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Coronavirus COVID19 – So können wir helfen

Das Jahr 2020 werden wir alle in Erinnerung behalten. Die Angst rund um den Ausbruch des Coronavirus verbreitet sich über die Sozialen Medien sowie Nachrichtenkanäle und die Nationen auf der ganzen Welt mobilisieren sich für eine globale Antwort. Während Notstände ausgerufen, die Reisefreiheit stark eingeschränkt wird und soziale Kontakte weitestgehend vermieden werden sollen, sehen wir uns die Auswirkungen auf die Bike-Industrie an – und wie unsere Rolle als Magazin sowie als Individuen aussieht.

Was ist das Coronavirus?

Warum die ganze Aufregung? Falls ihr euch noch nicht damit beschäftigt habt: Coronaviren sind Teil einer großen Virenfamilie, die eine breite Palette an Krankheiten verursachen – einige unbedeutender, manche schwerwiegender. Das Coronavirus, um das sich gerade alles dreht, nennt sich COVID-19 und ist ein neuer Virenstamm, der erst 2019 entdeckt und nie zuvor beim Menschen festgestellt wurde. Das Virus verursacht Grippe-ähnliche Symptome, Atemwegsprobleme, Fieber, Kurzatmigkeit und Atembeschwerden und ist vor allem für ältere Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen besonders gefährlich. Das Coronavirus weist hohe Übertragungsraten auf. Eine große Sorge der Staaten gilt vor allem der Überbelastung des ganzen Gesundheitssystems – was z.B. in Italien Realität ist, wo viele unglückliche Zustände zusammenkamen und das Land extrem stark betreffen. Mit Stand 16.03.2020 gibt es weltweit aktuell 164.837 erfasste Fälle. Während die Welt mit verschiedensten Strategien mobil macht, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, zu kontrollieren und zu verlangsamen, werden Grenzen geschlossen, der Notstand ausgerufen, die Reise- und Bewegungsfreiheit eingeschränkt. An einen solchen Shutdown ganzer Länder rund um den Globus kann sich niemand erinnern. Starke negative Folgewirkungen für die Wirtschaft und Industrie sind unvermeidlich.

Warum lest ihr in unserem Magazin vom Coronavirus?

Natürlich sind wir keine medizinische Beratungsstelle, und genauso wenig sind wir eine Plattform, auf der über die äußerst unterschiedlichen Strategien diskutiert wird, die von den Regierungen angeordnet werden, um die Bedrohung durch COVID-19 unter Kontrolle zu bekommen. Doch der Coronavirus hat gewaltige Auswirkungen auf die Branche und Community, die wir so lieben und betrifft uns daher alle, sowohl als Unternehmen, als auch als Einzelpersonen. Wenngleich wir nichts zum allgemeinen Durcheinander, der Panik und Schwarzmalerei beisteuern wollen, mit der die internationalen Nachrichten- und Social-Media-Kanäle vollgestopft sind, so können wir doch informieren, analysieren und die Auswirkungen auf unsere Industrie sowie uns als Individuen zusammenfassen, die die weltweiten Maßnahmen auf die Radsportwelt haben.

Wir wünschen unseren Freunden in der Industrie und allen Anderen viel Stärke und Gesundheit!

Jede muss seinen Beitrag leisten, also wie sieht unserer aus?

Als Outdoor-Begeisterte dürfte unsere Leserschaft im Allgemeinen eher Teil einer demographischen Gruppe sein, die lediglich einem geringen Risiko hinsichtlich der Konsequenzen einer Infektion durch den Coronavirus ausgesetzt ist. Allerdings müssen auch wir unseren Teil dazu beitragen, den anfälligeren oder älteren Personen zu helfen. Niemand mag es, Opfer zu bringen. Vor allem dann nicht, wenn es die Freiheit betrifft, etwas zu tun, das wir lieben (wie etwa Radfahren). Und trotzdem: In diesen heiklen Zeiten, unabhängig von unserem Standpunkt zu den potenziellen Risiken, die vom Coronavirus ausgehen, müssen wir ruhig bleiben und die richtigen Entscheidungen treffen, um dabei zu helfen, den Zusammenbruch unserer Gesundheitssysteme auch weiterhin zu verhindern. Wir sollten den Empfehlungen Folge leisten, die von den Gesundheitsbehörden veröffentlicht werden, unsere Hände regelmäßig waschen und darauf achten, wie wir mit anderen interagieren. Außerdem können vor allem wir als radfahrende Gemeinschaft zwei weitere Dinge tun.

Vermeidet risikoreiche Aktivitäten. Auch wenn es verlockend erscheinen mag, sich selbst zu isolieren, indem man sich auf abgelegenen Downhill-Trails herumtreibt – man sollte sich stets vor Augen führen, dass unsere Gesundheitssysteme aktuell an ihre Grenzen stoßen. Daher sollten wir für unsere Handlungen Verantwortung übernehmen, die richtigen Entscheidungen treffen und die Belastung für die Belegschaften der Krankenhäuser und Notfallaufnahmen in dieser kritischen Zeit nicht noch erhöhen. Die Trails sind auch zu einem späteren Zeitpunkt noch da und aktuell ist nicht gerade der beste Zeitpunkt für eine Verletzung beim Biken. Falls ihr einen Rollentrainer daheim habt, ist genau jetzt die Zeit gekommen, sich Zwift zuzulegen oder, sofern vorhanden auf der Terrasse oder im Garten zu trainieren.

Unser Freund Alessandro Bomba Da Re zeigt wie es geht:

Helft denen, die wirtschaftlich unter Corona leiden werden. Viele von uns haben sich dieses Jahr für Rennen und Veranstaltungen angemeldet oder Urlaube gebucht. Auch wenn es äußerst frustrierend sein mag, nicht zu wissen, ob ein Event oder Urlaub gecancelt wird – bevor wir eine Rückerstattung einfordern, sollten wir uns daran erinnern, dass wir diese Zahlungen mit unseren „entbehrlichen Geldreserven“ bzw. aus unserem „Spaß-Fond“ geleistet haben. Für die Organisatoren oder Tourismusanbieter bedeutet dieses Geld jedoch Löhne, Hypothekenzahlungen und Essen auf dem Tisch. Also anstatt zusätzlichen Druck auszuüben, sollten wir den Menschen etwas Raum und Zeit gewähren, um sich von diesen unerwarteten harten Zeiten zu erholen.

Unsere Redaktionen sind derzeit geschlossen und (fast) alle sind Zuhause tätig. Die Notbesetzung Henry und Leo (v.l.n.r) sind telefonisch von 9 bis 5 erreichbar.

Die Auswirkungen des Coronavirus auf den Radtourismus

Ökonomisch gesehen wird eines der größten Opfer des Coronavirus-Ausbruchs die Tourismusbranche sein. Da der globale Reiseverkehr es mit immer größer werdenden Störungen und Verboten zu tun bekommt, sind Gedanken an Urlaub oder eine gemeinsame Zeit mit Freunden in anderen Ländern oder gar Regionen nicht länger eine Option. Italien trifft es aktuell am stärksten, denn die dortige Ausgangssperre verhindert alle Aktivitäten und auch Reisen sind allein auf unbedingt erforderliche Fahrten beschränkt. Legendäre Ausflugsziele wie Finale Ligure sind für alle Bike- und Freizeitaktivitäten geschlossen und folgendes Statement wurde veröffentlicht: „Wir müssen uns mit der Tatsache auseinandersetzen, dass einige Gäste es noch immer versuchen, Finale zu erreichen und daher von der Polizei gestoppt werden. Viele andere wiederum überschwemmen unseren Posteingang und fragen nach den aktuellen Möglichkeiten für einen Urlaub hier. Bitte, wenn ihr euch noch immer in der Gegend aufhaltet, verlasst sie und kommt sicher nach Hause. Und falls ihr auf dem Weg nach Finale seid, dann dreht um und fahrt wieder heim.“ Frankreich und Spanien folgen dem Beispiel Italiens mittlerweile und verhängen ebenfalls Ausgangssperren, auch Deutschland fordert seine Bürger auf, zuhause zu bleiben und Australien verordnet jedem Neuankömmling eine 14-tägige Quarantäne. Und auch wenn das UK bis dato langsamer reagiert, gibt es bereits Gerüchte über heraufziehende, umfassendere Schutzmaßnahmen. Da sogar die touristische Sommersaison in Gefahr ist, sieht die Situation für viele Betreiber düster aus.

