Als Sieger des letztjährigen Mountainbike-Vergleichstests hat das Canyon Spectral CFR einen Titel zu verteidigen. Damals hat es mit seinen starken Allround-Eigenschaften und der guten Preis-Leistung gepunktet. Kann es sich auch im Trail-Bike-Vergleichstest 2022 behaupten?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2022 – 14 Modelle im Test
Das Canyon Spectral CFR geht als amtierender Champion in den Trail-Bike-Vergleichstest. Als Sieger des Mountainbike-Tests 2021, der dem Trail-Bike-Test gleichkommt, hat es einen Titel zu verteidigen. Der Namenszusatz CFR steht für Canyon Factory Racing. Bei diesen Topmodellen von Canyon werden hochwertigere Carbonfasern eingesetzt, was im Vergleich zu den Standardrahmen rund 300 Gramm einspart. Trotzdem bewegt sich das Spectral CFR in unserem Test mit 6.499 € im preislichen Mittelfeld. Mit 160 mm Federweg vorne und 150 mm hinten reiht es sich im oberen Feld der Tabelle in puncto Federweg ein , liegt dabei aber mit 13,5 kg unter dem Durchschnittsgewicht in diesem Testfeld und ist damit sogar leichter als sein kleiner Bruder, das Spectral 125 CF 9, das wir ebenfalls getestet haben.
Die Ausstattung des Canyon Spectral CFR
Die Züge des Canyon Spectral CFR sind sauber geklemmt und verlaufen hinter dem Steuerrohr in den Rahmen. Sitz- und Kettenstrebe sind großzügig geschützt, aber leider vorne etwas zu kurz, sodass wir in unserem Test bereits Lack-Abplatzer festgestellt haben. Wenn man hier mit einem kleinen Stück Slapper-Tape vorsorgt, sollte das Problem jedoch behoben sein. Das Unterrohr ist mit einem kleinen Schutz abgedeckt und eine Kettenführung soll vermeiden, dass die Kette vom Blatt springt. Am Oberrohr befindet sich ein einzelner Anschraubpunkt, an dem sich allerdings nur spezielle Tool-Bags, wie die hauseigene Load-Tasche, anbringen lassen.
Canyon Spectral CFR
6.499 €
Specifications
Fork FOX 36 Factory GRIP2 160 mm
Rear Shock FOX FLOAT X Factory 150 mm
Seatpost Canyon G5 Dropper Post 170 mm
Brakes Shimano XTR 200/200 mm
Drivetrain Shimano XTR 1x12
Stem Canyon G5 40 mm
Handlebar Canyon G5 Carbon Riser 780 mm
Wheelset DT Swiss XMC 1200 29"
Tires MAXXIS Minion DHR II, 3C, MaxxTerra, EXO/MAXXIS DHR II, 3C, MaxxTerra, EXO 2,4/2,4
Technical Data
Size S M L XL
Weight 13,5 kg
Specific Features
Tool-Mount
Flip-Chip
Tuning-Tipp: beide Reifen mit robusterer Karkasse und einer weicheren Gummimischung an der Front montieren | Slapper-Tape vorne auf Kettenstrebe
Das Fahrwerk ist aus der Highend FOX Factory-Serie: Vorne arbeitet die 36er-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche. Diese lässt sich durch ihr hohes Maß an Einstellbarkeit perfekt auf eure Wünsche abstimmen. Auch der FLOAT X-Dämpfer arbeitet tadellos und bietet neben Einstellung von Rebound und Compression einen Hebel zur Plattformdämpfung. Das hauseigene G5 Carbon-Cockpit ist 780 mm breit und eine One-Piece-Kombination aus Vorbau und Lenker. Das sieht schick aus, lässt sich jedoch nicht verstellen oder individuell anpassen. Gebremst wird mit Shimano XTR-Vierkolbenbremsen mit einer 200-mm-Scheiben vorne und hinten.
