Die RockShox Lyrik gehört seit Jahren zu den besten Enduro-Federgabeln am Markt. Doch die Luft an der Spitze wird von Jahr zu Jahr dünner. Für RockShox war es deshalb an der Zeit, aus einer guten Federgabel eine noch bessere zu machen. Wir haben die neue Lyrik bereits ausführlich getestet und verraten euch, weshalb auch Besitzer älterer Gabeln sich freuen können.
Bei der Entwicklung der neuen RockShox Lyrik standen drei Fragen im Vordergrund: Wie kann man das Ansprechverhalten bei kleinen Schlägen verbessern? Wie optimiert man die Performance unter Belastung (z. B. beim Anbremsen)? Und wie reduziert man die Ermüdung des Fahrers?
Um diese Entwicklungsziele zu erreichen, hat RockShox bei der neuen Lyrik RC2 einige entscheidende Updates vorgenommen, die sich alle im Inneren der Federgabel befinden. Da ist zum einen die neue, reibungsoptimierte DebonAir-Luftfeder mit überarbeiteter Kennlinie und zum anderen die Charger 2 RC2-Dämpfungseinheit mit mehr Verstellmöglichkeiten. Außerdem ist die neue RockShox Lyrik nun mit noch kürzeren Offset-Optionen für 27,5”- (37 mm) und 29”-Laufräder (42 mm) verfügbar. Als Farben stehen Rot und Schwarz zur Auswahl. Außerdem besonders: Die Lyrik ist auch als 29er-Version mit bis zu 180 mm Federweg erhältlich.
Weniger Reibung und mehr Volumen: die DebonAir-Luftfeder
Der Begriff DebonAir ist vielen Bikern bereits von den RockShox-Dämpfern ein Begriff. Dahinter versteckt sich eine vergrößerte Negativ-Luftkammer, die für ein verbessertes Ansprechverhalten und eine optimierte Federkennlinie sorgen soll. Bei der neuen RockShox Lyrik wurde die Negativkammer nun ebenfalls um satte 42 % vergrößert. Dadurch reagiert die Federgabel nun noch feinfühliger auf kleine Schläge und bietet speziell im mittleren Federwegsbereich mehr Support (Midstrokesupport) – doch dazu später mehr.
Der große Feind von Federelementen heißt Reibung. Ist sie zu hoch, spricht eine Federgabel nicht nur schlecht an, sondern kann sich auch schlechter von Schlägen erholen. Wie viel Einfluss Reibung auf das Fahrwerk hat, spürt jeder, der seiner Gabel hin und wieder einen Service gönnt. Um die Reibung zu reduzieren, verbaut RockShox nun anstelle eines Kunstoffteils einen Trennkolben aus Aluminium, der mit einem Bushing geführt ist. Dieses vermeintlich kleine Update soll die Reibung signifikant reduzieren. Das initiale Ansprechverhalten hat sich dadurch deutlich verbesser: Der Trennkolben gleitet nun laut RockShox 73 % smoother über den Airshaft, bei Richtungsänderungen wie dem Übergang vom Ein- und Ausfedern (Stick-Slip-Effekt genannt) sind es laut dem Hersteller sogar 86 %. Natürlich kann die Kennlinie auch weiterhin via Luftdruck und Tokens an die persönlichen Vorlieben angepasst werden.
Die neue DebonAir-Luftkammer ist auch für Fahrer älterer Lyrik-, PIKE- oder Yari-Modelle als Upgrade zum Preis von 47 € verfügbar.
Mehr Verstellmöglichkeiten für das perfekte Setup
Mit der neuen Charger 2 RC2-Kartusche bietet RockShox seinen Kunden und Fahrern nun die Möglichkeit, die Federgabel noch exakter auf die persönlichen Vorlieben abzustimmen. So verfügt die neue Lyrik RC2 über eine extern einstellbare Zug- sowie High- und Lowspeed-Druckstufe. Dreht man am Highspeed-Verstellhebel, wird der Shimstack im Inneren vorgespannt. Hierzu stehen fünf Klicks zur Verfügung, wobei der mittlere Klick dem Setup an der bisherigen Charger 2-Kartusche entspricht. So stehen nun zusätzlich zwei weichere und zwei härtere Einstellungen zur Verfügung. Die Lowspeed-Druckstufe besitzt 20 Klicks.