Doch auch positive Nachrichten werden kommuniziert. Ernesto Hutmacher etwa, Eigentümer des Massa Vecchia Bike Hotels, erklärt: „Wir bleiben positiv und versuchen, nicht in Panik zu verfallen. Ich bin mir sicher, dass diese Situation früher oder später enden wird – und dann werden wir bereit sein, unsere Gäste wieder zu empfangen. In der Zwischenzeit machen wir uns daran, das Haus auf der Massa Vecchia-Farm neu zu streichen, die Bäder zu renovieren und alles für die nächsten Gäste vorzubereiten. Wenn möglich, werden wir sogar einen Skills-Parcours bauen und die Trails pflegen.”

Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Wettkämpfe der Mountainbike-Szene

Leider widersprechen Maßnahmen zur räumlichen Trennung von Menschen komplett dem Geist der Bike-Wettkampfszene. Man kann sich in einem solchen Umfeld des Miteinanders nicht im „Abstand halten“ üben, wenn internationale Teilnehmer zusammenkommen, um sich vor den Augen von Zuschauerhorden zu messen, die dicht gedrängt am Streckenrand versammelt sind. Es ist daher keine Überraschung, dass die UCI (Union Cycliste International) nicht zur Verbreitung des Virus beitragen will und am 15. März Maßnahmen bekanntgegeben hat, um Menschen-Versammlungen und Reisebewegungen vorzubeugen. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels hatte die UCI bereits die folgenden Schritte unternommen:

  • Absage jedes Radsport-Events im internationalen Veranstaltungskalender der UCI, das in Territorien stattfindet, die von der WHO als Risikogebiete eingestuft wurden
  • Aussetzung aller Klassifizierungen für alle Events im internationalen Veranstaltungskalender der UCI, über alle Disziplinen hinweg, vom 15. März 2020 bis auf Widerruf, wenigstens jedoch bis 3. April 2020. Alle Wertungspunkte werden während dieser Zeit eingefroren.

Das bedeutet: keine Eröffnungsrunde des DH-Weltcups in Lousa, Portugal. Andere Weltcup-Destinationen, wie etwa Fort William, haben bereits Statements veröffentlicht, dass sie noch immer planen, die Events auszurichten, doch bei dem sich rapide ändernden Klima fällt es schwer, eine Voraussage zu treffen, was im Sommer passieren wird. Doch nicht nur die UCI ist betroffen. Den meisten europäischen Veranstaltern bleibt aktuell nichts anderes übrig, als ihre Events abzusagen. Das gleiche passiert natürlich auf der Straße: der Giro d’Italia wurde bereits verschoben, viele Frühjahrsklassiker abgesagt. Die EWS (Enduro World Series) hat bereits die Verschiebung der ersten beiden Runden der Saison 2020 angekündigt, und auch die darauf folgenden beiden Runden sind alles andere als sicher. USA Cycling hat empfohlen, alle genehmigten Rennen sowie viele Amateur-Veranstaltungen abzusagen und selbst Events der nationalen Rennserie droht die Gefahr einer Absage.

All das hat zweierlei Auswirkungen zur Folge. Die Organisatoren dieser Events stehen nicht nur vor massiven Verlusten, denn selbst wenn Versicherungsansprüche erfolgreich geltend gemacht werden können, sind Verschiebungen unvermeidlich und die schwierigen Zeiten werden spürbar sein. Doch auch für Privat-Rennfahrer ist es ein massiver Schlag. Ganz ohne die Absicherung eines großen Teams dürften viele Privat-Racer bereits Flüge, Unterkünfte und sonstige Logistik aus ihrer eigenen Tasche finanziert haben und nun kaum eine Chance auf Entschädigung erhalten. Derzeit lässt sich keine gesicherte Aussage oder Beurteilung über die vorgesehene Zeitspanne oder das voraussichtliche Ende der Virus-Gegenmaßnahmen treffen. Zweifellos ist es eine unsichere Zeit für die Organisatoren von Radsportveranstaltungen und womöglich werden viele von ihnen das Jahr in wirtschaftlicher Hinsicht leider nicht überleben. Wir müssen also alles dafür tun, die Industrie zu unterstützen, die wir so lieben.

