Springst du dieses Jahr ins kalte Wasser und fährst dein erstes Enduro-Rennen? Vielleicht bist du nicht fit genug, um zu fahren wie ein Pro, aber auf jeden Fall kannst du fahren wie ein Bro. Ladies and Gentleman, dieser Guide führt euch zu maximalem Rennspaß!

Der ultimative Guide für dein erstes Enduro-Rennen

Beim bunten Zirkus der Enduro World Series steht viel auf dem Spiel und der Druck ist hoch. Doch am anderen Ende der Enduro-Racing-Skala ist das Angebot der Grass-Roots-Szene größer und macht mehr Spaß denn je. Jede Menge tolle Rennen bieten Gelegenheiten für ein perfektes Sommerwochenende mit deiner Bike-Gang. Du lernst die besten Trails einer Region kennen, findest heraus, ob du schneller bist als die anderen, lachst viel und lernst coole neue Leute kennen. Vielleicht erwartest du von einem Artikel dieser Art eine Menge Zeug über Taktik, richtige Ernährung und die Jagd nach versteckten Millisekunden. Aber das überlassen wir einfach den Möchtegern-Profis. Hier kommt für dich der alternative Ratgeber: Enduro für alle, die nicht so tun wollen, als seien sie Profi-Racer. Hier geht’s drum, wie du Spaß hast, neue Leute triffst und den Bro-Faktor hochhältst – egal ob du ein Mann oder eine Frau bist, ein Bro kann jeder sein!

Springst du dieses Jahr ins kalte Wasser und fährst dein erstes Enduro-Rennen?

Du hast dich für das erste Enduro-Rennen registriert … was nun?

Der Gruppenzwang hat also gesiegt, du hast dich endlich zu deinem ersten Enduro-Rennen angemeldet. Nun bist du vermutlich etwas nervös und voller ängstlicher Fragen wie: „Bin ich fit genug?“, „Schaffe ich die ganze Strecke?“, „Wird irgendwer mit mir reden?“, „WAS MACH ICH DA EIGENTLICH?“ Nur keine Panik. Vom ersten Moment an wirst du merken, dass die Enduro-Szene super entspannt und freundlich ist und dass dort alle Niveaus vertreten sind: Manche kämpfen um die Plätze auf dem Podium, andere genießen einfach nur das Gefühl, zwischen den Absperrbändern unterwegs zu sein – wenn’s geht, ohne zu stürzen. Für die Wahl deines ersten Rennens empfiehlt sich ein Event in der Nähe deiner Hometrails oder in einer Region, die du kennst. So weißt du ungefähr, was dich erwartet.

Bro-Tipp: Fang nicht gleich mit einem EWS-Rennen an, sondern such dir als erstes Rennen eins der neuen Festival-Events aus, bei denen Racing mit weiteren magischen Zutaten wie Bier, Essen und Musik kombiniert wird. Falls sich die Trails als zu anspruchsvoll erweisen, kannst du dich immerhin abends noch mit deinen Freunden betrinken.

Gruppenzwang ist alles

Und wo wir schon dabei sind: Racing macht definitiv mehr Spaß, wenn man Freunde dabeihat. Die motivieren dich nicht nur auf den Anstiegen, sondern sind auch da, um dich gnadenlos zu dissen, wenn du ins Gebüsch fährst. Wenn du also das Beste aus deinem ersten Enduro-Rennen herausholen willst, dann trommel die Gang zusammen und freu dich auf eine schöne Zeit!

Bro-Tipp: Wenn es dir nicht gelingt, deine Freunde zu überreden, kein Problem. Besorg dir einfach ihre Kreditkartendaten und melde sie trotzdem an. Manchmal bittet es sich leichter um Vergebung als um Erlaubnis.

Was für ein Bike brauche ich?

Du liest das ENDURO Magazin? Sehr gut, dann hast du ja schon einen guten Überblick über die neuesten Bikes auf dem Markt, und höchstwahrscheinlich steht auch ein Race-ready-Bike in deiner Garage. Okay, vielleicht kein #superbike voller ENVE-Komponenten, macht aber nichts. Für Einstiegs-Events brauchst du nur das Bike, das du auch sonst fährst, wenn du mit den Kumpels unterwegs bist – egal, ob es sich dabei um ein 140-mm-Trailbike, ein Hard(core)tail oder ein topaktuelles Enduro-Monster handelt (bloß kein DH-Bike, das wäre Wahnsinn). Mittlerweile gibt es auch Kategorien für E-MTBs, falls du lieber mit etwas Unterstützung unterwegs bist. Je mehr Erfahrung du sammelst, desto besser weißt du, was für dich funktioniert und was nicht, aber für den Anfang gilt: Nimm dein Lieblingsbike! Falls das wirklich suboptimal ist, gibt es einiges, was du auch ohne Geld tun kannst, um es schneller zu machen: Investiere etwas Zeit ins Fahrwerks-Setup und sorg dafür, dass die Reifendrücke optimal sind. Anleitungen dafür findest du auf unserer Website. Check dein Bike auf jeden Fall einmal durch, damit es auch wirklich „raceready“ dasteht, bevor du die Startnummer anbringst.

Bro-Tipp: Wenn du dir was Gutes tun willst, gönn dir neue Reifen. Das ist genauso toll wie dieses Neue-Turnschuhe-Gefühl und macht einen gigantischen Unterschied in Sachen Selbstbewusstsein und Grip. Wir lieben die Kombi aus den MAXXIS Minion DHR II und DHF, damit macht man nichts falsch.

Wie fit muss ich sein?

Wer heutzutage ein Elite-Rennen gewinnen will, braucht nicht nur ninjaartige Bike-Skills, sondern auch den Körperfettanteil eines Filetsteaks. Eine Million Mal „Deathgrip“ zu Hause auf dem Sofa schauen macht dich nicht fitter, also geh raus und verbring vor dem Event so viel Zeit wie möglich auf deinem Bike. Je fitter du bist, desto mehr Spaß wirst du haben – nicht nur beim Event, sondern den ganzen Sommer über. Aber verheiz dich nicht völlig beim Training, schließlich willst du noch etwas Energie für die Party danach haben (ach so, ja, für das Rennen natürlich auch).

Bro-Tipp: Du musst die Wochen vor dem Enduro-Rennen nicht auf dem Rollentrainer schwitzen, um fit zu werden. Super funktioniert auch, deine gewohnten Trails und Abfahrten zu fahren, ohne unten und oben kurz zu pausieren. Wer konstant in Bewegung ist, baut mehr Fitness auf.

Was soll ich mitnehmen und wo bring ich den ganzen Kram unter?

STOPP! Die goldene Regel für „Enduro like a Bro“ lautet: Nimm so viel mit wie nötig und so wenig wie möglich. Du willst nicht der Trottel sein, der einen 20-Kilo-Rucksack auf dem Rücken balanciert wie einen wild gewordenen Schimpansen und die Strecke deshalb nur eiernd zurücklegen kann. Andererseits willst du aber auch nicht dieser Typ sein, der jedem Vorbeifahrenden zuruft: „Hey, kann ich dein Minitool ausleihen?“ Denn den mag keiner. Bei einem kurzen Rennen brauchst du eigentlich nur Werkzeug zum Platten beheben, ein Multitool, ein paar Snacks und Wasser. Wenn es höher in die Berge geht oder das Wetter zweifelhaft ist, solltest du eine kleinere Tasche mit deinem Handy und einer Jacke dabeihaben. Natürlich sind eurer Kreativität im Umgang mit Panzertape keine Grenzen gesetzt, aber es gibt am Markt auch gute und sichere Wege, Schläuche, Tools und alles, was ihr braucht, am Bike zu befestigen.

Bro-Tipp: Wenn du richtig viele Bro-Punkte sammeln willst, befestige eine Notfall-Enduro-Banane am Oberrohr und beschriftet sie mit „Death or Glory“ oder „Bitte umdrehen, falls auf dem Rücken liegend“.

Das Rennen geht nicht nur bis zur ersten Kurve

Stell es dir vor: Du stehst an der Startlinie, du siehst einen Fahrer nach dem anderen lospreschen, du spürst deine Nervosität. Dann bist du an der Reihe: 3, 2, 1, go. Du pedalierst los, wie ein Verrückter, schneller als je zuvor, wie ein Rennpferd, das nur auf diesen Moment gewartet hat, du wirst zum reinsten Pedalmonster – und dann rast du viel zu schnell in die erste Kurve und verlässt vor aller Augen die Rennstrecke auf höchst unelegante Weise. Ist uns allen schon passiert. Beim Racing sieht man schnell mal rot, aber geh es langsam an: Es ist kein Rennen bis zur ersten Kurve.

Bro-Tipp: Dein erstes Rennen? Geh es entspannt an, genieße es. Fahr geschmeidig und kontrolliert, verschieß nicht dein ganzes Pulver auf der ersten Stage, sonst musst du den Rest mit Hamsterlungen fahren. Sei ein Bro, hab Spaß und fahr entspannt.