Die neue RockShox Lyrik bietet Stahlfeder-Feeling mit Luftfeder-Tuning-Möglichkeiten
Die neue RockShox Lyrik RC2 auf dem Trail
Trotz des Winters in Deutschland hatten wir die Möglichkeit, die neue RockShox Lyrik RC2 bereits ausführlich zu testen. Unter anderem waren wir mit ihr für mehrere Tage im sonnenverwöhnten und staubig-steinigen Latsch in Südtirol und haben ihr im Anschluss beim Santa Cruz NZ Enduro-Rennen auf den Zahn gefühlt. Gefahren sind wir die neue RockShox Lyrik im RAAW Madonna. Durch seine abfahrtslastige Geometrie ist es wie gemacht, um der neuen RockShox Lyrik ordentlich auf den Zahn zu fühlen.
Gestartet sind wir mit einem Setup, wie wir es von der bisherigen Lyrik gewohnt waren: rund 15 % SAG, wenig Druckstufen-Dämpfung und zwei Tokens für eine gute Portion Progression. Doch bereits nach wenigen Abfahrten zeigte sich, dass die neue Lyrik ein anderes Setup verlangt. Mit den gewohnten Einstellungen konnten wir den Federweg nie voll ausnutzen. Also haben wir den SAG auf ca. 25 % erhöht, einen Token entfernt (serienmäßig kommt die 160-mm-Version mit zwei Tokens) und die Dämpfung verstärkt. Die Highspeed-Druckstufe fuhren wir danach fast die gesamte Zeit in der mittleren Position (drei Klicks von zu), die Lowspeed-Druckstufe weiterhin eher offen mit 14 Klicks von geschlossen.
Durch diese Änderungen blüht die neue Lyrik richtig auf und entfaltet ihr volles Potenzial. Besonders bemerkenswert ist der ungeheure Komfort, den sie vermittelt. Selbst nach 18 Minuten langen Stages beim „NZ Enduro”-Rennen hatten wir keine Probleme mit verkrampften Fingern oder schmerzenden Händen. Kleine Unebenheiten saugt die Gabel förmlich in sich auf, arbeitet im Vergleich zum Vorgänger aber deutlich definierter.
Dank des erhöhten Midstroke-Supports gibt die neue RockShox Lyrik nur so viel Federweg frei, wie tatsächlich benötigt wird, und steht dadurch insgesamt höher im Federweg. Die Dämpfung arbeitet sehr effizient und lässt sich in einem breiten Spektrum mit definierten Klicks perfekt an die eigenen Vorlieben anpassen. Sowohl Racer als auch weniger versierte Fahrer werden hier ein passendes Setup finden. War beim Vorgänger häufig noch ein hohes Maß an Progression nötig, um die Federgabel an harte Strecken mit großen Kompressionen anzupassen, kann die neue Lyrik mit insgesamt weniger Tokens gefahren werden.
Die Zugstufendämpfung zeigte sich in allen Situationen sehr gut abgestimmt. Das Vorderrad besitzt viel Traktion, versackte nicht in Löchern und erholte sich schnell von harten Schlägen. Inwieweit die vergrößerte Negativ-Luftkammer hier einen positiven Einfluss hat, können wir aktuell noch nicht eindeutig sagen. Wir sind auf weitere Tests gespannt.
Fazit
Mit der neuen Lyrik ist RockShox ein großer Wurf gelungen. Bereits der Vorgänger funktionierte sehr gut, das überarbeitete Modell ist jedoch in allen Belangen besser. Sie spricht feinfühliger an, steht höher und stabiler im Federweg, vermittelt mehr Feedback und lässt sich darüber hinaus perfekt an die eigenen Vorlieben anpassen. Obendrein lassen sich auch ältere Modelle mit den neuen Technologien upgraden. Wir sagen: Hut ab RockShox – good job!
Federweg 150–180 mm
Laufradgröße 27,5” und 29”
Farbe Rot & Schwarz
Verfügbarkeit ab April
Preis 1.109 €
Ebenfalls neu: RockShox Super Deluxe 2019
Mehr Informationen findet ihr unter sram.com
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Text: Fotos: Christoph Bayer/Boris Beyer