Das GIANT Glory Downhill-Bike war lange Zeit als Prototyp auf den Rennstrecken dieser Welt zu sehen. Jetzt hat sich zur Serienreife entwickelt. Die neueste Generation des GIANT Glory baut auf den Erfahrungen der Vorgänger auf, ergänzt um einige smarte Features. Wir haben es gegen 5 andere DH-Bikes getestet.

GIANT Glory Advanced | 203/200 mm (v/h)
17 kg in Größe L/XL | 29″/27,5″ | 7.999 € | Hersteller-Website

Altbewährtes trifft auf Modernes: Das neueste Modell des GIANT Glory betritt fast 20 Jahre nach seiner ersten Einführung nun endlich den Markt. GIANT setzt dabei weiterhin auf den bewährten Maestro-Hinterbau. Er zeichnet sich durch seine Twin-Link-Konstruktion aus, bei der der feste Hinterbau über zwei Wippen mit dem Hauptrahmen verbunden ist. Neu ist jetzt in erster Linie, dass das Glory in puncto Geometrie vielseitig anpassbar ist. Standardmäßig wird es als Mullet-Bike ausgeliefert, lässt sich jedoch auf ein 29er-Setup umrüsten. Mit einem Gewicht von 17 kg gehört es für ein Carbon-Bike allerdings zu den schwereren DH-Boliden. Das Glory bietet 200 mm Federweg am Heck und eine 203 mm Federgabel. Preislich liegt das Modell mit 7.999 € im Mittelfeld des Testfelds. Es kann zwar online bestellt werden, die Abholung erfolgt jedoch ausschließlich beim Händler.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Downhill-Bike 2024 – Sechs spannende DH-Bikes im Vergleichstest

Ausstattung und Detaillösungen des GIANT Glory Advanced 2024

Das neue Glory von GIANT besticht durch einen eleganten Rahmen, der sich durch organische Formen auszeichnet – ein typisches Merkmal für GIANT-Bikes. Die schwarz-weiße Lackierung verleiht dem Bike eine schicke Optik, doch leider lässt die Ausstattungsqualität in einigen Bereichen zu wünschen übrig: Nach ein paar Runs brach beim Bolt-Check direkt ein Schraubenkopf ab – nervig. Ebenfalls störend: Alle Züge verlaufen links hinter dem Steuersatz in den Rahmen und sind dort lose geführt, was zu einem Klappern führt. Am Hinterbau kommt die Bremsleitung dann wieder zum Vorschein. Ein nützliches Feature: Unten am Oberrohr ist ein Toolmount angebracht, sodass ihr auch an langen Bikepark-Tagen ein paar Trail-Essentials mitnehmen könnt. Der große Unterrohrschutz aus Gummi erstreckt sich vom Tretlager fast über das gesamte Unterrohr und schützt den Rahmen effektiv.

Die Steuersatzschale ist nur eine von drei Stellen, an der ihr die Geometrie ändern könnt – und das ganz ohne zusätzliche Parts.
Die Züge laufen am GIANT beide seitlich links in den Rahmen. Leider sind sie aber im Rahmen nicht geführt und klappern nervig.
Bei den Bremsscheiben setzt GIANT auf die günstigen Shimano-Modelle. Diese bieten allerdings weniger Bremsleistung und überhitzen schnell.

Bei der Bremsanlage setzt GIANT auf die bewährte Shimano SAINT mit einer 220-mm-Scheiben vorne und 200 mm hinten. Allerdings ist die Bremse mit den günstigen, gestanzten Shimano-Bremsscheiben kombiniert, was die Bremspower der SAINT – im Vergleich zu den anderen Modellen im Test – deutlich reduziert und zu schneller Überhitzung führt. Die SRAM GX Eagle DH-Schaltgruppe bietet, wie die meisten Bikes im Testfeld, sieben Gänge – nur das Pivot und das RAAW setzen auf einen 1×10-Antrieb. Für einen zuverlässigen Schutz gegen Kettenschlagen und Lackplatzer sorgt ein großzügiger Kettenstrebenschutz, bei dem eine Kettenführung und ein Bashguard kombiniert sind. Bei der Federung setzt GIANT auf die FOX 40 Factory-Federgabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche sowie den FOX DHX2-Stahlfederdämpfer. Da ihr das Bike sowieso beim Händler kaufen müsst, könnt ihr euch direkt die Feder mit passender Härte einbauen lassen.

Nach langer Zeit als Prototyp ist das GIANT Glory nun enthüllt.
Der ausgiebige Kettenstrebenschutz am Heck verrichtet seinen Job gut.

Die GIANT AM Carbon-Laufräder sind mit MAXXIS ASSEGAI und Minion DHR II-Reifen in MaxxGrip-Gummimischung mit DH-Karkasse ausgestattet – eine Kombination, die maximalen Grip bietet. Für mehr Haltbarkeit könnte jedoch beim nächsten Reifenwechsel ein Hinterreifen mit MaxxTerra- oder DualCompound-Gummimischung in Betracht gezogen werden​​​.

GIANT Glory Advanced

Specifications

Fork FOX 40 Factory GRIP2 203 mm
Rear Shock FOX DHX2 200 mm
Brakes Shimano SAINT 220/200 mm
Drivetrain SRAM GX DH 1x7
Stem TRUVATIV DESCENDANT 50 mm
Handlebar GIANT Contact SL Alloy 800 mm
Wheelset GIANT AM Carbon 29"/27,5"
Tires MAXXIS ASSEGAI, MaxxGrip, DH Casing/MAXXIS Minion DHR II, MaxxGrip, DH Casing 2,5/2,5

Technical Data

Size S/M M/L L/XL
Weight 17 kg

Specific Features

Kettenstrebenlänge
Tretlagerhöhe
Reach
Laufradkonfiguration

Tuning-Tipp: hochwertigere Bremsscheiben wie GALFER Fixed Disc Wave

Helm Troy Lee Designs D4 | Brille Oakley Airbrake | Shirt Flow Style Flex Jersey | Hose Flow Style Flex Trousers | Schuhe Adidas Five Ten Hellcat | Handschuhe Leatt Glove 1.0

Die Geometrie des GIANT Glory Advanced 2024

Das neue GIANT Glory wird in nur drei Größen angeboten: S/M, M/L und L/XL. Diese Größen liegen relativ nah beieinander, was bedeutet, dass es keine extrem langen oder superkurzen Rahmen gibt. Alle Größen kommen standardmäßig mit Mullet-Laufrädern, also einer Kombination aus 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten. Falls gewünscht, lässt sich das Bike jedoch über Flip-Chips so anpassen, dass es auch vollständig mit 29-Zoll-Laufrädern gefahren werden kann.

Der Rahmen bietet eine Vielzahl an Geometrieanpassungen, ganz so, wie es sich für ein modernes Downhill-Bike gehört. Besonders am GIANT ist jedoch, dass ihr dafür keine neuen Teile kaufen müsst – nice! Der erste Flip-Chip sitzt in der oberen Wippe und kann in drei Stufen eingestellt werden. Das ändert primär die Tretlagerabsenkung zwischen 13 mm und 3 mm sowie den Lenkwinkel von 61,7° bis 62,3°. Die Kettenstrebenlänge lässt sich ebenfalls variieren: 447 mm im kurzen und 457 mm im langen Setting, egal, welche Laufradkonfiguration verbaut ist. Auch könnt ihr den Reach über einen Flip-Chip in der Steuersatzschale in drei Positionen um jeweils plus oder minus 5 mm anpassen. Während unseres Tests sind wir das Bike im mittleren Flip-Chip-Setting gefahren, mit einem mittleren Reach und den kürzeren Kettenstreben.

Größe S/M M/L L/XL
Oberrohr 570,5 mm 590,5 mm 610,6 mm
Sattelrohr 430 mm 450 mm 450 mm
Steuerrohr 110 mm 110 mm 110 mm
Lenkwinkel 61,9° 62° 62°
Sitzwinkel 78,7° 78,8° 78,8°
Kettenstrebe 446,5 mm 446,5 mm 446,5 mm
Tretlagerabsenkung 8,1 mm 8,3 mm 8,4 mm
Radstand 1.271,9 mm 1.291,8 mm 1.311,9 mm
Reach 444,7 mm 464,9 mm 485,1 mm
Stack 631,9 mm 632,2 mm 632,4 mm

Das GIANT Glory Advanced 2024 auf dem Trail

Das GIANT Glory zeigt sich als echter Kurvenräuber, der bereits auf den ersten Metern durch seine Wendigkeit und Verspieltheit begeistert. Sobald man in den Trail droppt, spürt man sofort, wie einen das Bike in den ersten Anliegern förmlich rausschießt. Besonders in engen Kurven glänzt das Glory und bietet eine unglaubliche Wendigkeit, muss dafür aber auch dynamisch gefahren werden.

