Die Formula Selva S präsentiert sich in einer neuen Version und bleibt als Underdog spannend. Mit 35 mm Standrohren und einem Federwegsbereich von 120 bis 170 mm setzt die Gabel auf bewährte Technologien der Marke. Die auffällige lila Farbgebung zieht sofort Blicke auf sich. Kann sich die 160-mm-Trail-Version gegen die Konkurrenz durchsetzen?

Formula Selva S | 35 mm | 120 bis 170 mm | Compression, Rebound, Compression Tuning | Fendermount: nein | 160 PM | 1.440 € | 2.093 g | Hersteller Website

Die Formula Selva S ist ein Paradebeispiel für italienische Handwerkskunst: stylisch, markant und vollgepackt mit technischen Details. Der italienische Hersteller setzt auf typisches Design und bietet die Gabel in einem auffälligen Lila sowie in klassischem Schwarz an. Preislich liegt sie bei 1.440 €. Es gibt zwei Versionen: die Standard-Variante (120–160 mm) und die Extended-Variante (160–170 mm), beide mit 35 mm Tauchrohren. Wir haben die Standard-Version mit 160 mm Federweg getestet, die 2.093 g auf die Waage bringt.

Der Federweg der Selva S ist intern verstellbar – es sind keine zusätzlichen Teile nötig. Um den Hub anzupassen, muss der Airshaft ausgebaut und die Länge mittels Spacern eingestellt werden. Leider gibt es keinen integrierten Fender-Mount, sodass Mudguards mit Kabelbindern befestigt werden müssen. Ein weiterer Schwachpunkt ist die 160-mm-Bremsenaufnahme. So kleine Bremsscheiben sind inzwischen veraltet und das Casting der Formula Selva S erlaubt lediglich den Einsatz von Bremsscheiben bis maximal 200 mm an der Front, da mit Spacern nur 40 mm zusätzlich erreicht werden können.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Federgabel – 8 Modelle im Test

Durch Tausch der CTS-Einheit lässt sich die Compression der Formula Selva S individuell anpassen.
Die 160-mm-Bremsaufnahme ist nicht mehr zeitgemäß und limitiert euch auf maximal 200 mm Scheibengröße.

Neben der Selva S bietet Formula auch andere Modelle an: die Selva C, ausgestattet mit einer Stahlfeder, und die Selva R, die auf zwei separate Luftkammern setzt. Alle Modelle teilen die gleiche Dämpfungstechnologie, die mit der CTS-Technologie von Formula ausgestattet ist.

Das Formular-CTS (Compression Tuning System) ist eine innovative Lösung zur Anpassung der Druckstufe der Selva S-Gabel. Es ermöglicht eine einfache Anpassung der Compression durch kleine, wechselbare Einsätze an der Oberseite der Dämpfungseinheit. Diese Einsätze beeinflussen den Ölfluss und damit die Dämpfungscharakteristik der Gabel. Der Wechsel ist unkompliziert und erfordert nur ein kleines Werkzeug, das im Lieferumfang enthalten ist. Zwei CTS-Einsätze sind standardmäßig dabei und insgesamt gibt es acht verschiedene Varianten, die für 60 € nachträglich erworben werden können – ideal für Tüftler und alle, die gerne an ihrem Setup feilen. Wir sind die Formula Selva S meistens mit dem goldenen CTS-Einsatz, der als „goldene Mitte“ gilt, gefahren.

Formula stellt auf der Website zahlreiche Videos zur Verfügung, die die Umbauten und Service-Abläufe detailliert erklären – nice. Der Rebound kann mit 21 Klicks eingestellt werden, die Compression mit 12 Klicks. Allerdings gibt es kleine Schwächen beim Setup: Der Compression-Regler ist recht klein und mit Handschuhen schwer zu bedienen. Außerdem sind die Beschriftungen für Compression und Rebound etwas verwirrend, da sie nur mit Plus- und Minuszeichen versehen sind. Die Formula Selva S bietet einen einstellbaren Lockout, zwar ein durchaus nettes Feature, das jedoch bei einer Gabel mit diesem Federweg nicht wirklich nötig ist.

Die Formula Selva S-Federgabel auf dem Trail

Die Formula Selva S beeindruckt auf dem Trail sofort dadurch, dass sie konstant sehr hoch im Federweg steht. Die Federgabel sorgt an der Front eures Bikes für viel Sicherheit und Kontrolle, sodass ihr euch voll auf den Trail konzentrieren könnt, ohne das Gefühl zu haben, zu tief im Federweg zu hängen. Besonders in steilen Passagen bleibt die Front dadurch stabil und hoch, was zusätzliche Sicherheit bringt. Allerdings verändert dies auch eure Position auf dem Bike, was ihr beim Setup berücksichtigen solltet – beispielsweise durch Anpassungen mit Vorbau-Spacern.

Um das volle Potenzial der Selva S auszuschöpfen, ist ordentlich Druck auf der Front notwendig. Das straffe Gefühl erfordert einen aktiven Fahrstil. Wer die Kraft und die Skills hat, das Bike aktiv zu bewegen, wird mit einer dynamischen Performance belohnt. Dadurch könnt ihr das Bike gezielt über Wurzeln, Felsen oder Drops steuern und dabei präzise auf der gewünschten Linie bleiben. Besonders bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen oder größeren Stufen überzeugt der starke Gegenhalt – die Selva S bleibt stabil und vermittelt viel Sicherheit. Auch bei schnellen, flowigen Passagen mit tiefen Kompressionen bietet die Selva S starken Support, der euch erlaubt, aggressiv zu pushen, ohne dass die Gabel zu tief einsackt. Dies ist insbesondere bei aggressiver Fahrweise ein Vorteil.

In puncto Feinfühligkeit kann die Formula Selva S jedoch nicht ganz mit der RockShox Lyrik Ultimate oder der FOX 36 GRIP X mithalten. Denn im Vergleich zu den butterweichen Spitzenreitern ist die Selva S etwas fordernder zu fahren und verlangt nach einem entschlossenen Fahrstil. Wer jedoch aktiv mit dem Bike arbeitet und gezielt Druck auf das Vorderrad bringt, um präzise durch enge Kurven zu manövrieren, wird die Reserven der Gabel zu schätzen wissen – besonders in ruppigem, anspruchsvollem Terrain. Bei groben Trails und schnellen Abfahrten stößt der Fahrer eher an seine Grenzen als die Selva S – die Gabel hat immer noch genügend Reserven, um die Spur zu halten und für Ruhe im Cockpit zu sorgen. Auch wenn sie nicht die gleiche „Schluckfreudigkeit” wie ihre Konkurrenten zeigt, vermittelt die Selva S ein hohes Maß an Kontrolle.

Fazit zur Formula Selva S-Federgabel

Die Formula Selva S bringt nicht nur italienischen Flair und zieht Blicke auf sich, sondern liefert auch auf dem Trail ab. Sie spricht erfahrene Rider an, die Feintuning und individuelle Anpassungen schätzen. Somit ist die Selva S eine Gabel für Fahrer, die gerne aktiv mit ihrem Bike arbeiten, anstatt sich nur chauffieren zu lassen. Dabei bietet sie die nötige Stabilität für schnelle und raue Trails, bleibt stets berechenbar und fordert einen engagierten Fahrer, der das Beste aus ihr herausholen möchte.

Tops

  • starker Allrounder
  • sehr viel Sicherheit in rauem Terrain
  • Feintuning an Dämpfung möglich

Flops

  • nicht sehr sensibel im Ansprechverhalten
  • PM 160 schränkt Bremsscheibengröße ein
  • Lockout überflüssig

Mehr Infos findet ihr auf der Website von Formula.


Alle Federgabeln im Test:
DVO Onyx D1 38 SL | EXT ERA V2.1 | Formula Selva S | FOX 38 GRIP X2 | FOX 36 GRIP X | Öhlins RXF38 | RockShox ZEB Ultimate | RockShox Lyrik Ultimate |


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker