Ausgabe #041 Test

EXT STORIA LOK V3 im Test – ein Stahlfeder-Dämpfer mit jeder Menge Performance!

EXT ist eine Firma mit jeder Menge Know-how, wenn es um Fahrwerke geht. So kommen die Federbeine unter anderem bei Rallye-Autos zum Einsatz. Bei Mountainbikern sind die Italiener bisher aber noch relativ unbekannt – ob sich das mit dem neuen EXT STORIA LOK V3 ändert?

Jahrelang haben wir versucht, Stahlfeder-Dämpfer aus unseren Bikes zu verbannen und durch deutlich leichtere Luft-Dämpfer zu ersetzen. Ein Blick auf das Starterfeld jedes x-beliebigen Enduro-Rennens bis hin zur EWS zeigt jedoch, dass dieser Trend vorüber ist: In gefühlt jedem zweiten Custom-aufgebauten Bike steckt ein Stahlfeder-Dämpfer. Aber nur, weil Jared Graves super erfolgreich auf einem Stumpi mit Coil-Dämpfer unterwegs war, heißt es nicht automatisch, dass jedes Bike mit einem Nachrüst-Stahl-Dämpfer besser wird. Denn im Normalfall haben Coil-Dämpfer keine progressive Federkennlinie und rauschen bei Bikes, die auf Luftfeder-Dämpfer optimiert sind, nur so durch den Federweg. Mit dem STORIA LOK V3 will EXT die Lösung für genau dieses Problem gefunden haben. Der 950 € teure Dämpfer besitzt zwar auch nur eine lineare Stahlfeder, wird aber dank Hydraulic Bottom-out Control (HBC) auf den letzten 15 % des Federwegs sehr progressiv. Deshalb kann der STORIA LOK V3 auch in Bikes mit relativ linearen Hinterbauten eingesetzt werden. Obendrein kommt der Dämpfer dadurch mit einem deutlich kleineren Bottom-out Bumper zurecht, wodurch tatsächlich der gesamte Federweg zur Verfügung steht.

Nervig
Zum Verstellen der Highspeed-Druckstufe ist immer ein 12-mm-Ringmaulschlüssel nötig – und der ist an keinem Minitool vorhanden. EXT hat aber schon angekündigt, hier nachzubessern.
Lautes Klappern
Die zwei Plastikteile klappern hörbar auf dem Endanschlag. Wir haben sie deshalb kurzerhand an das Gummi geklebt, dann herrscht dort Ruhe.
Effektiv
Die Plattformdämpfung arbeitet sehr effektiv und hat das Federbein in unserem Fall nahezu komplett verhärtet. Auf Wunsch kann sie bei EXT individuell konfiguriert werden – genau wie die gesamte Dämpfung.

Unser Tester Christoph hat den EXT STORIA LOK V3 mit einem Custom-Tune nach den Empfehlungen von EXT in einem RAAW Madonna getestet. Auch unser Tester Felix hatte den STORIA LOK V3 einige Monate mit dem NICOLAI Standard Tune im G1 verbaut. Das initiale Setup gelang bei beiden dank passender Federhärte schnell und problemlos. Für das Fein-Tuning auf dem Trail sollte man allerdings bei den ersten Rides unbedingt einen 12-mm-Ringmaulschlüssel im Rucksack oder in der Hosentasche mitnehmen. Die Highspeed-Druckstufe lässt sich nämlich nur mit ihm einstellen – nervig. Die Lowspeed-Druckstufe ist mit einem 4-mm-Inbus ebenso kein Problem wie die Zugstufe, die ganz ohne Werkzeug eingestellt werden kann. Ist das Setup gefunden, überzeugt der STORIA LOK V3 auf dem Trail mit einem sehr definierten Fahrgefühl. Er spricht so feinfühlig an, wie man das von Stahlfedern gewohnt ist. Dann steht er aber super stabil im Federweg und sackt nicht durch. Dank der hohen Endprogression bietet er an Kanten sehr viel Pop und das Rad geht mit ihm genauso willig in die Luft, wie man es von Luft-Dämpfern gewohnt ist – genial! Nervig empfanden wir nur das Klappern der Bottom-out-Plättchen; wir haben sie kurzerhand zusammengeklebt und so für Ruhe gesorgt.

Für den Uphill lässt sich der Dämpfer per Remote-Hebel verhärten. Der Effekt des Lockout-Hebels auf die Dämpfung lässt sich auf Kundenwunsch vom bocksteifen Hardtail-Feeling bis zur gut nutzbaren Plattform individualisieren. Im Laufe unseres Tests kam es einmal dazu, dass Luft in den Dämpfungskreislauf gelangte, wodurch unter anderem die Plattformdämpfung nicht mehr funktionierte. Allerdings hat EXT das Problem schnell und unkompliziert behoben und es trat danach auch nicht mehr auf.

Wer seinem Bike mit Luftfahrwerk gerne mehr Performance entlocken möchte, findet mit dem EXT STORIA LOK V3 einen hervorragenden Dämpfer, der dank seines hydraulischen Durschlagschutz auch gut mit linearen Hinterbauten funktioniert. Der Dämpfer arbeitet super definiert und sehr feinfühlig und lässt sich obendrein von EXT an die eigenen Vorlieben anpassen. Allerdings hat ein solches Highend-Teil auch seinen Preis – ein Schnäppchen ist das 950 € teure Federbein nicht.

Tops

  • gute Endprogression trotz Stahlfeder
  • butterweiches Ansprechverhalten
  • Custom-Tune auf Wunsch
  • kleine Sprünge zwischen den Federhärten

Flops

  • schmatzt und klappert
  • Ringmaulschlüssel zur Verstellung der Highspeed-Druckstufe nötig
  • Defekt beim ersten Test-Dämpfer

Tester Christoph und Felix
Dauer 5 Monate
Preis 950 €
Gewicht 752 g (205-mm-Trunnion mit 500er Feder)
Mehr Infos extremeshox.com



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Text: Christoph Bayer, Felix Stix Fotos: Christoph Bayer