Wann seid ihr das letzte Mal ohne Knieschoner auf die Trails gestartet? Bei unserem Redaktionsteam kommt das so gut wie nie vor und euch wird es wahrscheinlich ähnlich gehen. Damit ihr wisst, wo die Unterschiede liegen und welche Schoner eure Knie zuverlässig schützen, haben wir 14 leichte Modelle getestet.

  1. Darauf kommt es beim Knieschoner an
  2. So haben wir getestet
  3. Das Testfeld
  4. Tops und Flops unseres Vergleichstests
  5. Der Sieger und Kauftipp

Für viele Mountainbiker sind Knieschoner neben dem Helm immer dabei, wenn es auf die Trails geht. Die Auswahl auf dem Markt ist riesig und die Bandbreite geht von superleicht bis heavy duty. Die meisten von uns sind hauptsächlich auf ihren Hometrails unterwegs und erklimmen die Höhenmeter aus eigener Kraft. Leichte Knieschoner mit hohem Tragekomfort sind dabei meist die beste Wahl, dabei darf der Schutz aber nicht zu kurz kommen.

Wir haben 14 leichte Knieschoner sowohl im Prüflabor als auch auf den Trails getestet. Alle Schoner im Test setzen auf einen weichen Protektor aus Schaum oder Gummi. Diese Materialien haben sich in letzter Zeit bei Knieschonern durchgesetzt, da sie Stöße besser dämpfen als Hartschalen-Protektoren. Zudem sind sie durch ihre Verformbarkeit meist komfortabler zu tragen und außerdem meist mehrschlagfähig. Das heißt, dass sie nach einem Sturz wieder ihre ursprüngliche Form annehmen und somit weiterhin zuverlässigen Schutz bieten.

Darauf kommt es beim Knieschoner an

Es gibt unzählige verschiedene Modelle auf dem Markt, doch nur die besten schaffen den Spagat, der einen wirklich guten Knieschoner auszeichnet: Sie müssen eure Knie vor Verletzung schützen, gleichzeitig aber eine gute Belüftung bieten. Außerdem ist ein guter Sitz sowie ein hohes Maß an Komfort wichtig. Zuletzt müssen Verarbeitung und Look natürlich auch stimmen.

Ist dicker immer besser? Die Schutzwirkung

Eins direkt schon mal vorneweg: Alle Schoner aus diesem Test sind zertifiziert nach der CE-Norm EN 1621-1:2012 und bieten somit sehr gute Schutzwirkung. Dennoch gibt es innerhalb dieser Norm Unterschiede: Zwei Schutz-Level geben an, wie viel Restkraft am Knie bei einem vorgegebenen Aufprall ankommen darf. Zusätzlich unterscheiden sie sich in der Größe des Protektors und wie weit er das Knie umschließt, um es auch gegen seitliche Krafteinwirkungen beim Aufprall zu schützen. Es kommt bei der Schutzwirkung und den Dämpfungseigenschaften also nicht nur auf die Dicke und Größe, sondern auch auf die Beschaffenheit des Protektor-Materials an. Bei manchen Knieschonern sind an der Seite zusätzliche Polster eingenäht. Diese bestehen jedoch meist nur aus Schaumstoff und bieten kaum Schutzwirkung. Den besten Schutz garantiert außerdem immer der Schoner, der beim Sturz am wenigsten verrutscht.

Bequeme Schoner trägt man lieber

Der Tragekomfort eines Knieschoners ist super wichtig, besonders bei langen Tagen im Sattel. Ein leichtes Drücken auf das Schienbein, ein kleines Zwicken in der Kniekehle oder ein Reiben auf der Wade sind für ein paar Minuten nicht weiter schlimm. Wenn man aber stundenlang mit den Schonern pedaliert, werden diese kleinen Unannehmlichkeiten schnell zu großen Problemen. Besonders wenn sie bereits am zweiten Tag eines Bike-Trips spürbar sind, an den dritten und vierten möchte man dann schon gar nicht mehr denken …

