Im Mountainbikesport gab es bereits einige Revolutionen, eine davon ist das 1×11-Antriebskonzept von SRAM. Seit der Einführung der Top-Gruppe XX1 im Jahr 2012 hat SRAM das Produktportfolio stetig erweitert und mittlerweile drei weitere, günstigere Gruppen auf den Markt gebracht. Wir haben sie alle in unserer Dauertestflotte im Einsatz und ziehen nach etlichen Tausend Testkilometern Bilanz.

Kein Antrieb ist bei unseren Dauertestern beliebter als die 1x11-Modelle von SRAM.
Kein Antrieb ist bei unseren Dauertestern beliebter als die 1×11-Modelle von SRAM.

Wie unsere Leserumfrage mit mehr als 12.000 Teilnehmern ergab, wünschen sich über 50 % der Biker einen 1×11-Antrieb an ihrem nächsten Bike. Lediglich rund 12 % wollen an einem klassischen 2×10-Antrieb festhalten. In unserem Dauertestteam ist das Ergebnis noch deutlicher: An über 95 % der Testbikes ist ein 1-fach-Antrieb verbaut. Die Vorteile des Antriebs sind schnell genannt: sicherer Sitz der Kette, intuitive Schaltvorgänge, geringes Gewicht.

Eine Frage der Übersetzung

Eine Frage, die seit der Präsentation der ersten SRAM 1×11-Gruppe in den Köpfen vieler Biker herumschwirrt ist: Reicht die Übersetzungsbandbreite der 10–42 Zahn-Kassette?

Vom günstigen GX- bis zum highend XX1-Antrieb haben wir alle Modell ausgiebig getestet.
Vom günstigen GX- bis zum Highend-XX1-Antrieb haben wir alle Modelle ausgiebig getestet.

Unser Dauertestteam ist sich einig: Ja, sie reicht! Klar ist es immer abhängig von den persönlichen Vorlieben, der eigenen Power in den Beinen und den geographischen Gegebenheiten dort, wo das Rad genutzt wird – dennoch hatten wir weder bei extrem steilen Uphills noch auf dem Trail bergab das Problem, dass uns die Gänge nicht gereicht hätten. Bei den meisten unserer Fahrer hat sich das 32er-Kettenblatt als das meistgenutzte Modell herausgestellt, wobei speziell die Tester in den alpinen Regionen gerne auch 30er-Modelle verbaut haben. Mit dieser Übersetzung lassen sich selbst über 1.000 Höhenmeter lange Steigungen problemlos meistern und wer sich einen noch leichteren Gang wünscht, kann auch ein 28er-Blatt montieren.

Von den bayrischen Alpen über die Stuttgarter Flowtrails bis hin zu den matschigen Pfaden in Schottland – die 1×11-Antriebe wurden in nahezu jedem Terrain exzessiv getestet.
Von den bayrischen Alpen über die Stuttgarter Flowtrails bis hin zu den matschigen Pfaden in Schottland – die 1×11-Antriebe wurden in nahezu jedem Terrain exzessiv getestet.

Die Performance auf dem Trail

Egal ob GX, X1, X01 oder XX1, Schaltvorgänge gehen generell mit allen SRAM 1×11-Antrieben schnell und präzise vonstatten. Allerdings unterscheiden sich die Gruppen beim Schaltgefühl spürbar. Es gilt: Je teurer die Gruppe, desto knackiger und definierter der Gangwechsel. Die Hauptfeatures, wie z. B. das X-HORIZON-Design am Schaltwerk oder die X-SYNC-Verzahnung am Kettenblatt, besitzen alle Gruppen und bei allen hielten sie die Kette zuverlässig an Ort und Stelle. Eine Kettenführung ist tatsächlich so gut wie überflüssig und empfiehlt sich nur für Racer, die auch im Falle eines Sturzes auf Nummer sicher gehen wollen. Ansonsten kam es nur in äußerst vereinzelten Fällen zu Kettenverlusten.

Eine Kettenführung hat auch Trevor während seines Dauertests nie benötigt. Die Kette blieb stets an Ort und Stelle.
Eine Kettenführung hat auch Trevor während seines Dauertests nie benötigt. Die Kette blieb stets an Ort und Stelle.

Unsere Erfahrung hat außerdem gezeigt, dass es für eine höhere Schaltperformance besser ist, in einen höherwertigen Schaltgriff zu investieren als in ein höherpreisiges Schaltwerk. Der Schaltgriff hat einen maßgeblich größeren Einfluss auf das Schaltgefühl, lässt sich bei den hochpreisigen Modellen besser an die persönlichen Vorlieben anpassen und geht im Falle eines Sturzes weniger schnell kaputt als ein exponiertes Schaltwerk.

Die Justage der Schaltung

Das Einstellen eines 1×11-Antriebs funktioniert wie bei jeder anderen Schaltung auch, erfordert aufgrund der feineren Abstufung aber etwas mehr Feingefühl. Außerdem sollte bei der Justage sehr penibel auf die korrekte Schaltwerksvorspannung geachtet werden. Als Faustregel gilt: Das Chaingap zwischen der oberen Schaltwerksrolle und dem größten Ritzel sollte im SAG rund 12–14 mm betragen. Ist dies nicht der Fall, kann es speziell beim Sprung auf das kleinste (10t) Ritzel zu Problemen kommen, die Kette springt dann nicht auf das Ritzel. Außerdem sollte in regelmäßigen Abständen die Verschraubung des Schaltwerks am Schaltauge überprüft werden: Sie hat sich bei einigen Testern trotz Schraubensicherung des Öfteren gelockert.

Die korrekte Zugspannung ist wichtig, doch mindestens genauso essentiell ist die korrekte Vorspannung des Schaltwerks.
Die korrekte Zugspannung ist wichtig, doch mindestens genauso essenziell ist die korrekte Vorspannung des Schaltwerks.

Der Verschleiß

In Sachen Verschleiß können wir auch nach Hunderten von Testkilometern nichts wirklich Negatives berichten. Weder bei den günstigen noch bei den hochpreisigen Gruppen kam es zu einer größeren Abnutzung an Ritzel, Kette, Schaltwerk oder Kurbel, verglichen mit einer 2×10-Gruppe. Besonders das UK-Testteam, das viel bei nassen und schlammigen Verhältnissen unterwegs ist, musste häufiger nachjustieren bzw. einen Schaltzugwechsel durchführen, um eine gleichbleibend gute Performance zu garantieren – hier sind 2×10-Antriebe wartungsärmer. Im Schnitt hat unser Testteam je nach Witterung und Untergrund nach rund 1.500–2.000 km einen Kettenwechsel durchgeführt. Außerdem war es vor allem bei kleinen Kettenblättern (28 Zähne) in Front oft nötig, das Kettenblatt direkt mit zu ersetzen, da es dann ebenfalls zu stark verschlissen war. Ab 32-Zahn-Kettenblättern war der Wechsel nur mit jeder zweiten Kette nötig.

Selbst völlig verdreckt sind schnelle Gangwechsel kein Problem.
Selbst völlig verdreckt sind schnelle Gangwechsel kein Problem.

Tipps & Tricks

  • Um die teure Kassette zu schonen, empfiehlt es sich eine günstigere Kette zu verwenden. Diese ist etwas weicher und nutzt so die Zähne weniger schnell ab, muss aber auch öfter getauscht werden.
  • Zum Verbessern der Schaltqualität investiert man besser in einen hochwertigen Schaltgriff als einen Schalthebel.
  • Die korrekte Justage des Chain-Gaps ist entscheidend für die Schaltperformance (12 mm sind optimal).
  • Günstige Alu-Kurbeln sind leider nicht mit Kettenblättern < 30 Zahn kompatibel (Carbon bis 26 Zahn Direct Mount).
  • 11-fach-Kettenschlösser sind Einmal-Produkte
  • Überprüft regelmäßig die Verschraubung des Schaltwerks am Schaltauge– sie hat sich bei einigen Testbikes des Öfteren gelockert.
Hochwertige Trigger sorgen für knackigere und definiertere Gangwechsel, lassen sich ergonomisch noch besser anpassen und gehen im Fall eines Sturzes weniger schnell kaputt als ein teureres Schaltwerk.
Hochwertige Trigger sorgen für knackigere und definiertere Gangwechsel, lassen sich ergonomisch noch besser anpassen und gehen im Fall eines Sturzes weniger schnell kaputt als ein teureres Schaltwerk.

Fazit

Wir sind begeistert! Keiner unserer Testfahrer möchte auf seinen 1×11-Antrieb verzichten. Die Geschwindigkeit der Gangwechsel, der stets sichere Sitz der Kette und die deutlich reduzierte Geräuschkulisse begeistern alle. Zusätzlich spart der Verzicht auf einen Umwerfer Gewicht. In Sachen Preis-Leistung hat sich die günstige X1-Gruppe als hervorragender Kompromiss herausgestellt. Wer es pornöser und leichter will, greift zu den höherpreisigen Alternativen.

Weitere Informationen findet ihr unter: sram.com

Text: Christoph Bayer | Bilder: Christoph Bayer/Trevor Worsey


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