Wenn der Schnee dick den Boden bedeckt und die Temperaturen so eisig sind, dass eure Finger schon fast abgestorben sind, dann ist Biken oft das letzte, was einem in den Sinn kommt. Doch der Winter kann sich als fantastische Spielwiese erweisen – mit der richtigen Ausrüstung. Furchen in den schlammigen Boden zu ziehen und Pfützen in die Luft zu jagen ist ein Heidenspaß, eisige Kälte und nasse Füße hingegen weniger. Wir haben sechs der führenden MTB-Winterschuhe getestet, um herauszufinden, welcher es mit den schlimmsten Seiten des Winters aufnehmen kann.

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Was macht einen guten MTB-Winterschuh aus?

Wenn ihr nicht gerade das Glück habt, nahe des Äquators zu wohnen, wird euch ein vernünftiger MTB-Winterschuh dabei helfen, das gesamte Jahr über lange Ausfahrten genießen zu können – ohne dass ihr dabei das Gefühl bekommt, eure Füße würden abfrieren. Die Hauptaufgabe von Winterschuhen ist natürlich, eure Füße warm und trocken zu halten, daher ist es unerlässlich, dass sie komplett wasserdicht sind. Die besten Modelle besitzen eine zuverlässige, wasserdichte Membran, beispielsweise von Gore-Tex, und eine hohe, wasserdichte Manschette, um Spritzwasser und Regen davon abzuhalten, von oben in den Schuh zu sickern. Die Ösen der Schnürsenkel sollten ebenfalls mit einem Spritzschutz versehen und die Nähte versiegelt sein. Zudem sollte der Schuh genug Isolation enthalten, um gegen die Kälte ankämpfen zu können, ohne sich dabei jedoch zu massig oder sperrig anzufühlen. Die Sohle muss außerdem aggressiv genug für Wanderungen im nassen Schlamm sein, also schaut euch nach ausgeprägten Stollen um, die sich im Schmutz verbeißen. Die modernsten MTB-Winterschuhe besitzen ein Boa-Verschlusssystem, dass eine präzisere Einstellung der Passform erlaubt und – viel wichtiger noch – es euch auch mit dicken Winterhandschuhen ermöglicht, den Sitz anzupassen. Wir haben sechs der führenden Clipless-Modelle und drei Paar Schuhe für Flat-Pedals ausgewählt und sie in einem erbarmungslosen UK-Winter auf die Probe gestellt.

Wasseraufnahme und Trocknungszeit: wie lief der Test ab?

Egal wie gut eure Schuhe abgedichtet sind, wenn ihr im Winter auf dem Bike unterwegs seid, bedeutet das zwangsläufig, dass ihr ab einem bestimmten Punkt nasse Füße bekommen werdet. Tatsache ist, dass alle Schuhe ein riesiges Loch auf ihrer Oberseite haben. Ob nun bei einer Flussquerung, Dank schlechtem Timing bei einer Pfütze oder anhaltendem Fahren bei Regen – das Wasser wird irgendwann seinen Weg in eure Schuhe finden.

Wasserdicht zu sein bedeutet jedoch auch, dass das Wasser im Schuh gefangen ist, daher darf das isolierende Futter nur so wenig Wasser wie möglich absorbieren, um das Gewicht niedrig zu halten und schneller zu trocknen – schließlich wollt ihr Tag für Tag die Möglichkeit haben, Biken zu können oder wenigstens so bald wie möglich erneut. Um das zu simulieren und herauszufinden, welche Schuhe die beste Performance zeigten, wogen wir jeden Schuh zunächst trocken, tauchten ihn dann für 30 Sekunden ins Wasser und ließen ihn für weitere 30 Sekunden abtropfen, bevor wir jeden Testkandidaten erneut wogen. So konnten wir sehen, wieviel Wasser jeder Schuh aufgesaugt hatte. Im Anschluss nahmen wir die Einlegesohlen heraus und ließen jeden Schuh bei konstanten 20° C für 24 Stunden trocknen, um daraufhin jeden von ihnen erneut zu wiegen und zu ermitteln, wie viel Wasser durch Verdunstung verloren gegangen war.