Ein gut passender Schoner ist ein sicherer Schoner

Das A und O eines guten Knieschoners ist, dass er gut sitzt. Denn den Schoner alle paar Minuten hochziehen zu müssen, ist nervig. Und wenn er dann bei einem Sturz nicht da bleibt, wo er hingehört, kann es böse enden. Natürlich sollte das sowohl unter langer als auch kurzer Hose funktionieren. Je nach Hersteller gibt es im Testfeld viele verschiedene Ansätze. Manche Schoner sind nur zum Reinschlüpfen, wie ein Strumpf, während andere mit Klettverschlüssen an Oberschenkel, Wade oder in der Kniekehle fixiert werden. Die meisten Modelle besitzen zudem einen Streifen aus Gummi oder Silikon an Oberschenkel oder Wade, um zu verhindern, dass sie rutschen. Gleichzeitig sollten sich die Knieschoner aber möglichst einfach an- und ausziehen lassen.

Auch an heißen Sommertagen sollten Knieschoner angenehm zu tragen sein

Für die Belüftung eines Knieschoners spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen das Material selbst und seine Stärke. Zum anderen aber auch das Design des Sleeves, in das der Protektor eingesetzt ist. Hier gibt es Hersteller, die den Bereich der Kniekehle auslassen oder nur ein dünnes Mesh einsetzen. Sogar auf der Vorderseite mancher Schoner finden sich Lüftungslöcher. Da auch die meisten verwendeten Protektoren Löcher haben, soll dadurch Fahrtwind an das Knie kommen.

Verarbeitung und Look müssen natürlich auch immer stimmen

Zuletzt sind Knieschoner aber immer auch ein Teil des Outfits und der Style darf dabei nicht zu kurz kommen. Außerdem werden noch andere praktische Aspekte der Schoner betrachtet. Wie einfach und gut kann man sie beispielsweise zusammenpacken und wie groß sind dann die Packmaße? Sind die Polster entnehmbar oder fest vernäht? Auch die empfohlenen Waschprogramme unterscheiden sich deutlich. Hier raten wir euch – unabhängig von der Herstellerangabe – fest vernähte Schoner lieber von Hand waschen. Denn auch wenn die Protektoren aus Schaum oder Gummi kein Wasser aufnehmen, so kann es durch die mechanische Belastung in der Waschmaschine doch zu Beschädigungen kommen.

So haben wir getestet

Unser Test besteht aus zwei Teilen: Im Labortest sind die Schoner auf dem Prüfstand unter gleichen Bedingungen auf Stoßabsorption getestet worden. Zusätzlich hat unser Redaktionstest die Schoner auf den Trails auf Tragekomfort, Passform, Belüftung und Look geprüft.

Ein Labortest angelehnt an die Normprüfung

Den Labortest haben wir bei Protektoren-Spezialist SAS-TEC in Markgröningen durchgeführt, als verkürzte Version der CE-Prüfung nach EN 1621-1:2012, die Gelenk-Protektoren für Motorrad-Schutzkleidung definiert. Da es keine offizielle Zertifizierung für Mountainbike-Schoner gibt, wird diese üblicherweise als Referenz herangezogen. Dabei fällt ein 5 kg schweres Metallgewicht aus einer Höhe von etwa einem Meter auf den Schoner. Dieser liegt auf einem halbkugelförmigen Amboss, unter dem Sensoren die auftretenden Restkräfte messen. Ohne Schoner wirkt durch den Aufprall eine Kraft von rund 180 kN – was in etwa 18 Tonnen entspricht. Bei Schutzlevel 1 darf die durchschnittliche Kraft verteilt auf 9 Messpunkte nicht über 35 kN betragen. Für das höhere Schutzlevel 2 muss dieser Wert unter 20 kN liegen.

Wir haben alle Protektoren an drei Messpunkten mit und ohne Stoff-Sleeve gemessen. Wie bereits erwähnt, haben alle Kandidaten Level 1 problemlos bestanden, manche sogar das höhere Level 2. Diese sind aber meist auch etwas dicker und schwerer. Das bedeutet, dass jeder der hier getesteten Schoner die auf eure Knie wirkende Kraft mindestens um 80% verringert.

