Wer bremst, verliert – aber wer später bremst, ist länger schnell. So oder so braucht es dafür eine geile Bremse. Fakt ist: Bikes werden immer potenter, die Strecken härter und wir schneller – da müssen auch die Bremsen mithalten. Um herauszufinden, welches Modell euch am besten zum Stehen bringt, haben wir 14 MTB-Bremsen im Test.

Das erwartet euch im Test

  1. Die Kandidaten – Diese 14 MTB-Bremsen hatten wir im Test
  2. Wie funktionieren die MTB-Bremsen im Test?
  3. Die Bremsflüssigkeit der MTB-Bremsen im Test
  4. Die Bremsbeläge der MTB-Bremsen im Test
  5. Die Bremsscheiben der MTB-Bremsen im Test
  6. So haben wir die MTB-Bremsen getestet
  7. Der MTB-Bremsen-Test im Labor
  8. Der MTB-Bremsentest mit BrakeAce Telemetrie-System
  9. Der MTB-Bremsentest auf dem Trail
  10. Das Fazit der MTB-Bremsen im Test

Wer richtig schnell sein will, muss auch schnell langsam werden können. In Erzählungen spielen immer nur die schnellste Zeit und das krasseste Tempo eine Rolle. Aber um dahin zu kommen, muss man auch genauso hart wieder verzögern können. Starke Bremsen helfen, maximale Verzögerung auf den Boden zu bringen und die Kontrolle auf immer anspruchsvolleren Strecken zu behalten. Aber nicht nur für Racer und Sekundenjäger ist eine starke Bremse, die wenig Fingerkraft erfordert, wichtig. Gerade Einsteiger tendieren dazu, mehr auf der Bremse zu hängen – das geht nicht nur aufs Material, sondern auch auf die Unterarme. Wer viel Kraft zum Bremsen braucht, kriegt schnell Arm-Pump. Das kostet Sicherheit und zwingt euch dazu, langsamer zu werden oder sogar stehen zu bleiben, während eure Kumpels davon ziehen – mies.

Die Lösung dafür lautet starke Bremsen, die dennoch gut zu dosieren sind. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Keine Sorge, es gibt sie. Doch was zeichnet die beste MTB-Scheibenbremse eigentlich aus? Sie muss zuverlässig, einfach zu warten, leicht und am besten auch noch erschwinglich sein. Reine Power hilft nicht, solange sie nicht fein dosierbar ist. Um herauszufinden, welche Bremse die beste ist, haben wir mehrere Monate lang Scheiben zum Glühen gebracht, Beläge verbrannt, mit Spritzen hantiert und sind ins Labor von Sinter gefahren, um unsere Erfahrungen nochmal wissenschaftlich attestieren zu lassen.

Die Kandidaten – Diese 14 MTB-Bremsen hatten wir im Test

Im Testfeld hatten wir sowohl Budget-Bremsen, die üblichen Verdächtigen, die sich an den meisten Serien-Bikes finden, als auch echte Boutique-Bremsen, die eurem Kontostand alles abverlangen. Was alle Scheibenbremsen gemeinsam haben? Vier Bremskolben und eine hydraulische Betätigung – also mit einer Flüssigkeit. Das Testfeld bewegt sich preislich zwischen erschwinglichen 240 und stolzen 1.300 €, wobei sich das Gros der Teilnehmer zwischen 400 und 700 € einpendelt. Die Preise haben wir jeweils als unverbindliche Preisempfehlung im Set, also 2 Bremsen, aber ohne Bremsscheiben verglichen. In der Realität liegen einige Bremsen natürlich auch im Set und auf dem freien Markt deutlich unter UVP. Shimano-Bremsen, die seit langem unverändert auf dem Markt sind, bekommt man beispielsweise fast um die Hälfte der UVP.

Das Gewicht der Bremsen unterscheidet sich dabei nur marginal. Gerade einmal 180 g liegen zwischen der leichtesten und der schwersten Bremse im Test: Hayes Dominion T4 als leichteste mit 530 g und SRAM MAVEN Ultimate als die schwerste mit 710 g. Das Bremsmedium – also die Flüssigkeit, die die Power vom Hebel zum Bremssattel am Rad überträgt – variiert nur zwischen mineralischem Öl oder DOT-Bremsflüssigkeit. Letztere kommt ursprünglich aus dem Kfz-Bereich, aber dazu später mehr. Ebenfalls nur diametral sind die Unterschiede bei den Bremsbelägen, die entweder metallisch oder organisch sein können.

