„Wie sähe dein absolutes Traumbike aus, wenn Geld keine Rolle spielen würde?“ Diese Frage bekomme ich oft gestellt und mit dem Canyon Strive CFR habe ich mir genau dieses Bike jetzt aufgebaut. Es ist schnell, es ist edel und es sieht verdammt gut aus – ich liebe es absolut!
Hier findet ihr den Überblick über die Custom-Bikes der ENDURO-Redakteure.
Bei meinem Editors’ Bike wollte ich nicht weniger, als den perfekten Allrounder zu erschaffen. Ein Bike, auf das ich für harte Tage im Bikepark ebenso zurückgreifen würde wie für die schnelle Feierabendrunde oder eine Tour im alpinen Gelände. Das Bike muss dafür auf flowigen, flachen Trails ebenso Spaß machen wie auf ausgebombten Downhill-Strecken. Bei unseren letzten Vergleichstests erwies sich das Canyon Strive als genau so ein Bike. Für dieses Projekt musste es aber etwas ganz Besonderes werden. Mir ging es um maximale Performance bergauf wie bergab und ein möglichst cleanes, geradliniges Design.
Warum das Canyon Strive?
Für dieses Projekt wollte ich ein möglichst vielseitiges Bike schaffen und das Canyon Strive ist dafür die perfekte Basis. Das fängt schon bei seinen 29”-Laufräder an – kleine 27,5”-Modelle sind zwar zum Teil agiler, doch die besseren Überrolleigenschaften der großen Räder und das Plus an Grip waren für mich unverzichtbar. Die Geometrie des Strive ist in keinster Weise extrem, und genau das ist in meinen Augen seine größte Stärke. So ist das Handling ausgewogen und intuitiv. Ein Highlight dabei ist das tiefe Tretlager, das den Fahrer super integriert zwischen den großen Laufrädern positioniert. Die eher kurzen Kettenstreben verleihen dem Rad ein leicht rowdyhaftes Handling und so kann man das Canyon super in den Manual ziehen oder in Kurven driften.
Mit 150 mm fällt der Federweg am Heck nicht extrem üppig aus, allerdings wird er sehr effektiv genutzt. Das Heck spricht feinfühlig an, bietet viel Support im mittleren Bereich und eine angenehme Progression. Bei Rädern mit mehr Federweg hat man als Fahrer oft das Gefühl, etwas im Federweg zu versinken, wodurch sich solche Bikes zum Teil etwas träge fahren. Nicht so das Strive! Es motiviert ständig dazu, an der nächsten Kante abzuziehen!
Bikepark, alpine Tour oder Home-Trail-Runde – das Strive sollte ein echter Alleskönner werden!
Mehr Flexibilität: der Shapeshifter
Dem Canyon Shapeshifter stehen noch immer viele Käufer skeptisch gegenüber – kein Wunder, schließlich kam es bei der Einführung des Shapeshifter im ersten Canyon Strive zu einer Menge Probleme. Der neue Shapeshifter wurde gemeinsam mit FOX entwickelt und soll viel zuverlässiger und vor allem langlebiger sein. Er reduziert auf Knopfdruck den Federweg auf 135 mm und hebt das Rad in ein steileres Geometrie-Setting. So wird aus dem satten Fahrwerk ein deutlich strafferes, bei dem man bergauf weniger in den Federweg sinkt, ohne aber auf Traktion im Uphill verzichten zu müssen. Der Sitzwinkel könnte für meinen Geschmack zwar noch immer minimal steiler sein, schiebt man allerdings den Sattel weit nach vorn, klettert das Strive selbst steilste Anstiege empor. Doch der Shapeshifter überzeugt nicht nur bergauf, auch auf flachen, flowigen Trails habe ich bereits öfter den Federweg reduziert, um dem Rad noch mehr Pop zu verleihen.
Klare Linien und eine cleane Optik
Bei der Wahl der Rahmenfarbe gab es für mich nur eine Option: schwarz-weiß. Diese Kombination unterstreicht die geraden Linien des Bikes perfekt. Die perfekte Ergänzung zum cleanen Rahmen ist das Syncros Hixon iC Rise Cockpit, das mit seiner Formsprache perfekt zum Shape des Bikes passt. Die SRAM X01 Eagle AXS-Schaltung und die RockShox Reverb AXS tragen obendrein durch den Verzicht auf jegliche Kabel oder Züge ihren Teil zur sehr cleanen Optik des Bikes bei. Dadurch verläuft auf der Antriebsseite kein einziges Kabel und die ungenutzten Zugeingänge habe ich mit einem 3D-gedruckten Teil komplett verschlossen. Den Canyon Shapeshifter-Hebel habe ich durch einen schlanken RockShox TwistLoc-Hebel ersetzt. Durch ihn lassen sich auch der Shapeshifter und die Sattelstütze noch ergonomischer gemeinsam bedienen. Allerdings sind die Hebelwege des Shifter und des Shapeshifter unterschiedlich lang, wodurch der neue Hebel einen gewissen Leerweg besitzt.
Das Strive sieht nicht nur verdammt schnell aus – es fährt sich auch so!
