Kaum ein Bike hat sich in den letzten Jahren so in der Szene etabliert wie das Canyon Spectral, es verkörpert die Definition eines Trailbikes. Jetzt stellt Canyon das komplett neue Canyon Spectral 2018 vor – der König ist tot, lang lebe der König.
Seit vier Jahren ist das Canyon Spectral das Bike, an dem sich in unseren Trailbike-Vergleichstests alle anderen messen müssen, es steht seit jeher für höchste Ausgewogenheit und maximalen Fahrspaß. Wie jedes gute Trailbike macht das Spectral bei allen Geschwindigkeiten Spaß, man fühlt sich in jeder Kurve wie ein Superheld. Doch zuletzt hat man ihm sein Alter angemerkt und es wurde langsam, aber sicher Zeit für eine Wachablöse. Jetzt präsentiert Canyon endlich den Nachfolger und er ist eine echte Augenweide geworden!
Das Canyon Spectral 2018 bekommt ein neues Design und einen neuen Hinterbau
Was macht ein gutes Trailbike aus? Traktion, Kontrolle, Fahrspaß und vor allem Verspieltheit. Komponenten mögen dazu ihren Teil beitragen, aber diese Eigenschaften hängen maßgeblich vom Herzstück eines Bikes ab: dem Fahrwerk und der Kinematik. Dazu passt, dass die größte Änderung des Canyon Spectral 2018 das Fahrwerk betrifft. Obwohl es seine 150/140 mm Federweg beibehält, ist der Dämpfer nun horizontal positioniert. Die alte lineare Kinematik wurde überarbeitet, um mehr Support im mittleren Federwegsbereich zu bieten – eine wichtige Eigenschaft, um Verspieltheit und gutes Feedback zu ermöglichen. Canyon betont bei der Vorstellung des neuen Spectral immer wieder das Mantra „Balance“, und das zeigt sich auch in der neuen Kinematik. Die Anti-Squat-Eigenschaften wurden optimiert, um die richtige Balance aus guter Beschleunigung und Pedalrückschlag zu ermöglichen, ohne in die Extreme zu gehen. Eine gesunde Dosis Anti-Rise sorgt dafür, dass eure Zahnfüllungen auch bei starken Bremsmanövern nicht herausgeschleudert werden. Der neue Hinterbau soll zudem die Seitenkräfte reduzieren, die auf Dämpfer und Lager wirken, und dadurch die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit verbessern.
Die Geometrie des Canyon Spectral 2018
Das Canyon Spectral ist ein Do-it-All-Trailbike und so erwarten wir in Sachen Geometrie keine extremen Werte, denn auf diesem Bike sollen sich auch Fahrer wohlfühlen, die nicht permanent mit Höchstgeschwindigkeit über die Trails fliegen. Der Reach wurde um 2–20 mm länger, wobei die kleinsten Rahmengrößen den größten Zuwachs haben. Die kompakten Kettenstreben mit 430 mm Länge und der 74,5°-Sitzwinkel sind unverändert. Obwohl der Federweg unverändert bei 140 mm bleibt, positioniert Canyon das Spectral in der internen Kategorisierung nun in der gleichen Rubrik wie das Strive und damit ein Level höher als bisher. Dazu passend wird der Lenkwinkel etwas flacher und liegt nun bei 66°, der Radstand wächst um ca. 20 mm für mehr Laufruhe im groben Gelände. Der Stack wurde um ca. 10 mm in den meisten Rahmengrößen erhöht und obwohl das Tretlager unverändert 22 mm unter den Achsen liegt (in M–XL, bei XS und S 27 mm), fühlt man sich mit der höheren Front tiefer im Bike. Alles in allem sind die Änderungen minimal, ein Feintuning des ohnehin schon sehr guten Vorgängers.
Größe | XS | S | M | L | XL |
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Sattelrohr | 385 mm | 425 mm | 440 mm | 480 mm | 520 mm |
Oberrohr (horizontal) | 559 mm | 579 mm | 605 mm | 633 mm | 661 mm |
Steuerrohr | 88 mm | 92 mm | 116 mm | 147 mm | 170 mm |
Lenkwinkel | 66° | 66° | 66° | 66° | 66° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Tretlagerabsenkung | 27 mm | 27 mm | 22 mm | 22 mm | 22 mm |
Radstand | 1122 mm | 1141 mm | 1172 mm | 1204 mm | 1235 mm |
Reach | 400 mm | 419 mm | 440 mm | 460 mm | 482 mm |
Stack | 588 mm | 588 mm | 605 mm | 634 mm | 655 mm |
Neue Features am Canyon Spectral 2018
Während die Geometrie kaum verändert wurde, wurde das Design grundlegend überarbeitet. Die Designsprache des Spectral ist typisch Canyon, das gerade abfallende Oberrohr ist eine echte Augenweide. Die Kabelführung wirkt auf den ersten Blick intern, ist aber eigentlich eine sehr elegante außenliegende Lösung. Die Leitungen verlaufen unter dem Oberrohr und werden von einem Schutz-Cover so eingeklemmt, dass sie optisch vollständig verschwinden und keine Chance haben zu klappern. Dieses System kombiniert die cleane Optik interner Zugverlegung mit den praktischen Vorteilen externer Züge – wir kennen aktuell keine bessere Lösung. Als würde das nicht schon genügen, fungiert das Cover gleichzeitig als Rahmenschutz. Chapeau Canyon, Chapeau! Die Sattelklemme wurde schick integriert und unterstreicht die cleane Optik, eine interne Klemmung mit großer Auflagefläche soll die 30,9-mm-Sattelstütze sicher an Ort und Stelle halten. Der Lenkanschlagbegrenzer ist bereits vom Vorgänger bekannt, er schützt das Oberrohr vor Kontakt mit den Bremshebeln.
Zuverlässigkeit ist der Schlüssel
In einer Zeit, in der Mountainbikes immer besser und die Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen immer kleiner werden, spielen Zuverlässigkeit und Langlebigkeit eine zunehmend wichtige Rolle für den Endkunden. Niemand wechselt gerne Lager, daher hat uns gefreut, dass Canyon einiges in Forschung und Entwicklung investiert hat, um deren Haltbarkeit zu verbessern. Der neue Hinterbau hat nicht nur eine höhere Torsionssteifigkeit und entlastet damit die Lager, Canyon schützt sie außerdem mit zusätzlichen Dichtungen, wie sie bei Federgabeln zum Einsatz kommen. Diese Dichtungen helfen dabei, Wasser und Dreck von den Lagern fernzuhalten, was besonders Fahrer in matschigen Gebieten freuen dürfte. Der Hauptdrehpunkt bekommt zudem eine größere Achse und eine Doppellagerung auf der Fahrerseite spendiert, um die Kräfte besser zu verteilen.
Warum gibt es kein Canyon Spectral 29?
Viele werden sich wundern, dass es das neue Spectral wieder nur in 27,5” gibt. Auf unsere Frage hin hat Canyon klargestellt, dass sich beim Spectral alles um Fahrspaß dreht und man davon überzeugt ist, dass 27,5”-Laufräder mit 2,6”-Reifen für diesen Einsatzzweck am besten geeignet sind. Canyon betont außerdem, dass durch die kleinen Laufräder das Heck sehr kompakt gehalten werden konnte, was wiederum der Wendigkeit und Verspieltheit zuträglich ist. Mit 30 mm Felgenbreite und 2,6”-Reifen bieten die meisten Modelle eine riesige Aufstandsfläche ohne die dünnen Seitenwände, die bei 2,8”-Plus-Reifen immer wieder zu Problemen führen.