Gut Ding will Weile haben! Nun ist es da, das Canyon Spectral 29 CF 2021. Wir haben das brandneue Trail-Bike bereits ausführlich für euch getestet. Was kann das neue 29er? Für wen ist es gemacht und ist es das perfekte Do-it-All-Bike? Checkt unseren Test, um Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu finden.

Mit dem Spectral CF 29 präsentiert Canyon ein neues Trail-Bike mit 150 mm Federweg am Heck und je nach Modell mit 150 bzw. 160 mm in Front. Wie der Name es vermuten lässt, rollt es auf 29”-Laufrädern und ist vorerst nur als Carbon-Version (CF) verfügbar. Canyon will beim neuen Spectral 29 die Agilität des bekannten 27,5”-Modell mit einer extra Portion Laufruhe kombiniert haben. Außerdem wurden natürlich das Fahrwerk und die Geometrie grundlegend überarbeitet. Die Haltbarkeit der Lager wurde laut Canyon nochmal deutlich erhöht und sollte doch mal etwas schief gehen, soll sich das neue Spectral 29 CF besonders leicht servicen lassen.



Der Rahmen des Canyon Spectral 29 im Detail
Das neue Canyon Spectral CF 29 hat mit seinem 27,5”-Pendant, welches auch für die kommende Saison weiterhin verfügbar sein wird, bis auf den ähnlichen Namen fast nichts mehr gemein. Der Rahmen wurde von Grund auf neu entwickelt. Er soll laut Canyon trotz der längeren Geometrie 63 g leichter sein als der des Spectral 27,5” CFR. Wichtig ist aber zu erwähnen, dass das Bike gleichzeitig auch deutlich steifer geworden sein soll. Besonders dazu beigetragen hat hier die massive Kettenstrebe und der reduzierte Knick im Unterrohr. Durch die große Strebe ist das Canyon Spectral 29 nur mit 30–34 Zahn-Kettenblättern in Front verfügbar. Ein extra massiver Kettenstrebenschutz soll für ein möglichst leises Bike sorgen. Besonders gut gefällt uns schon im Stand das neue Canyon G5-Cockpit mit seinem schicken Vorbau.













Leicht zu servicen und haltbar – Was ist hier speziell?
Jeder, der schon mal versucht hat, Züge ungeführt durchs Unterrohr zu fädeln, oder ein Press-Fit-Lager mit Behelfs-Werkzeug getauscht hat, kennt den Frust und die Anspannung, den Carbon-Rahmen nicht zu beschädigen. Damit nicht nur das Fahren, sondern auch das Arbeiten am Spectral 29 mehr Spaß macht, hat Canyon hier auf einige Details Wert gelegt. So laufen die Züge alle in extra geführten Hüllen im Rahmen und kommen genau dort heraus, wo sie hin sollen. Das Tretlager ist ein geschraubtes BSA-Lager. Außerdem kommen extra Gewindeeinsätze aus Alu zum Einsatz, damit der Rahmen nicht durch eine schlecht angesetzte Schraube zerstört werden kann. Diese hat Canyon erstmals bei ihrem neuen Downhill-Bike Sender vorgestellt und zusammen mit dem World Cup-Team entwickelt. Die ISCG-Aufnahme ist nicht fix am Rahmen, sondern wird dort mit einem Adapter realisiert. Last but not least, lassen sich bis auf die hintere Horst-Link-Schraube alle anderen Verschraubungen des Hinterbaus von der Nicht-Antriebsseite festziehen. Kettenblatt abnehmen um das Hauptlager festzuziehen? Hier nicht nötig. Die bisher bekannte, breite Spezial-Sattelklemme des Spectral 27,5” ist ebenfalls Geschichte. Jetzt kommt auch hier ein Standard-Bauteil zum Einsatz. Apropos Standard: ein SRAM UDH-Schaltauge lässt sich bei einem Defekt ebenfalls schnell und einfach ersetzen.






Das Fahrwerk des neuen Canyon Spectral 29
Canyon hat beim Spectral 29 sein bekanntes Fahrwerks-Konzept mit sogenannter „Triple-Phase-Suspension“ weiter verfeinert. Dabei wurde der Anti-Squat um den SAG Point erhöht. Gleichzeitig fällt er im Verlauf des Federwegs stärker ab als beim Vorgänger, um Pedal-Kickback zu reduzieren. Auch das Übersetzungsverhältnis und die Progression wurden gesteigert. Dadurch soll das Rad nicht nur effizienter klettern, sondern bergab auch mehr Traktion, Pop und Kontrolle bieten. Wir verraten euch beim Fahreindruck, ob das auch gelingt und sparen uns hier Grafiken, die ohnehin nicht die ganze Wahrheit verraten.
Lang und modern – Die Geometrie des neuen Spectral 29
Die Geometrie des neuen Canyon Spectral CF 29 hat mit der des 27,5”-Modells kaum mehr etwas gemeinsam. Das neue Bike ist länger, deutlich länger! Der Reach in Größe Large beträgt satte 485 mm. Gleichzeitig ist der Lenkwinkel mit 64° deutlich flacher und der Sitzwinkel mit 76° (160 mm Modell mit Low-Setting) um 2° steiler. Beim Spectral 29 mit 150 mm Federgabel im High-Setting beträgt er sogar satte 77°. Die Kettenstreben sind bei allen Größen 437 mm lang. Mit einem Flip-Chip in der Dämpferaufnahme lässt sich die Geometrie des Spectral 29 um 0,5° an die eigenen Vorlieben anpassen. Canyon gibt an, dieses Feature vor allem für all die Fahrer eingebaut zu haben, die sich im Uphill ein höheres Tretlager wünschen. Wir persönlich sehen dafür aber keine Notwendigkeit. Apropos, die Absenkung beträgt bis zu 36 mm. Soweit wirkt alles sehr modern beim neuen Spectral 29. Eine Ausnahme stellt allerdings das lange Sattelrohr da. Bei Größe L ist es 460 mm lang und verhindert so vielen Fahrern, eine Sattelstütze mit richtig viel Hub zu verbauen, oder im Zweifel das Rad nicht anhand der Sitzrohrlänge, sondern des Reach zu wählen. Canyon begründet das damit, vielen Fahrern die Wahl der Rahmengröße zu erleichtern, indem sie weniger Optionen zur Verfügung stellen – wir sehen hier allerdings keinerlei Benefit. Immerhin lässt sich jede verbaute Stütze laut Canyon komplett versenken.
Die Geometrie des Spectral CF 29 auf einen Blick
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 395 mm | 430 mm | 460 mm | 490 mm |
Oberrohr | 582 mm | 609 mm | 636 mm | 663 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Lenkwinkel 150/160mm (flip-chip: Low) | 64.5/64° | 64.5/64° | 64.5/64° | 64.5/64° |
Sitzwinkel 150/160mm (flip-chip: Low) | 76.5/76° | 76.5/76° | 76.5/76° | 76.5/76° |
Kettenstrebe | 437 mm | 437 mm | 437 mm | 437 mm |
Tretlager Offset | 28/36 mm | 28/36 mm | 28/36 mm | 28/36 mm |
Radstand | 1195 mm | 1224 mm | 1253 mm | 1283 mm |
Reach | 435 mm | 460 mm | 485 mm | 510 mm |
Stack | 610 mm | 619 mm | 628 mm | 637 mm |
Vier Spectral 29-Modelle mit zwei verschiedenen Federwegen
Bei der Wahl des neuen Spectral 29 kann man sich als Kunde entscheiden, ob man Wert auf ein besonders leichtes und agiles Bike legt oder es lieber richtig krachen lassen möchte. Canyon bietet das Spectral CF 29 in zwei unterschiedlichen Varianten mit je zwei Ausstattungsoptionen an. Entweder man greift zur Version mit 150 mm Federweg in Front und einem RockShox-Fahrwerk, bei dem dann außerdem ein MAXXIS DISSECTOR-Hinterreifen verbaut ist. Oder man wählt die Option mit 160 mm Federweg, dann kommen ein FOX-Fahrwerk und Minion DHF und DHRII-Reifen zum Einsatz. Die Preise variieren von 3.299 € bis 5.999 €. Bei den Farben hat man je nach Modell die Wahl zwischen einer komplett schwarzen, einer rot-schwarzen oder rot-grünen Option. Alle Modelle sind insgesamt durchdacht ausgestattet. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann die G2-Bremsen, welche erfahrungsgemäß einem modernen Trail-Bike nicht gerecht werden. Hier hätten wir uns CODE-Bremsen gewünscht.
Modell | Spectral 29 CF 7.0 | Spectral 29 CF 8.0 | Spectral 29 CF 9.0 | Spectral 29 CF LTD |
---|---|---|---|---|
Gabel | RockShox Pike Select 150 mm | FOX 36 Performance Elite 160 mm | RockShox Pike Ultimate 150 mm | FOX 36 Factory 160 mm |
Dämpfer | RockShox Deluxe Select+ 150 mm | FOX DPX2 Performance Elite 150 mm | RockShox Deluxe Ultimate 150 mm | FOX DPX2 Factory 150 mm |
Bremsen | SRAM G2 | Shimano XT | SRAM G2 RSC | Shimano XTR |
Schaltung | SRAM GX Eagle | Shimano XT | SRAM XO1 Eagle | Shimano XTR |
Cockpit | Canyon G5 | Canyon G5 | Canyon G5 | Canyon G5 |
Sattelstütze | Canyon Iridium | Canyon Iridium | OneUp Components V2 | OneUp Components V2 |
Laufradsatz | DT Swiss M1900 | DT Swiss XM1700 | DT Swiss XMC1501 | DT Swiss XMC1200 |
Reifen | MAXXIS Minion DHF/Dissector | MAXXIS Minion DHF/DHRII | MAXXIS Minion DHF/Dissector | MAXXIS Minion DHF/DHRII |
Gewicht | 14.16 kg | 14.44 kg | 13.42 kg mm | 13.57 kg | Preis | 3.299 € | 3.999 € | 4.999 € | 5.999 € |



