Das Canyon Strive CFR ist seit seiner Einführung eines der vielseitigsten Enduro-Bikes auf dem Markt. Für manche Tastatur-Krieger ist sein Lenkwinkel zu steil oder der Reach zu kurz. Doch ist das wirklich so und wie schlägt sich das Rad auf einer anspruchsvollen Renn-Stage?
In unserer Testübersicht des schnellste Enduro-Race-Bike findet ihr nicht nur spannende Erkenntnisse und das Fazit des Tests, sondern auch einen Überblick über das komplette Testfeld.
Als Canyon uns zusagte, bei diesem Race-Bike Test teilzunehmen und uns dafür ein Replica-Bike von Jack Moir zu senden, waren wir kurz verunsichert. Ist Jack Moir nicht über 1,90 m groß? Wäre sein Bike uns nicht viel zu groß? „Nein das passt, Jack fährt Größe Large“, versicherte uns Canyon auf Rückfragen. Durchatmen war angesagt. Doch es gab noch eine Überraschung: Jack fährt nämlich ein extrem hohes Cockpit.
Seine RockShox Lyrik-Federgabel ist mit 180 mm einen Zentimeter länger als beim Serien-Bike. Unter dem Steuerrohr hat er eine 1,5 cm lange Schale installiert und ein Spacer-Turm mit drei weiteren Zentimetern hebt den Vorbau zusätzlich in die Höhe. Das ist zu viel für uns. Wir tauschten die Spacer unter den Vorbau. Der Lenker fällt mit 760 mm für den großen Fahrer auch eher schmal aus. Die Ausstattung besteht aus jeder Menge edler SRAM-Komponenten. Eine Besonderheit ist sicher auch der Super Deluxe-Dämpfer, der über 65 mm Hub verfügt und so dem Hinterbau mehr Federweg entlockt. Für die Serie kann Canyon diesen aber leider nicht anbieten – das Problem sind hier die nötigen Toleranzen speziell bei kleinen Rahmengrößen. Wie auch in Serie findet sich an Jack‘s Bike ein Shapeshifter, mit dem die Geometrie und das Fahrwerk auf Knopfdruck verstellt werden können. Trotz robuster MAXXIS Reifen in Downhill-Karkasse bleibt die Waage bei leichten 15,3 kg stehen.
Canyon Strive CFR Jack Moir Edition
Specifications
Fork RockShox Lyrik Ultimate
Rear Shock RockShox Super Deluxe Ultimate
Seatpost RockShox Reverb AXS 150 mm
Brakes SRAM CODE RSC 200/200 mm
Drivetrain SRAM X01 Eagle AXS 32 (10-50)
Stem Canyon G5 50 mm
Handlebar Canyon G5 760 mm
Wheelset DT SWISS EX 1501
Tires MAXXIS Assegai / Minion DHR II 2,5/2,4
Technical Data
Size S M L XL
Weight 15,3 kg
Wheelsize 29
Die Geometrie des Canyon Strive CFR im Detail
Wie genau die Geometrie von Jack Moirs Canyon Strive ausfällt, können wir nicht sagen. Allerdings ist der Reach garantiert um einiges kürzer als bei dem Serienrad. Grund ist die deutlich höhere Front, welche dazu führt, dass der Lenker näher zum Fahrer wandert. Hat das Serien-Bike einen Reach von 464 mm in L, ist er hier sicher unter 460 mm. Gleichzeitig flacht sich der Lenkwinkel um mindestens 1° ab und das Tretlager wird leicht angehoben. Auch der Sitzwinkel flacht deutlich ab. Dank des Shapeshifters lässt sich die Geometrie für den Uphill aber wieder auf relativ „normale“ Werte anheben. Da wir keine exakten Daten besitzen, hier die Seriengeometrie des Strive CFR.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 400 mm | 440 mm | 455 mm | 500 mm |
Oberrohr | 602 mm | 629 mm | 662 mm | 697 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 100 mm | 110 mm | 130 mm |
Lenkwinkel | 66,0-67,5° | 66,0-67,5° | 66,0-67,5° | 66,0-67,5° |
Sitzwinkel | 72,9-74,4° | 72,9-74,4° | 72,9-74,4° | 72,9-74,4° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung | 32 mm | 32 mm | 32 mm | 32 mm |
Radstand | 1.166 mm | 1.193 mm | 1.227 mm | 1.266 mm |
Reach | 409 mm | 434 mm | 464 mm | 494 mm |
Stack | 630 mm | 635 mm | 644 mm | 663 mm |
Schnell, präzise und gutmütig – Das Strive CFR auf dem Trail
Das ausgewogene, gutmütige und agile Handling des Strive CFR haben ihm in der Vergangenheit bereits zwei Testsiege in unseren Vergleichstests beschert und auch in diesem Test begeistert das Bike mit seinem super intuitiven Handling. Auf unserer Race-Stage, aber auch auf allen anderen Test-Trails, die wir gefahren sind, begeistert es mit seinem leichtfüßigen Handling. Schnell noch einem unvorhergesehenen Stein ausweichen? Easy! Kurz noch die Highline nehmen, um sich vor einer Kurve besser zu positionieren? Nichts leichter als das! Die hohe Front ermöglicht es, das Rad sehr einfach zu navigieren und über Hindernisse zu manövrieren. Bei keinem anderen Bike lässt sich das Vorderrad mit so wenig Körpereinsatz in die Luft ziehen. Das bringt obendrein Sicherheit im steilen Gelände. Wer jetzt glaubt, es fehle an Grip in flachen Sektionen, den können wir beruhigen. Zwar gibt es einfacher zu fahrende Bikes, insgesamt ist das Strive mit seiner hohen Front aber angenehm ausgewogen.