Schuh Preis Gewicht im Trockenen Zustand 1 Gewichtszuwachs nach Eintauchen 2 Gewichtsabnahme durch Verdunstung 3
SCOTT MTB Heater 230 € 1133 g 30,3 % 19,8 %
Specialized Defroster Trail 199 € 1108 g 16,6 % 52,2 %
Shimano SH-MW7 252 € 1096 g* 39,8 % 16,0 %
Northwave Raptor Artic GTX 222 € 970 g 28,9 % 18,6 %
Fi’zik Artica X5 200 € 1130 g 16,8 % 35,8 %
Mavic XA PRO H2O 199 € 1076 g 24,6 % 41,4 %

1: Größe 46 | 2: nach 30 s Abtropfen | 3: nach 24 h bei 20° C | * Größe 43

Tops & Flops


Tops

Der Specialized Defroster saugte sich weniger voll und trocknete schneller als seine Konkurrenten
Der Northwave Raptor Artic GTX war der leichteste Schuh im Test
Die geräumige Passform des SCOTT MTB Heater eignete sich perfekt für dicke Socken und sorgte für eine gute Durchblutung
Eine isolierende Schicht Fleece, wie im Shimano MW7 zu finden, hielt die Füße angenehm warm

Flops

Enger an die Form des Fußes angepasste Schuhe wie der Fi’zi:k bieten zwar mehr Unterstützung, dafür muss man auf dicke Socken verzichten
Der Specialized Defroster sieht aus wie eine Disco-Kugel
Der Shimano MW7 brachte nach seinem Bad 40 % mehr Gewicht auf die Waage
Damit der Mavic XA Pro H2O ordentlich passt, mussten wir ihn eine Nummer größer auswählen

Fazit

Wir fuhren alle Schuhe zusammen mit Crankbrothers-Cleats und Mallet-Pedalen und hatten mit keinem getesteten Modell Probleme beim ein- oder ausklicken. Da jeder Schuh seine Vorzüge besitzt, wurde der Gesamtsieger nach einem einfachen Ausschlussverfahren ermittelt. Ginge es um die reine Performance, hätte sich der Northwave Raptor Artic GTX den Sieg geholt. Mit seinem geringen Gewicht und dem eng anliegenden Sitz ist er eine großartige Wahl für jene, deren Fokus auf Treteffizienz liegt. Allerdings fehlt ihm für lange Tage in der Kälte die Möglichkeit, ein zusätzliches Paar Socken zu beherbergen. Dazu kommt noch, dass er sich merkwürdig an- und ausziehen lässt, weshalb er öfter im Schuhregal zurück blieb, wenn wir zu einer Tour aufbrachen.

Der Mavic XA Pro H20 hat den „gewöhnlichsten“ Look, aber seine seltsame Größeneinteilung verhinderte eine bessere Wertung. Der enge Sitz des Fi’zik Artica X5 ließ auch ihn die Bestnoten verpassen, trotz einiger großartiger Winter-Features. Der Shimano SH-MW7 war vermutlich der bequemste Schuh zum Biken und Wandern, aber sein hohes Gewicht und die mäßige Performance bei Nässe verhinderten, dass er die Auszeichnung „Kauftipp“ mit nach Hause nehmen konnte. Dieser Award geht stattdessen an den Specialized Defroster Trail. Ein fantastischer Schuh in jeder Hinsicht – außer was seine Farbe angeht. Letztendlich ging es darum, welchen Schuh wir am meisten anziehen wollten und das war ohne Zweifel der SCOTT MTB Heater. So bequem und warm, dass man schnell vergisst, ihn überhaupt zu tragen. Unsere Füße verbrachten mit Freude den gesamten Tag in ihm!

Über den Autor

Thomas Corfield

Nach fast 30 Jahren auf dem Bike und einer Karriere im Vertrieb einer Fahrradmarke begeistert mich das Thema Mountainbike noch wie am ersten Tag. In meiner Heimat in der Nähe der schottischen Grenze genieße ich Solo-Abenteuer in den Bergen ebenso wie Nightrides in größeren Gruppen.