Flatten the Curve Knieschoner Edition

Die hier abgebildeten beispielhaften Kurven stellen sowohl die maximale Kraft als auch den Zeitraum dar, auf den die Einschlagsenergie durch das Fallgewicht verteilt wird. Das linke Diagramm zeigt den Verlauf eines Schoners, der nicht Teil des Tests ist, und das rechte einen guten Verlauf eines getesteten Schoners. Dabei sind hauptsächlich zwei Werte ausschlaggebend: die maximal auftretende Kraft und die Zeit, bei der sie auftritt. Der lineare und vor allem flache Anstieg der rechten Kurve bedeutet, dass die Einschlagsenergie nicht schnell und plötzlich wirkt, sondern teilweise vom Schoner absorbiert wird und so langsamer und körperverträglicher wird. Wirkt die an den Körper übertragene Kraft eher langsamer ein – wir reden hier trotzdem noch von Millisekunden! –, kann das Körpergewebe sich verformen und das Bein etwas zur Seite ausweichen. Zudem liegt die maximal auftretende Kraft mit rund 11 kN deutlich unter den vorgegebenen Grenzwerten. Bei einem extrem steilen, in kurzer Zeit stattfindenden Kraftanstieg, wie er links dargestellt ist, können Gewebe und vor allem Knochen sehr viel leichter Schaden nehmen. Zudem ist die maximal auftretende Kraft mit knapp 45 kN mehr als viermal so groß und überschreitet die in der Norm zugelassenen Maximalwerte deutlich.

Praxistest auf den Trails

Der Praxistest wurde von unseren Redakteuren durchgeführt. Hier haben wir die Knieschoner auf zahllosen Feierabendrunden, Tagestouren und Bikepark-Laps getragen. Durch unsere unterschiedlichen Körperproportionen und die verschiedenen Szenarien, bei denen wir getestet haben, haben wir uns ein gutes Gesamtbild machen können, welche Schoner ENDURO-approved sind und welche nicht.

Das Testfeld

Das Testfeld besteht aus 14 Knieschonern der relevantesten Marken. Auch wenn sie alle auf ähnliche oder teils sogar gleiche Protektoren setzen, so unterscheiden sie sich doch deutlich in den oben genannten Punkten. Das Ergebnis des Labortests ist immer mit dem Protektor im Sleeve ermittelt worden. Es ist der Durchschnitt von drei Messpunkten: einen zentral auf der Kniescheibe, einen weiter unten und einen an der Seite. Das Gewicht bezieht sich immer auf einen Schoner in Größe M.

Knieschoner Gewicht Preis Zertifizierung Protektor entnehmbar Befestigung Laborergebnisse
100% Teratec Plus
(Zum Test)
210 g 79,00 € Level 1 nein Gummiband 20 kN bei 2,4 ms
Alpinestars Paragon Plus
(Zum Test)
173 g 59,99 € Level 1 nein Gummiband 14 kN bei 3,3 ms
AMPLIFI Havok
(Zum Test)
213 g 119,99 € Level 2 nein Klettverschluss oben 11 kN bei 3,8 ms
Chromag Rift Knee Guard
(Zum Test)
147 g 101,95 € Level 1 nein Gummiband 19 kN bei 3,0 ms
Fox Launch D3O
(Zum Test)
207 g 84,99 € Level 1 nein Klettverschluss oben und unten 19 kN bei 2,7 ms
Ion K Lite
(Zum Test)
168 g 99,99 € Level 1 ja Klettverschluss oben und in der Kniekehle 21 kN bei 3,0 ms
iXS FLOW EVO+
(Zum Test)
143 g 89,90 € Level 1 ja Klettverschluss Kniekehle 20 kN bei 3,6 ms
Leatt AirFlex Pro
(Zum Test)
126 g 89,99 € Level 1 nein Gummiband 22 kN bei 1,6 ms
Ortema GP5 Knee Protector
(Zum Test)
136 g 89,00 € Level 2 ja Gummiband 13 kN bei 3,4 ms
Pearl Izumi Elevate Knee Guard V1
(Zum Test)
174 g 129,95 € Level 1 ja Klettverschluss Kniekehle 21 kN bei 2,7 ms
POC Joint VPD 2.0 Knee
(Zum Test)
329 g 160,00 € Level 2 nein Klettverschluss oben und in der Kniekehle 8 kN bei 2,7 ms
Rapha Trail Knee Pad
(Zum Test)
182 g 95,00 € Level 2 ja Gummiband 14 kN bei 2,1 ms
SCOTT Soldier 2
(Zum Test)
181 g 79,95 € Level 1 ja Gummiband 18 kN bei 3,0 ms
Troy Lee Designs Stage
(Zum Test)
154 g 90,00 € Level 1 nein Gummiband 20 kN bei 2,8 ms

