Kein Bock auf einen riesigen Rucksack, eine herumbaumelnde Hip Bag oder klappernde Pumpen am Bike? Trotzdem wollt ihr bei einem Trail-Ride nicht auf die Essentials verzichten? Dann solltet ihr euch den EVOC HYDRO PRO 1.5 genauer anschauen. Der kleine, leichte Rucksack bietet Platz für das Nötigste und sitzt unauffällig zwischen den Schulterblättern. Aber ist er seine 120 € wert?

EVOC HYDRO PRO 1.5 | 233 Gramm | 120 € | Hersteller-Website

Möglichkeiten, eure Essentials auf einem Trail-Ride mitzunehmen, gibt es viele: Staufächer am Bike, Hosentaschen, Straps, Hip-Bags oder Rucksäcke. Alles hat seine Vor- und Nachteile, und je nach Länge eures Ausflugs kommen unterschiedliche Verstaumöglichkeiten infrage. Wer allerdings – vor allem an heißen Sommertagen oder in der Übergangszeit – nicht auf zusätzliche Flüssigkeit oder eine kleine Jacke verzichten möchte, kommt um eine Hip Bag oder einen Rucksack kaum herum. Doch diese sitzen oft unkontrolliert auf dem Rücken und nerven beim Fahren, besonders wenn es auf dem Trail richtig zur Sache geht. Hier will der EVOC HYDRO PRO die Szene aufmischen: Ja, es ist ein kleiner Rucksack, aber dank seiner Größe und Passform sitzt er direkt zwischen den Schulterblättern und eng am Oberkörper. Trotz seiner kompakten Abmessungen bietet er – je nach Version – ausreichend Platz für die wichtigsten Dinge. In den vergangenen 10 Monaten hat es kaum einen Ride gegeben, bei dem uns der kleine Rucksack nicht begleitet hat. Der EVOC HYDRO PRO 1.5 besitzt das geringste Volumen der HYDRO PRO-Serie, hat sich für unsere Bedürfnisse aber dennoch als perfekte Wahl herausgestellt.

Durch zwei Reißverschlüsse, die durch einen Strap miteinander verbunden sind und sich dadurch auch mit Handschuhen leicht öffnen lassen, erhaltet ihr Zugriff auf das Fach am Rücken. Hier gibt es eine separate Unterteilung, in der ihr die mitgelieferte 1,5-Liter-Trinkblase unterbringen und mit einem kleinen Klett-Strap fixieren könnt. Leider verfügt das restliche Rückenfach über keine weiteren Unterteilungen. Obwohl ausreichend Platz für Pumpe, Ersatzschlauch und Windbreaker-Jacke vorhanden ist, liegen diese Gegenstände lose im Fach – schade. Praktischer wäre es, wenn man beispielsweise eine Pumpe mit einem Gummi-Strap an Ort und Stelle fixieren könnte, damit beim Herausziehen der Jacke nichts herausfällt. Dennoch bietet die große Öffnung Vorteile, da ihr so auch an Gegenstände gelangt, die sich ganz unten im Rucksack befinden.

Das Rückenfach bietet zwar ausreichend Platz, allerdings keine zusätzlichen Befestigungen für eure Mitbringsel.

Die breiten Schultergurte des EVOC HYDRO PRO 1.5 besitzen zusätzliche Schlaufen, um den Trinkschlauch zu befestigen und zur Brust zu führen. Dort wird er bei Nichtgebrauch durch einen kleinen Magneten an Ort und Stelle gehalten. Fixiert ist der Magnet im magnetischen Verschluss des oberen Brustgurts. Dieser Verschluss benötigt etwas Eingewöhnungszeit, bis ihr herausgefunden habt, wie ihr ihn am geschicktesten öffnet. Beim Schließen findet er dafür fast wie von selbst seine Position und bleibt zuverlässig verschlossen. Der untere Brustgurt setzt auf eine herkömmliche, gewohnt hochwertige Steckschnalle. Beide Brustgurte lassen sich in der Länge verstellen, sodass die Schultergurte sicher an ihrem Platz bleiben. Mit zwei zusätzlichen Straps, die entlang des Rippenbogens verlaufen, könnt ihr den Abstand zwischen Rückenteil und Schultergurten anpassen. Sie werden durch ein breites Gummiband unterstützt, das für einen sicheren Sitz sorgt. Ihr wollt Snacks, Handschuhe oder Buff verstauen? Hier eignen sich die Netztaschen an beiden Schultergurten, die an der Öffnung mit einem Gummizug verschlossen werden. Wertgegenstände wie Schlüssel oder Kreditkarte – für das After-Ride-Bier – finden ihren Platz in der Brusttasche des linken Schultergurts, die sich mit einem Reißverschluss sicher verschließen lässt. Zusätzlich gibt es ein kleines Einschubfach sowie einen Clip, an dem ihr den Schlüssel sicher befestigen könnt.

Die kleine Brusttasche lässt sich sicher mit einem Reißverschluss verschließen und verfügt sowohl über eine Unterteilung als auch über einen zusätzlichen Clip für euren Schlüssel.
Durch das breite Gummiband sitzt der kleine Rucksack sicher auf eurem Oberkörper und lässt sich zusätzlich in der Breite anpassen.

