Eine Woche Bikes testen in der Toskana, auf den Spuren der Berber durch Marokko, stundenlanger Nerd-Talk mit den Kollegen – nein, beim Erstellen dieser Ausgabe hatten wir überhaupt gar keinen Spaß!

Okay, gelogen. Doch wenn man sich aktuell so manche Entwicklung im Mountainbike-Sport ansieht, könnte man meinen, einige haben tatsächlich vergessen, worum es hier geht. Wenn Enduro-Profis positive Doping-Proben vorgelegt bekommen oder Trails im Kampf um Strava-Bestzeiten an jeder Ecke abgekürzt werden, zeigt das, dass wir im stetigen Kampf um „mehr“ Gefahr laufen, über das Ziel hinauszuschießen. Es rückt den gesamten Sport in ein schlechtes Licht und das ist mehr als unnötig. Ist der „Spirit of Enduro“ in Gefahr?

Der Wettkampf als Leistungsvergleich ist tief verwurzelt in der westlichen Kultur. Die ersten olympischen Spiele fanden im Jahr 776 v. Chr. statt. Seither hat sich der Wettkampf differenziert und immer weiterentwickelt. Egal ob beim Sport, im Job oder auf Instagram – das Bedürfnis, sich zu profilieren, ist für viele nahezu allgegenwärtig. Und so soll es jetzt auch beim polarisierenden Thema E-Mountainbiken sein. Zahlreiche Wettkampf-Organisatoren planen E-Mountainbike-Rennen, aktuell kämpfen mehrere Organisatoren darum, den offiziellen E-Mountainbike-Welt-Cup ausrufen zu dürfen: UCI, WES und die Enduro World Series, die jüngst einen Testlauf in Finale Ligure veranstaltet hat. Letzterer ist der vermutlich professionellste und beste Player im Segment, der diese Aufgabe verantwortungsvoll und im Interesse der Fahrer umsetzen könnte. Doch bleibt die existenzielle Frage: Braucht es das überhaupt? Ist ein E-Mountainbike-Rennen im Enduro-Format Verrat am Sport oder Next-Level-Enduro? Klar ist, falls es dazu kommt, zieht das einen Teil des begrenzten Racing-Budgets der Hersteller vom klassischen MTB-Racing-Segment ab.

Häufig wird der Wettkampf unter anderem damit begründet, dass er wichtige Erkenntnisse für die Produktentwicklung liefert. Doch ist das wirklich so? Werden durch den Wettkampf Produkte nicht vielmehr häufig an den Kunden vorbei entwickelt? Ein gutes Gegenbeispiel ist der Skisport. Wer käme schon auf die Idee, die gleichen Ski wie ein Profi fahren zu wollen? Stattdessen entwickelt die Wintersport-Branche einfach zu fahrende, spaßige Produkte ohne Einstiegshürden. Die gute Nachricht: Bei Mountainbikes gibt es diese Produkte auch. Sie heißen Trailbikes und sind echte Alleskönner.

Über die letzten Jahre haben sich die früher oft schnöden Tourenbikes extrem weiterentwickelt und machen mittlerweile auf langen Touren durch die Alpen eine genauso gute Figur wie auf der schnellen Hometrail-Runde oder im Bikepark. Mit dem Einsatzbereich ist auch der Federweg der Bikes gewachsen und so sind sie auf dem Papier zum Teil nur noch schwer von Endurobikes zu unterscheiden. In unserem Vergleichstest haben wir die 13 spannendsten Bikes für euch getestet und dabei einen eindeutigen Sieger gefunden. Danach war klar: Die klassischen Bike-Kategorien Trail, Enduro und Super-Enduro ergeben kaum mehr Sinn. Dennoch haben wir einen klaren Do-it-All-Sieger gefunden.

Entscheidend für das Handling eines Bikes ist sein Fahrwerk.Dabei definiert aber nicht nur die Länge des Federwegs, sondern vor allem die Kinematik des Hinterbaus, wie sich das Rad fährt. Wer Nerd-Talk mag, wird unseren zweiteiligen Artikel rund ums Thema Fahrwerk lieben. Darin bringen wir Licht in das große Dunkel rund um das Thema Anti-Squat, Anti-Rise und Wheel-Rate.

Doch das beste und teuerste Bike bringt nichts, wenn man damit nichts unternimmt. Denn es sind die speziellen Momente, besonderen Orte und außergewöhnlichen Menschen, die man im Gedächtnis behält. Eine Reise nach Marokko ist ein solcher Trip, an den man sich garantiert ewig erinnert.

Wie ihr seht, hatten wir wirklich überhaupt kein bisschen Spaß beim Erstellen dieser Ausgabe. Dafür wünschen wir euch umso mehr beim Lesen! In diesem Sinne, immer locker bleiben – einer muss sich ja um den „Spirit of Enduro“ kümmern!

Cheers
Christoph

Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #036

Das ENDURO Mountainbike Magazin erscheint auf Deutsch und Englisch im digitalen App-Format. Ladet euch jetzt die App für iOS oder Android und lest alle Artikel auf eurem Tablet oder Smartphone. Kostenlos!


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!