Auch die Schaltung ist aus der Shimano XTR-Serie, kombiniert mit der leichten Race Face Next SL-Kurbel. Die OneUp V2-Dropper bietet 180 mm Hub, ist voll versenkbar und auch die Remote überzeugt mit guter Haptik und Ergonomie. Auf die superleichten DT Swiss XMC 1200 Carbon-Laufräder sind MAXXIS-Reifen aufgezogen: vorne ein Minion DHF und hinten ein Minion DHR II. Beide sind aus der harten MaxxTerra-Gummimischung und haben die dünne EXO-Karkasse vorne und EXO+ hinten verbaut. Hier raten wir euch zu einem Upgrade auf Reifen mit robusterer Karkasse wie MAXXIS Doubledown, um weniger Luftdruck fahren zu können und eure Carbon-Felgen zu schonen. Zudem würde ein Reifen mit weicherer MaxxGrip-Mischung an der Front die Traktion zusätzlich verbessern.
Sowohl die Rahmendetails, als auch die Komponentenwahl wirken am Spectral CFR etwas veraltet.
Die Geometrie des Canyon Spectral CFR
Das Canyon Spectral CFR wird in vier Größen von S bis XL angeboten. Durch einen Flip-Chip in der Dämpferaufnahme lässt sich das Tretlager um 8 mm anheben und Lenk- und Sitzwinkel um 0,5° steiler machen. Die Reach beträgt 485 mm, das Sitzrohr ist mit 460 mm sehr lang. Das schränkt die Bewegungsfreiheit auf dem Trail sowie die freie Größenwahl ein.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 395 mm | 430 mm | 460 mm | 490 mm |
Oberrohr | 582 mm | 609 mm | 636 mm | 663 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 64° | 64° | 64° | 64° |
Sitzwinkel | 76° | 76° | 76° | 76° |
Kettenstrebe | 437 mm | 437 mm | 437 mm | 437 mm |
BB Drop | 36 mm | 36 mm | 36 mm | 36 mm |
Radstand | 1.193 mm | 1.222 mm | 1.251 mm | 1.281 mm |
Reach | 435 mm | 460 mm | 485 mm | 510 mm |
Stack | 611 mm | 620 mm | 629 mm | 638 mm |
Das Canyon Spectral CFR auf dem Trail
Auf flachen Strecken sitzt man sehr angenehm auf dem Canyon Spectral CFR, und auch auf langen Touren ist es noch komfortabel. Geht es bergauf, zeigt sich der Hinterbau antriebsneutral, ist jedoch sensibel genug, um Traktion für technische Climbs zu bieten.
Wie man es vom Vorjahres-Testsieger erwarten kann, zeigt das Spectral auch in der Abfahrt sehr gute Allround-Qualitäten. Das Handling ist intuitiv und man fühlt sich beim ersten Aufsitzen direkt wohl, auch wenn es sich im Vergleich zu manch anderen Bikes im Test – wie auch dem kleinen Bruder Spectral 125 – etwas träge anfühlt. Man steht gut integriert im Bike, was viel Sicherheit und Selbstvertrauen vermittelt.
Das Canyon Spectral CFR ist ein starker Allrounder, der bei der Abfahrt viel Sicherheit vermittelt.
Trotzdem ist es kein Hovercraft, das über alles hinwegschwebt, ohne Feedback vom Untergrund an den Fahrer weiterzugeben. Stattdessen weiß man auf dem Canyon immer, was unter den Reifen gerade passiert, ohne dass Schläge komplett ungedämpft an den Fahrer weitergeleitet werden. Der Hinterbau bietet gut Gegenhalt, sodass ihr Schwung durch Pushen auf Bodenwellen generieren können. Gleichzeitig hat er genug Reserven, um eure Knöchel bei harten Einschlägen zu schonen.
Fazit
Das Canyon Spectral CFR ist eine altbewährte Plattform, die viele gute und durchdachte Features aufweist. Das hohe Sitzrohr, der spezielle Toolmount und die Reifenwahl lassen es jedoch etwas veraltet wirken. Es ist ein Bike, auf dem man sich direkt wohlfühlt und das seine starken Allrounder-Qualitäten unterstreicht: Es kann alles gut, aber nichts am besten. Und auch wenn es sich dieses Jahr nicht den Testsieg sichern kann, so ist es immer noch ein empfehlenswertes Bike.
Tops
- starke Allround-Eigenschaften
- im Uphill antriebsneutral mit tourentauglicher Sitzposition
- hohes Sicherheitsempfinden
Flops
- hohes Sitzrohr schränkt Bewegungsfreiheit ein
- Ausstattung benötigt Anpassungen
Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com
Das Testfeld
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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Mike Hunger