Marke Modell Bremsscheiben Bremsflüssigkeit Bremsbeläge Gewicht Preis
Formula Cura 4 Monolitic 6 bolts Mineralöl organisch 544 g 422 €
Hayes Dominion T4 D-series DOT organisch 530 g 720 €
Hope Tech 4 V4 Floating 6 bolts DOT organisch 592 g 580 €
MAGURA MT5 Pro Storm-HC Mineralöl organisch 538 g 300 €
MAGURA MT7 MDR-P Mineralöl organisch 542 g 440 €
Shimano SLX RT MT 70 Mineralöl organisch 600 g 350 €
Shimano XT RT MT800 Mineralöl organisch 588 g 420 €
Shimano XTR RT MT900 Mineralöl organisch 552 g 630 €
SRAM CODE Bronze Stealth HS2 DOT metallisch 628 g 440 €
SRAM CODE Ultimate Stealth HS2 DOT metallisch 594 g 640 €
SRAM MAVEN Ultimate HS2 Mineralöl organisch 710 g 720 €
Trickstuff MAXIMA Dächle HD Mineralöl organisch 548 g 1300 €
TRP DH-R EVO RS01E Mineralöl organisch 638 g 500 €
TRP Trail EVO RS01E Mineralöl organisch 638 g 400 €

Wie funktionieren die MTB-Bremsen im Test?

Im Test finden sich nur hydraulische Scheibenbremsen, wie sie schon seit Jahren in modernen MTBs als Standard gelten. Bremsen besitzen immer eine Gebereinheit: Das ist der Teil, der am Lenker befestigt ist und umgangssprachlich auch häufig nur Hebel genannt wird. Am Rahmen bzw. der Gabel ist dann die Nehmereinheit montiert. Das ist der Teil, der auch oft als Bremssattel oder -zange bezeichnet wird.

Verbunden sind die beiden Komponenten über die Bremsleitung, die den Druck vom Geber- auf den Nehmerkolben überträgt. Der Druck entsteht im Geber, wo vom Bremshebel ein kleiner Kolben vorgeschoben wird. Weil sich die Bremsflüssigkeit nicht komprimieren lässt, steigt der Druck im System an und wird auf den Bremssattel übertragen, wo die größeren Bremskolben sitzen. Um die Handkraft zu verstärken, ist das Oberflächen-Verhältnis der Kolben von Geber- zur Nehmereinheit entscheidend. Die physikalische Grundlage dafür sind das Pascalsche Gesetz und die Formel für Druck = Kraft/Oberfläche. Das bedeutet, wenn man den Durchmesser im Geberkolben verkleinert, erhöht sich der Druck im System. Gleichzeitig verringert sich der Weg des Nehmerkolbens, da weniger Volumen bewegt wird, je weiter man den Geber-Zylinder verkleinert.

Vergleichen könnt ihr das mit einer Dämpferpumpe, die extrem hohe Drücke erzeugen kann. Wollt ihr damit aber einen Reifen aufpumpen, seid ihr eine Weile beschäftigt. Um ein hohes Übersetzungsverhältnis zu erzeugen, ohne immer größere Bremsen bauen zu müssen, werden die Bremskolben am Nehmer einfach multipliziert – State of the Art sind derzeit 4 Kolben.

Die Bremsflüssigkeit der MTB-Bremsen im Test

Hydraulisch betätigte Bremsen bedeutet, dass diese die Kraft durch eine Flüssigkeit übertragen. Derzeit sind zwei Arten von Bremsflüssigkeit vertreten: Mineralöl und DOT. Der Vorteil von Flüssigkeiten: Sie lassen sich im Gegensatz zu Luft nicht komprimieren, die Kraftübertragung findet also nahezu verlustfrei statt. Aus diesem Grund ist auch penibles Entlüften – also kleinste Lufteinschlüsse aus dem Bremssystem zu entfernen – so wichtig. Noch ein Faktor: Bremsflüssigkeit siedet viel später als Wasser. Kommt Wasser in die Bremsflüssigkeit, kann es unter starker Hitzeentwicklung beim Bremsen zu kochen beginnen und Luftblasen entstehen – die wiederum komprimiert werden können, sodass der Druckpunkt wandert.