Der EVOC HYDRO PRO 1.5 ist in drei schlichten, aber ansprechend gestalteten Farben erhältlich. Alle Modelle verfügen über einen reflektierenden Look, der jedoch im Tageslicht kaum auffällt – cool! Mit einem Preis von 120 € ist der 233 Gramm leichte Rucksack zwar kein Schnäppchen, jedoch ist die 1,5-Liter-Trinkblase im Preis bereits enthalten, was ihn im Vergleich zu den meisten Hip-Bags von EVOC konkurrenzfähig macht. Wer den EVOC HYDRO PRO 1.5 als zu klein empfindet, kann sich für den HYDRO PRO 3 oder 6 entscheiden, die für einen Aufpreis von 15 € bzw. 30 € erhältlich sind. Während der HYDRO PRO 3 nahezu baugleich mit dem getesteten Modell ist und lediglich eine zusätzliche Brusttasche mit Reißverschluss am Schultergurt bietet, verfügt der HYDRO PRO 6 über zwei verschließbare Brusttaschen und ein größeres Rückenteil.

Der EVOC HYDRO PRO 1.5 im Test

Mit den vier verstellbaren Straps lässt sich der EVOC HYDRO PRO 1.5 gut an die Körperproportionen anpassen, auch wenn die Schultergurte selbst nicht in der Größe verstellbar sind. Vor allem die breiten Gurte und das Gummiband, das entlang des Rippenbogens verläuft, sorgen für einen festen, aber dennoch angenehmen Sitz. Allerdings könnt ihr den HYDRO PRO – je nach euren Körperproportionen – nicht einfach wie einen klassischen Rucksack über die Schultern werfen. Stattdessen müsst ihr ihn eher wie ein Jackett oder einen Pullover anziehen. Der hohe Sitz zwischen den Schulterblättern und auf dem Brustkorb mag anfangs etwas ungewohnt sein, erweist sich aber schnell als sehr bequem und sorgt für einen super sicheren Halt. Selbst mit einem separat getragenen Rückenprotektor sitzt der kleine Rucksack formschön. Auch bei voller Beladung und auf richtig rauen Trails verrutscht nichts, und der HYDRO PRO gerät schnell in Vergessenheit. In steilen Passagen, bei denen ihr weit nach oben schauen müsst, bleibt der HYDRO PRO ebenso unauffällig: Selbst mit einem Fullface-Helm stößt man nicht mit dem Helm am Rucksack an – ein Problem, das bei vielen anderen Rucksack-Modellen auftritt. Dank des dünnen und leichten Materials hält sich die Wärmeentwicklung unter dem EVOC HYDRO PRO in Grenzen, und die Belüftung des Oberkörpers ist angenehmer als bei herkömmlichen Rucksäcken oder Hip-Bags. Da euer Trikot im Bauchbereich frei im Wind wehen kann, bleibt gute Kühlung gewährleistet. Solltet ihr im Uphill das Bedürfnis haben, die Brustgurte zu öffnen, um den Rucksack etwas lockerer sitzen zu lassen, ist das problemlos möglich, ohne dass er direkt von den Schultern rutscht.

Wie von EVOC gewohnt, sind alle Reißverschlüsse, Schnallen und Nähte hochwertig verarbeitet und so gestaltet, dass sie auch mit Handschuhen problemlos bedient werden können. Abgesehen von den fehlenden Befestigungsmöglichkeiten am Rückenteil findet sich für alle Essentials ein geeigneter Platz. Im Rückenfach hatten wir in der Regel eine Handpumpe, einen Schlauch, zwei Reifenheber, eine Übergangsjacke und die 1,5-Liter-Trinkblase untergebracht. In den vorderen Taschen bleibt dann noch ausreichend Platz für Snacks, ein kleines Multitool, Haustürschlüssel und etwas Geld. Zusätzlich verstauten wir im Uphill meist unsere Handschuhe in einer der Netztaschen und konnten so mit gutem Gewissen auch einen Trail hinunterfahren, ohne Angst zu haben, sie zu verlieren. An heißen Sommertagen war das zusätzliche Wasser in der Trinkblase – ergänzend zur montierten Trinkflasche am Bike – äußerst nützlich, um auch längere oder unbekannte Touren zu meistern. Im Winter hingegen griffen wir häufig zur Trinkblase, da das Wasser am Rücken länger angenehme Temperaturen hatte. So hat man nicht das Gefühl, bei Minusgraden aus einem Bergfluss trinken zu müssen.

Das Fazit zum EVOC HYDRO PRO 1.5

Für alle, die keine Fans von großen Rucksäcken oder baumelnden Hip-Bags sind, ist der EVOC HYDRO PRO 1.5 der perfekte Begleiter. Der leichte Rucksack ist zwar kein Schnäppchen, sein Geld aber definitiv wert. Das Anziehen und Verschließen mag anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sein, geht jedoch schnell in Fleisch und Blut über. Der HYDRO PRO 1.5 ist hochwertig verarbeitet, größtenteils durchdacht und sitzt auf dem Trail absolut ruckelfrei sowie sicher an Ort und Stelle. Zudem bietet er ausreichend Platz, um die wichtigsten Dinge gut organisiert und sicher zu verstauen.

Tops

  • sicherer und angenehmer Sitz
  • größtenteils gut organisiert
  • ausreichend Platz für Essentials
  • hochwertig verarbeitet

Flops

  • keine extra Unterteilungen im Hauptfach

Alle weiteren Infos findet ihr auf der Website von EVOC.


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Text & Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!