Spaß beim Mountainbiken – darum geht es uns doch allen, oder? Klar, gern würden wir auch noch schneller sein als unsere Kumpels. Doch wie wird man eigentlich ein besserer Fahrer? Wir haben euch hier sieben praktische Tipps zusammengestellt, um eure Fahrtechnik aufs nächste Level zu heben.

Rockt den Pumptrack, für mehr Skills und Kraft

Pump tracks sind für Mountainbiker das, was der Tutorial-Bereich eines Computerspiels für Konsolen-Kids ist – eine perfekte Umgebung, um nahezu alle Aspekte unserer Fahrfertigkeiten zu verbessern, von Kraft und Fitness ganz zu schweigen. Eine Stunde ist mehr als genug, um sich komplett auszupowern. Anlieger, Sprünge und Wellen sind exzellent dafür geeignet, die Skills zu verbessern, die eure Fähigkeiten auf dem Trail auf ein höheres Niveau heben werden. Die perfekt geshapeten Kurven und Transitions sorgen dafür, dass ihr ein Zen-artiges Level an Flow erreicht, und bieten euch eine Spielwiese, auf der ihr eine nahezu unendliche Anzahl an neuen Lines, Kurvenwechseln und Sprüngen finden könnt. Oder ihr nutzt ein paar Wellen mal als Gap und überspringt sie einfach, ganz wie ein Supercross-Racer – eurer Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt!

Doch eine Pumptrack-Session verbessert nicht nur eure Bike-Skills. Die Bewegungen, mit denen ihr euer Bike durch das wellenförmige Terrain drückt und an den Scheitelpunkten der Wellen mit der Schwerkraft spielt, sind ähnlich dem Bewegungsablauf bei Verbundübungen wie Kniebeugen oder Liegestützen. Zudem fördern Runden auf dem Pumptrack mit dem Positionstraining die Bike-spezifische Körperspannung, Koordination und Kraft und können so ein perfekter Ersatz für jedes langweilige Training im Fitnessstudio sein, das man nach einem langen Arbeitstag abspult.

Stoppt eure Zeit auf kurzen Downhill-Segmenten

Wenn ihr wiederholt und unter Zeitnahme einen kurzen, aber technischen Abschnitt eines Trails fahrt, dann ist das ein super Werkzeug zur Steigerung eures Fahrkönnens. Im Übrigen wird diese Trainingsmethode auch von den schnellsten Rennfahrern der Welt verfolgt. Das mehrfache Wiederholen einer Trail-Fahrt unter Überwachung eurer Zeit ist ein effektiver Weg, die Geschmeidigkeit eures Fahrstils zu schärfen. Denn so lernt ihr dabei, wie man eine passende Linienwahl findet und sich dies in einer verbesserten Abfahrtszeit ummünzen lässt. Ein guter Trail für diese Übung sollte eine Abfahrtszeit von ein bis zwei Minuten haben und über einen relativ kurzen und leichten Anstieg zurück zum Trail-Einstieg verfügen. Auf diese Weise werdet ihr in der Lage sein, die Schlüsselstellen des Trails zu verinnerlichen und zu spüren, wie eine unterschiedliche Linienwahl eure Fahrten auf Zeit beeinflussen kann. Strava ist hierfür ein nützliches Tool, wenngleich damit zeitliche Abweichungen auftreten können. Wenn ihr eure Zeiten so genau wie möglich nehmen wollt, dann empfehlen wir euch eine kleine Stoppuhr am Lenker.

Fahrt ohne Kette bzw. ohne zu pedalieren

Es wird Zeit, euren inneren Aaron Gwin heraufzubeschwören! Denn euer Fahren auf Zeit lässt sich aufs nächste Level heben, indem ihr ohne pedalieren unterwegs seid. Sich selbst zu zwingen, nicht in die Pedale zu treten, mag zwar zunächst unlogisch erscheinen, doch die Bedeutung einer klugen Linienwahl sowie von Kurvenfahrten ohne Bremseneinsatz wird sich schnell herausstellen: Denn verlorene Zeit auf den Abfahrten lässt sich dann nicht einfach auf der nächsten Geraden wieder herausholen, indem man hart in die Pedale tritt. Dieser Trainingsansatz ist hervorragend dafür geeignet, euch selbst beizubringen, geschmeidig zu fahren und durch wichtige Sektionen hindurch genügend Speed mitzunehmen. Außerdem zwingt es euch, auf andere Weise als mit Pedalumdrehungen Geschwindigkeit zu generieren, beispielsweise mittels Pumpen durch die Wellen auf dem Trail oder Überspringen von Wurzeln und Steinen, die euch ansonsten ausbremsen würden.