Das Strive bietet die perfekte Balance aus gutmütigem Handling und purer Dominanz in harten Sektionen!
Ab auf die Hero-Line – mit dem Strive fällt nichts leichter als das!
Mit dem Canyon kann man super Geschwindigkeit aus Kurven mitnehmen und durch Pushen auch mehr Speed generieren. Das Fahrwerk ist satt und dennoch definiert. Das sorgt für zusammen mit der sehr integrierten Fahrposition zwischen den großen Laufrädern für eine hohe Laufruhe und viel Sicherheit. Die Grundposition ist neutral und aufrecht. Vorausschauend fahren fällt mit den Jack Moir-Modifikationen richtig leicht und so muss man den eigenen Körperschwerpunkt nur wenig anpassen – das spart Kraft auf langen Abfahrten. Die Ausstattung leistet sich keine Schwächen, die CODE-Bremsen haben guten Biss und lassen sich dennoch gut dosieren und die verbaute MAXXIS-Kombo aus ASSEGAI und Minion DHRII, jeweils mit DH-Karkasse, passen perfekt.
Wie fährt sich das Canyon im Vergleich zur Konkurrenz?
Das Canyon Strive musste sich im Gesamtranking in diesem Test nur einem Bike geschlagen geben: dem Yeti SB150 in Medium. Die Zeit hat das Strive vermutlich in den sehr engen Sektionen verloren, wo das Yeti noch minimal agiler ist. Gleichzeitig fordert das Yeti aber mehr Kraft vom Fahrer, was ein Faktor auf langen Stages sein kann. Ähnlich dem Canyon fährt sich das Lapierre, wobei man bei Letzterem weniger integriert im Rad steht. Beide, Canyon und Lapierre, ermöglichen direkte und präzise Richtungsänderungen ohne großen Kraftaufwand. Die aufrechte Grundposition auf dem Canyon spart weiter Kraft und macht es auch auf unbekannten Trails schnell.
Unterschiede zum Serien-Bike
- Federgabel mit 180 mm
- extra Lagerschale mit 1,5 cm
- Alu-Laufräder
- Downhill-Reifen
- extra Slapper-Tape
- Alu-Lenker mit 760 mm
Fazit
Bereits das Serien-Bike des Canyon Strive CFR konnte uns mehrfach überzeugen und das Team Replica legt nochmal eine Schippe drauf. Es ist super gutmütig und einfach zu fahren und dabei gleichzeitig laufruhig und pfeilschnell – das beweist auch die zweitschnellste Gesamtzeit. Als Fahrer ist man hier ständig Herr der Lage und meistert selbst die härtesten Trails gelassen. Das perfekte Bike für Hobby-Racer!
Tops
- ausgewogenes Handling
- sattes, sensibles Fahrwerk
- präzise und intuitiv
- super leise
Flops
- viele Hebel erfordern Eingewöhnung
- Sitzwinkel mit hoher Front sehr flach
Mehr Informationen findet ihr auf canyon.com
Das Testfeld
Noch mehr Testbikes, wichtige Erkenntnisse und Trends für die kommende Saison gefällig? Dann schau auf jeden Fall noch mal in unsere Übersicht zum ultimativen Test des schnellsten Enduro-Race-Bike.
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