UNNO is back! Mit dem neuen Enduro-Bike Burn Race 2022 präsentiert UNNO nicht nur ein radikales und einzigartiges Design, sondern auch eine Ballermaschine mit außergewöhnlicher Hinterbau-Kinematik. Wir hatten die exklusive Chance, das neue UNNO Burn Race 2022 mit seinem Mullet-Setup bereits zu testen.

UNNO Burn Race 2022 | 170/160 mm Federweg (v/h) | Mullet | 14,8 kg (Größe S2) | 7.795 € | Hersteller-Website

Looks like a… Nein! Diesen Satz werdet ihr auf keinen Fall hören, wenn ihr mit dem neuen UNNO Burn über die Trails fliegt. Denn die neue und einzigartige Designsprache des spanischen Bike-Herstellers ist etwas, was noch nie zuvor jemand gewagt hat. Bereits vor einigen Wochen hat das ähnlich aussehende UNNO Boös E-Mountainbike für reichlich Aufsehen gesorgt. Der futuristische Look, das tiefe Oberrohr und der markante Sitzdom repräsentieren eine neue Generation von UNNO-Bikes, was nicht nur beim Bike-Design, sondern auch an dem neuen UNNO-Logo zu erkennen ist, und mittelfristig dürfen wir wohl mit einer komplett neuen Modellpalette rechnen.

Auch wenn das Burn bereits seit einigen Jahren im Bike-Portfolio von UNNO zu finden ist, hat es mit seinem Vorgänger lediglich den Namen und Federweg gemeinsam. Apropos Namen: UNNO lässt sich bei der Namensgebung seiner Bikes gern von großen Bergen inspirieren. Im Falle des Burn war es der 4.996 m hohe Mount Blackburn in Alaska.

Designt wurde das neue Burn als waschechtes Enduro-Bike. So soll es – egal, ob beim roughen Hometrail, Enduro-Rennen oder im Bikepark – ausreichend Reserven bieten. Der Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt entlockt dem Rahmen 160-mm-Federweg und ist mit 170 mm an der Front gepaart. Bei der Laufradgröße setzt UNNO auf eine Kombination von einem 29”-Vorderrad und einem 27,5”-Hinterrad. Verfügbar ist das Bike bislang nur im 7.795 € teuren „Race-Spec“ und der hier zu sehenden Lackierung. Die ersten Größen (S2) sollen bereits in wenigen Wochen verfügbar sein. Alle weiteren Größen sollen dann im August folgen. Bestellen könnt ihr die Bikes ganz einfach auf der Website von UNNO und in naher Zukunft auch bei ausgewählten Fachhändlern.

CERO Design-Studio, Cesar Rojo und DEUX

Hinter der 2016 gegründeten Bike-Marke UNNO steckt der spanische Designer, Ingenieur und Visionär Cesar Rojo. Er ist nicht nur jahrelang Downhill-Worldcups gefahren und bringt so einiges an Bike-Erfahrung mit, sondern ist auch Gründer und CEO des CERO Design Studios in Barcelona, dessen Name übrigens ein Akronym aus CEsar ROjo ist. Das multidisziplinäre Design- und Entwicklungsbüro beschäftigt mittlerweile über 90 Entwickler und ist hauptsächlich für seine Arbeit zusammen mit KTM-, Husqvarna- und GasGas-Motorrädern bekannt.

Doch auch viele Bike-Hersteller wie Mondraker und Intense bedienen sich seit Jahren an der Expertise der Spanier und so konnten Cesar und sein Team eine Menge Erfahrung in der Entwicklung moderner Mountainbikes sammeln. Auch die neue Komponenten-Marke DEUX gehört zur Entwicklungsarbeit von CERO und findet ihren Platz an UNNO-Bikes in Form einer Lenker-Vorbau-Kombination und einem speziellen Steuersatz.

Das neue UNNO Burn Race 2022 im Detail

Wie der markante Look des Burn bereits vermuten lässt, besitzt es einen Vollcarbon-Rahmen, bei dem auf Cableports im Hauptrahmen vollständig verzichtet wird, um den cleanen Look zu unterstreichen. Stattdessen laufen die Leitungen von Bremse und Sattelstütze durch den eigens entwickelten DEUX-Steuersatz – der an unserem Testbike teilweise noch aus dem 3D-Drucker stammt – ins Innere des Rahmens. Hier haben die Leitungen beim Fahren für ein Klappern gesorgt, allerdings ist die Problematik bereits bekannt und eine Lösung für die weiteren Bikes soll gefunden worden sein.

