ENDURO Dauertest 2015 | Testbericht: Das Ibis Mojo HD 3
Schon beim Design & Innovation Award 2015 hat das Ibis Mojo HD 3 der Jury den Atem verschlagen. Von den exquisiten Fahreigenschaften und der edlen Verarbeitung bekamen wir einfach nicht genug – deshalb schickten wir das Bike auch nicht zurück, sondern integrierten es kurzerhand in unsere Dauertestflotte. In den letzten drei Monaten hat Testfahrer Vinzenz die Grenzen des Bikes ausgetestet – und teilt hier seine Erfahrungen.
Nachdem ich letztes Jahr durch meine Arbeit als Transalp-Guide viel in den Alpen unterwegs war, wollte ich mich diese Saison wieder öfter in den heimischen Gefilden rund um Garmisch-Partenkirchen aufhalten. Die teils technischen, teils superflowigen Trails, gepaart mit knackigen Anstiegen, verlangen ein Bike, das bergab so ziemlich alles mitmacht, aber bergauf trotzdem zügig und effektiv zu bewegen ist – denn leider transportieren die Bergbahnen hier keine Fahrräder. Die Bikes von Ibis fand ich schon immer wahnsinnig schick und als mir mitgeteilt wurde, dass dieses Traumrad zur Option steht, war ich natürlich völlig aus dem Häuschen!
Die Ausstattung
Die Ausstattung meines Testbikes ähnelt stark der verfügbaren XO1 WX-Version des Rads, verzichtet aber auf die edlen Ibis-Carbonlaufräder. Die Komponenten wirken auf den ersten Blick etwas wild zusammengewürfelt, funktionieren als Gesamtpaket aber sehr gut! So besteht das Fahrwerk aus einer FOX 36 Float-Federgabel und einem Cane Creek DB Inline-Dämpfer, der 1×11-Antrieb aus einem Race Face/SRAM-Mix und die Bremsen kommen aus dem Hause Shimano.
Mit meiner letzten FOX 36 hatte ich vor etlichen Jahren noch einige Probleme, die neueste Evolution des Klassikers funktioniert dagegen bisher hervorragend und überzeugt mit einem super Ansprechverhalten, perfekter Einstellbarkeit und sorgloser Performance.
Beim Dämpfer musste ich zunächst etwas Zeit vor dem Laptop und dann später bei Testfahrten investieren, um mein perfektes Setup zu finden, doch das machte sich mehr als bezahlt und auch das Heck begeistert mit einer sehr guten Funktion. Der Dämpfer spricht satt an, steht stabil im Federweg, hat eine angenehme Endprogression und ist erstaunlich antriebsneutral. Die SRAM XO1 ist meine erste 11fach-Schaltung und ich bin einfach nur begeistert! SRAM-typisch erledigt sie Gangwechsel knackig und schnell und hält die Kette sicher auf dem Kettenblatt. Auch die Übersetzungsbandbreite reicht für meine Begriffe völlig aus – bei Bedarf könnte man ja noch ein kleineres Kettenblatt montieren.
Die Stan’s NoTubes-Laufräder sind nicht nur leicht, sie halten auch härtesten Belastungen einwandfrei stand und verfügen nach wie vor weder über Dellen noch Seiten- oder Höhenschläge. Zur Shimano XT-Bremsanlage muss man eigentlich nicht mehr viel sagen: Sie macht ihren Job tadellos und das, obwohl hinten sogar nur eine 160-mm-Scheibe verbaut ist. Hier werde ich, der etwas besseren Standfestigkeit wegen, demnächst ein 180-mm-Modell nachrüsten.
Bei der Thomson Elite Dropper hatte ich ein Problem mit dem Hebel, da er nicht mehr den gesamten Hebelweg freigab und so ein ständiges leichtes Einsacken der Stütze die Folge war. Übergangsweise hilft hier eine – zugegebenermaßen etwas wilde – Konstruktion mit einem KS Lever, das Problem zu beheben.
Den einzigen Umbau bisher habe ich am Cockpit vorgenommen, da mir der von Ibis verbaute Lenker zu schmal und der Vorbau zu lang war. Der Race Face SIXC-Lenker mit 780 mm Breite in Kombination mit dem Vorbau aus gleichem Hause passt jetzt perfekt.
Klettereigenschaften:
Hat man einmal den Climb Switch am Dämpfer betätigt, lässt sich das HD3 dermaßen zügig jede noch so steile Rampe hinaufbewegen, dass man nahezu das Gefühl hat, man säße auf einem 100-mm-Marathon-Fully – so antriebsneutral arbeitet der DW-Link-Hinterbau. Das war eine der größten Überraschungen für mich bisher. Auch das Sitzgefühl passt bergauf so gut, dass selbst an heftigsten Steigungen kaum Gewicht nach vorne gebracht werden muss: Das Rad steigt einfach nicht!
Trotz des guten Vortriebs bietet der Hinterbau ein hohes Maß an Traktion, sodass selbst grobe und verblockte Abschnitte bergauf kein Problem darstellen. Der 66,5er-Lenkwinkel hilft bei langsamer Fahrt, die Kontrolle zu behalten. Ein Wegknicken der Front? Fehlanzeige!
Die Fahreigenschaften bergab:
Viele Hersteller spendieren ihren Endurobikes eine immer flachere und längere Geometrie. Hier legt Ibis verglichen zum Vorgängermodell zwar auch nach, hält die Geometrie mit einem 66,6° Lenkwinkel und einem lediglich 431 mm kurzen Reach (Gr. L) aber nach wie vor noch etwas gemäßigter.
Der Hinterbau liegt auch bei schnellen Passagen sehr satt auf dem Trail und verleiht dem Rad ein ausgesprochen sicheres Fahrverhalten. Durch die kompakte Geometrie fährt sich das Rad sehr verspielt und sorgt so für jede Menge Spaß. Der Trail wird zur Spielwiese! Hier merkt man einfach, dass die Jungs von Ibis nicht nur Ingenieure, sondern selbst auch begeisterte Biker sind. Durch die unzähligen Einstellmodi des Fahrwerks findet absolut jeder Fahrer das für seine Verhältnisse und seine Fahrweise optimale Setting. Die Geometrie ist, wie gesagt, nicht die allerflachste, sodass auch engere Kurven und schnelle Richtungswechsel zügig bewältigt werden können.
Fazit:
Für mich ist das Ibis Mojo HD3 nicht nur eins der schönsten Bikes auf dem Markt, es ist gerade durch die etwas gemixte Ausstattung und die gemäßigte Geometrie auch eines der besten. Es klettert hervorragend und macht auf dem Trail extrem viel Spaß. Dass es dennoch auch schnell bewegt werden kann, sieht man spätestens beim Blick auf die Ergebnislisten der EWS, wo das Rad regelmäßig weit vorne vertreten ist. Ein Wermutstropfen ist aber der doch recht stattliche Preis von rund 7.000 €.
Text: Vinzenz Bader Bilder: Christoph Bayer
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