DT Swiss geht neue Wege im Design, vorbei sind die Zeiten der umgedrehten Gabelbrücken. Mit der DT Swiss F 535 ONE-Federgabel stellt DT Swiss eine komplett neu entwickelte Trail- und Enduro Federgabel vor. Bereits äußerlich wirkt die Gabel futuristisch, doch wirklich abgespaced geht es im Inneren zu. Um herauszufinden, ob das Konzept mit Hybrid-Feder und federwegsabhängiger Dämpfung aufgeht, sind wir mit der 160 mm Gabel bereits gefahren und verraten euch, was sie kann.

Bei der Traditionsmarke DT Swiss denken fast alle zuerst an hochwertige Laufräder, Naben, Speichen und Felgen. Obwohl DT Swiss schon seit vielen Jahren Federgabeln und Dämpfer anbietet, sieht man die markanten Gabeln mit der nach hinten versetzten Brücke nur sehr selten auf dem Trail. Mit der komplett neu entwickelten DT Swiss F 535 ONE-Federgabel soll sich das ändern. Dabei wurde das Lastenheft der 1.149 € teuren Gabel mit dem „set and forget“ Gedanken geschrieben. Die Gabel soll einfach einzustellen sein und ohne andauernde Änderungen am Setup auf unterschiedlichsten Trails gut funktionieren. Um das zu erreichen, kombinieren die Schweizer eine Stahlfeder für gutes Ansprechverhalten mit einer einfach anzupassenden Luftfeder. Außerdem wird der Dämpfung neben der Geschwindigkeit eine neue Dimension hinzugefügt: – Federweg. Die federwegsabhängige Druckstufe erhöht die Dämpfung je weiter die Federgabel eingefedert ist. Diese Kombination soll zusammen mit dem steifen Boost-Chassis eine Gabel mit top Ansprechverhalten und genügend Reserven für harte Schläge ergeben. Die Performance der F 535 ONE haben wir auf verblockten alpinen Trails und schnellen Bikepark-Strecken mit großen Sprüngen und ordentlichen Kompressionen gecheckt.

Die wichtigsten Daten der F 535 ONE

  • verfügbar in 27,5” und 29”/27,5+
  • Federweg zwischen 130 mm und 160 mm
  • COILPAIR Feder kombiniert Luft und Stahlfeder
  • APT System zum Anpassen der Federkennlinie mit Spacern
  • Lockout
  • federwegs- und geschwindigkeitsabhängige Dämpfung PLUSHPORT
  • Boost Steckachse
  • Gewicht: 2.072 g
  • Preis: 1.149 €

Die F 535 ONE Federgabel im Detail

Clean – ist das Erste, was uns beim Betrachten der DT Swiss-Federgabel einfällt. Alle Einstellrädchen, Ventile und Knöpfe der F 535 ONE sind unter verschraubten Abdeckungen versteckt. Warum? Weil die Gabel nach dem ersten Setup bereits so gut funktionieren soll, dass man in der Regel nicht mehr ständig an den Rädchen drehen muss. Alle Schrauben und Einstellungen lassen sich mit einem 10er Torx-Schraubendreher bedienen. In den meisten Multitools sucht man ihn aber vergebens, weshalb er zum Glück in die Steckachse der Federgabel integriert ist.

Cleaner Look: Die Einstellungen für Druckstufe und Luftdruck verstecken sich unter den schwarzen Kappen
Der Hebel der Steckachse lässt sich entfernen…
…er beherbergt den wichtigen T10 Torx

Der Fender lässt sich mit 4 Schrauben fixieren und hält bombenfest…
…außerdem passt er perfekt in die Aussparungen an der Gabel und schützt effektiv die Standrohre

Die Feder der DT Swiss F 535 ONE – COILPAIR

Eines der Hauptprobleme von Federgabeln mit Luftfedern ist das Ansprechverhalten. Zwar verbauen die Hersteller immer größere und effektivere Negativfedern, die das Losbrechmoment deutlich verringern, aber noch immer nicht an die Sensibilität einer Stahlfeder herankommen. Deshalb kombiniert DT Swiss bei der COILPAIR-Feder eine Luftfeder mit einer zusätzlichen Stahlfeder, um die Vorteile beider Systeme zu vereinen. Die Stahlfeder soll bei kleinen Schlägen feinfühlig ansprechen, während die Luftfeder sich leicht auf das Fahrergewicht einstellen lässt und die Kennlinie mit Volumenspacern an die persönlichen Vorlieben angepasst werden kann. Besonders viel Entwicklungsarbeit ist dabei in die Eigenschaften der Stahlfeder geflossen, sodass sie feinfühlig anspricht, ohne dass sie zu schnell maximal komprimiert ist. Sie soll auch mit den meisten Fahrergewichten gut funktionieren. Nur wer extrem leicht oder extrem schwer ist, könnte hier Probleme bekommen.

Die Kennlinie der Luftfeder lässt sich mit Spacern anpassen. Auf der Ventilkappe ist aufgedruckt wie viele Spacer gerade verbaut sind – praktisch.

Die Dämpfung der DT Swiss F 535 ONE

PLUSHPORT nennen die Suspensiondesigner bei DT Swiss ihren neuesten Clou. Bei diesem System ist die Druckstufendämpfung nicht nur von der Einfedergeschwindigkeit, sondern auch vom Federweg abhängig. Zu Beginn des Federwegs (0 %–30 %) ist der PLUSHPORT komplett geöffnet, sodass das Dämpfungsöl ohne großen Widerstand fließen kann. Dadurch soll das Ansprechverhalten der Gabel deutlich verbessert werden. Für ausreichend Support bzw. Gegendruck im Mid-Stroke-Bereich (30 %–50 %) werden die Bohrungen des PLUSHPORTS gleichmäßig von der Kolbenstange verschlossen. Dadurch erhöht sich auch die Dämpfung der Low-Speed Compression. Wenn die F 535 ONE über die Hälfte des Federwegs einfedert, sind alle Bohrungen des PLUSHPORTS verschlossen und das Dämpfungsöl fließt durch die deutlich stärkere High-Speed Druckstufe.
Extern lässt sich die Zugstufe und die Low-Speed Druckstufe fein gerastert einstellen. Man kann auch eine Lenker Remote, oder einen Hebel verbauen, mit denen man die Low-Speed Druckstufe in den Positionen Offen, Plattform und Lock verstellen kann.

Compression und Rebound lassen sich mit dem T10 Tool aus der Steckachse einstellen
Die Verstellschraube des Rebounds versteckt sich nicht hinter einer Kappe und ist einfacher und schneller zu erreichen

Die neue DT Swiss-Federgabel auf dem Trail

Wir haben der Federgabel mit 27,5”-Laufrädern in der Variante mit 160 mm Federweg auf den Zahn gefühlt. Das erste Setup der F 535 ONE ist schnell geschafft. Den Luftdruck fahren wir nach der Gewichtstabelle. Die Compression lassen wir nach Empfehlung der Spezialisten von DT Swiss ganz offen. Und auch beim Rebound fahren wir mit eher wenig Dämpfung. Beim ersten Aufsitzen auf dem Parkplatz kommt uns die Gabel zunächst viel zu weich vor. Trotzdem geben wir dem Setup eine Chance auf dem Trail. Schon auf den ersten Metern zeigt sich die F 535 ONE von ihrer starken Seite. In Bremswellen und schnellen Passagen, auf denen einem gerne die Finger brennen, filtert die Gabel die hochfrequenten Schläge einfach weg. Im gröberen Geläuf und aggressiverer Fahrweise kann die Gabel allerdings einen Tick zu tief im Federweg stehen. Deshalb entscheiden wir uns nach wenigen Runs für etwas mehr Luftdruck in der Gabel. Das Ansprechverhalten der Gabel hat sich wegen der Kombifeder nicht merklich verschlechtert. Dafür steht die Gabel auch beim Anbremsen hoch genug im Federweg und verhärtet nicht unnötig.

In Anliegern und bei Kompressionen überzeugt die DT F353 ONE mit gutem Gegenhalt

Auch größere Brocken schluckt die F 535 ONE willig, ohne dabei spürbar durchzuschlagen. Dass wir fast den gesamten Federweg verwendet haben, erfahren wir immer erst am Trailende beim Blick auf den O-Ring.

In Anliegern und bei Kompressionen hält die Federgabel willig die Spur und überrascht mit ausreichender Präzision. Kritik erntet die Gabel für den harschen Top-Out. Beim Anheben des Vorderrads für Sprünge oder Manuals schnalzt die Gabel deutlich hör- und spürbar aus dem Federweg. Für einen vollständigen Test ist es jedoch noch zu früh und wir sind gespannt, wie sich die Federgabel auf weichem Untergrund und im alltäglichen Einsatz beweist.

Bei schnellen Schlägen reagiert die neue DT Swiss-Federgabel feinfühlig, ohne im Federweg zu versacken

Fazit

Die DT Swiss F 535 ONE hat bei uns bereits einen sehr guten ersten Eindruck hinterlassen. Sie punktet mit einem simplen Setup, erstklassigem Ansprechverhalten bei gleichzeitig guter Dämpfung. Der cleane Look weiß zu gefallen, allerdings stören die vielen Abdeckungen zumindest in der Setup-Phase. Für Fahrer, die gern ständig an Rädchen drehen, ist die F535 ONE aber ohnehin nicht gedacht. Das Versprechen heißt „set and forget”. Wir sind gespannt, ob die Federgabel dies im Laufe der Saison halten kann und wie sie im direkten Vergleich zu den Big Playern performt.

Mehr Information findet ihr unter dtswiss.com


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Text: Fotos: Valentin Rühl, Christoph Bayer