Mach dich locker und lass die Finger von den Racing-Schlafanzügen

Fakt: Hunderte von Logos auf deinem Jersey machen dich nicht schneller. Wir alle haben schon mit eigenen Augen das Grauen erblickt, das Team-Sky-Kombis bei Männern mittleren Alters auf Rennrädern anrichten können. Bei Enduro-Rennen fängt das so langsam auch an. Du musst nicht aussehen wie ein Profi, um Rennen zu fahren. Es reicht, wenn du deinen Namen weißt, er muss nicht auf deinem Shirt stehen.

Bro-Tipp: Halt dich an neutrale Farben und vielleicht sogar Merino, das hält kühl und gibt extra Style-Punkte. Überlass die neonfarbenen Racing-Kombis denen, die schnell genug sind, um für ihre Bikes nichts bezahlen zu müssen.

Du musst nicht aussehen wie ein Profi, um Enduro-Rennen zu fahren.

Goggles und Trail-Helme sind cool!

Bei Helmen geht’s immer um persönliche Vorlieben. Trag den Helm, mit dem du dich wohlfühlst. Die meisten Spitzenfahrer bei EWS-Rennen fahren Fullface-Helme, um auf Nummer sicher zu gehen, und oft sind diese auch vorgeschrieben, aber auf Beginner-Events tragen die meisten Fahrer normale Trail-Helme. Finde raus, was der Veranstalter empfiehlt. Wenn du dich für einen Trail-Helm entscheidest, legen wir dir Goggles sehr ans Herz. Schau, dass dein Helm damit kompatibel ist. Das Letzte, was du bei deinem Kampf um die Sekunden erleben willst, ist, anhalten und Dreck aus dem Auge pulen zu müssen. Und: Du wirst dich sehr Bro-mäßig fühlen, wenn du deine Goggle auf den Anstiegen um den Arm gewickelt trägst.

Bro-Tipp: Nimm entweder einen gut belüfteten Enduro-Fullface- oder einen Trail-Helm, der mit Goggles kompatibel ist. Achte darauf, dass du den Helm sowohl mit Sonnenbrille als auch mit Googles tragen kannst, damit du am Tag der Tage möglichst lässig aussiehst – denn wir alle wissen: Gut aussehen ist die halbe Miete.

Du bist kein Dummy ‒ schütz dich vor Stürzen

Es heißt ja, man könne mit Narben Eindruck schinden und einer echten Kriegerseele könnten ein paar Kratzer nichts anhaben. Aber du willst keine Kniescheibe auf der Rennstrecke zurücklassen und es macht auch keine Freude, mit von Schotter aufgeschürften Beinen in die Dusche zu steigen. Stürze machen hoffentlich nur einen minimalen Teil deiner Race-Erfahrung aus, aber alle legen sich mal hin. Kauf dir also die besten Protektoren, die du dir leisten kannst! Handschuhe und Knieschoner sind ein Muss und falls deine Kniepads schon alt sind, schau dir mal die aktuellen Modelle in unserem Vergleichstest an, sie sind komfortabler als je zuvor.

Bro-Tipp: Wenn du dich wirklich schützen willst, gibt es mittlerweile tolle, sehr leichte Knie-, Ellenbogen- und Rückenprotektoren, die Komfort und Schutz bieten.

Sei für jemanden der Held des Tages

Wir kennen alle die Storys von Legenden des Sports wie Cecile Ravanel und Martin Maes, die anderen Fahrern in Not helfen. Wenn du jemanden siehst, der in Schwierigkeiten ist, hilf ihm oder ihr da raus, das zählt mehr für dein Bro-Karma, als weiterzurauschen zur nächsten Stage. Enduro ist wie eine große Familie und eines Tages bist du die Person, die Hilfe braucht. Wenn du die Möglichkeit hast, jemandem den Tag zu retten, nutze sie!

Bro-Tipp: Nichts fühlt sich besser an, als jemandem beim Reparieren eines heimtückischen Platten zu helfen oder ihn bzw. sie auf dem großen Anstieg zu ermutigen. Das macht dich für jemanden nicht nur zum Helden des Tages, du findest vielleicht auch einen Freund fürs Leben. Sei ein Bro, hilf Leuten!

Schau dich um, hör zu

Halte an den Trainingstagen Augen und Ohren offen. Du kannst jede Menge lernen, indem du Profis und schnelleren Fahrern zuschaust, wie sie sich an die Strecke rantasten, wie sie ihre Bikes einstellen, und indem du rauskriegst, was sie alles dabeihaben. In einem zehnminütigen Gespräch mit guten Fahrern lernst du mehr als durch wochenlange Recherche in irgendwelchen Foren. Nutz die Trainingstage, so gut du kannst, übe schwierige Passagen immer wieder. Zugegeben, es kann einschüchternd sein, wenn alle um ein technisches Feature rumstehen, aber alle sind auf deiner Seite!

