Abfahrt ohne Kompromisse! Die FSA Gradient-Serie verspricht robuste Performance trotz geringen Gewichts – perfekt für steile Trails und harte Enduro-Einsätze. Lenker, Vorbau, Kurbel und Laufräder: Wir haben die Parts in den Dolomiten und im Labor getestet, um herauszufinden, wie viel „Gradient“ wirklich drinsteckt!

FSA Gradient-Serie | Preis: 189 € Lenker; 229 € Vorbau; 280 € Kurbelgarnitur; 629 € Laufräder | Gewicht: 244 g Lenker, 140 g Vorbau, 2.247 g Laufräder, 710 g Kurbelgarnitur | Hersteller-Website

Seit 2013 speziell für Enduro- und Trail-Enthusiasten entwickelt, soll die Gradient-Serie von FSA Robustheit mit geringem Gewicht vereinen. Doch wie robust sind die Parts wirklich, wenn die Steine fliegen und die Wurzeln rütteln? Auf unseren Hometrails und in den anspruchsvollen Dolomiten-Downhills haben wir es herausgefunden.

Die FSA Gradient-Komponenten im Detail

FSA Gradient i30 Aluminium-Laufräder

Die FSA Gradient i30 Aluminium-Laufräder wurden sowohl in einer 29”- als auch in einer 27,5”-Version entwickelt und gehen für 629 € über die Ladentheke. Wir haben die i30-Laufräder in 29” getestet, die inkl. Felgenband und SRAM-XD-Freilaufkörper 2.247 g auf die Waage bringen. Ein stolzes Gewicht, auch wenn der Preis für einen robusten Alu-Laufradsatz akzeptabel ist. Die von Hand eingespeichten Laufräder setzen dabei auf eine asymmetrische Bauform. Bedeutet, dass die Speichen nicht mittig im Felgenbett sitzen, sondern leicht versetzt. Das soll die Stabilität erhöhen und erleichtert außerdem die Ersatzteilbeschaffung, da auf beiden Seiten die gleiche Speichenlänge verwendet wird.

FSA verbaut an Vorder- und Hinterrad eine unterschiedliche Anzahl von Speichen: 28 am Vorderrad und 32 am Hinterrad. Dadurch kann die gleiche Felge verwendet werden mit unterschiedlich vielen Bohrungen, während die Steifigkeit hauptsächlich über die Speichenart, die Speichenzahl und deren Spannung geregelt wird. Mit nur 28 Speichen wird das Vorderrad etwas nachgiebiger, was für ein Plus an Komfort sorgt. Auch die Entscheidung für die klassische J-Bend-Speiche – anstelle von Straight Pull-Speichen – spielt hier eine Rolle. Ihren Namen verdanken die J-Bend-Speichen dem um 90° gebogenen Speichenkopf. Sie sind auf eine größere Zug- und Druckbelastung ausgelegt.

Das Zentrum der Speichen bildet vorne und hinten eine Aluminium-FSA-Nabe mit der sogenannten P.R.A.-Technologie. Sie soll seitliches Spiel der Kugellager verhindern und die Lebensdauer der Naben erhöhen. Die Vorderradnabe ist für eine 20-mm-Steckachse ausgelegt, wie sie typischerweise bei Downhill-Bikes verwendet wird. FSA bietet jedoch einen optionalen Adapter an, mit dem sich die Nabe auch mit einer 15-mm-Steckachse nutzen lässt – wie bei unserem Testbike. Aktuell ist dieser Adapter jedoch nicht verfügbar.

Hinten hat man die Wahl zwischen den klassischen Einbaustandards: eine 148 mm (Boost) oder eine 157 mm (Superboost+) breiten Nabe, wie sie z. B. bei vielen Bikes von Pivot zum Einsatz kommt. Der Freilauf der Hinterradnabe arbeitet mit vier Sperrklinken, und je nach Bedarf kann man zwischen einem Shimano- oder SRAM-Freilaufkörper wählen. Alle Naben sind mit einer 6-Loch-Bremsscheibenaufnahme ausgestattet. Zum Lieferumfang gehören ein Paar Tubeless-Ventile, eine Speichenschutzscheibe und ein Felgenband – letzteres muss jedoch selbst aufgezogen werden. Die Felge selbst bietet, wie der Name i30 schon andeutet, eine Innenbreite von 30 mm.

Asymmetrisch – leichtere Ersatzteilbeschaffung und höhere Stabilität – Win-Win?
Die FSA Gradient-Nabe setzt auf J-Bend-Speichen und eine 6-Loch-Bremsscheibenaufnahme.