Tops

Gelenkschonend
Alle Protektoren beweisen im Labortest, dass sie guten Schutz bieten.
Komfort-Wunder
Durch den flexiblen Stoff zwischen der Manschette und dem Protektor bietet der 100% Teratec Plus sehr hohen Tragekomfort beim Pedalieren.
Zu Ende gedacht
Der Strap in der Kniekehle des iXS Flow Evo+ lässt sich auf ganzer Länge per Klett befestigen und erlaubt so eine individuelle Größeneinstellung.
Luftloch
Viele getestete Schoner setzen auf Lüftungslöcher in den Protektoren. In Kombination mit einem passenden Stoff bieten einige Schoner spürbare Belüftung am Knie.

Flops

Style-Alarm
Wiu wiu, die Style-Polizei schaut hier ganz genau hin. Kleine Öffnungen, aus denen die Haut rausblitzt, wie bei Fox oder Leatt, sehen uncool aus.
Gut gedacht, schlecht gemacht
Straps in der Kniekehle scheinen sehr sinnvoll, doch bei den Pearl Izumi, POC und ION helfen sie dem Fit nicht und reiben sogar teilweise an der Hose.
Druckstellen …
… treten beim iXS und Alpinestars auf. Und selbst wenn diese anfangs nur gering sind, so schränken sie doch auf Dauer den Komfort extrem ein.
Bitte setzen
Nur ein gut sitzender Schoner ist auch ein gut schützender Schoner. Schoner, wie der Ortema oder AMPLIFI rutschen jedoch spürbar und können so nicht ausreichend schützen.

Testsieger und Kauftipp

Das Testfeld ist groß und alle Schoner haben ihre eigenen Stärken und Schwächen. Diese sind detailliert in den jeweiligen Test-Artikeln zu finden. Der Schoner, der alle – teilweise gegensätzlichen – Eigenschaften vereinen kann, ist das Rapha Trail Knee Pad. Auch ohne Klettverschluss sitzt er wie angegossen und ist auch nach langen Tagen im Sattel super bequem. Dazu weist er eine der besten Stoßdämpfungen im Test auf. Ein verdienter Testsieger!

Ein Schoner, der im Testfeld wie kein anderer sitzt, ist der 100% Teratec Plus. Durch seine breite Manschette am Oberschenkel rührt er sich auch in den ruppigsten Trail-Passagen um keinen Millimeter. Zudem ist es für uns der komfortabelste Schoner beim Pedalieren. Unser Kauftipp!

Fazit

Eine gute Nachricht des Tests: Alle getesteten Schoner bieten einen guten Schutz. Sie setzen durch die Bank auf weiche Protektoren, die hohen Komfort und starke Stoßabsorption bieten. In puncto Belüftung und Passform unterscheiden sie sich jedoch stark. Welche Schoner für euch die besten sind, kommt also auch auf euren Geschmack und eure Körperproportionen an. Denn der beste Knieschoner ist immer der, den man auch tatsächlich trägt.


Alle Knieschoner im Test: 100% Teratec Plus (Zum Test) | Alpinestars Paragon Plus (Zum Test) | AMPLIFI Havok (Zum Test) | Chromag Rift Knee Guard (Zum Test) | Fox Launch D3O (Zum Test) | Ion K Lite (Zum Test) | iXS FLOW EVO+ (Zum Test) | Leatt AirFlex Pro (Zum Test) | Ortema GP5 Knee Protector (Zum Test) | Pearl Izumi Elevate Knee Guard V1 (Zum Test) | POC Joint VPD 2.0 Knee (Zum Test) | Rapha Trail Knee Pad (Zum Test) | Scott Soldier 2 (Zum Test) | Troy Lee Designs Stage (Zum Test)


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Text: Simon Kohler Fotos: Diverse

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“