Bro-Tipp: Profi-Racer lieben Bikes genauso wie du und reden immer gerne darüber, wie sie sich und ihr Bike auf das Enduro-Rennen vorbereiten. Also nutz die Gelegenheit und stell Fragen!

Race auf Flats!

Sam Hill ist zurück an der Spitze und straft das alte Mantra lügen, dass man nur mit Klicks schnell fährt. Schon klar, fahr einfach die Pedale, mit denen du dich am wohlsten fühlst. Aber für den maximalen Bro-Faktor solltet du den Disco-Slippern und Klickies Adieu sagen und dir ein paar Flats besorgen. So kannst du notfalls auf den Sicherheitsfuß in den Kurven zurückgreifen – aber vor allem verbessern Flats dein Fahrkönnen, denn du lernst, kontrollierter zu fahren. Und: Du bist sofort als richtiger Bro erkennbar.

Bro-Tipp: Wenn es dir schwerfällt, auf Flats zu fahren, leiste dir ein Coaching. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass du ziehst, wo du drücken solltet. Eine gute Coaching-Session und die Welt wird anders aussehen!

Sei kein Idiot beim Überholen!

Vermutlich bist du langsamer als manche, aber erstaunlicherweise auch mal schneller als andere Fahrer, du wirst also auf den Stages überholt werden und überholen. Es gibt zwei Arten, das zu tun: einfach drauflos preschen und Leute fast überrollen wie ein Idiot, oder cool sein wie ein Bro ‒ sei kein Idiot! Gemäß der Etikette sollte der deutliche Ruf „Rider“ dem Vorausfahrenden signalisieren, dass man sich nähert und dass er sich nach einer guten Stelle umschauen soll, um dich vorbeizulassen. Wenn du jemanden hinter dir rufen hörst, gilt natürlich das Gleiche.

Bro-Tipp: Wenn du jemanden einholst, warn die Person frühzeitig, lass sie erst ausweichen und vergiss nicht, danke zu sagen! Wenn jemand Schnelleres hinter dir ruft, mach Platz, sobald du kannst ‒ du willst ja kein rollendes Hindernis sein.

Hol dir die besten Fotos vom Rennen

Das ist dein erstes Enduro-Rennen, also machen wir uns nichts vor: Gewinnen wirst du es eher nicht. Sei stattdessen ein Bro und besorg dir die besten Fotos. Bei den meisten Rennen sind Fotografen da. Halt auf den Stages die Augen offen und wenn du sie in den Büschen lauern siehst, zeig ihnen deinen schönsten Manual oder alternativ dein schönstes „Raceface“. Dann bist du der König, wenn in der Kaffeepause am Montagmorgen der Social-Media-Zirkus losgeht!

Bro-Tipp: Begeistere die Menge! Kids freuen sich immer über schöne Whips oder zumindest ein High Five, wenn es mit deiner Trickkiste noch nicht so weit her ist. Vielleicht verlierst du ein paar Sekunden, aber hey, dafür hast du einem Kind einen unvergesslichen Moment geschenkt.

Vergiss das Bier danach nicht!

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein Bier nach einem Rennen durchschnittlich 36 Mal besser schmeckt als unter allen anderen Umständen! Okay, das stimmt vielleicht nicht, aber bei Enduro-Rennen geht es um den Spaß und ums Miteinander, also ärger dich nicht, wenn die Zahl auf dem Timing-Ausdruck am Ende nicht deinen Hoffnungen entspricht ‒ es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Also wirklich kein Grund, mies gelaunt ins Auto zu springen und mit quietschenden Reifen und Rage against the Machine auf voller Lautstärke davonzurauschen.

Bro-Tipp: Maximale Bro-Punkte bekommst du, wenn du dir mit Freunden beim Bier die Preisverleihung anschaust. Vergiss nicht das obligatorische High Five mit den Siegern, die das Rennen wahrscheinlich in der Hälfte deiner Zeit gefahren sind. Nichts rundet einen großartigen Renntag so gut ab wie die Stimmung am Abend.

So viel von unserer Seite. Wir hoffen, dass du eine großartige Zeit bei deinem ersten Enduro hast – hab Spaß, triff neue Leute, sei ein Bro!

Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #038

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Text: Fotos: Trevor Worsey, Christoph Bayer, Boris Beyer