Intervall-Training

Hier eine weitere Übung aus dem Buch der Trainingstipps für Pro-Racer. Allerdings müssen wir euch vorwarnen, denn dieser Tipp wird mit Sicherheit nicht so viel Spaß machen wie die anderen! Ihr müsst dafür einen kurzen Rundkurs festlegen, mit einem knackigen Anstieg, der nicht viel länger als 5 bis 10 Minuten dauert und direkt in einer technischen Abfahrt mündet. Diesen Kurs gilt es, so schnell wie möglich zu absolvieren, mit winzigen Ruhepausen zwischen den einzelnen Runden. Notiert euch, wieviele Runden ihr innerhalb einer Stunde schafft und versucht, euch jedes Mal zu verbessern. Von dieser Trainingsmethode wird nicht nur eure Fitness auf den Anstiegen profitieren, sondern das Ganze wird auch dabei helfen, euer Fahrkönnen zu verbessern, wenn ihr im ermüdeten Zustand unterwegs seid. Logisch, dass davon grundsätzlich jeder profitiert, speziell jedoch all jene, die in diesem Jahr an dem ein oder anderen Enduro-Rennen teilnehmen wollen.

Die Stadt als Spielwiese

Natürlich träumt jeder von uns davon, feinste Trails nur Minuten von seinem Arbeitsplatz entfernt vorzufinden. Doch viele von uns haben dieses Glück einfach nicht. Das heißt allerdings nicht, dass ihr eure Fertigkeiten nicht innerhalb einer Mittagspause verbessern könnt! Die Stufen, Drops, Randsteine und improvisierten Absprünge, die sich in den meisten urbanen Umgebungen finden lassen, können den Features auf eurem Lieblings-Trail tatsächlich sehr ähnlich sein. Neben der schnellen Erreichbarkeit hat das Üben an urbanen Features einen weiteren Vorteil: es erlaubt es euch, eine Fertigkeit isoliert vom Rest des Trails zu betrachten, sodass ihr euch voll und ganz auf die Technik konzentrieren könnt. An Stufen und Bordsteinen lassen sich Drops und Sprünge hervorragend üben und euer Fortschritt ist dabei leicht messbar.

Fahrbare Linien in einer Umgebung zu entdecken, die nicht dafür geschaffen wurde, um dort zu fahren, schult zudem euer Auge. Ihr werdet daher auch auf euren Trails möglicherweise bald neue Linien entdecken, die euch vermutlich nie zuvor aufgefallen sind!

Gravel-Biken

Wenn ihr nach bestmöglicher Fitness strebt, aber Zeit der limitierende Faktor ist, dann sind Schotterstraßen und Forstwege eure engsten Freunde! Das offensichtliche Bike der Wahl dafür ist ein genau für diesen Zweck konzipiertes Gravel-Bike mit Drop-Bar. Falls Drop-Bars jedoch nicht euer Ding sind, sind für diesen Einsatzzweck auch euer altes Hardtail oder sogar euer Alltags-MTB perfekt geeignet. Forstwege haben den Vorteil, dass ihr dort eure Herzfrequenz leichter in einem bestimmten Bereich halten könnt, was beim Training äußerst vorteilhaft ist. Mit einem Gravel-Bike auch mal ins Gelände zu fahren, beispielsweise auf Singletrails im Wald oder anderswo, kann außerdem eine erfrischende Erfahrung sein, da das Fehlen von Federelementen und breiten Reifen eure Fähigkeiten und eure Balance verfeinern wird – und sanfte Trails sich plötzlich wie eine ganz neue Herausforderung anfühlen.

Back to basics

Sich eine Fertigkeit herauszupicken, mit der man zu kämpfen hat und sie einmal fernab der Trails zu üben, ist ein fantastischer Weg, um zu lernen und sich zu verbessern. Nehmt euch die Zeit, Fähigkeiten wie etwa Bunnyhops oder Manuals auf einem leeren Parkplatz oder einer anderen Freifläche zu trainieren, denn dies ermöglicht es euch, die Bewegungen isoliert und ablenkungsfrei zu betrachten. Nur so könnt ihr euch innerhalb einer kontrollierten Umgebung allein auf die grundlegenden Bewegungen des Übungselements konzentrieren. Diese so erlernten Fähigkeiten helfen euch dann auch auf dem Trail, Hindernisse schneller und sicherer zu überwinden oder einfach nur, mehr Spaß zu haben!

Ihr seht: Schon eine kleine Portion Einfallsreichtum genügt, um eure Fahrtechnik zu verbessern. Sei es in der Mittagspause, beim Warten auf den Buddy am Trail-Einstieg oder eben bei der normalen Tour. Also profitiert von unseren Ideen oder lasst euch inspirieren und seid selbst kreativ. Doch am allerwichtigsten: Habt Spaß!


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