Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre das Canyon Neuron CF 8.0 wegen seines niedrigen Preises in diesem Vergleichstest fehl am Platz. Doch es kann aber problemlos mit der Ausstattung des Yeti SB100 konkurrieren und auch die Geometrie, ähnelt der der Konkurrenz stark. So lautet die Frage: Wie wird sich diese erschwingliche Maschine auf dem Trail schlagen?
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test
Canyon hat zurzeit einen Lauf und produziert einen Testsieger nach dem anderen. Die Modelle Spectral und Strive haben unsere Trail- und Enduro-Bike-Tests der jüngeren Vergangenheit dominiert. In der Federwegs-Kategorie unterhalb des Spectral angesiedelt befindet sich das Neuron. Ein interessantes Bike mit 29”-Laufrädern und 130 mm Federweg an Front und Heck. Auch wenn es mehr Federweg besitzt als die restlichen Bikes im Testfeld, hat es ebensolche Allrounder-Ambitionen. Es bietet über die gesamte Modellpalette ein unglaubliches Preis-Leistungs-Verhältnis und auch das Top-Modell würde sehr gut in diesen Test passen, doch es war gerade das schon fast zum Spottpreis erhältliche CF 8.0-Modell, das unsere Aufmerksamkeit erregte: Mit seinem vollständigen Carbon-Rahmen und einem SRAM GX-Antrieb für aberwitzig günstige 2.699 €. Der Rest der Ausstattung ist absolut stimmig gewählt und auch wenn die Komponenten kein edles Flair versprühen, sind sie doch alle zuverlässig und funktional. Die FOX 34 Rhythm-Federgabel verzichtet zwar auf die umfangreichen Gewichtseinsparungen des Step-Cast-Modells, doch sie bietet mehr Steifigkeit und auch am DT Swiss M1900-Laufradsatz gibt es nichts zu meckern – speziell gemessen am Preis. Auf dem Papier sieht das Canyon Neuron also wie das Schnäppchen des Jahrhunderts aus und zeigt, dass die Direktvertriebs-Giganten noch immer an ihre Kunden denken, die nach einem erschwinglichen Einstiegsmodell für den Mountainbike-Sport suchen.
Im Canyon-Line-up zwischen dem potenten Spectral und dem super leichten Lux angesiedelt, macht das Canyon Neuron eine Menge Sinn für Fahrer, die nach einem komfortablen und leistungsfähigen Kilometerfresser suchen.
Das Canyon Neuron CF 8.0 im Detail
Federgabel FOX 34 Rhythm 130 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPS Performance 130 mm
Bremsen SRAM Guide T 108/180 mm
Antrieb SRAM GX Eagle
Sattelstütze Iridium Dropper 150 mm
Vorbau Iridium 60 mm
Lenker Iridium Flatbar 760 mm
Laufradsatz DT Swiss M 1900
Reifen MAXXIS Forekaster 2,35″
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 558 mm | 581 mm | 603 mm | 626 mm | 654 mm |
Steuerrohr | 88 mm | 100 mm | 102 mm | 112 mm | 143 mm |
Lenkwinkel | 67,0° | 67,0° | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 440 mm | 440 mm | 440 mm |
Tretlager-Offset | 38 mm | 38 mm | 38 mm | 38 mm | 38 mm |
Radstand | 1.121 mm | 1.146 mm | 1.167 mm | 1.190 mm | 1.222 mm |
Reach | 398 mm | 418 mm | 433 mm | 453 mm | 473 mm |
Stack | 578 mm | 589 mm | 614 mm | 623 mm | 651 mm |
Das Canyon Neuron CF 8.0 auf dem Trail
Wie es bei den meisten Canyons der Fall ist, verliebt man sich auf dem Trail schnell in das Neuron. Das gewohnte und angenehme Handling, das auch charakteristisch ist für andere Modelle wie das Spectral, ist in Kurven genauso spürbar, doch fühlt sich das Neuron auf welligen Trails ein wenig lebendiger an und fährt sich agiler und direkter. Wie bei den meisten Bikes im Testfeld hätten wir uns auch beim Canyon Neuron auf Anstiegen einen etwas steileren Sitzwinkel gewünscht, doch seine effiziente Kinematik und das kleine Kettenblatt lassen einen auch die steilsten Hügel ohne Stress erklimmen. Bergab vermittelt die hohe Front, kombiniert mit dem komfortablen Reach, Sicherheit und ein berechenbares Handling ohne Nervosität und den sehr agilen Charakter, den kurzhubige Trail-Bikes oft mit sich bringen.
Das Neuron ist ein Meister der Balance und das gutmütige Fahrgefühl wird vor allem fortgeschrittene Anfänger erfreuen, denn es bleibt auch dann ausgewogen, wenn man es nicht super aktiv fährt. Die aktiveren Testfahrer unter uns empfanden die Hinterbau-Kinematik als zu linear und brachten den FOX DPS Performance-Dämpfer zu leicht an seine Grenzen und zum Durchschlagen. Das Ganze besserte sich jedoch nach dem Hinzufügen eines mittleren Volumen-Spacers. Leider sind die SRAM Guide T-Bremsen deutlich zu schwach und zwingen einen zur Zurückhaltung auf anspruchsvollen Trails. Der Hebel der Iridium-Teleskopsattelstütze war ein wenig wackelig, doch ansonsten gab es kaum etwas zu bemängeln. Auch wenn die neutrale Persönlichkeit des Bikes nicht für einen Endorphin-Rausch nach dem anderen sorgt, lässt sich das Canyon Neuron doch sehr leichtfüßig fahren und ist bei epischen Ausfahrten in den Bergen ebenso die richtige Wahl wie bei schnellen Runden auf den Hometrails. Das Canyon Neuron eignet sich vor allem für fortgeschrittene Anfänger, die nach einem bezahlbaren Einstieg in die himmlische Welt des Trail-Bikens suchen.
Fazit
Wenn man viel auf gemäßigten Trails unterwegs ist und lange Tage im Sattel genießt, dann ist das Canyon Neuron ein echtes Schnäppchen. Es bietet ein ausgewogenes und komfortables Fahrgefühl für ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten. Für erfahrene Fahrer mit aktiven Fahrstil, die auch mal an ihre Grenzen gehen wollen, ist das Neuron jedoch ein wenig zu zahm.
Tops
- gutmütiges, berechenbares Handling
- herausragender Preis
Flops
- Guide T-Bremsen fehlt es an Power
- linearer Hinterbau bietet wenig Support
Das Testfeld
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test
Alle Bikes im Test: Merida ONE TWENTY 8000 | Specialized Epic Expert Evo | Trek Top Fuel 9.9 | Whyte S-120C RS | Yeti SB100 C GX
Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #040
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