Als Tochterfirma einer großen amerikanischen Motocross-Marke kann die Thüringer Komponentenschmiede N8tive auf umfangreiches Know-how und eine qualitativ hochwertige Fertigung bauen. Neben diversen Standard-Komponenten wie Lenker, Vorbauten und normal gebauten Pedalen bieten sie mit dem Noax-Pedal eine neuartige Konstruktion, deren Herangehensweise sich von Grund auf von den bekannten unterscheidet. Wir haben uns das Pedal genau angesehen und sagen euch, was wir davon halten.

Da fehlt doch irgendetwas und warum ist da so eine Beule? Die N8tive Noax-Pedale wurden definitiv neugierig beäugt.
Da fehlt doch irgendetwas und warum ist da so eine Beule? Die N8tive Noax-Pedale wurden definitiv neugierig beäugt.

Die Optik und Verarbeitung kann direkt überzeugen. Solide, CNC-gefräste Stege in minimalistischer Anordnung und die schöne, mit Lasergravuren verzierte und polierte Eloxal-Oberfläche lassen das Pedal sehr hochwertig wirken – was man bei einem Preis von 130 € allerdings auch erwarten darf. Die Standfläche an sich hat eine angenehme Größe und nimmt den Schuh dank leicht konkaver Form wunderbar auf. Es zeigen sich auch auf langen Abfahrten keine Ermüdungserscheinungen im Mittelfuß und so hat N8tive hier auf jeden Fall ganze Arbeit geleistet. Die Pins sind gut positioniert, bieten keinen außergewöhnlichen, aber dennoch soliden Grip und dürften dank ihrer breiten Basis recht resistent gegen Verbiegen oder Abreißen sein.

Eine saubere Bearbeitung und das schöne Oberflächenfinish können überzeugen.
Eine saubere Bearbeitung und das schöne Oberflächenfinish können überzeugen.
Die Standfläche ist in beide Richtungen konkav geformt und fühlt sich auch auf langen Anfahrten sehr angenehm an.
Die Standfläche ist in beide Richtungen konkav geformt und fühlt sich auch auf langen Anfahrten sehr angenehm an.

So weit, so gut. Die eigentliche Besonderheit der Noax-Pedale findet sich jedoch im Achs- und Lagerbereich. Hier verzichtet N8tive auf eine durchgehende Achse und lässt lediglich einen kurzen Stummel stehen. Von zwei Industrielagern mit riesigem Durchmesser – aufgrund der gesteigerten Hebelwirkung notwendig – gehalten ergibt sich so eine definitiv ungewöhnliche Optik. Die Idee dahinter ist auf den ersten Blick auch recht logisch. Dank der fehlenden Achse kann die Bauhöhe reduziert, damit die Bodenfreiheit erhöht und dennoch eine deutlich konkave Form genutzt werden. Die vergrößerten Lagerdurchmesser sollen außerdem eine erhöhte Haltbarkeit ermöglichen.

Die Lager sind riesig.
Die Lager sind riesig.

Diese Konstruktion hat allerdings auch ein Problem zur Folge: Die Anzahl der Lager reduziert sich nicht, sondern wird auf der Kurbelseite kombiniert. Zusammen mit dem größeren Durchmesser ragen sie nun in das Pedal hinein und lassen so die Standfläche um stattliche 1,5 cm nach außen wandern. Das erhöht erstens den Q-Faktor und zweitens das Risiko des Bodenkontakts in Kurven bzw. engen Passagen. Die ein oder zwei gesparten Millimeter Bauhöhe im Vergleich zu anderen flachen Pedalen sind da eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Beim blinden Aufsetzen des Fußes nach einem Kontaktverlust landet man mit der Innenkante der Sohle auch recht häufig zuerst auf dem Lager und muss neu positionieren. Das ist jedoch Gewöhnungssache und man stellt sich nach einiger Zeit darauf ein. Und noch ein kleiner Hinweis am Rande: Bei Benutzung von Carbonkurbeln mit Schutzkappen muss unbedingt ein Spacer verwendet werden, denn andernfalls verklemmen sich die großen Innenflächen der Lager – die recht nah an das Gewinde heranreichen – mit der Schutzkappe.

Im Vergleich mit einem Pedal mit gleichgroßer Standfläche ist diese beim Noax deutlich nach außen verschoben, um den großen Lagern Platz zu schaffen. Das erhöht natürlich auch spürbar den Q-Faktor.
Im Vergleich mit einem Pedal mit gleichgroßer Standfläche ist diese beim Noax deutlich nach außen verschoben, um den großen Lagern Platz zu schaffen. Das erhöht natürlich auch spürbar den Q-Faktor.
Die Bauhöhe ist nur minimal geringer, die fehlende Achse bietet aber den Vorteil ...
Die Bauhöhe ist nur minimal geringer, die fehlende Achse bietet aber den Vorteil …
… den konkaven Bereich in der Pedalmitte ausgeprägter zu gestalten und mit Pins zu bestücken, was den Komfort erhöht. Die Pins an sich machen einen sehr stabilen Eindruck und bieten zwar keinen überragenden, aber dennoch guten Grip.
… den konkaven Bereich in der Pedalmitte ausgeprägter zu gestalten und mit Pins zu bestücken, was den Komfort erhöht. Die Pins an sich machen einen sehr stabilen Eindruck und bieten zwar keinen überragenden, aber dennoch guten Grip.

Worin liegt also der Hauptvorteil des Systems? Vielleicht in der Langzeit-Haltbarkeit der mit nachgewogenen 437 g nicht gerade sonderlich Leichtbau-orientierten Noax-Pedale? Die riesigen Lager wirken trotz der Stummelachse immerhin so, als ob sie sich noch geschmeidig drehen, wenn andere bereits den dritten Service machen und der massiven Plattform dürfte so schnell kein Steinkontakt etwas anhaben. Interessant ist sicherlich auch, wie Achse und Lager auf einen heftigen Aufsetzer reagieren würden. Wir werden es in nächster Zeit für euch herausfinden. Wartungstechnisch lässt sich die nach außen abgedichtete Lager-/Achseinheit jedenfalls bei Bedarf einfach rausschrauben und nachfetten.

Die Achs-/Lagereinheit ist sehr wartungsfreundlich.
Die Achs-/Lagereinheit ist sehr wartungsfreundlich.

N8tive bringt mit dem Noax ein ungewöhnliches Pedal, das durch seine hochwertige Verarbeitung und die angenehme, solide Standfläche überzeugen kann. Der eigentliche Clou der Sache – die kurze Achse samt ihren großen Lagern – bringt jedoch erst einmal genauso viele Einbußen wie Zugewinne mit sich. Eine eventuell gesteigerte Haltbarkeit dadurch wird sich leider erst nach entsprechender Fahrleistung bewerten lassen. Wen also der erhöhte Q-Faktor und die größere Baubreite nicht stört, dürfte an dem Pedal viel Freude haben.

Text & Bilder: Christoph Bayer


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