FSA Gradient Carbon 35 Riser 20-Lenker

Der FSA Gradient Carbon-Lenker wandert für 189 € über die Ladentheke. Dabei hat man die Wahl zwischen 20 und 30 mm Rise bei einem Durchmesser von 35 mm. Zusätzlich gibt es noch eine 31,8-mm-Version. Die ist zwar 10 € günstiger, allerdings auch nur mit 20 mm Rise erhältlich. Zusätzlich zum Carbon-Modell wird das Lenker-Line-up durch die Aluminium-Version ergänzt. Hier steigt man ab 89 € ein. Alle Lenker gibt es mit einer Breite von 800 mm, zusätzlich ist der Gradient Alu-Lenker mit 25 mm Rise in 760 mm verfügbar. Wem ein 800er-Lenker zu breit ist, kann dank dern 5-mm-Markierungen an beiden Enden seinen Lenker auf die gewünschte Länge kürzen. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass sich die Steifigkeit um etwa 10 % erhöht, wenn man den Lenker um 20 mm kürzt. Solltet ihr also z. B. einen 800er auf 760 mm kürzen, hat das einen elementaren Einfluss auf den Flex des Lenkers. Hier wären mehrere spezifisch konstruierte Breiten bei allen Lenkern – wie es etwa Race Face ermöglicht – die bessere Lösung.

Durch die angeraute Oberfläche knarzt und rutscht auch ohne Carbon-Paste nichts.
In 5-mm-Schritten kann man hier seinen Lenker nach Belieben absäbeln.

An unserem Testbike haben wir den Gradient Carbon-Lenker mit einem Rise von 20 mm getestet, der ein Gewicht von 244 g auf die Waage bringt. Der Lenker kommt mit 8° Backsweep (die Enden zeigen leicht horizontal zum Fahrer) und 5° Upsweep (die Enden zeigen leicht vertikal nach oben). Beide Winkel unterstützen eine ergonomische Griffposition, können jedoch je nach Fahrstil und Vorlieben variieren. Um sicher und ohne Knarzen im Vorbau zu halten, ist an der 35 mm dicken Klemmstelle die Oberfläche schon angeraut und zusätzlich mit Markierungen zur Einstellung versehen. Optisch fällt er außerdem durch eine rohe Carbon-Oberfläche mit markantem Branding auf.

FSA Gradient TEAM LTD OS35-Vorbau

Bling Bling – die Roli fürs Bike.

Ein Lenker will festgehalten werden – dafür ist bei unserem Testbike der FSA Gradient TEAM LTD OS35-Vorbau zuständig. Der macht in seiner Oilslick-Färbung einiges her, wenn man damit an der Eisdiele vorfährt. Der Spaß hat allerdings auch seinen Preis: Der Gradient-Vorbau ist in drei Längen erhältlich – 35, 40 und 50 mm – und wechselt für stolze 229 € den Besitzer. Das ist unserer Meinung nach viel zu teuer, wenn man bedenkt, dass man gute Vorbauten der Konkurrenz schon für 70–80 € bekommt, die den gleichen Dienst leisten. Klar, ohne die auffällige Oilslick-Lackierung, aber da muss der Geschmack entscheiden. Zum Glück hat auch FSA selbst hier Alternativen in Schwarz, welche ab 89 € anfangen.

Gefertigt aus CNC-gefrästem Aluminium wirkt der Vorbau robust. Auch die Oilslick-Färbung macht einen guten ersten Eindruck. Die 35-mm-Klemmung sorgt für eine sichere Verbindung mit dem Lenker, während die 0°-Neigung bedeutet, dass er rechtwinklig zum Steuerrohr verläuft und eine neutrale Lenkerposition bietet.

FSA Gradient Modular-Kurbelgarnitur

Die FSA Gradient-Kurbelgarnitur hat eine modulare Bauweise, die es laut FSA ermöglicht, einzelne Komponenten wie das Kettenblatt selbst auszutauschen. Spoiler: Ganz so easy ist es leider nicht. Die Kurbel ist in drei Längen erhältlich: 165, 170 und 175 mm. Während die Varianten mit 170 und 175 mm mit einem 32-Zahn-Kettenblatt ausgestattet sind, kommt die 165-mm-Version mit einem 36er-Kettenblatt. Durch die sogenannte Megatooth-Technologie von FSA ist das Zahnprofil abwechselnd dick und dünn, was dafür sorgen soll, dass die Kette auch ohne Kettenführung sicher sitzt. Im Vergleich zu einem Narrow-Wide-Kettenblatt sollen die Zähne bei Megatooth zusätzlich etwas länger sein, um noch mehr Halt zu bieten.

Die aus 7050er-Aluminium geschmiedeten Kurbeln bringen zusammen mit Kettenblatt und Achse ein Gewicht von 710 g auf die Waage. Dabei ist die 30 mm dicke Achse für eine Gehäusebreite von 83 mm ausgelegt, wie sie häufig im Downhill- und Enduro-Bereich verwendet wird. Da viele Trail-Bikes eine 73-mm-Gehäusebreite haben, um Gewicht zu sparen, sollte man sich vorher erkundigen, was für eine Gehäusebreite man hat. Die Kurbelgarnitur ist kompatibel mit 11- und 12-fach-Antrieben von Shimano und SRAM. Optisch wirkt die Gradient-Kurbelgarnitur dezent, mit ihrem schlichten Schwarz samt FSA- und Gradient-Branding.

Die FSA Gradient-Komponenten auf dem Trail

Für unseren Test waren die Komponenten an einem Atherton AM.150 verbaut. Über die Saison hinweg haben wir das Bike nicht nur über unsere bekannten Hometrails gejagt, sondern auch einige Bikepark-Besuche – unter anderem in den Dolomiten – unternommen.
Nach zahllosen Trail-Kilometern standen einige Parts noch da wie am ersten Tag, während andere die Saison mit charmanten Kampfspuren beendet haben – Trails schreiben nun mal ihre eigenen Geschichten.

FSA Gradient i30 Aluminum-Systemlaufräder

Aufgezogen haben wir vorne einen Schwalbe Magic Mary und hinten einen Schwalbe Big Betty, beide mit Supertrail-Karkasse – natürlich tubeless. Auf dem Trail liefert der FSA Gradient i30-Systemlaufradsatz einen angenehmen Flex: Feine Vibrationen werden effektiv gedämpft, während Traktion und Präzision ausreichend erhalten bleiben. Selbst bei seitlichen Impulsen bleibt er meist stabil und gibt die Energie bei starken Kompressionen oder in harten Anliegern kontrolliert zurück – ohne das Bike aus der Spur zu bringen.

Allerdings hat das Hinterrad schon nach wenigen Runs eine Delle am Felgenflansch kassiert. Und das ohne verpatzte Landung und ohne gnarly Steinfeld. Im Vergleich zu vielen anderen Alu-Laufrädern in diesem Preissegment – mit denen wir weniger Dellen auf anspruchsvolleren Strecken gesammelt haben – sind die FSA Gradient i30-Systemlaufräder nicht so glimpflich davon gekommen.

Die Delle hat der Funktion der Felge kaum geschadet, und sie hat die folgenden Trail-Kilometer souverän überstanden. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack: Wenn Laufräder für den harten Enduro-Einsatz beworben werden, sollte eine Delle unter moderater Belastung nicht auftreten. Immerhin gab es keine losen Speichen oder noch mehr Dellen, nur ein paar optische Kratzer.

FSA Gradient Carbon 35 Riser 20-Lenker

Wir haben den Lenker in einer Breite von 800 mm getestet. Mit einem Upsweep von 5° und einem Backsweep von 8° sorgte der FSA Gradient-Lenker bei unserem Tester – mit langen Armen und schmalem Rücken – für eine angenehm natürliche Handgelenksposition. Natürlich hängt das individuell von der bevorzugten Lenkerbreite und dem Körperbau ab. Da jedoch rund 80 % der Enduro-Lenker ähnliche Up- und Backsweep-Werte aufweisen, sollte das Setup für die meisten Fahrer gut passen.

Bei längeren Geländefahrten zeigt sich der Lenker eher von der steiferen Seite. So setzt er Lenkimpulse, auch wenn man mal am Lecker reißt, präzise um. Bei längeren und anspruchsvollen Abfahrten mit vielen kleinen Schlägen spürt man jedoch, dass die Arme etwas schneller ermüden. Das liegt daran, dass der Lenker Vibrationen vom Untergrund ungedämpfter in den Körper weiterleitet.

Um unsere Praxiserfahrungen zu untermauern, haben wir den Lenker einem standardisierten Test im Labor unterzogen. In einer speziellen Vorrichtung wurde ein 20-kg-Gewicht bei einer Breite von 760 mm angebracht, um die Auslenkung des Materials unter Belastung zu messen. Diese Auslenkung gibt Hinweise darauf, wie flexibel oder steif ein Lenker ist und wie sich das auf den Komfort auswirken könnte. Bedeutet: je geringer die Auslenkung, desto höher die Steifigkeit. Allerdings handelt es sich hierbei um eine statische Prüfung, die nur bedingt mit der Realität vergleichbar ist. Auf dem Trail wirken Kräfte in variabler Stärke und teilweise deutlich intensiver. Dennoch liefert der Test eine Grundlage, um zu veranschaulichen, welche Lenker mehr oder weniger Flex zeigen.

Das Ergebnis: Bei einem Gewicht, das in 20 mm Entfernung von einem Lenkerende angebracht wurde – also genau dort, wo normalerweise die Hände greifen und die Kraft übertragen wird –, betrug die Auslenkung 4,34 mm. Wie in unserer Grafik deutlich zu sehen ist, liegt der FSA Gradient-Lenker damit auf dem zweiten Platz in Sachen Steifigkeit. Nur der Renthal OE-Lenker war noch steifer und bietet gleichzeitig den geringsten Komfort. Der Labortest bestätigt damit unseren Fahreindruck: Der FSA Gradient-Lenker bietet insgesamt etwas weniger Komfort als andere Modelle auf dem Markt. Auf der anderen Seite sorgt die ausgeprägte Steifigkeit für präzises Handling, auch in hektischen Fahrsituationen mit kurzfristig hohen Kräften.

FSA Gradient TEAM LTD OS35-Vorbau und die FSA Gradient-Kurbelgarnitur

Der Vorbau blieb während des gesamten Testzeitraums ebenso wie die Kurbelgarnitur an seinem angestammten Platz am Atherton-Bike. Beide Komponenten zeigten keine Auffälligkeiten und verrichteten ihren Dienst ohne Probleme. Selbst als der FSA Gradient-Vorbau unfreiwillig Bekanntschaft mit dem Werkstattboden machte, blieb der Lack in einwandfreiem Zustand – ein Zeichen für die hochwertige Verarbeitung. Dennoch bleibt der Preis von 229 € aus unserer Sicht zu hoch. Fahrer, die extravagantes Design schätzen, könnten hier jedoch den Traum von der „Rolex am Bike“ verwirklichen.

Die Kurbelgarnitur wurde mit einer SRAM SX-Kassette und einer FSA-Kette kombiniert. Während des Testzeitraums kamen die Kurbelarme ein paar Mal mit Steinen in Kontakt, was zu leichten Lackbeschädigungen führte – ein Umstand, der bei nahezu jeder Kurbel auftreten kann und keinen Kritikpunkt darstellt – außer vielleicht am Fahrstil ;) Problematischer war jedoch der deutliche Lackabrieb an den Seiten der Kurbelarme, der bereits nach wenigen Monaten durch den Kontakt mit unseren Schuhen entstand. Das ist ein generelles Problem bei Kurbeln, sollte unserer Meinung nach aber nicht schon nach ein paar Monaten auftreten. Funktional gab es hingegen keinerlei Beanstandungen. Auch die Kette ist während des gesamten Testzeitraums zuverlässig auf dem Kettenblatt geblieben.

Ein Kritikpunkt ist der Kettenblattwechsel: Die Kurbelgarnitur selbst lässt sich zwar einfach mit einem 10er-Inbus zerlegen, jedoch ist das Kettenblatt mit dem sogenannten Modular Crank System Lockring befestigt. Diesen kann man ohne Spezialwerkzeug nicht öffnen, was einen einfachen Kettenblatt-Tausch, wie es z. B. mit einem Spider-System möglich ist, effektiv verhindert – schade!

Fazit zur FSA Gradient-Serie

Die Parts der FSA Gradient-Serie bieten ein solides Preis-Leistungs-Verhältnis. Allerdings erfüllen die Laufräder in puncto Robustheit nicht ganz die von FSA geweckten Erwartungen. Der Lenker zeigt sich in der Praxis von der steiferen Seite, was den Komfort einschränkt, dafür präzise und direkte Lenkimpulse ermöglicht. Bei der Kurbelgarnitur sollte man beachten, dass der Kettenblattwechsel nur mit speziellem Werkzeug möglich ist und der Lack an den Kurbelarmen recht schnell abnutzt. Funktional gab es jedoch bei allen getesteten Komponenten keine echten Einschränkungen.

Tops

  • teils gutes Preis-/Leistungsverhältnis
  • teils hohe Verarbeitungsqualität

Flops

  • hoher Preis des Vorbaus
  • Laufräder sind recht schwer und Dellen-anfällig
  • Spezialwerkzeug erforderlich für den Kettenblattwechsel

Mehr infos findet ihr unter FSA.com


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Text: Robin Ulbrich Fotos: Peter Walker