DOT-Bremsflüssigkeit kommt ursprünglich aus dem Kfz-Bereich. Kleiner Fun-Fact: Sie trägt den Namen vom US-Verkehrsministerium – Department of Transportation. Die DOT-Flüssigkeit ist in Nummern unterteilt, wobei hauptsächlich DOT 4 und 5.1 bei MTBs vertreten sind. Je höher die Zahl, desto höher ist die Siedetemperatur der Flüssigkeit. Das wichtigste Merkmal von DOT-Bremsflüssigkeit ist, dass sie hygroskopisch ist. Das heißt, DOT bindet Wasser (unter anderem aus der Luft) und bildet eine homogene Flüssigkeit. Dadurch ändern sich die Eigenschaften von DOT und der Siedepunkt (regulär bis zu 260° C) sinkt. Darum sollte die Bremsflüssigkeit regelmäßig getauscht werden. Zudem ist DOT gesundheitsschädlich und aggressiv gegenüber Lack, Haut und Klamotten. Hier macht nicht unbedingt die Menge, aber die Dauer das Gift: Spült man DOT gleich mit ausreichend Wasser ab, ist es kein Problem. Lässt man DOT auf den Lack einwirken, entstehen aber hässliche Flecken und Verfärbungen.

Mineralöl als Bremsflüssigkeit ist die Alternative zu DOT. Das Mineralöl wird aus Erdöl gewonnen und hat in der Regel einen niedrigeren Siedepunkt von 190° C. Es ist nicht gesundheitsschädlich oder schlecht für den Lack, nur der Kontakt mit den Bremsbelägen sollte unbedingt vermieden werden. Mineralöl zieht kein Wasser an, bindet es aber auch nicht: Wie beim Salatdressing schwimmt das Öl einfach oben – eine typische Emulsion.

Die Wahl der Bremsflüssigkeit obliegt in jedem Fall dem Hersteller, einfaches Wechseln zwischen den verschiedenen Flüssigkeiten ist nicht möglich. Dabei können Dichtungen und auch Bremsleitungen zu Schaden kommen. Der Einfluss aufs Bremsgefühl ist zudem marginal. Mineralöl sollte ebenso herstellerspezifisch gewählt werden, wie DOT nur mit der richtigen Nummer verwendet werden kann.

Die Bremsbeläge der MTB-Bremsen im Test

Prinzipiell gilt, dass jeder Bremsenhersteller auch seine eigenen Beläge anbietet. Meist sogar in unterschiedlichen Ausführungen. Zudem sind Nachrüst-Beläge von Drittherstellern wie z. B. Sinter, GALFER oder Kool-Stop verfügbar. Hiermit lässt sich häufig vergleichsweise günstig die Bremspower steigern. Aber Vorsicht: Ist man mit Nachrüst-Belägen unterwegs, kann die Herstellergarantie erlöschen.

Zudem gibt es meist zwei Arten von Belägen: metallische und organische. Wobei sie sich in den Grund-Bestandteilen nicht unterscheiden. Diese sind Reibmaterial, Gleitmittel und Fasern. Das Reibmaterial ist für die Reibung verantwortlich und erzeugt dadurch auch die Bremspower, die man am Ende spürt. Das Reibmaterial besteht aus einem Mix aus harten Materialien wie Metalloxiden und Carbiden und sorgt somit auch für den meisten Verschleiß an der Bremsscheibe. Das Gleitmittel wiederum versucht, den Verschleiß zu begrenzen und den Reibungskoeffizienten stabil zu halten. Die Fasern unterscheiden sich in organischen Materialien wie Kevlar und Carbon oder metallischen Materialien wie Kupfer oder Stahl. Um die Masse zu verbinden, sind noch Binde- und Füllmaterial wie Harze enthalten. Die Herstellung der Beläge erfolgt grundsätzlich bei allen Belägen gleich: Die Masse wird unter Hitze und hohem Druck auf die Trägerplatte gepresst. Dabei erfordern metallische Beläge eine höhere Temperatur.

