattung des 7.499 € teuren Bikes ist über jeden Zweifel erhaben und gibt keinen Grund für Beanstandungen.

 Das Cannondale Jekyll 1 beim Test in Südfrankreich.
Helm POC Tectal | Jersey POC Resistance LS Jerse | Shorts POC Resistance Enduro Light Shorts | Knieschoner POC Joint VPD System Knee
 Das Cannondale Jekyll 1 beim Test in Südfrankreich.  Das Cannondale Jekyll 1 beim Test in Südfrankreich.

  Das agile Handling sorgt für massig Fahrspaß, kostet aber Laufruhe.

Das Besondere am Gemini-Dämpfer des Jekyll ist, dass der Federweg im Hustle-Modus durch eine Reduktion des Luftvolumens verringert wird. So verhärtet das Fahrwerk und der SAG reduziert sich, ohne dass das Ansprechverhalten leidet. Dadurch bleibt der Hinterbau weiter sehr feinfühlig, federt aber weit weniger ein. Das sorgt bergauf für viel Traktion und mit einem Gewicht von 13,30 kg klettert das Jekyll souverän gen Gipfel. Cannondale gibt an, die Federwegsreduzierung könne auch problemlos auf flowigen Trails bergab genutzt werden, wir haben davon aber keinen Gebrauch gemacht. Das Fahrwerk des Jekyll spricht sehr feinfühlig an und nutzt den Federweg bei größeren Schlägen effektiv, ohne dabei undefiniert zu wirken oder wegzusacken. In Kurven zeigt sich das Jekyll von seiner verspielten Seite und erledigt Richtungswechsel sehr schnell und direkt. Um immer ausreichend Grip am Vorderrad zu haben, verlangt das Rad allerdings nach einem sehr aktiven Fahrstil. Wird der Trail sehr verblockt und schnell, muss das Jekyll die Konkurrenz aus diesem Vergleichstest ziehen lassen – es bleibt zwar stets gut kontrollierbar, ist dann aber weniger souverän.

Das Cannondale Jekyll 1 im Detail

Federgabel FOX 36 FLOAT Factory 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Gemini Factory 165,130 mm
Bremsen SRAM Guide RSC 200/180 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle
Sattelstütze Race Face Turbine 150 mm
Vorbau Cannondale C1 35 mm
Lenker Cannondale C1 Carbon Riser 780 mm
Reifen MAXXIS Minion DHF 2,5″ / DHR II 2,4″
Laufradsatz Cannondale HollowGram 30 Carbon
Gewicht 13,30 kg
Preis 7.499 €

 Das Cannondale Jekyll 1 beim Test in Südfrankreich.
Zwei in einem
Beim FOX Gemini-Dämpfer auf Basis des FLOAT X kann via Remotehebel das Volumen der Luftkammer reduziert werden. Als Fahrer hat man so die Wahl zwischen dem Hustle-Mode mit 130 mm oder dem Flow-Mode mit 165 mm Federweg. Wir haben die Reduktion nur im Uphill genutzt.
 Das Cannondale Jekyll 1 beim Test in Südfrankreich.
Massig Platz
Unterhalb der Umlenkwippe bietet das Jekyll Platz für eine 650 ml große Trinkflasche. Die Optik ist allerdings gewöhnungsbedürftig.
 Das Cannondale Jekyll 1 beim Test in Südfrankreich.
Super steif
Die Carbonlaufräder im Jekyll sind sehr steif und verleihen dem Rad ein sehr direktes und präzises Handling. Auf langen Abfahrten kosten sie allerdings Kraft.
 Das Cannondale Jekyll 1 beim Test in Südfrankreich.
Aufgedruckt
Cannondale druckt die wichtigsten Geometriedaten auf das Sitzrohr. Das Handling des Jekyll wird vor allem von den superkurzen 420-mm-Kettenstreben geprägt. Sie machen das Rad sehr agil, erfordern aber auch einen aktiven Fahrstil.

Die Geometrie des Cannondale Jekyll

Größe S M L XL
Sattelrohr 400 mm 430 mm 460 mm 520 mm
Oberrohr 584 mm 609 mm 634 mm 662 mm
Steuerrohr 102 mm 115 mm 127 mm 140 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 75° 75° 75° 75°
Kettenstrebe 42 mm 42 mm 42 mm 42 mm
Tretlager Höhe 34,9 mm 34,9 mm 34,9 mm 34,9 mm
Radstand 1166 mm 1193 mm 1220 mm 1250 mm
Reach 426 mm 448 mm 470 mm 495 mm
Stack 590 mm 601 mm 612 mm 624 mm
Cannondale Jekyll 1 in Südfrankreich.

Fazit

Das Cannondale Jekyll erinnert trotz der satten 170 mm Federweg eher an ein Trailbike mit viel Reserven als an ein Vollgas-Endurobike. Wer ein agiles Bike mit hohem Spaßpotenzial sucht, das hervorragend bergauf klettert, wird hier fündig. Im anspruchsvollen Gelände und bei Highspeed liegt die Konkurrenz jedoch vorn.

Stärken

+ klettert effizient
+ agiles, verspieltes Handling
+ top Hinterbau

Schwächen

– Erfordert aktiven Fahrstil
– bei Highspeed wenig souverän

Uphill
Downhill
Laufruhe
Agilität
Preis/Leistung


Mehr Infos findet ihr unter: cannondale.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Crème de la Crème – 9 Highend-Enduro-Bikes 2018 im Vergleich

Alle Bikes im Test: Canyon Strive CF 9.0 | Evil The Wreckoning X01 | Kona Process 153 CR 27,5 | Merida ONE-SIXTY 8000 | Orbea Rallon M-Team | Santa Cruz Nomad 4 CC XX1 | Specialized Enduro 29 Pro | Trek Slash 9.8


Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #032

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Text: Fotos: Christoph Bayer, Valentin Rühl