Wie viel kostet eigentlich ein gutes Trail-Bike? Unser Vergleichstest beweist: 3.000 € sind genug! Doch es gibt einiges zu beachten, damit der Fahrspaß auf Dauer nicht auf der Strecke bleibt. Dieser Vergleichstest von 11 Bikes lieferte viele spannende Erkenntnisse – und einen ganz klaren Testsieger!

Der Vergleichstest von bezahlbaren Trail-Bikes macht uns bei ENDURO immer besonders viel Spaß! Warum? Er beweist, wie viel Performance man bereits für einen vergleichsweise niedrigen Preis bekommt. In Zeiten, in denen Räder über 10.000 € keine Besonderheit mehr sind, macht dieser Test deutlich: Fahrspaß muss nicht teuer sein. Doch worauf kommt es bei einem Trail-Bike eigentlich an?

Was macht ein gutes Trail-Bike aus?

Das beste Trail-Bike ist das perfekte Do-it-all-Bike. Es bietet Fahrspaß bergauf wie bergab, überzeugt auf Flow-Trails ebenso wie auf anspruchsvollen verblockten Strecken und eignet sich sowohl für ein Mehrtages-Abenteuer in den Alpen als auch für einen Ausflug in den Bike-Park. Es ist das eine Bike in der Garage, auf das man steigt und immer weiß, dass man genau das richtige Rad im Gepäck hat.

Das Testfeld in diesem Vergleich

Die Bikes in diesem Vergleichstest besitzen zwar einige Gemeinsamkeiten, könnten zum Teil aber nicht unterschiedlicher sein. Im Schnitt kosten sie 2.791 €, wobei das FOCUS JAM 6.8 NINE mit 2.199 € das günstigste und das Specialized Stumpjumper Comp Alu 29 mit 3.099 € das teuerste Rad ist. Der Federweg variiert zwischen 115–150 mm am Heck und 130–160 mm in Front. Das Giant Trance 29 2 ist dabei der Underdog mit dem geringsten Federweg, Trek und Canyon setzen auf den meisten Federweg. Bei den Laufrädern finden sich sowohl 29er als auch 27,5”-Bikes im Test. Das leichteste Rad ist das ROSE PIKES PEAK AM1 mit 12,98 kg, das teuerste Bike im Test, das Specialized, wiegt satte 2 kg mehr und liegt bei 14,90 kg. Aber eine Zahl auf dem Papier sagt nie die ganze Wahrheit über das Handling.

Bike Preis Gewicht Federweg (v/h) Laufradgröße
Canyon Spectral CF 7.0 2.999 € 13,70 kg 160/150 mm 27,5″
FOCUS JAM 6.8 NINE 2.199 € 14,68 kg 140/140 mm 29″
Giant Trance 29 2 2.599€ 14,08 kg 130/115 mm 29″
MERIDA ONE FORTY 800 2.999 € 14,14 kg 150/140 mm 27,5″
Propain Tyee AM Performance 3.015 € 14,12 kg 150/145 mm 27,5″
RADON SLIDE TRAIL 8.0 2.499 € 14,06 kg 150/140 mm 29″
ROSE PIKES PEAK AM 1 2.999 € 12,98 kg 150/150 mm 27,5″
SCOTT Genius 950 2.999 € 14,50 kg 150/150 mm 29″
Specialized Stumpjumper Comp Alloy 29 3.099 € 14,90 kg 150/140 mm 29″
Trek Remedy 8 2.999 € 14,08 kg 160/150 mm 27,5″
YT JEFFSY 27 AL Base 2.299 € 14,48 kg 150/150 mm 27,5″

Canyon Spectral CF 7.0 | 160 mm/150 mm (v/h) | 13,70 kg | 2.999 €

FOCUS JAM 6.8 NINE | 140/140 mm (v/h) | 14,68 kg | 2.199 €

Giant Trance 29 2 | 130/115 mm (v/h) | 14,08 kg | 2.599€

MERIDA ONE FORTY 800 | 150/140 mm (v/h) | 14,14 kg | 2.999 €

Propain Tyee AM Performance | 150/145 mm (v/h) | 14,12 kg | 3.015 €

RADON SLIDE TRAIL 8.0 | 150/140 mm (v/h) | 14,06 kg | 2.499 €

ROSE PIKES PEAK AM 1 | 150/150 mm (v/h) | 12,98 kg | 2.999 €

SCOTT Genius 950 | 150/150 mm (v/h) | 14,50 kg | 2.999 €

Specialized Stumpjumper Comp Alloy 29 | 150/140 mm (v/h) | 14,90 kg | 3.099 €

Trek Remedy 8 | 160/150 mm (v/h) | 14,08 kg | 2.999 €

YT JEFFSY 27 AL Base | 150/150 mm (v/h) | 14,48 kg | 2.299 €

Seit wann sind 3.000 € eigentlich günstig?

Zugegeben, 3.000 € sind für viele Fahrer jede Menge Geld und diese Bikes als günstig zu bezeichnen, grenzt an Ironie. Doch blicken wir der Realität ins Auge: Bei vielen Marken bekommt man für weniger als 3.000 € kein neues, trailtaugliches Bike. Obendrein wollt ihr im Schnitt laut unserer Leserumfrage für euer nächstes Bike rund 3.599 € ausgeben – das ist mehr als der Preisbereich in diesem Testfeld (2.199–3.099 €).

Ihr habt gewählt, COMMENCAL hat nicht geliefert

In einem Facebook-Post haben wir euch entscheiden lassen, welches Bike ihr gerne noch in diesem Test sehen möchtet. Die Wahl fiel auf das COMMENCAL META TRAIL. Leider wollte COMMENCAL jedoch nicht an diesem Test teilnehmen. Aus diesem Grund haben wir die Marke mit den zweitmeisten Stimmen eingeladen: Propain – und die haben geliefert. Einen Test des Tyee AM findet ihr in diesem Vergleich.

Wo, wie und von wem wurden die Bikes getestet?

Trail-Bikes müssen sich in jedem Terrain und sowohl bergauf wie auch bergab beweisen. Aus diesem Grund sind wir sie nicht nur alle auf unseren abwechslungsreichen Hometrails bei unserem Headquarter in Leonberg im direkten Vergleich gefahren, sondern sind mit ihnen auch ins sonnenverwöhnte Latsch im Vinschgau gereist, um sie dort auf den anspruchsvollen Trails zu testen. Abgerundet wurde der Test mit Ausflügen auf die Trails im Alpenvorland und in deutschen Mittelgebirgen.

Das Team

Das Test-Team bestand aus erfahrenen ENDURO-Testfahrern und Newcomern.

Christoph Bayer, 31, Chefredakteur/Testleiter
Seit mehr als fünf Jahren leitet Christoph schon die Tests bei ENDURO. Als Allrounder legt er Wert auf ein ausgewogenes Handling und ein top Fahrwerk. Das beste Bike schafft es, vollkommen gegensätzliche Eigenschaften in sich zu vereinen.
Felix Stix, 27, Redakteur
Felix hat Sportgeräte-Technik studiert und besitzt dadurch viel Expertise in Sachen Fahrwerk und Biomechanik. Er lässt das Gas gern offen und ist sehr zügig unterwegs. Sein materialfordernder Fahrstil deckt Schwachstellen schnell auf.
Finlay Anderson, 18, Trainee
Finlay ist der Neuling im ENDURO-Team. Aktuell lebt er im Tweed-Valley, dem schottischen Trail-Mekka. Sein Fahrstil ist schnell und wild. Finlay liebt es nicht nur zu racen, sondern zieht in Kurven auch gern mal einen Reifen von der Felge. Für ihn ist ein agiles, spaßiges Handling wichtig, das aber dennoch einen hohen Grundspeed ermöglicht.
Valentin Rühl, 23, Redakteur
Als ehemaliger Dirt-Jumper ist Valentin genau der Richtige, um die Flugeigenschaften der Bikes zu beurteilen. Welches lässt sich leicht abziehen, welches liegt stabil in der Luft und womit bleibt man besser am Boden?
Andreas Maschke, 33, Redakteur
Von Südamerika bis zu den Dolomiten: Andreas hat schon etliche Bike-Packing-Trips unternommen und ist der Mann für lange Touren. Für ihn sind Fahrkomfort und Zuverlässigkeit entscheidend.
Sarah Fischer, 26, Testfahrerin
Die Bike-Erfahrung von Sarah ist noch gar nicht so ausgeprägt – macht aber nichts! Sie legt hohen Wert auf viel Bewegungsfreiheit, ein gutmütiges Handling und eine standfeste Bremse.

Wichtig ist, die richtigen Prioritäten zu setzen

Mit endlosem Budget ist es relativ einfach, sich ein richtig gutes Bike zu bauen – man nimmt einfach überall nur die besten Komponenten. Wenn das Budget allerdings begrenzt ist, muss man Prioritäten setzen. Was beeinflusst das Handling mehr, ein gutes Fahrwerk oder eine schicke Schaltung? In diesem Vergleichstest mussten nahezu alle Hersteller Kompromisse bei der Ausstattung eingehen, sie haben dabei ihre Prioritäten allerdings sehr unterschiedlich gesetzt. Zum Beispiel besitzt das SLIDE TRAIL 8.0 vom Direktversender RADON für 2.499 € bereits einen Carbon-Rahmen, spart allerdings bei der Federgabel. Besser macht es das 500 € teurere Trek Remedy 8, hier bekommt man zwar „nur“ einen Alu-Rahmen, dafür aber eine RockShox Lyrik. Vorbildlich agieren ROSE und Propain, beide bieten dem Kunden im eigenen Konfigurator viel Auswahl.

Günstige Komponenten werden immer besser

Checkt man die Internet-Foren, dann beschweren sich immer wieder User darüber, dass Bikes ja immer teurer werden – und das auch noch mit vermeintlich schlechteren Komponenten. „Früher gab es noch ein XT-Schaltwerk, jetzt nur noch SLX“, ist ein beliebter Satz. Das stimmt auch, doch mittlerweile haben viele günstige Komponenten eine bessere Performance als die teureren Komponenten der letzten Jahre. Positiv in diesem Vergleich fielen z. B. die SRAM NX-Eagle-Schaltung oder die FOX 34 Rhythm auf. Beide Bauteile markieren den Einstieg in ihrem jeweiligen Segment, überzeugen aber mit einer sehr guten Performance.

Die Bremsen sind oftmals ein Problem

Während der Performance-Unterschied zwischen einer günstigen SRAM NX Eagle und der hochwertigeren GX-Eagle auf dem Trail kaum spürbar ist, machen unterdimensionierte Bremsen einen großen Unterschied. Es ist nicht nur gefährlich, wenn auf langen Abfahrten die Power nachlässt, es kostet auch Kraft und reduziert das Selbstvertrauen. Das merken natürlich schwere Fahrer besonders, aber selbst unsere leichte Testerin (ca. 60 kg) hatte Probleme! Auch die Annahme, am Heck reichen weniger Bremskolben, ist ein Trugschluss – schließlich lässt man im steilen Gelände hier mehr schleifen, wodurch es zu einer hohen Hitzeentwicklung kommt. Als ideal erwies sich in unserem Test die SRAM Code R am MERIDA sowie die MAGURA MT5 am Propain, alle anderen Räder hatten mit unterdimensionierten Bremsen zu kämpfen.

Tops & Flops

Oftmals sind es die Details, die den Unterschied machen: gelungene Integration, erstklassige Ergonomie und mit bedacht gewählte Komponenten. Hier findet ihr alle Tops und Flops der Bikes aus unserem großen Vergleichstest.

Tops

Hervorragend
Die SRAM CODE R überzeugt am MERIDA mit sehr viel Power und perfekter Dosierbarkeit. Schwere Fahrer sollten auf 200-mm-Scheiben upgraden.
Genial
Wie bei der Enduro-Version lässt sich auch am PIKES PEAK AM die Geometrie und die Progression des Fahrwerks via Flip-Chip innerhalb von Sekunden ohne lose Teile verstellen – ein geniales System.
Die Beste im Test
Die RockShox Lyrik begeistert mit top Performance. Sie lässt die Konkurrenz hinter sich und verhilft dem Trek zum Testsieg!
Praktisch
An den Flaschenhalter-Aufnahmen am Oberrohr des TREK findet zwar kein Getränk Platz, dafür aber unter anderem das B-RAD System von Wolf Tooth. An ihm lässt sich z. B. ein Schlauch sicher und schick verstauen.

Flops

Unterdimensioniert
Eine kleine 180-mm-Bremsscheibe, gepaart mit dem Zweikolben-Bremssattel, besitzt auf langen Abfahrten zu wenig Standfestigkeit. Ein Problem das bei vielen Testbikes auftritt.
Am Limit
Der MAXXIS Rekon in 2,6” Breite bietet am MERIDA und SCOTT zwar überraschend viel Traktion im Trockenen, kann aber in Sachen Pannenschutz und bei Nässe nicht überzeugen-
Nervig
Der Verstellhebel der Plattformdämpfung am FOX Performance-Dämpfer springt mit nur sehr wenig Kraft vom Open- in den Trail-Modus. Während unseres Tests hat sich das Federbein am YT und mehrfach unbemerkt verstellt.
Zu eng
Die Reifenfreiheit im Hinterbau des FOCUS JAM ist sehr gering. Fährt man Kurven mit Druck, schleift der Reifen ständig am Rahmen. Bei Matsch kommt es obendrein zu unschönen Kratzern.

Das ewige Duell 27,5” vs. 29”

Es ist ein Duell, das seit Jahren ausgefochten wird. Zwischenzeitlich wirkte es so, als ob sich 29” komplett durchsetzen könnte, aktuell herrscht eher Gleichstand. Das zeigt nicht nur die Anzahl in diesem Test, an dem fünf 29er und sechs 27,5”-Bikes teilgenommen haben, sondern das zeigt sich auch auf dem Trail. Es gibt sehr gute, agile 29er, aber auch laufruhige 27,5”-Bikes. Beide Systeme haben noch immer ihre Vor- und Nachteile und definieren das Handling eines Bikes zwar mit, sind aber nicht der über allem stehende Faktor. Speziell bei günstigen Bikes fallen die Laufräder häufig schwerer aus – ein Nachteil, der sich bei 29” dann besonders bemerkbar macht.

Online-Shop vs. stationärer Handel

Es gibt Marken, die nicht an Vergleichstests teilnehmen, sobald auch Bikes von Direktversendern getestet werden. Zu groß ist die Angst davor, aufgrund einer schlechten Ausstattung bei einem Punkte-System, wie es andere Magazine nutzen, abgestraft zu werden. Wir nutzen ein solches System aber nicht. Fakt ist dennoch: Die Räder von Online-Direktversendern sind in diesem Test entweder rund 500–800 € günstiger oder besser ausgestattet. Allerdings hat das erstens nicht zwangsläufig Auswirkungen auf das Handling und man muss zweitens natürlich auf einen lokalen Ansprechpartner für den Service verzichten.

Ein gutes Bike macht alle glücklich

Der Satz „Unser Rad ist für weniger versierte Fahrer besonders ideal“ klingt häufig wie eine Ausrede. Und das ist es meist auch. Nach vielen Jahren des Testens mit ganz unterschiedlichen Testfahrern können wir sagen: Ein gutes Bike überzeugt sowohl Einsteiger als auch Fahrer, die es bergab richtig stehen lassen. So profitiert jeder von einer ausgewogenen Geometrie und einem richtig gut abgestimmten Fahrwerk. Nur weil man z. B. nicht so schnell fährt, heißt das nicht automatisch, dass das Rad durch den Federweg rauschen darf. Auch weniger aktive Fahrer profitieren von einem satten, progressiven Hinterbau mit gutem Feedback. Natürlich haben verschiedene Räder einen unterschiedlichen Charakter, doch die besten schaffen es, vermeintlich gegensätzliche Eigenschaften in sich zu vereinen. Räder, denen das nicht gelingt, sind einfach keine richtig guten Bikes.

Das beste Trail-Bike um 3.000 €

Die beste Nachricht zuerst: Keines der Bikes war eine echte Enttäuschung. Sie alle überzeugen mit einem soliden Handling, von dem man vor wenigen Jahren nur träumen konnte. Dennoch gibt es signifikante Unterschiede in Sachen Handling, Verarbeitung, Fahrwerk und Ausstattung. Das beste Trail-Bike um 3.000 € ist das Trek Remedy 8! Mit seinem super ausgewogenen Handling, dem herausragenden Hinterbau und einer durchdachten Ausstattung sichert es sich den begehrten Testsieg. Es sorgt für ein dickes Grinsen auf leichten, flowigen Trails, lässt sich super agil und direkt fahren und bietet genug Reserven, um auch mal an einem Enduro-Rennen teilzunehmen. Obendrein klettert es dank zentraler Sitzposition und effizientem Hinterbau super bergauf. Einziger Tuning-Tipp: Die 2,6” breiten Reifen beim Händler gegen eine schmalere Alternative tauschen.

Gerne hätten wir in diesem Test auch einen Kauftipp vergeben, doch keines der anderen Räder ist auch nur annähernd so vielseitig wie das Trek. Entweder leisten sie sich Schwächen in der Ausstattung oder der Verarbeitung oder sie bieten ein zu einseitiges Handling. Manche klettern weniger effizient, andere sind auf Flowtrails wenig spaßig und wieder andere geraten im anspruchsvollen Gelände schnell ans Limit. Gleichzeitig ist diese Spezialisierung aber auch die Stärke mancher Bikes. So sind das Canyon Spectral und das YT JEFFSY 27 AL Base hervorragende Bikes, wenn man es bergab richtig krachen lassen will, sie langweilen sich aber auf gemäßigteren Wegen. Das Giant Trance 29 2 ist das Gegenteil: spritzig, direkt, aber eben auch wenig komfortabel.

Testsieger – Trek Remedy 8

Alle Bikes im Test: Canyon Spectral CF 7.0 | FOCUS JAM 6.8 NINE | Giant Trance 29 2 | MERIDA ONE FORTY 800 | Propain Tyee AM Performance | RADON SLIDE TRAIL 8.0 | ROSE PIKES PEAK AM 1 | SCOTT Genius 950 | Specialized Stumpjumper Comp Alloy 29 | Trek Remedy 8 | YT JEFFSY 27 AL Base

Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #038

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