Die Bremsscheiben der MTB-Bremsen im Test

Die Bremsscheiben für MTB-Bremsen bestehen alle aus Stahl – zumindest die Reibfläche, an der die Beläge anliegen. Die Dicke der Bremsscheiben variiert hingegen und ist vor allem mit der Wärmeableitung gekoppelt. Mehr Material kann mehr Hitze vom sensiblen Bremssattel abtransportieren. Dieser Effekt besteht zwar in der Theorie, konnte aber bei unserem Labortest nicht final bestätigt werden. Shimano setzt zum Beispiel bei den XTR ICE-TECH-Bremsscheiben auf einen Kern aus Aluminium, der die Wärmeableitung und das Gewicht verbessern soll. Das Labor hat gezeigt: Die Sandwich-Struktur der Bremsscheibe ergibt Sinn und die Shimano XTR-Bremsen bleiben am kältesten. Besonders mit Sinter-Belägen wird der Effekt noch verstärkt.

Noch ein wesentlicher Unterschied bei den Bremsscheiben: Es gibt ein- und zweiteilige. Letztere sind auf einem „Stern“ in der Mitte vernietet und schwimmend gelagert. So wird verhindert, dass sich die Reibscheiben bei Wärme ungleichmäßig ausdehnen und verziehen können.

Kommt es zur Befestigung der Bremsscheiben am Rad, ist der Markt zwischen Shimano und dem Rest der Bremsenwelt gespalten. Stichwort 6-Bolt vs. Centerlock. Für uns hat sich die Variante mit den 6 Schrauben als besser herausgestellt. Zwar ist die Montage etwas aufwändiger, dafür haben die Bremsscheiben kein Spiel auf der Nabe. Plus: Man kann 6-Bolt-Scheiben per Adapter auf einer Centerlock-Nabe befestigen; andersherum ist es nicht möglich.

So haben wir die MTB-Bremsen getestet

Für unseren umfassenden Bremsentest haben wir alle Bremsen mit original Bremsbelägen und den zugehörigen 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck getestet. Das Testergebnis setzt sich aus drei Parametern zusammen: Labor, Telemetrie-Aufzeichnung mit BrakeAce und natürlich dem Praxistest auf dem Trail. Für den Trail-Test waren wir mehrere Tage im sonnigen Spanien, um die Bremsen back-to-back auf einer definierten Teststrecke zu fahren. So konnten wir ordentlich Tiefenmeter sammeln, die Bremsen auf Temperatur bringen und einen direkten Vergleich erfahren. Zudem sind wir alle Bremsen auf unseren bekannten Hometrails gefahren und haben unsere jahrelangen Erfahrungen mit einfließen lassen. Denn in Summe haben wir über die letzten Jahre hunderte von Bremsen „erfahren“.

Der MTB-Bremsen-Test im Labor

Unseren ausführlichen Labortest haben wir beim Belag-Spezialisten Sinter in Slowenien durchgeführt. Dort stellt Sinter nicht nur eigene Bremsbeläge her, sondern verfügt auch über ein großes Testlabor, das wir für mehrere Tage belegt haben. Nach dem vorgeschriebenen Einbremsverfahren wurden alle Bremsen mit original Bremsbelägen und Bremsscheibe auf dem Prüfstand montiert.

Dann folgten 20 Abläufe von je zwei Testverfahren: Der erste Test simulierte eine Verzögerung von 30 km/h bis zum Stillstand und der zweite Test eine Bremsung von 30 auf 15 km/h. Das ist ein klassisches Szenario, wie es beim Anbremsen vor einer Kurve vorkommt. Zwischen jeder der 20 Bremsungen hat die Bremse 10 Sekunden Erholungszeit bekommen. Zudem gab es eine konstante Belüftung der Bremsen, die den Fahrtwind simulieren sollte. Die Ergebnisse stellen jeweils den Durchschnitt der 20 gefahrenen Versuche dar.

Zum Erzeugen der Bremskraft wurden immer 40 N auf den Bremsgeber gegeben. Das entspricht 4 kg Zugkraft. Zusätzlich zu den Standard-Bremsbelägen haben wir den Versuchsaufbau im Anschluss noch mit den hauseigenen Sinter „Race“-Bremsbelägen durchgeführt, um potenzielles Bremsen-Tuning auszuloten. Die Sinter-Beläge – die übrigens organisch sind – haben zwar bei allen Bremsen die Verzögerung verstärkt, jedoch in einem sehr unterschiedlichen Maß.

Die Labor Messwerte der 14 Bremsen im Test

Bremse Bremsbeläge Max. Scheiben Temperatur Ø
Leitungs-
druck
Ø
Bremskraft
30 – 15 km/h
Ø
Bremszeit
30 – 15 km/h
Ø
Bremskraft
30 – 0 km/h
Ø
Bremszeit
30 – 0 km/h
Hope Tech 4 V4 Racing Green
Sinter Green
167,2 °C
156,8 °C
53,9 bar
53,6 bar
242,4 Nm
253,7 Nm
1,005 s
0,97 s
265,8 Nm
266,5 Nm
1,63 s
1,62 s
Trickstuff MAXIMA Power +
Sinter Green
208,1 °C
199,8 °C
56,4 bar
56,5 bar
248,2 Nm
269,7 Nm
1,05 s
0,97 s
257,9 Nm
277,0 Nm
1,735 s
1,53 s
SRAM MAVEN Ultimate Organic Black 218,4 °C 48,2 bar 219,1 Nm 1,195 s 233,5 Nm 2,105 s
Shimano XTR N03A-RF
Sinter Green
182,8 °C
125,5 °C
54,2 bar
57,5 bar
216,0 Nm
251,4 Nm
1,225 s
0,98 s
220,0 Nm 2,32 s
Hayes Dominion T4 Semi-Metallic
Sinter Green
212,3 °C
196,5 °C
52,1 bar
53,9 bar
210,6 Nm
239,0 Nm
1,325 s
1,11 s
214,1 Nm
248,3 Nm
2,435 s
1,85 s
Formula Cura 4 organic
Sinter Green
253,6 °C
231,4 °C
41,2 bar
44,0 bar
197,6 Nm
241,7 Nm
1,485 s
1,08 s
208,0 Nm
237,9 Nm
2,585 s
2.02 s
Shimano XT N03A-RF 215,6 °C 55,3 bar 205,7 Nm 1,35 s 206,7 Nm 2,65 s
MAGURA MT7 8.P
Sinter Green
204 °C
227,6 °C
42,4 bar
42,4 bar
195,5 Nm
213,2 Nm
1,495 s
1,27 s
205,2 Nm
216,0 Nm
2,615 s
2,42 s
TRP DH-R EVO P-Q12RS Resin
Sinter Green
224,4 °C
238,6 °C
46,1 bar
49,9 bar
199,8 Nm
221,4 Nm
1,505 s
1,26 s
203,5 Nm
209,9 Nm
2,72 s
2,52 s
Shimano SLX N03A-RF 241,4 °C 52,2 bar 199,9 Nm 1,445 s 198,6 Nm 2,855 s
MAGURA MT5 Pro 9.P 234,6 °C 39,0 bar 178,1 Nm 1,835 s 187,1 Nm 3,275 s
SRAM CODE Bronze Stealth Sintered Copper 247,4 °C 58,1 bar 182,3 Nm 1,915 s 186,5 Nm 3,225 s
SRAM CODE Ultimate Stealth Sintered Copper
Sinter Green
286,6 °C
256,4 °C
56,7 bar
53,0 bar
183,8 Nm
207,1 Nm
1,875 s
1,38 s
179,6 Nm
206,1 Nm
3,555 s
2,60 s
TRP Trail EVO P-Q12RS Resin 276,1 °C 42,1 bar 176,4 Nm 1,95 s 164,8 Nm 4,51 s

*Sortiert nach Ø Bremskraft 30 – 0 km/h.

Der MTB-Bremsentest mit BrakeAce Telemetrie-System

Um die Unterschiede der Bremsen auf unserer auswendig gelernten Teststrecke noch besser erfahren und vor allem aufzeichnen zu können, haben wir jeweils an einem Bike das BrakeAce Telemetrie-Messsystem aus Neuseeland verwendet. Dies wird statt eines Bremsadapters vorn und hinten zwischen Bremse und Bike angebracht und mit dem Smartphone gekoppelt. Startet man das System am Handy, werden die Daten aufgezeichnet und nach dem Run kabellos an eure App übermittelt – dort oder am Laptop könnt ihr anschließend euren Run und die verschiedenen Bremspunkte auswerten.

