Elektronische Schaltungen sind nichts Neues im Mountainbike-Segment, durchgesetzt haben sie sich bisher aber nicht. Das könnte sich mit der SRAM XX1 Eagle AXS ändern. Anders als die bisherigen Elektro-Schaltungen bietet sie dem Fahrer einen echten Mehrwert, wie wir bei unserem ersten Test erfahren durften.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis SRAM die XX1 Eagle AXS präsentierte. Im Rennrad-Bereich hat der amerikanische Konzern mit Entwicklungsbüros auf der ganzen Welt bereits seit Längerem eine elektronische drahtlose Schaltung im Angebot. Nun zieht er mit der XX1 Eagle AXS und der X01 Eagle AXS auch im Mountainbike-Segment nach. Wie bisher richtet sich die XX1-Version an XC-Racer und den Marathon-Bereich. Die X01-Variante ist minimal schwerer, dafür aber robuster und daher für den Trail-Einsatz konzipiert. Funktionell gibt es keine spürbaren Unterschiede, weshalb sich unser Fahrbericht auf beide Varianten bezieht.
Die SRAM Eagle AXS im Detail
Die neue elektronische SRAM Eagle AXS basiert auf der mittlerweile bekannten und bewährten Eagle-Technologie und reiht sich ganz oben im Produkt-Portfolio der US-Amerikaner ein. Die elektronische Schaltung ist aber mit den bereits verfügbaren Eagle-Komponenten wie der Kette, Kassette und Kurbel kompatibel. Herzstück der Schaltgruppe ist der AXS genannte Standard zur Datenübertragung, den SRAM selbst entwickelt hat und über den die einzelnen Komponenten miteinander kommunizieren. Das geschieht ohne Verzögerung und sehr energiesparend. Das Schaltwerk verfügt außerdem über ein Bluetooth- und ANT+-Modul und kann so auch mit externen Geräten kommunizieren. Über eine eigens entwickelte App kann man die Schaltung an die eigenen Vorlieben anpassen, ein Firmware-Update durchführen oder in Zukunft auch einen Service-Reminder einstellen. Allerdings ist die App nicht nötig, um die Schaltung zu nutzen.
Batterie
Schaltwerk: SRAM battery | Controller: CR2032
Bandbreite
500% 10-50
Konfiguration
SRAM App
Preis
XX1 2.100 € | XO1 2.000 €
Verfügbarkeit
Ende März 2019
Ja, in Zukunft muss man die Akkus der Schaltung am Bike laden, aber …
… SRAM hat sich einige Gedanken gemacht. Zum Beispiel benötigt der Schalthebel selbst so gut wie keine Energie, weshalb die kleine 2032er-Knopfzelle im Inneren für mind. zwei Jahre ihren Dienst erledigt. Der Akku im Schaltwerk hält rund 20 h Fahrzeit – je nachdem, wie oft man schaltet. Es ist der gleiche Akku wie bei der neuen Reverb AXS und er lässt sich in nur 1 h komplett aufladen. Wer beide Komponenten am Rad hat, kann zur Not den Akku von Sattelstütze und Schaltwerk auch tauschen, um eine Tour zu beenden. Da sich am Schaltwerk aber der Akkustand ablesen lässt, sollte das nicht nötig sein. Wer auf Nummer ganz sicher gehen will, steckt sich einen Ersatz-Akku in die Hosentasche – dank der kleinen Größe kein Problem. Die Schaltung ist wasserdicht und so kann das Rad auch in Zukunft mit einem Hochdruckreiniger misshandelt werden.
Die Fakten zur SRAM Eagle AXS: Preis, Gewicht und Farben
Bisher hatten wir nicht die Möglichkeit, die Komponenten der SRAM Eagle AXS zu wiegen. Auch SRAM kommuniziert keine exakten Gewichte, gibt aber an, dass die XX1 Eagle AXS rund 5 g leichter sei als eine mechanische XX1. Bei der X01 soll dagegen die mechanische Variante rund 15 g leichter sein als die X01 Eagle AXS. Die Gruppe gibt es vorerst nur als Komplettpaket aus Kassette, Innenlager, Kurbel, Schalthebel, Kette und Schaltwerk für den stolzen Preis von 2.100 € (XX1) bzw. 2.000 € (X01). Später im Jahr werden die Komponenten aber auch einzeln erhältlich sein. Die neue XX1-Kassette und -Kette kommt mit der schicken Regenbogen-Legierung, die ähnlich hart und robust ist wie die goldene XX1 bisher. Die X01 erhaltet ihr in zeitlosem Schwarz/Silber. Natürlich sind alle Komponenten untereinander kombinierbar. SRAM betont außerdem, dass die Eagle AXS die mechanische Schaltung nicht ersetzen, sondern nur das Portfolio ergänzen soll.
Das Schaltwerk der SRAM Eagle AXS im Detail
Herzstück der neuen SRAM Eagle AXS-Gruppe ist das Schaltwerk. Es ist das Master-Gerät, mit dem alle anderen Komponenten kommunizieren. Dafür ist es mit Bluetooth und ANT+ ausgestattet. Das Schaltwerk sitzt rund 10 mm weiter vom Boden entfernt als die bisherigen Eagle-Modelle. Außerdem ist die obere Schaltrolle weiter nach vorn gezogen, wodurch sich die Ketten-Umschlingung an der Kassette vergrößert. Darüber hinaus sorgt eine zweite integrierte Kupplung dafür, dass das Schaltwerk bei Steinkontakt nach innen ausweichen kann und so nicht beschädigt wird. Direkt im Anschluss fährt es automatisch wieder in den vorher gewählten Gang. Über eine LED am Schaltwerk kann der Akkustand abgelesen werden.
Der Schaltgriff der neuen SRAM Eagle AXS
Das Wort „Schalthebel“ passt bei der neuen AXS-Bedieneinheit leider nicht mehr, schließlich verfügt sie ja nur über zwei Knöpfe und über keine Hebel. Die Belegung der beiden Knöpfe kann in der App frei konfiguriert werden. Hoch- und runterschalten oder die Reverb AXS-Sattelstütze betätigen? Als Fahrer hat man die Wahl. Das Paddel ist so designt, dass man den hinteren Knopf sowohl mit dem Daumen drücken als auch mit dem Zeigefinger ziehen kann – ideal für Sprints. Energie erhält der Controller von einer 2032er-Knopfzelle, die ihn rund 2 Jahre mit Energie versorgt. Wird der Controller nicht benutzt, geht er in einen Schlaf-Modus, aus dem man ihn mit einem einzelnen Klick wieder aufwecken kann.
Die Montage der SRAM Eagle AXS
Keine Schaltung war einfacher zu montieren als die neue Eagle AXS. Schaltwerk und Bedieneinheit montieren, beide pairen, die Kette aufziehen und das Schaltwerk ausrichten – los geht’s! Das Schaltwerk kennt die Gangsprünge an der Kassette genau, wodurch es eigentlich nicht nötig ist, die Anschlagsschrauben einzustellen. Zur Sicherheit sollte man das aber trotzdem tun. Allerdings darf das Schaltwerk nicht in den Anschlag schalten, wie man es bei klassischen Modellen oft macht. Auch ohne App ist man sofort startklar. Wer will, kann jedoch noch die Belegung der Shifter individualisieren.
Die SRAM XX1 Eagle AXS auf dem Trail
Seit Jahren sind wir mit mechanischen Schaltungen unterwegs und wenn man mal von Grip-Shift absieht, war der Schaltvorgang immer nahezu identisch. Auf den ersten Blick wirkt der neue Bediengriff dementsprechend sehr außergewöhnlich. Doch anders als vermutet, benötigt man keinerlei Eingewöhnungszeit. Klick, klick, klick, die Gangwechsel gelingen von Anfang an wie gewollt. Selbst in technischen Sektionen, in denen man voll mit der Linienwahl zu tun hat, haben wir nie in die falsche Richtung geschaltet. Im Gegenteil, wir hatten den Eindruck, uns noch mehr auf den Trail konzentrieren zu können, da die Schaltvorgänge nach einem kurzen Klick immer zuverlässig und schnell durchgeführt wurden.
Einen Klick am Hebel setzt das Schaltwerk direkt mit einem super geschmeidigen Gangwechsel um. Die Kette gleitet förmlich über die Kassette. Das Ganze geschieht in einer Geschwindigkeit und mit einer Präzision, die wir so bisher noch bei keiner anderen Schaltung gesehen haben. Auch unter Volllast wechselt das Schaltwerk mit stoischer Gelassenheit die Gänge. Nur sehr schnelle Doppel-Shifts unter großer Last konnten ihm ein leichtes Knacken entlocken. Hochschalten geschieht nahezu geräuschlos, nur in die andere Richtung ist das Geräusch des Elektromotors zu hören. Die Schaltung gibt am Ende der Kassette kein akustisches oder haptisches Signal, wodurch wir einige Mal geklickt haben, obwohl bereits kein Gang mehr zur Verfügung stand. Die Dämpfung arbeitet vergleichbar mit der von mechanischen Schaltwerken und so kam es bei unseren Test-Rides zu keinen Ketten-Verlusten. Allerdings war der Testzeitraum von zwei Tagen zu kurz, um etwas über die Dauerhaltbarkeit der gesamten Schaltung zu sagen – wir sind sehr gespannt auf einen längeren Test!
Weniger denken, mehr Spaß haben! Die Eagle AXS erleichtert es, sich voll auf den Trail zu fokussieren.
Fazit zur neuen SRAM Eagle AXS
Die SRAM Eagle AXS setzt Maßstäbe! Nicht nur in Sachen Schalt-Performance, auch in Sachen Simplicity, Connectivity und Nutzerfreundlichkeit. Das Setup ist super simpel, die Funktion herausragend und das Potenzial für die Zukunft kaum abzusehen. Die Schaltung bildet die Speerspitze im SRAM-Line-up, was sich auch preislich widerspiegelt.
Mehr Informationen findet ihr unter sram.com/de
Nach dem Test der neuen SRAM XX1 Eagle AXS und der Reverb AXS gab es 13 gute Gründe warum wir die kabellosen Neuerungen am liebsten direkt ans eigene Bike geschraubt hätten. Lest sie in einem gesonderten Artikel.
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text & Fotos: