Beim Thema Augenschutz gibt es drei Möglichkeiten: Brille, Goggles oder man macht’s auf die YOLO-Art und hofft, dass einem kein Dreckbrocken ins Auge fliegt. Wir haben uns mal für Goggles entschieden und fünf der interessantesten Modelle auf dem Markt getestet.
Goggles bieten das höchste Maß an Schutz und Sicherheit, was sie für Gravitity-Fahrer und Racer zu einem Stück Ausrüstung von unschätzbarem Wert macht. Bei der Wahl der richtigen Goggle gilt es allerdings – wie generell im Leben – einige Faktoren zu berücksichtigen.
Preis
Die Kluft zwischen den billigsten und den teuersten Goggles auf dem Markt ist riesig – und auch wenn die optische Klarheit mit steigendem Preis tendenziell besser wird, kriegen Goggles schon einiges ab. Deshalb sollte man sich fragen, wie tief man dafür wirklich in die Tasche greifen will.
Verarbeitungsqualität
Die Verarbeitungsqualität bestimmt so einiges: wie lange die Goggle hält, ob die Gläser austauschbar sind, ob das Band gewechselt werden kann und ob die Qualität des Glases die Sehschärfe beeinflusst.
Sichtfeld
Goggles haben zwei Hauptfunktionen: den Dreck von euren Augen fernzuhalten und euch eine uneingeschränkte Sicht auf den Trail zu gewähren. Klobigere Rahmen tendieren dazu, die Sicht einzuschränken bzw. ins Blickfeld zu ragen.
Belüftung
Niemand hat es gerne zu heiß oder schwitzig – und wenn die Goggle anfängt, zu beschlagen, dann ist der Grund dahin, warum man sie überhaupt trägt. Das kann sehr frustrierend sein, deshalb ist eine gut belüftete Goggle essenziell.
Passform
Die Passform beschränkt sich nicht nur darauf, wie die Goggle im Gesicht sitzt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Zusammenspiel mit dem Helm.
Oakley Airbrake
Die Airbrake ist das unbestrittene Schwergewicht mit einem Preis, der in schwindelerregende Höhen strebt und sie in einer ganz anderen Klasse platziert als den Rest. Wir wollten die Oakley fertigmachen wegen ihres astronomischen Preises, aber am Ende haben wir das einfach nicht übers Herz gebracht! Schon wenn man sie das erste Mal in die Hand nimmt, fühlt man, wie überragend die Qualität der Verarbeitung ist. Die Airbrake ist einfach in jeder Hinsicht solide. Das gilt insbesondere für die beiden Schnappverschlüsse an der Seite, mit denen das Wechseln der Scheibe eine Freude ist und keine Tortur wie bei 95 % aller anderen Goggles, die uns so untergekommen sind. Passform und Komfort sind hervorragend, was für uns einer der wichtigsten Aspekte ist, um sich tatsächlich aufs Fahren konzentrieren zu können, und die Belüftung entspricht diesem Eindruck ebenfalls. Doch was die Airbrake am meisten auszeichnet, ist vielleicht die schiere Qualität des Glases: Die Klarheit spielt in einer anderen Liga und liefert große Detailsicht in jeder Ecke des Rahmens. Auch der ist hervorragend strukturiert und bietet ein Sichtfeld, das diese Goggle ganz nach oben an die Spitze bringt. Der einzige Haken an der Airbrake ist der Preis, doch der klare Unterschied in der Performance lässt sich nicht bestreiten, und wir sagen mit Nachdruck: Wenn ihr das Geld habt, euch so richtig was rauszulassen, dann holt sie euch unbedingt!
100% Racecraft
Wenn ihr auf leuchtende, knallige Farben steht, dann wird dieses Teil von 100% genau euer Ding sein. Etwas über die Passform zu sagen, ist immer schwierig, denn das hat viel mit persönlichen Vorlieben zu tun und hängt auch mit der individuellen Gesichtsform zusammen. Doch wir hatten den Eindruck, dass sich die Unterkante der Racecraft bei Fahrern mit etwas breiteren Gesichtern etwas mehr in die Haut eindrückte. Innen fühlte sich die Goggle im Vergleich zur Konkurrenz etwas beengt an, das zeigte sich auch beim Sichtfeld. Die Gläser sind außerdem nicht ganz so verzerrungsfrei wie manche der Konkurrenten. Die Verarbeitungsqualität und Haptik sind gut, dem entspricht auch die Langlebigkeit. Die „Ausleger“-Lösung am Brillenband ist ein nettes Feature und hilft definitiv, den Druck an der Außenkante zu verringern. Das Band bietet viel Einstellungsspielraum und das Glas lässt sich leicht auswechseln. Die 100% Racecraft ist eine der leichtesten Brillen im Test, der Preis ist vernünftig und es gibt jede Menge Designs zur Auswahl – wer sich für diese Goggle entscheidet, muss sich nicht länger den Kopf zerbrechen.