Wie können wir von ENDURO helfen?

Ob unterbrochene Lieferketten, Mitarbeiter, die von Zuhause aus arbeiten oder die erheblichen Reisebeschränkungen – fast jede Branche hat aktuell mit neuen und unvorhergesehenen Herausforderungen zu kämpfen, ganz genau wie wir. Die gute Nachricht zuerst: Unser Team hier wird zwar mit Veränderungen, aber keinen unmittelbaren Auswirkung auf unser Arbeitsleben konfrontiert. Auch wenn wir nur ein minimales Gesundheitsrisiko für unsere Redakteure sehen, haben wir unsere Büros in Deutschland und Schottland geschlossen, um sämtliche Risiken zu minimieren. Dank unserer digitalen Arbeitsabläufe und unseres agilen Kernteams geschah die Umstellung jedoch reibungslos und schnell.

Natürlich liegen einige Dinge nicht in unseren Händen und wir müssen nun Veränderungen zum Wohle aller treffen. So wie ganze Staaten und das tägliche Leben heruntergefahren sind, wurden auch viele Pressecamps und Produktvorstellungen ausgesetzt und verschoben. Glücklicherweise können wir trotzdem lokal noch Content produzieren, was bedeutet, dass ihr dieselbe inhaltliche Qualität wie immer von uns erwarten könnt. Zum jetzigen Zeitpunkt erwarten wir keine Verspätungen hinsichtlich des Erscheinens unserer Ausgaben und Veröffentlichungen im Allgemeinen.

Was redaktionelle Inhalte angeht, werden wir reißerische Berichterstattung zur Coronavirus-Situation vermeiden, wie man mancherorts leider liest. Stattdessen werden wir uns darauf konzentrieren, für den Sport, den wir so lieben, hilfreiche Berichterstattung zu betreiben und unsere Plattformen öffnen, um Crowdfunding-Projekte zu unterstützen und sonstige Förderaktivitäten zu leisten, die unserer Gemeinschaft dabei helfen können, sich in diesen schwierigen Zeiten zu erholen. Während der nächsten Wochen werden wir die Szene genau beobachten und darauf achten, wo und wie wir den Unternehmen helfen können, die am dringendsten Hilfe brauchen, um zu überleben.

Für uns ist es noch immer schwer vorstellbar, wie es sich anfühlen muss, in stärker betroffenen Ländern wie Italien zu leben. Während sich die Lage immer weiter entwickelt, werden wir versuchen, die Unternehmen in unserer Branche zu unterstützen, die am meisten betroffen sind. Robin Schmitt, Gründer.

Fazit

Furchterregende Schlagworte wie „tödlich“, „Virus“ und „Pandemie“ geistern durch die Medien, verstopfen die Streams der sozialen Netzwerke mit irreführenden Informationen und nehmen Vernunft und Mitgefühl in einen Würgegriff. Wie auch immer eure Gefühle und Ängste zum Ausbruch des Virus aussehen mögen – wir müssen uns vergegenwärtigen, dass Ruhe, logisches Denken, Geduld und Freundlichkeit unsere besten Waffen gegen die Massenhysterie sind. Konzentriert euch auf die positiven Dinge um euch herum, denkt konstruktiv und pragmatisch, hört auf die Empfehlungen eurer Regierung und bringt euch selbst nicht in eine Lage, in der ihr selbst in Gefahr seid oder andere in Gefahr bringen könnt. Trefft die richtigen Entscheidungen, kümmert euch um das Wohl eurer Freunde und Familie und seid in Gedanken bei denen, die in echten Schwierigkeiten stecken.

Unser internationales Redaktionsteam nimmt sicher derweil allen Maßnahmen der eigenen Länder an, damit die Infektions-Kurve abflacht.

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