Gibt es gar keine 27,5”-Variante des Bikes?
Canyon bietet das neue Spectral 29 nur mit den großen Laufrädern an. Allerdings bleibt auch das Spectral 27,5 im Portfolio. Das Bike hat erst kürzlich ein Update erhalten und besitzt eine moderne Ausstattung. Außer für sehr kleine Fahrer und alle, die ein maximal agiles Handling möchten, ist aber das neue 29er sicher die bessere Wahl.

Ist das Spectral 29 das perfekte Do-it-All-Bike? Wir haben es getestet.
Bereits mehrere Wochen vor dem offiziellen Launch des neuen Spectral CF 29 hat Canyon uns ein Modell zum Test geschickt. Es handelt sich dabei um das Spectral CF 29 8.0 für 3.999 €. Mit einer Körpergröße von 180 cm haben wir uns für das Rad in Größe Large entschieden. Trotz zum Teil kalten Herbsttemperaturen hatten wir sehr gute Testbedingungen und konnten bereits einige Touren mit dem neuen Bike absolvieren.



Die Sitzposition auf dem Spectral 29 ist Spot on! Man sitzt weder zu weit über dem Hinterrad, noch zu kompakt oder gedrungen. Lange Touren lassen sich hier sehr komfortabel unternehmen. Das Cockpit ist mit einem 40 mm kurzen Vorbau und 780 mm breiten Lenker gut gewählt. Im Antritt zeigt sich das Spectral angenehm effizient und marschiert willig nach vorn und auch bei steilen Anstiegen sackt der Hinterbau nicht weg. Gleichzeitig bietet das Spectral 29 bei technischen Uphills ausreichend Traktion. Den Griff zur Plattformdämpfung haben wir uns daher komplett gespart. Als wir den Hinterbau kurzzeitig doch einmal blockiert haben, haben uns sofort Komfort und Traktion gefehlt. Mit seinen griffigen MAXXIS Minion-Reifen ist das Spectral 29 natürlich keine absolute Uphill-Rakete, doch für das, was es bergauf offenbart, klettert es super. Wenn ihr noch mehr Wert auf Effizienz bergauf legt, solltet ihr euch das Canyon Neuron, das wir ebenfalls bereits getestet haben, einmal genauer ansehen. Wenn etwas bergauf stört, dann der geringe Platz zwischen Trinkflasche und Dämpfer. Hier ist es gut möglich, dass nicht jedes Trinkflaschen-Modell Platz findet und man beim Herausnehmen gern mal am Federbein streift.


Effizient im Antritt und super komfortabel bei langen Touren – das Spectral 29 ist ein super Kletterer!
Ein richtig gutes Trail-Bike schafft es, dass man mit ihm auf jeden Trail ein dickes Grinsen im Gesicht hat. Um es kurz zu machen: Das gelingt dem Spectral 29 hervorragend! Dieses Bike rockt und wir verraten euch, was uns so gut daran gefällt. Das Spectral 29 ist ein sehr geräumiges Bike, in dem man als Fahrer super zentral steht, und das vom Start weg klasse Grip an beiden Laufrädern besitzt. Eine Eingewöhnungsphase ist nicht nötig. Das Spectral 29 ist groß, aber nicht riesig. Die hohe Front in Kombination mit dem tiefen Tretlager integrieren den Piloten gut und vermitteln so viel Sicherheit. Hier hat man von Anfang an Bock, richtig Gas zu geben und auch im steilen Terrain fühlt man sich nie unsicher oder überfordert. Schnelle Richtungswechsel erledigt das Spectral 29 direkt, präzise und ohne großen Kraftaufwand. Das Einzige, was mehr Input erfordert, ist das Rad in den Manual zu ziehen.

Das Fahrwerk des Spectral 29 ist sensibel, aber keine absolute Sänfte. Die 150 mm Federweg werden vom Hinterbau nur dann voll freigegeben, wenn es auch wirklich nötig ist. Dadurch generiert das Rad guten Grip, gibt seinem Fahrer aber zu jedem Zeitpunkt noch ausreichend Feedback darüber, was gerade auf dem Trail unter ihm passiert. Will man dann einmal an einer Kante abziehen, gelingt das fast wie von Zauberhand. Um ehrlich zu sein, waren wir mit diesem Bike um Welten mehr in der Luft als mit fast jedem anderen Bike, das wir in der letzten Zeit gefahren sind. Grandios! Die Progression ist so gewählt, dass man potenzielle Durchschläge, sollten sie denn passieren, nie unangenehm wahrnimmt und immer noch ein paar extra Reserven besitzt.




Besonders dick wird das Grinsen, wenn man mit dem Spectral auf gebauten Strecken mit Anliegern und Sprüngen unterwegs ist. Hier nimmt das Bike durch Pushen jede Menge Speed mit. Durch das ausgewogene Handling kann man mit Mach 10 durch Kurven ballern oder ganz kontrolliert über beide Laufräder von innen in den nächsten Anlieger driften. Die Ausstattung ist insgesamt sehr gut gewählt. Das Fahrwerk, die Laufräder, die Schaltung – alles passt. Auch die Reifen sind für den Einsatzzweck gut gewählt. Das Einzige, was uns während unseres Tests wirklich gestört hat, ist die Shimano XT-Bremse. Wie schon bei unserem Dauertest, hat sie beim Spectral 29 von Anfang an nervig geklappert und obendrein auch einen wandernden Druckpunkt besessen. Hier sollte man noch einmal penibel entlüften und die Feder zwischen den Belägen etwas mehr aufbiegen. Richtig gut wird es erfahrungsgemäß auf Dauer aber leider nicht. Sobald die Beläge abgefahren sind, empfehlen wir euch, auf Ersatzbeläge ohne Kühlkörper zu wechseln.



Canyon Spectral 29 oder doch ein Canyon Strive?


Diese Frage schießt einen fast automatisch in den Kopf. Schließlich sind sich beide Bikes auf den ersten Blick sehr ähnlich. Beide besitzen 150 mm am Heck und rollen auf 29”-Laufrädern. Auf dem Trail sind die Unterschiede aber dann doch sehr deutlich. Dank des steilen Sitzwinkels klettert das Spectral 29 komfortabler und ist dabei mit geöffneten Hinterbau genauso effizient wie das Strive mit aktivierten Shape-Shifter. Bergab vermittelt das Spectral 29 mit seiner längeren Geometrie mehr Sicherheit, allerdings generiert das Strive mit seinem satteren Hinterbau noch etwas mehr Traktion. Durch den kürzeren Reach ist das Strive außerdem noch etwas direkter und kann durch das Plus an Grip schneller gefahren werden – erfordert dafür aber Können und Kraft. Müssten wir uns heute entscheiden, würden wir aber klar zum neuen Spectral 29 greifen.

Unser Fazit zum brandneuen Canyon Spectral CF 29
Mission erfüllt! Jeder, der aktuell auf der Suche nach dem einen Do-it-All-Bike ist, um damit auf jeder Art von Trail eine Menge Spaß zu haben, wird beim neuen Spectral CF 29 fündig. Es ist potent genug, um auch mal in den Bikepark entführt zu werden, und macht gleichzeitig auch auf flowigen Strecken enormen Spaß. Dieses Bike schlägt die Brücke zwischen Trail- und Enduro-Bikes und ist dadurch extrem vielseitig. Gleichzeitig ist die hohe Variabilität aber natürlich auch seine größte Schwäche. Das Spectral kann alles gut, und nichts perfekt. Es ist nicht so direkt wie beispielsweise das Neuron oder so potent wie ein modernes Enduro – doch dafür ist es eben genau das eine Bike für Alles!

Tops
- super vielseitiges Bike
- gelungene Geometrie und top Fahrwerk
- durchdachter, Rider-freundlicher Rahmen

Flops
- unnötig langes Sitzrohr
- XT-Bremse besitzt wandernden Druckpunkt und klappernde Beläge
- wenig Platz für die Trinkflasche

Das Outfit im Test:
Helm POC Tectal | Jersey Fox Flexair | Pants Fox Flexair
Das neue Spectral 29 ist absofort auf Canyon.com verfügbar.
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