Der Rahmen bietet zahlreiche Verstellmöglichkeiten, die ohne zusätzliche Teile umgesetzt wurden – perfekt für Fahrer, die gerne an ihrer Geometrie feilen.

Der aktive Hinterbau des Glory sorgt dafür, dass das Bike über Bremswellen hinweg geschmeidig bleibt und auch beim Anbremsen über Bremswellen folgt das Hinterrad dem Untergrund perfekt und vermittelt euch somit viel Kontrolle und Sicherheit. Gleichzeitig bietet das Fahrwerk des Glory viel Midstroke-Support, was bedeutet, dass es ordentlichen Gegenhalt hat und somit besonders in Wellen und durch schnelle Anlieger viel Geschwindigkeit aufnehmen kann, wenn man ordentlich pusht. Der Pop des Bikes ist ebenfalls hervorragend, was das Glory ideal für verspielte Fahrer macht, die gerne über Wellen pushen, an Kanten abziehen oder durch Anlieger fetzen.

Allerdings gibt es auch Schwächen: Das Fahrwerk bietet zu wenig Endprogression, wodurch es in starken Kompressionen oder bei Flat Drops schnell mal durchrauscht – eure Sprunggelenke werden das dann nicht gerade feiern. Insgesamt fährt sich das Glory noch etwas dynamischer als das Santa Cruz V10, es ist perfekt für Fahrer, die gerne aktiv mit ihrem Bike arbeiten. Das geht dann allerdings auf Kosten der Laufruhe. So vermittelt das GIANT in High-Speed-Passagen nicht die gleiche Sicherheit wie das RAAW Yalla! oder das Pivot Phoenix. Dennoch lässt es sich gut steuern, und es ist keine lange Eingewöhnungszeit nötig, um mit dem Bike eine vertraute Einheit zu bilden.

Das Glory ist das agilste Bike im Test und begeistert durch seine Wendigkeit und das spielerische Fahrverhalten.

Obwohl das Glory in High-Speed-Passagen etwas an Laufruhe einbüßt, macht es dies durch seine Agilität mehr als wett.
Das Fahrwerk bietet viel Midstroke und guten Pop, was das Bike ideal für verspielte Fahrer macht, die gerne aktiv durch Wellen pushen und an Kanten abziehen.

Für wen ist das GIANT Glory Advanced 2024?

Das GIANT Glory ist die perfekte Wahl für alle, die ein super agiles Bike suchen, das nicht nur auf brutalen Downhill-Tracks, sondern auch in Bikeparks mit flowigeren Trails Laune macht. Dank seiner Wendigkeit und dem aktiven Hinterbau kann man auf diesen Strecken ordentlich Gas geben. Das Glory eignet sich aber auch für Racer, die gerne aktiv fahren und dadurch ihren „Free Speed“ durch Pushen und Pumpen abholen wollen.

FAHREIGENSCHAFTEN

UPHILL

  1. schwerfällig
  2. effizient

AGILITÄT

  1. träge
  2. verspielt

LAUFRUHE

  1. nervös
  2. laufruhig

HANDLING

  1. fordernd
  2. gutmütig

FAHRWERK

  1. unsensibel
  2. feinfühlig

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

PREIS-LEISTUNG

  1. schlecht
  2. sehr gut

EINSATZBEREICH

Downhill

Das Fazit zum GIANT Glory Advanced

Das GIANT Glory, das über einen langen Zeitraum entwickelt wurde, präsentiert sich nun als rundes Gesamtpaket. Der schicke Rahmen besticht durch die zahlreichen, aber dennoch simplen Verstellmöglichkeiten. Auf dem Trail zeigt das Glory nicht die höchste Laufruhe, was besonders bei High-Speed-Passagen spürbar wird, und harte Landungen schlagen bis auf die Sprunggelenke durch. Doch das macht das Bike durch seine Agilität wett, denn das GIANT Glory ist das agilste Bike im Test und ein echter Corner Champion.

Tops

  • super agiles Fahrverhalten
  • Fahrwerk mit viel Gegenhalt und Pop
  • einfache Verstellmöglichkeiten

Flops

  • harte Landungen schmerzen
  • geringe Größenspanne

Mehr Infos findet ihr auf der Website von GIANT.


Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Downhill-Bike 2024 – Sechs spannende DH-Bikes im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: GIANT Glory Advanced | Pivot Phoenix V5 (Zum Test) | RAAW Yalla! (Zum Test) | ROSE Scrub DC 3 (Zum Test) | Santa Cruz V10 DH X01 (Zum Test) | YT TUES MK4 CORE4 (Zum Test)


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“