Präzision ist entscheidend: Die Ausstattung des Strive
Das Strive sieht nicht nur schon im Stand verdammt schnell aus, es ist es auch! Um das zu erreichen, setze ich auf eine Ausstattung, die genau den richtigen Mix aus Flex und Steifigkeit liefert. Das Syncros Hixon-Cockpit ist auf der steifen Seite, allerdings fällt das dank der super feinfühligen RockShox Lyrik Ultimate und der gut dämpfenden Michelin Wild Enduro-Reifen mit Rimpact-Reifen-Inserts nicht negativ auf. Im Gegenteil, Schläge werden erstklassig weggefiltert und Lenkimpulse werden gleichzeitig super direkt und präzise umgesetzt. Auch die Santa Cruz Reserve-Laufräder passen perfekt ins Gesamtbild. Sie sind leicht, haltbar und ebenfalls weder zu steif noch zu flexibel. Weitere Teile, die mit absoluter Präzision überzeugen, sind die AXS-Komponenten, wobei die Reverb AXS mein persönliches Highlight ist. Noch nie ließ sich eine Sattelstütze so definiert und einfach bedienen! Beim Sattel zählt für mich neben Komfort vor allem die Optik. Der Syncros Tofino V 1.0 passt da einfach perfekt ins Gesamtbild. Abgerundet wird das auf Integration fokussierte Gesamtbild vom Fidlock-Flaschenhalter, der nahezu unsichtbar am Bike sitzt.
Federgabel RockShox Lyrik Ultimate 170 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Coil 150 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/220 mm
Antrieb SRAM X01 Eagle AXS
Sattelstütze RockShox Reverb AXS, 150 mm
Vorbau Syncros Hixon IC 1.0 50 mm
Lenker Syncros Hixon IC 1.0 800 mm
Laufräder Santa Cruz Reserve 30, Rimpact Inserts
Reifen Michelin Wild Enduro 2,4″
Die roten Akzente der Komponenten habe ich bei der CODE, die von SRAM custom angefertigt wurde, wieder aufgegriffen. Die Bremse ist ohnehin meine erste Wahl, und mit der speziellen Lackierung musste sie einfach ans Rad. Kombiniert habe ich sie mit 220 mm großen Bremsscheiben für maximale Power und absolute Standfestigkeit, denn wenn selbst Troy Brosnan sie fährt – und er ist garantiert 20 kg leichter als ich und bremst deutlich weniger –, dann macht es für mich keinen Sinn, kleinere Scheiben zu fahren.
Mehr Bremspower = mehr besser! Die SRAM CODE ist in Kombination mit den 220-mm-Bremsscheiben einfach genial!
Der RockShox Super Deluxe Coil rundet das Gesamtpaket des Bikes nicht nur optisch ab, er passt auch perfekt zu meinem Fahrstil. Allerdings muss ich zugeben, dass er dem Super Deluxe Air nicht zwangsläufig überlegen ist. Speziell bei sehr vielen harten Schlägen neigt er aufgrund der hohen Progression des Hinterbaus etwas zum Verhärten – der Luftdämpfer arbeitet hier plusher. Im Gegenzug steht der Stahlfederdämpfer aber höher im Federweg, wodurch sich das Rad spritziger und in Kurven ausgewogener fährt.
Es fährt sich, wie es aussieht – verdammt schnell!
Viele der Fahreigenschaften habe ich ja bereits im Text vorweggenommen. Das von mir gebaute Strive klettert nicht nur extrem gut bergauf, es fährt sich auch sehr ausgewogen, schnell und spaßig bergab. Wenn man den Sattel nach vorne schiebt, ist die Sitzposition sehr zentral. Dank Shapeshifter und leichter Laufräder beschleunigt es sehr willig und selbst technische Uphills gelingen dank des noch immer aktiven Fahrwerks spielerisch.
Oben angekommen, reicht ein Klick am TwistLoc-Hebel und ein schneller Klick an der Reverb AXS und das Rad verwandelt sich vom gutmütigen Kletterer zur super potenten Abfahrtsmaschine. Als Fahrer steht man angenehm integriert zwischen den großen Laufrädern. Lässt man die Bremse offen, baut das Rad innerhalb kürzester Zeit jede Menge Geschwindigkeit auf und hält sie auch in Kurven und im anspruchsvollen Terrain perfekt. Das Fahrwerk arbeitet trotz 2 cm Differenz an Front und Heck sehr ausgewogen, satt und definiert.
In Kurven und bei schnellen Richtungswechseln wirkt das Canyon Strive super lebendig und setzt den Input des Fahrers ausgesprochen schnell und extrem präzise um. Einen aktiven Fahrstil belohnt das Strive mit der Möglichkeit, entweder auf dem schnellsten Weg durch eine Kurve zu heizen oder aber auch mal hineinzudriften. Ein Highlight dabei ist auch die verbaute Reifenkombination, bestehend aus einem Michelin Wild Enduro Front und Rear. Letzterer rollt grandios und bietet trotz der kleinen Mittelstollen soliden Grip. Allerdings kann man ihn super über die Mitte rutschen lassen, bevor ihn die massiven Seitenstollen wieder einfangen – absolut spaßig!
Fazit
Das Canyon Strive ist genau das Rad geworden, das ich mir am Anfang erhofft hatte. Es ist super vielseitig, super spaßig und sieht obendrein super aus. Bergauf klettert das Strive sehr willig und bergab sorgt es auf wirklich jedem Trail für massig Fahrspaß! Mit der edlen Ausstattung ist es der wahr gewordene Traum eines Highend- Enduro-Bikes.
Tops
- klettert im technischen Gelände grandios
- der Shapeshifter macht das Rad noch vielseitiger
- bergab spaßig und sicher zugleich
- super schneller Look
Flops
- Sitzwinkel könnte noch steiler sein
- Hinterbau mit Stahlfederdämpfer
- verhärtet bei super schnellen Schlägen
Mehr Infos zum Strive findet ihr unter: canyon.com. Die anderen Editors’ Choice-Bikes findet ihr in unserem Übersichtsartikel.
Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #040
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