Das System misst unter anderem die Anzahl und Dauer von Brems-Events. Hier gilt: je kürzer desto besser, da man dadurch effizienter Speed abbaut. Außerdem werden die durchschnittliche Bremsleistung und die Kraftverteilung zwischen Vorderrad- und Hinterradbremse gemessen. Vorn ist die Verzögerung natürlich stärker, während ihr hinten eher dazu tendiert, die Bremse lange schleifen zu lassen. Aus all den Daten ermittelt die App einen Flow-Score, der den Run insgesamt bewertet. Durch die GPS-Daten, die übers Handy bereitgestellt werden, seht ihr im Anschluss außerdem auf der Karte, wo ihr wie stark und wie lange gebremst habt. Das ist super spannend, um zu sehen, ob sich die Daten auch mit eurem Brems-Feeling decken.

Spannend war z. B. der Vergleich von unterschiedlichen Modellen desselben Herstellers. Hier war die Anzahl der Brems-Events nahezu identisch, während sich die Länge der jeweiligen Bremsung verkürzte, je kraftvoller die Bremse war.

Der MTB-Bremsentest auf dem Trail

Der Test auf dem Trail beginnt denkbar unromantisch: Alle Bremsen müssen montiert und entlüftet werden. Hier haben sich bereits die ersten großen Unterschiede in Sachen Handling und Usability aufgetan. Einige Bremsen werden per Trichter entlüftet, andere mit Spritzen und zu jeweils ganz unterschiedlichen Ports. Im Anschluss an die teils ganz unterschiedliche (Lenker-)Montage wurden die Bremsen nach Herstellerangaben eingebremst, um sie dann – ähnlich wie unsere Test-Bikes – über den immer gleichen Test-Trail zu jagen. Die Trails sind gespickt mit Steinplatten und sandigen Kurven, auf denen feines Dosieren besonders wichtig ist. Neben dem Fokus auf Bremspower und Standfestigkeit konnten so auch gut die Modulation, das Hebelgefühl und die Ergonomie der Bremsen getestet werden.

Das Fazit der MTB-Bremsen im Test

Auf dem Papier sind sich alle Bremsen sehr ähnlich, die Preisunterschiede aber sehr groß. Das spiegelt sich in der Performance allerdings nicht immer wider. Im Test, egal ob Telemetriedaten, Labor- oder Trail, haben sich große Unterschiede gezeigt, aber auch, dass Bremsen viel mit persönlichen Vorlieben und Gefühl zu tun haben. Manche mögen es knallhart, während andere gern fein dosieren und modulieren wollen. So war es ein verdammt knappes Rennen um den Titel „Beste MTB-Scheibenbremse“.

Die beste MTB-Scheibenbremse: Hayes Dominion T4

Vom Geheimtipp zum Testsieg! Die Hayes Dominion T4 zeigt eine enorme Performance, sowohl auf dem Trail mit einem sehr guten Bremsgefühl als auch im Labor, und legt damit ein erfolgreiches Comeback hin. Ihre beeindruckende Power und das Hebelgefühl, kombiniert mit dem geringsten Gewicht und nützlichen technischen Features wie die Crosshair-Bremssattel-Montage, machen die Hayes Dominion T4 zum Testsieger im Rennen um die beste MTB-Scheibenbremse.

Unser Kauftipp: Shimano SLX

Die Shimano SLX überzeugt mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis im Test und einer starken Verzögerung samt solider Dosierbarkeit. Das digitale Bremsgefühl erfordert eine kurze Eingewöhnung, dafür muss man bei Anmutung, Ergonomie und Handling keine Abstriche in Kauf nehmen. Selbst das Entlüften fällt derart einfach aus, dass wir die SLX auch allen Wartungs-Muffeln wärmstens empfehlen können – unser Kauftipp!


Alle Bremsen im Test:
Formula Cura 4 | Hayes Dominion T4 | Hope Tech 4 V4 | MAGURA MT5 Pro | MAGURA MT7 | Shimano SLX | Shimano XT | Shimano XTR | SRAM CODE Bronze Stealth | SRAM CODE Ultimate Stealth | SRAM MAVEN Ultimate | Trickstuff MAXIMA | TRP DH-R EVO | TRP Trail EVO |


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Text: Julian Schwede, Peter Walker Fotos: Peter Walker, Simon Kohler