Schrauben sind am hauseigenen DEUX-Cockpit auf den ersten Blick nicht zu finden und alle Leitungen verlaufen durch den speziellen Steuersatz ins Innere des Rahmens.
Die Verschraubungen der Lenker- Vorbau-Kombination befinden sich am vorderen Teil des Cockpits und werden noch zusätzlich von einer Kunststoff-Kappe verdeckt, die hier im Bild abgenommen wurde.

Der Sitz- und Kettenstrebenschutz leistet hingegen astreine Arbeit und ist verdammt schick ins Design des Rahmens integriert. Der Kettenstrebenschutz geht nämlich im Bereich des Kettenblatts nahtlos in die Sitzstrebe über und schützt so euren Rahmen zusätzlich. Auch der Unterrohrschutz ist großzügig dimensioniert. UNNO verspricht, dass pro Bike ca. 200 g recyceltes Plastik verwendet werden und möchte diese Zahl in Zukunft noch erhöhen.

Der Kettenstrebenschutz verläuft nahtlos in die Sitzstrebe über und schützt so euren Rahmen zusätzlich. Außerdem sieht er verdammt schick aus!
Am Unterrohr befindet sich ein großzügig dimensionierter Unterrohrschutz aus teils recyceltem Kunststoff.

Im Unterrohr des Burn findet sich auch ein großzügiges Staufach, das sich durch Hochschieben des Deckels öffnen lässt. Das erfordert zwar etwas Kraft, verschließt aber dafür das Fach straff und hält es auch mit einer darauf montierten Trinkflasche leise. Beim Kauf des Bikes erhaltet ihr zusätzlich eine Tasche, mit der ihr die wichtigsten Trail-Utensilien im Unterrohr verstauen könnt. Auch wenn der erste Blick etwas Zweifel aufwirft, ist im Rahmendreieck ausreichend Platz, um auch große Flaschen zu positionieren.

Im Unterrohr befindet sich ein großes Staufach, auf dessen Deckel sich noch ein Flaschenhalter befestigen lässt.
Durch Hochschieben und mit etwas Kraft lässt sich das Fach öffnen. Eine kleine Tasche soll beim Bike enthalten sein und so eure Utensilien sicher verstauen.

Die Ausstattung des neuen UNNO Burn Race 2022

UNNO Burn Race 2022

7.795 €

Specifications

Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX X2 Factory 160 mm
Seatpost FOX Transfer 150 mm
Brakes Formula Cura 4 200/200 mm
Drivetrain SRAM GX AXS 1x12
Stem DEUX Enduro Bars 40 mm
Handlebar DEUX Enduro Bars 800 mm
Wheelset Crankbrothers Synthesis Enduro 29"/27,5"
Tires MAXXIS ASSEGAI MaxxGrip EXO+/Minion DHRll MaxxTerra DD 2,5"/2,4"

Technical Data

Size S1 – S3

Specific Features

Staufach im Unterrohr

Das neue rund 14,8 kg schwere Burn ist vorerst nur im 7.795 € teuren Race-Spec verfügbar. Bei dieser Ausstattung besitzt das Bike eine FOX 38 Factory-Federgabel mit fein einstellbarer GRIP2-Dämpfungskartusche und einen FLOAT X2 Factory-Dämpfer. Letzterer ist durch das Design des Hinterbaus sehr schwer zu erreichen und das Setup kostet deshalb etwas mehr Zeit und Nerven. UNNO empfiehlt übrigens einen SAG von 35 %, im Gegensatz der sonst gängigen 30 %. Auch die Verwendung eines Stahlfeder-Dämpfers ist möglich.

Der FOX FLOAT X2 Factory-Dämpfer ist tief im Hinterbau verschachtelt und macht das Setup etwas zeitaufwendiger.
Der Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt des UNNO verschafft ihm 160-mm-Federweg.

Geschalten wird mit einer elektronischen SRAM GX AXS 12-fach-Gruppe, bei der die Kette zusätzlich durch eine schön im Rahmen integrierte Kettenführung gesichert ist. Für reichlich Verzögerung auf dem Trail sorgen Formula Cura 4-Vierkolbenbremsen mit 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck. Der hintere Bremssattel ist schön in den Rahmen integriert und benötigt keinen Adapter für die 200-mm-Scheibe. Die Hebelweite der Bremse lässt sich nicht wie suggeriert werkzeuglos verstellen, da sehr viel Kraft benötigt wird.

Gänge werden kabellos mit einer SRAM GX AXS 12-fach-Schaltgruppe gewechselt.
Eine kleine Kettenführung ist schön in das Design des Bikes integriert und sorgt für ein Extra an Zuverlässigkeit.
Die Formula Cura 4-Vierkolbenbremse liefert ausreichend Bremspower in Kombination mit den großen 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck.
Der hintere Bremssattel ist ebenfalls schön in den Rahmen integriert und benötigt keinen Adapter für die großen Scheiben.

Als Sattelstütze dient eine FOX Transfer mit lediglich 150 mm Hub. Diese lässt sich zwar vollständig im Rahmen versenken, ist aber etwas kurz geraten. Die 800 mm breite Lenker- Vorbau-Kombination stammt von der hauseigenen Marke DEUX und unterstreicht durch ihre versteckten Verschraubungen die Designsprache.

Die Kombination aus Lenker und Vorbau stammt von der hauseigenen Marke DEUX. Der Lenker hat eine Breite von 800 mm und der Vorbau eine Länge von 40 mm.
Bremse, Schalthebel und Sattelstütze besitzen an unserem Testbike eine eigene Klemmung. In Serie sollen sie mit den Formula Bremsen verbunden sein.

Für Bodenkontakt sorgen ein 2,5”-MAXXIS-ASSEGAI an der Front und ein 2,4”-Minion-DHR2 am Heck. Beim Vorderreifen kommt die weiche MaxxGrip-Gummimischung, am Heck die härtere MaxxTerra-Variante zum Einsatz. Die verbaute EXO+ Karkasse an der Front könnte für schwere Fahrer jedoch problematisch sein und eine robustere Doubledown-Karkasse – wie sie am Hinterrad bereits verbaut ist – wäre sinnvoller. Kombiniert sind die beiden Reifen mit einem stabilen Crankbrothers Synthesis-Alu-Laufradsatz. Eine Besonderheit dabei ist, dass er lediglich 28 Speichen am Vorderrad und 32 am Hinterrad besitzt.

Die robuste Doubledown-Karkasse des MAXXIS-Hinterreifen passt gut zum Einsatzgebiet des Burn.
Kombiniert sind die Gummis mit einem Crankbrothers Synthesis-Alu-Laufradsatz, der auf eine unterschiedliche Speichenanzahl an Front und Heck setzt.

Die Geometrie des neuen UNNO Burn 2022

UNNO setzt bei den neuen Bikes auf ein Reach-basiertes Größensystem und bietet das Burn in drei Größen von S1 bis S3 an. So soll eine Körpergröße von 160 bis 200 cm abgedeckt werden. Das von uns getestete Bike in Größe S2 hat einen Reach von 470 mm und mit einem Stack von 644 mm eine sehr hohe Front. Allerdings fällt das Sitzrohr mit einer Länge von 460 mm hoch aus und schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Jedoch vermittelt das nach unten gezogene Oberrohr ein Extra an Selbstvertrauen und lässt zumindest gewisse Bewegungen besser zu, als es bei anderen Bikes mit dieser Sitzrohrlänge der Fall ist. Mit einem Lenkwinkel von 64° und einer Kettenstrebenlänge von 445 mm – die sich über die verfügbaren Größen hinweg nicht verändert – fällt es in den momentan gängigen Bereich von Enduro-Bikes.

Die Geometrie des UNNO Burn 2022

Größe S1 S2 S3
Sattelrohr 435 mm 460 mm 490 mm
Steuerrohr 105 mm 120 mm 145 mm
Lenkwinkel 64° 64° 64°
Sitzwinkel 76,5° 76,5° 76,5°
BB Drop 30 mm 30 mm 30 mm
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm
Radstand 1219 mm 1266 mm 1311 mm
Reach 435 mm 470 mm 510 mm
Stack 634 mm 644 mm 670 mm
Helm Giro Tyrant | Brille Oakley Sutro | Shirt Monserat F03 | Shorts Monserat SP02 | Knieschoner Race Face Charge Knee | Schuhe Specialized 2FO Clip 2.0

Das neue UNNO Burn Race 2022 auf dem Trail

Wie bereits erwähnt, empfiehlt UNNO durch die spezielle Kinematik des Burn einen SAG von 35 % am Heck, der einen großen Unterschied zum normalen Setup mit 30 % macht. Durch den schwer zugänglichen Dämpfer braucht ihr etwas länger, um das Bike passend auf euch einzustellen, was allerdings nach der ersten Fahrt schnell wieder in Vergessenheit gerät. Auf dem Weg zum ersten Trail sitzt man kompakt und mit etwas Druck auf den Händen, was sich mit zunehmender Steigung im Uphill jedoch bessert und das Burn zu einem angenehmen Begleiter werden lässt.

Das UNNO tritt sich auch ohne Plattformdämpfung antriebsneutral und effizient jeden Berg hinauf und generiert selbst bei technisch anspruchsvollen Passagen mit Wurzel- und Steinkanten ausreichend Traktion.

Dreht sich der Neigungswinkel in Richtung Tal, gilt beim neuen Burn vor allem eine Regel: je steiler, desto geiler! Die hohe Front und der zentrale und tief integrierte Stand im Bike vermitteln viel Sicherheit und nehmen steilen Passagen den Schrecken. Denn Überschlagsgefühle kennt man auf dem Burn nicht, auch wenn die etwas zu kurz geratene Dropper und das hohe Sitzrohr gelegentlich für Kontakt mit eurem Gesäß sorgen. Werft ihr am Ende der Falllinie den Anker, beißt die Formula-Bremse bissig zu und sorgt – auch dank des traktionsstarken Hecks – für ordentlich Verzögerung. Denn der Hinterbau überzeugt besonders am Anfang des Federwegs mit einem sensiblen Ansprechverhalten und generiert auch bei rutschigem Untergrund noch viel Grip. Lediglich in offenen und flachen Kurven müsst ihr die hohe Front aktiv belasten, um Rutschern zuvorzukommen.

Tief und zentral positioniert auf dem Bike, vermittelt das UNNO Burn vor allem in steilem Gelände viel Sicherheit. Nutzt ihr dann das direkte Feedback vom Fahrwerk, geht es ordentlich voran.

Haltet ihr mit voller Kraft in Anlieger oder Wellen rein, liefert das Burn starken Gegenhalt aus dem Fahrwerk und belohnt eine aktive Fahrweise mit extra Speed. Auch verpatzte Landungen und harte Einschläge steckt es gekonnt weg und verschont eure Sprunggelenke. Besonders im mittleren Federwegsbereich strotzt das Burn mit Progression, leitet dadurch aber auch viel Feedback vom Untergrund direkt an den Fahrer weiter. Damit muss man umgehen können und ein erfahrener Pilot ist hier klar im Vorteil, um das gesamte Potenzial des Bikes nutzen zu können. Geht es dann richtig zur Sache und beherrscht ihr eine gekonnte Gewichtsverlagerung auf dem Bike, schiebt euch das Burn fast wie von allein den Trail hinunter.

Unser Fazit zum neuen UNNO Burn Race 2022

Das UNNO sticht mit seiner futuristischen Designsprache aus der Masse heraus, trifft allerdings nicht jeden Geschmack. Die coolen und innovativen Features und ihre Integration ins Rahmendesign sind sehr gelungen und machen ordentlich was her. Auch die Race-Spec-Ausstattung wird durch das zentrale und tief integrierte Fahrgefühl unterstützt. Das progressive Fahrwerk leistet eine geile Arbeit, benötigt jedoch den richtigen Piloten, um mit dem direkten Feedback arbeiten zu können.

Tops

  • einzigartiger Look und innovative Designlösungen
  • antriebsneutral und effizient im Uphill
  • straffes direktes Fahrgefühl mit viel Feedback vom Untergrund

Flops

  • Sattelstütze etwas zu kurz
  • das direkte Feedback erfordert einen erfahrenen Piloten

Alle weiteren Informationen findet ihr auf der Website von UNNO-Bikes.


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Text & Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!