Mal im Ernst: Hardtails, hohe Sättel, schmale Lenker, Semislicks und im schlimmsten Fall noch Hörnchen – das kann doch keinen Spaß machen. Ebenso wenig die engen Lycra-Outfits mit Wurstpellen-Charakter, die – pardon – einfach nur bescheuert aussehen.

Die neue Generation an Cross Country Bikes kann mehr als nur Rennen gewinnen
Die neue Generation an Cross Country Bikes kann mehr als nur Rennen gewinnen

Doch die gute Nachricht ist: Zeiten ändern sich! Eine neue Generation an Bikes, Fahrern und Styles wird das XC-Segment nachhaltig verändern. XC-World-Cup-Racer wie Manuel Fumic sind die Pioniere dieser Bewegung und zeigen, dass man auch ohne Lycra schnell sein kann.

Diese Veränderungen beruhen auf drei Säulen: technischem Fortschritt, Racing und Einsicht.

Die technologische Entwicklung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass Bikes leichter, effizienter und vielseitiger denn je sind. Dadurch haben sich auch die Parameter und Möglichkeiten drastisch verändert. Ein modernes Endurobike klettert besser als ein XC-Bike der Jahrtausendwende und lässt sich souveräner über Abfahrten manövrieren als ein Downhillbike aus der gleichen Zeit.

dia-breakout-session-xc-bikes-1

Auch so kann Cross Country aussehen!

Auch die Rennformate ändern sich drastisch, weil die früher so strikt gezogenen Grenzen zwischen den einzelnen Disziplinen durch die Technik-Neuerungen der letzten Jahre immer weiter verwischen. Betrachtet man den Schwierigkeitsgrad einer Enduro World Series-Stage, so ist der Unterschied zu einem durchschnittlichen Downhill-Track nur noch marginal. Dasselbe gilt für die Abfahrten eines XC-Worldcup-Rennens, die den Stages vieler Amateur-Enduro-Veranstaltungen gleichkommen.

Und damit kommt man zu der Einsicht: Die Maßstäbe haben sich drastisch verändert. Für Racing auf Top-Level-Niveau benötigt man spezielle Bikes, spezielles Equipment und ein spezielles Training. Und das ist auch gut so. Fakt ist jedoch, dass nur ein Bruchteil aller XC-Bikebesitzer auch wirklich XC-Rennen auf Worldcup-Niveau fährt. Der Großteil der Cross Country-Fahrer macht nur gelegentlich bei einem Marathon oder XC-Rennen mit. Viel häufiger wagt er sich mit seinem XC-Bike in unbekanntes Terrain vor und testet neue Trails und seine eigenen Limit aus. XC-Fahrer wollen nur Forststraßen ballern? Von wegen!

Bis vor kurzem noch eine Seltenheit an XC-Bikes, erfreuen sich verstellbare Sattelstützen immer größerer Beliebtheit.
Bis vor kurzem noch eine Seltenheit an XC-Bikes, erfreuen sich verstellbare Sattelstützen immer größerer Beliebtheit.

So kommt es, dass traditionelle XC-Bikes für viele Endkunden vollkommen falsch konzipiert sind, weil in der Entwicklung dieser Bikes die Maßstäbe und Anforderungen des XC-Worldcups zugrunde gelegt werden. Dabei wird vernachlässigt, was die Mehrheit der Kunden tatsächlich will: Speed, Spaß und Komfort. Mit einer zuverlässigen allround-tauglichen Performance bergauf wie bergab muss ein XC-Bike dem Fahrer die Freiheit bieten, sich schnell und leichtfüßig durch neues wie bekanntes Terrain zu bewegen.

Soll heißen: Wer nicht gerade ambitioniert XC-Rennen bestreiten möchte, fährt mit etwas potenteren Bikes meist besser und sicherer.

Und das haben glücklicherweise bereits mehrere Hersteller erkannt. So zeigen Bikes wie das Rocky Mountain Thunderbolt BC Edition, das Giant Anthem SX, das Pivot Mach4c oder das Specialized Camber (Evo), dass diese neue Generation an XC-Bikes mit durchdachter Geometrie und Ausstattung die beste Wahl für viele Mountainbiker in gemäßigterem Terrain darstellt. Serienmäßig verbaute Teleskop-Sattelstützen, großvolumigere Reifen und solidere Parts sorgen dabei für zuverlässige Performance, souveränes Handling und viel Spaß. Und vor allem sind die Bikes dabei noch immer verdammt schnell!

Bikes wie das Rocky Mountain Instinct BC Edition lassen die Grenzen zwischen Trail- und Cross Country-Bikes verschwimmen
Bikes wie das Rocky Mountain Instinct BC Edition lassen die Grenzen zwischen Trail- und Cross Country
Troy Lee Designs Ace Line  (1 von 1)

Diese teils angepassten, teils völlig neu entwickelten Modelle beweisen: Die Grenzen zwischen XC und Trail verschwimmen immer mehr.
Mit diesen New-School-XC-Bikes gewinnt auch ein von Enduro inspirierter Bekleidungsstil an Popularität. Schließlich sitzt es sich in einer leichten „Slim-Fit“ Baggy-Short mit einem After-Ride-Drink im Biergarten nicht nur viel angenehmer als in einer Lycra-Wurstpelle, sondern man schont auch die Augen aller „normalen“ Bürger. (In unserer Breakout Session „Kleider machen Biker“ gehen wir auf das Thema Fashion und Bike-Styles im Detail ein).

In diesem Sinne: locker anziehen, locker bleiben und locker fahren – sofern man kein Pro-Racer ist. Naja, eigentlich auch dann …

Text: Robin Schmitt Fotos:


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.