Giro Blok
Der klassische, cleane Look der Block mag im Vergleich zu den Wettbewerbern schlicht wirken. Genau das mochten wir aber an ihr. Sie fühlte sich allerdings im Hinblick auf die Verarbeitungsqualität etwas billiger an, was sich auch daran zeigte, dass sich die Logo-Stickerei am Band auflöste. Trotz diesem etwas weniger wertigen Auftritt sammelte die Blok aber Punkte in Sachen Komfort, denn sie sitzt neutral im Gesicht, ohne sich in die Haut einzugraben oder nervige Druckstellen zu erzeugen. Die Qualität des Glases ist gut, das Sichtfeld ist vor allem an den Rändern beeindruckend, und auch die Belüftung scheint auf dem neuesten Stand zu sein. Das Austauschen der Gläser ging recht einfach vonstatten, doch wir hatten das Gefühl, dass sie dazu tendierten, an der Nasenbrücke stecken zu bleiben, wobei sie mit etwas mehr Nachdruck schnell in die richtige Position sprangen. Das Band war eines der schmalsten, doch das schien den sicheren Sitz am Helm nicht zu beeinträchtigen. Die Blok war die leichteste und kompakteste Goggle im Test, was sie in Kombination mit ihrer Bequemlichkeit zu einem soliden Gesamtpaket macht, das bei unserem Testteam viel Zustimmung fand.
Fox Air Defence
Die Motocross-Wurzeln von Fox Head zeigen sich bei der Air Defence deutlich, sie wirkt neben der schlankeren Konkurrenz ziemlich bullig. Die Konstruktion fühlt sich so solide an wie Backstein, das Glas ist dick und hält einiges an Einschlägen aus und wir sehen keinerlei Probleme in Sachen Haltbarkeit kommen, definitiv haben wir keine erlebt! Die dicke Schaumstoffschicht polstert das Gesicht ab, in Kombination mit einer Extraschicht aus feuchtigkeitstransportierendem Material, das Schweiß und Co. im Zaum hält. Die Luftdurchlässigkeit ist sehr ausgeprägt, große Belüftungsöffnungen sorgen für ordentlichen Durchzug. Die Sichtscheibe ist kurvig und reicht weit bis in den seitlichen Rahmen hinein, was der Goggle großartige Sicht an den Rändern verleiht, auch wenn das Gesichtsfeld oben und unten beengter ist als bei den meisten im Test. Der Wechsel des Glases ist unstressig, vorausgesetzt man beginnt an der Nase – ein Punkt, in dem sich die Air Defence vom Großteil der Wettbewerber unterscheidet. Die Air Defence war in allen Aspekten solide, doch bei der zweitteuersten Goggle im Test hätten wir auch ein bisschen mehr gut gefunden.
Melon Optics Parker Custom
Die Melon Optics war in Sachen Image und Preis eindeutig der Underdog in diesem Test war. Um die 35 € für eine individualisierte Goggle, da muss es doch einen Haken geben? Die muss doch einfach total mies sein? Ist sie nicht, ganz im Gegenteil sogar! Die Goggle vermittelt ein Gefühl von Robustheit, die Konstruktion ist nicht gerade luxuriös, doch es gibt einige hübsche Details wie die Schiebeverbindung am Band, durch die man beschädigte Bänder ersetzen oder einfach Farbe oder Muster ändern kann, wenn man Lust drauf hat. Was Komfort und Passform angeht, zeigte sich die Parker solide und übertrumpfte so manches höherpreisige Wettbewerbsmodell – ein Muster, das sich wiederholte. Wir hatten keine Probleme mit der Belüftung, doch die Goggle schien etwas enger anzuliegen als die anderen, was bei feuchtem oder nassem Wetter zu Problemen führen könnte. Das Sichtfeld ist sehr gut, es bleibt nur seitlich etwas hinter den breitesten, gebogensten Goggles zurück, und im oberen Bereich hinter der Oakley und Konsorten, doch unten ist die Sicht großartig. Ganz klar: Das ist nicht die Goggle im Test mit der besten Performance, doch der Preis schlägt die Konkurrenz vernichtend und wir waren anschließend verwundert, woher die gigantischen Preise der Wettbewerber kommen. Außerdem gibt es als zusätzliches Plus die Auswahl aus buchstäblich Hunderten von individuellen Farb- und Designkombinationen. Habt Spaß mit dem Customiser! Hoffentlich seid ihr etwas entscheidungsfreudiger, als wir es bei der Wahl zwischen Leoparden- oder Tropical-Muster waren.
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