First Ride | Das neue LAPIERRE Zesty AM 2016
Die französische Traditionsmarke LAPIERRE hat für die Präsentation der 2016er Modellpalette nach Morzine geladen. Wir waren vor Ort und haben uns nicht nur die PowerPoint-Präsentation angesehen, sondern das neue Zesty AM auf den grandiosen Trails auch einem ersten Fahrtest unterzogen.
Bereits vor einigen Tagen haben wir euch mit allen Fakten zum komplett überarbeiteten LAPIERRE Zesty versorgt. Im Modelljahr 2016 kommt das Erfolgs-Trailbike in zwei verschiedenen Versionen: Das Zesty AM als aggressives All-Mountain mit 150 mm Federweg und 27,5″-Laufrädern und das Zesty XM als Nachfolger des Zesty Trail, das bisher auf 29″-Laufrädern rollte. Auch hier setzt LAPIERRE 2016 auf 27,5″-Laufräder, gepaart mit 120 mm Federweg am Heck und 130 mm an der Front. Unsere Erfahrungen in diesem Bericht beziehen sich auf die 150-mm-Variante, für einen Test des 120-mm-Zesty XM fehlte es leider an Zeit.
Beide Modelle verfügen jetzt über eine modernere Geometrie, die sich durch ein 5 mm längeres Oberrohr, einen 10 mm längeren Reach sowie ein kürzeres Sattelrohr und einen flacheren 66,5° Lenkwinkel schon auf dem Papier bemerkbar macht. Neben einer Version mit Aluminiumrahmen werden beide Modelle auch als Carbonrahmen erhältlich sein. Im Vergleich zum Vorjahr spart man hier ganze 500 g, das Gewicht der Aluminiumversion wurde ebenfalls noch einmal um 50 g reduziert.
Sowohl das Zesty AM als auch das XM werden in der Größe S bis XL und in jeweils vier verschiedenen Ausstattungsvarianten erhältlich sein. Zusätzlich gibt es noch drei weitere Varianten, die über das E:i Shock-Fahrwerk verfügen. Auch sie wurden laut LAPIERRE modernisiert und an den aktuellen Einsatzzweck angepasst. Zusammengefasst heißt das: kürzerer Vorbau, breiterer Lenker und breitere Felgen, die in Zusammenarbeit mit Entwickler und Rennlegende Nico Vouilloz ausgewählt wurden.
Die Klettereigenschaften
Bei einer Körpergröße von 183 cm haben mir die Jungs von LAPIERRE ein Zesty AM 827 in Größe L zur Verfügung gestellt. Mit der Gondel ging es dann nur bis zur Mittelstation des Bikeparks, um die Sitzposition und Klettereigenschaften des Bikes zu testen.
Heraus kam: Die teils sehr technischen Anstiege bewältigte das Zesty ohne Probleme. Durch die gut gewählte Sitzposition lässt sich effektiv Kraft auf die Räder bringen – maximaler Vortrieb ist die Folge. Auch beim Klettern wird man spürbar von der mit RockShox entwickelten E:i Shock-Technologie unterstützt. Durch das blitzschnelle, automatische Öffnen des Dämpfers bei plötzlichen, größeren Schlägen entsteht ein neues Level an Fahrkomfort. Das genauso schnelle Schließen macht das Pedalieren auf dem Zesty noch effektiver.
Die Abfahrtsperformance
Die Downhill- und Bikeparkstrecken in Morzine – mit zahlreichen Highspeed-Sektionen, Wurzelpassagen und riesigen Tables – sind durchaus eine Herausforderung für ein leichtes
150-mm-Trailbike. Hier macht sich schnell die überarbeitete Geometrie positiv bemerkbar. Der lange Hauptrahmen (Reach 461 mm in Gr.L) vermittelt ein hohes Maß an Sicherheit. So entsteht von Abfahrt zu Abfahrt das Bedürfnis, immer schneller werden zu wollen.
Der RockShox Monarch-Dämpfer arbeitet optimal mit der Pike vorn und dem überarbeiteten Hinterbau des Zesty AM zusammen und befindet sich dank E:i Technologie immer im effektivsten Mode. Hebel am Lenker oder gar den Dämpfer zu bedienen gehört somit der Vergangenheit an und man kann sich zu jeder Zeit voll auf den Trail konzentrieren.
Durch die überarbeitete Federkennlinie wird eine angenehme Progression im mittleren Federwegsbereich generiert und Durchschläge werden effektiv verhindert. Insgesamt fühlt sich das Fahrwerk im getesteten Setup mit jeweils 2 Volumenspacern in Gabel und Dämpfer eher straff als „plush” an. Das passt aber ziemlich gut zum Charakter des Bikes, das mit einer verspielten Leichtfüßigkeit zum aktiven Fahren einlädt und trotzdem über eine hohe Laufruhe verfügt. Hier macht sich auch das geringe Gewicht von 12,1 kg bemerkbar.
Negativ fällt das nur bei größeren Sprüngen auf. In der Luft fehlt es dem Zesty AM etwas an Ruhe, Stabilität und Sicherheit.
Wer sich das Zesty bereits 2015 genauer angesehen hat, wird sich erfahrungsgemäß nach der Breite des Hinterbaus erkundigen wollen. Weil der Bremssattel dort auf der Innenseite der Sitzstrebe platziert war, entstand ein sehr breiter Hinterbau, der viele beim Pedalieren störte. Wir können Entwarnung geben: Dieses Problem wurde von LAPIERRE mit einem klassischen Hinterbaudesign behoben. Im gesamten Test konnten wir keinen übermäßigen Kontakt mit den Sitzstreben feststellen.
Fazit
Die Konstrukteure und Designer von LAPIERRE haben ihre Hausaufgaben gemacht! Das Zesty AM kommt 2016 mit einer modernen Geometrie, die nicht nur auf dem Papier überzeugt. Kritikpunkte, die noch am Vorgängermodell ins Gewicht fielen, wurden gekonnt behoben und auch die Ausstattung wurde stimmig dem Einsatzgebiet entsprechend angepasst. Wer ein agiles Trailbike sucht und über die 5.899 € für das getestete Topmodell verfügt, ist bei LAPIERRE bestens bedient. Für alle anderen bietet LAPIERRE mit der Aluminiumversion eine sinnvolle, preiswertere Alternative.
Mehr Informationen: bikes-lapierre.de
Text: Daniel Schlicke Fotos: Daniel Schlicke / Damian McArthur
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